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Branchen | Südkorea | Erneuerbare Energien

Neue Regierung bremst Pflichtvorgaben zu Erneuerbaren

Südkorea fördert Erneuerbare vor allem über Vorgaben für Kraftwerksbetreiber. Diese verschärft es nun langsamer als zuvor geplant. Daneben gibt es aber auch andere Markttreiber.

Von Frank Robaschik | Seoul

Das Hauptförderinstrument für den Ausbau erneuerbarer Energien in Südkorea ist der sogenannte Renewable Portfolio Standard (RPS). Dieser bestimmt, dass Stromerzeuger mit Kapazitäten ab 500 Megawatt einen Teil des Stroms aus erneuerbaren Energiequellen erzeugen müssen. Dafür erhalten sie Zertifikate (Renewable Energy Certificates; REC). Wenn sie den vorgeschriebenen Anteil nicht durch eigenen erneuerbaren Strom erreichen, können sie REC-Zertifikate von anderen Anbietern kaufen.

Vorgaben für Stromversorger bis 2029 gesenkt

Für 2023 gilt im Rahmen des RPS ein Anteil von 13 Prozent, der aus erneuerbaren Energiequellen stammen muss. Noch Anfang 2023 lag die Vorgabe bei 14,5 Prozent, wurde aber im April 2023 abgesenkt. In den kommenden Jahren steigen die zu erfüllenden Anteile langsamer als zuvor anvisiert. Erst ab 2030 sollen die Vorgaben mit 25 Prozent wieder auf den ursprünglich geplanten Verlauf zurückkehren.

REC-Zertifikate werden an der Strombörse Korea Power Exchange (KPX) gehandelt. Der Preis ergibt sich aus Angebot und Nachfrage. Für Projektentwickler sind auch feste Preise über 20 Jahre möglich. Für derartige Vorhaben ist Korea Energy Agency zuständig.

Betroffen von den Vorgaben des RPS sind vor allem die sechs großen Tochterfirmen des staatlichen Stromverteilungsmonopolisten KEPCO. Von den privaten unabhängigen Stromproduzenten setzen hingegen viele ohnehin schon auf erneuerbare Energien.

Im Jahr 2024 vom RPS betroffene Stromproduzenten in Südkorea (installierte Leistung in Gigawatt Ende 2021)

Art des Stromerzeugers

Firmen

KEPCO-Gruppe

Korea Hydro and Nuclear Power (28,6 GW), Korea Southern Power (11,5 GW), Korea Western Power (11,4 GW), Korea East-West Power (11,3 GW), Korea Midland Power (10,8 GW), Korea South-East Power (9,3 GW)

Weitere staatliche Stromerzeuger

Korea District Heating Corporation (2,4 GW, an dieser ist KEPCO mit 19,55 Prozent beteiligt) und Korea Water Resources Corporation (1,4 GW)

Private mit installierter Leistung über 1 GW

POSCO Energy (3,2 GW), GS EPS (2,5 GW), Goseong Green Power (2,1 GW), Dongducheon Dream Power (1,7 GW), Paju Energy Service (1,7 GW), Pocheon Power (1,5 GW), GS Power (1,4 GW) und GS Donghae Electric Power (1,2 GW)

Weitere private Stromerzeuger

SK E&S, CGN Yulchon, Pocheon IPP, SPPC, S-Power, Narae Energy Service, Pyeongtaek Energy Service, Gangneung Eco Power und Daeryun Power

Quelle: MOTIE 2023

Anrechnungsfaktoren setzen Anreize auch für andere Technologien

Der RPS berücksichtigt die Nutzung Erneuerbarer nicht nur nach der erzeugten Strommenge. Je nach Energieart und Projektbeschaffenheit sorgen unterschiedliche Anrechnungsfaktoren dafür, dass nicht nur die billigste erneuerbare Energie zum Einsatz kommt. Dies soll auch Effekte auf Umwelt und Technologie- und Industrieentwicklung berücksichtigen sowie Treibhausgase reduzieren. So werden etwa der Einsatz von Offshore-Windkraft, Meeresenergie ohne Damm, Brennstoffzellen sowie von gebäudeintegrierten und auf Wasser schwimmenden Solaranlagen besonders gefördert. Die Regierung passt die Anrechnungsfaktoren regelmäßig an.

Anrechnungsfaktoren für Photovoltaikanlagen im Rahmen des RPS

Art der Photovoltaikanlage

Faktor

Mehr als 3.000 Kilowatt

0,8

Anlage mit 100 Kilowatt bis 3.000 Kilowatt

1,0

Weniger als 100 Kilowatt

1,2

Installation auf Feldern und in Wäldern

0,5

Gebäudeintegriert, mehr als 3.000 Kilowatt

1,0

Gebäudeintegriert, bis 3.000 Kilowatt

1,5

Auf Wasser schwimmend, mehr als 3.000 Kilowatt

1,2

Auf Wasser schwimmend, von 100 Kilowatt bis 3.000 Kilowatt

1,4

Auf Wasser schwimmend, weniger als 100 Kilowatt

1,6

Anlagen zur Eigennutzung des erzeugten Stroms

1,0

Quelle: MOTIE 2023

Anrechnungsfaktoren für neue und erneuerbare Energien außerhalb der Photovoltaik im Rahmen des RPS

Energieart

Faktor

Energie aus erneuerbaren Abfällen, Bioenergie (feste Ersatzbrennstoffe), Schwarzlauge

0,25

Deponiegas, Holzpellets, Holzchips

0,5

Gezeitenenergie mit Damm, andere Bioenergie wie Bioschweröl und Biogas

1,0

Wasserkraft, Nutzung ungenutzter Waldbiomassse (gemischt)

1,5

Geothermie, Gezeitenenergie ohne Damm (variabel)

1,0 bis 2,5

Gezeitenenergie ohne Damm (fest)

1,75

Brennstoffzellen

1,9

Meeresströmungsenergie, Nutzung reiner ungenutzter Waldbiomasse in Bioenergiekraftwerken, Geothermie (fest)

2,0

Onshore-Windkraft

1,2

Küstennahe Offshore-Windkraft

2,0

Offshore-Windenergie *

2,5

* Informationen zu weiteren Zuschlägen für weiter vom Ufer entfernte Windkraftwerke und Anlagen in Gebieten mit größeren Wassertiefen enthält GTAI-Beitrag "Südkorea stärkt Anreize zum Ausbau der Windenergie" vom Oktober 2021Quelle: MOTIE 2023

Die großen Stromerzeuger, die durch das RPS zur Nutzung erneuerbarer Energien verpflichtet werden, befinden sich zum großen Teil in staatlicher Hand. Damit dominieren sie die Käuferseite des Markts für REC-Zertifikate. Kombiniert mit dem politischen Wunsch, die südkoreanische Wertschöpfungskette bei Erneuerbaren zu stärken, dürften Staatsunternehmen wie die KEPCO-Tochtergesellschaften tendenziell angehalten werden, möglichst Projekte mit südkoreanischen Turbinen oder Solarzellen voranzutreiben oder solche über den REC-Handel zu fördern. Allerdings hat die Bedeutung unabhängiger Stromproduzenten zugenommen. Der Anteil der sechs großen KEPCO-Tochtergesellschaften an der installierten Leistung ist rückläufig. Er fiel von mehr als 85 Prozent im Jahr 2010 auf knapp 60 Prozent im Jahr 2022. Bei neuen und erneuerbaren Energien betrug der Anteil der sechs Tochtergesellschaften der KEPCO lediglich 7,5 Prozent.

Das RPS-System dürfte einer der Hebel sein, wie Südkorea bisher hohe Anteile lokaler Produkte bei den Installationen im Inland erreicht hat. So lag nach Angaben des Ministry of Trade, Industry and Energy (MOTIE) der Anteil südkoreanischer Solarmodule am Inlandsmarkt im Jahr 2022 bei 68,9 Prozent. Gleichzeitig kamen Ende 2021 laut der Export-Import Bank of Korea 54,4 Prozent aller in Südkorea installierten Windturbinen aus heimischer Produktion. Bei Offshore-Windturbinen sind ausländische Turbinenhersteller wie beispielsweise GE, Siemens Gamesa und Vestas jedoch technisch deutlich weiter als die stärksten südkoreanischen Anbieter Doosan Enerbility und Unison.

Photovoltaik profitiert von Stromtarif und Vorgaben für Gebäude

Wegen der progressiven Struktur des Stromtarifs für private Haushalte können insbesondere für Haushalte mit hohem Stromverbrauch Solaranlagen interessant sein. Private Haushalte dürfen Strom, den sie aus erneuerbaren Energien erzeugen, selbst nutzen. Strenger werdende Vorschriften zum Energieverbrauch von Gebäuden nutzen vor allem der gebäudeintegrierten Photovoltaik. Die Stadt Seoul hat dagegen 2022 ihren Einspeisetarif für kleine Solaranlagen abgeschafft.

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