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Special | Südkorea | Klimaschutzatlas

Klimaschutz-Atlas

Investitionen: Fokus auf Strom, Technologie und Elektromobilität

Südkoreas Regierung legte im März 2023 neue Pläne zur Erreichung der Klimaziele vor. Sie investiert unter anderem in die Stromversorgung, Elektromobilität und Wasserstoff.

Von Frank Robaschik | Seoul

Im Energiesektor steht für die Regierung von Präsident Yoon die stärkere Nutzung von Kernenergie im Vordergrund. Beim Anteil erneuerbarer Energien an der Energieversorgung hinkt Südkorea international hinterher. Dennoch nimmt es in dem Bereich beachtliche Summen in die Hand. Jedes Jahr fließen Investitionen in Höhe von mehreren Milliarden US-Dollar (US$) in Anlagen zur Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien. Dennoch kommt es insbesondere bei der Umsetzung von Projekten in der Windenergie immer wieder zu Verzögerungen. Die Regierung Yoon bekennt sich auch dazu, die Nutzung von erneuerbaren Energiequellen auszubauen. Allerdings soll der Ausbau langsamer erfolgen, als es die letzten Pläne der Vorgängerregierung vorsahen.

Im Jahr 2023 beträgt der Haushalt von Südkoreas Zentralregierung zur Reduzierung von Treibhausgasen 9,2 Milliarden US$. Schwerpunkte sind die Umstellung der Mobilität mit Fokus auf umweltfreundlichere Autos und Schiffe, Änderungen im Energiesektor sowie Forschung und Entwicklung an Technologien für Klimaneutralität.

Das Budget des südkoreanischen Umweltministeriums für Klimaschutz und Luftreinhaltung erreicht 2023 etwa 3,2 Milliarden US$. Größter Kostenpunkt ist der Ausbau der Elektromobilität. Weitere Schwerpunkte sind die Verbreitung von Wasserstoffautos sowie Maßnahmen zur Luftreinhaltung und Reduzierung von Feinstaub.

In der Wasserstoffwirtschaft steht Südkorea im internationalen Vergleich gut da. Das betrifft die Anzahl von Wasserstoffautos auf den Straßen, die Anzahl von Wasserstofftankstellen und die installierte Kapazität von Brennstoffzellenkraftwerken. Kurzfristig handelt es sich vor allem um Vorhaben für grauen und blauen Wasserstoff. Pläne für grünen Wasserstoff sind eher langfristig angesetzt. Die Regierung Yoon will Wasserstoff auch unter Nutzung von Kernenergie produzieren. Insgesamt soll der Anteil des aus sauberem Wasserstoff erzeugten Stroms von 0 Prozent im Jahr 2022 auf 2,1 Prozent 2023 steigen.

Klimaschutzfonds vergibt Kredite

Im Januar 2022 nahm der sogenannte Climate Response Fund den Betrieb auf. Dieser verfügt über etwa 2 Milliarden US$ und finanziert Projekte zur Erreichung der Klimaneutralität. Die Einnahmen stammen aus dem kostenpflichtigen Teil der Zuteilung der Emissionsrechte an Unternehmen sowie aus Mitteln des Staatshaushalts. Im Jahr 2023 vergab der Fonds Finanzierungen über etwa 630 Millionen US$. Auch andere Institutionen stellen Finanzierungen bereit.

Neuer Grundplan für Klimaneutralität und grünes Wachstum

Im März 2023 veröffentlichte Südkorea einen nationalen Grundplan zur Verwirklichung der Klimaneutralität und grünen Wachstums bis 2050. Dieser bestätigt das Grundziel der Erreichung der Klimaneutralität bis 2050, gleichzeitig senkt er die Pflichtvorgaben für Erneuerbare für die Industrie. Dafür steigen die Vorgaben für den Energiesektor, für Auslandsprojekte und bei der Speicherung von Kohlenstoffdioxid. In der Industrie will die Regierung die Entwicklung und Kommerzialisierung von klimafreundlichen Technologien fördern. Außerdem will sie Anreize zur freiwilligen Reduzierung von Emissionen stärken.

Im Bausektor gehen Impulse bisher vor allem von der Regulierung aus, die für Neubauten zunehmend auf höhere Energieeffizienz und Vorgaben zur Eigenversorgung mit erneuerbaren Energien setzt. Zudem will das Land 2023 bis 2030 insgesamt 1,5 Millionen alte private Gebäude grün umbauen. Ab 2025 könnte demnach die grüne Modernisierung von Gebäuden verpflichtend werden.

In der Landwirtschaft setzt Südkorea etwa auf die Nutzung von Landmaschinen und Anlagen, die weniger Kohlenstoffdioxid emittieren. Des Weiteren werden methanarme Futtermittel und Fischerboote mit hybridem Flüssiggasantrieb entwickelt.

Bei Abfällen strebt das Land mehr Kreislaufwirtschaft an und plant insbesondere die Erweiterung des Recyclings von alten Solarmodulen und alten Batterien aus Elektroautos. Die Recyclingquote in der Industrie soll von 56,7 Prozent im Jahr 2021 auf 64 Prozent im Jahr 2030 sowie bei Haushaltsabfällen von 84,4 Prozent auf 92,5 Prozent steigen.

Bei der Speicherung von Kohlenstoffdioxid will Südkorea Technologien entwickeln und die entsprechende Infrastruktur aufbauen. Dazu gehören die entsprechende Gesetzgebung, Vorschriften für Sicherheit und Zertifizierung sowie die Sicherung von möglichen Lagerstätten. An der Ostküste des Landes soll es ein Demonstrationsprojekt geben. Internationale Kooperationsvorhaben strebt Südkorea mit Vietnam, der Mongolei und weiteren Ländern an.

Angedachte Umsetzung des nationalen Treibhausreduktionsziels Südkoreas bis 2030 (in Millionen Tonnen CO2-Äquivalente; Veränderung gegenüber 2018 in Prozent)

Sektor

Emissionen 2018

NDC für 2030 (Oktober 2021)

Veränderung

NDC für 2030 (März 2022)

Veränderung

Nettoemisssionen, davon

686,3

436,6

-36,4 *

436,6

-36,4 *

Energie

269,6

149,9

-44,4

145,9

-45,9

Industrie

260,5

222,6

-14,5

230,7

-11,4

Verkehr

98,1

61,0

-37,8

61,0

-37,8

Gebäude

52,1

35,0

-32,8

35,0

-32,8

Landwirtschaft

24,7

18,0

-27,1

18,0

-27,1

Abfallwirtschaft etc.

22,7

13,0

-42,7

13,0

-42,7

Wasserstoff

k.A.

7,6

k.A.

8,4

k.A.

Landnutzung, Forstwirtschaft

-41,3

-26,7

k.A.

-26,7

k.A.

CCUS-Technologien

k.A.

-10,3

k.A.

-11,2

k.A.

Klimabeiträge im Ausland

k.A.

-33,5

k.A.

-37,5

k.A.

* Südkoreas national festgelegter Beitrag im Rahmen des Pariser Klimaschutzabkommens (NDC) beträgt 40 Prozent, dabei vergleicht Südkorea jedoch Nettozielwerte mit Bruttoistwerten; abgestellt auf Nettowerte beläuft sich die Verringerung auf 36,4 Prozent.Quelle: Kommission für Klimaneutralität 2021; Ministry of Trade, Industry and Energy 2023

Langfristig hohe Investitionen geplant

Gemäß den Plänen dürften sich staatliche Investitionen in den Jahren 2023 bis 2030 auf insgesamt rund 70 Milliarden US$ belaufen. Die größten Schwerpunkte bilden die Entwicklung von industriellen Technologien zur Erreichung der Klimaneutralität, die Bereiche Energieeffizienz und grüner Umbau von Gebäuden, Subventionen für Elektro- und Wasserstofffahrzeuge sowie Investitionen in die Anpassung an die Folgen des Klimawandels.

Taxonomie zur Klassifizierung grüner Wirtschaftsaktivitäten

Ende 2022 veröffentlichte das südkoreanische Umweltministerium eine aktualisierte Taxonomie für Wirtschaftsaktivitäten, die einen Beitrag zum Umwelt- und Klimaschutz leisten. Durch die Festlegungen will das Land dazu beitragen, dass Finanzierungen über grüne Anleihen stärker in diese Bereiche fließen. Die südkoreanische Taxonomie enthält auch die Stromerzeugung aus Flüssiggas als Übergangstechnologie sowie die Stromerzeugung aus Kernenergie.

Regierung gewährt Steuervorteile für Investitionen

Für eine Reihe von Technologien sind Investitionen in Forschung und Entwicklung sowie Ausrüstungsinvestitionen zu einem bestimmten Prozentsatz steuerlich anrechenbar. Dazu gehören Segmente der Elektromobilität, Energiespeichersysteme und Kernenergie. Hinzu kommen bestimmte Systeme zur Stromerzeugung, für den Umweltschutz, Teile in der Lieferkette der Batterieindustrie, Wasserstofftechnologien, erneuerbare Energien sowie die Abscheidung und Speicherung von CO2.

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