Digitalisierung und KI verbessern Taiwans Gesundheitsversorgung

Markttrends

Taiwans Markt für Medizintechnik wird weiterhin wachsen, da eine umfassende und leistungsfähige Gesundheitsversorgung ein Regierungsziel ist. Der steigende Anteil älterer Bewohner wie auch eine hohe Technologieaffinität unterstützen den Einsatz von innovativer Medizintechnik. Laut dem Marktforschungsunternehmen BMI soll der Medizintechnikmarkt der Insel zwischen 2025 und 2028 von rund 3,6 Milliarden US-Dollar (US$) auf circa 5,1 Milliarden US$ zulegen.

Gut organisierter Gesundheitssektor

Weit fortgeschritten ist die Digitalisierung von Gesundheitsdienstleistungen. Mittels Smartcards sind die Daten aller im nationalen Krankenversicherungssystem versicherten Einwohner zentral erfasst, was Gesundheitseinrichtungen den Zugriff auf Patientenakten ermöglicht. Die Bevölkerung in Taiwan kann auf ein gut organisiertes, qualitativ hochwertiges und kostengünstiges Gesundheitssystem zugreifen, auch wenn nicht alle Behandlungen und medizintechnischen Geräte von der nationalen Krankenversicherung abgedeckt sind. 

Laut einer Studie von 2024 erstattete die National Health Insurance Administration (NHIA) im Untersuchungszeitraum 2012 bis 2021 etwa 56,7 Prozent der Behandlungen, während die Mindesterstattungsrate 45 Prozent beträgt. Dabei unterliegt die Erstattung einem komplexen Verfahren der Preisfestsetzung. Der NHIA-Preis wird erstattet, darüber hinausgehende, teurere Behandlungen mit hochwertigeren Produkten müssen Patienten aus der eigenen Tasche bezahlen. 

Geräte für die Onkologie sind besonders gefragt, vor allem für die Vorsorge

Das Gesundheitsministerium wird 2025 die freie Krebsvorsorge auf weitere Altersgruppen ausweiten. Laut der Health Promotion Administration des Ministeriums liegt die Zahl der Krebsvorsorgeuntersuchungen gegenwärtig bei etwa 5 Millionen Personen im Jahr und soll schrittweise auf 12 Millionen Personen pro Jahr steigen. Da Krebs und Herz-Kreislauferkrankungen zu den häufigsten Todesursachen zählen, sind Ausrüstung und Geräte zu deren Diagnose und Therapie gefragt. Auch die Vorbeugung und Behandlung anderer Krankheiten wird mit technischen Hilfsmitteln einfacher.

Zwar stellen taiwanische Firmen viele medizintechnische Geräte und Ausrüstung her. Dabei handelt es sich jedoch zumeist um ein mittleres Technologieniveau. Ein nicht unerheblicher Teil der Branchenproduktion wird im Auftrag ausländischer Entwickler hergestellt. Dies schlägt sich in den Exportzahlen der Branche nieder. Mit rund 1,3 Milliarden US$ lag Taiwans Ausfuhrwert 2024 jedoch deutlich unter dem Importwert von 2,9 Milliarden US$. Den Eigenbedarf kann Taiwan mit lokal erzeugten Branchenprodukten jedenfalls nicht decken.

Vielfältiger KI-Einsatz angestrebt

Mittels künstlicher Intelligenz (KI) soll die lokale Medizintechnik auf ein höheres Niveau steigen. Die Anwendung von KI bringt schon heute viele Fortschritte in Diagnostik, Präzisionsmedizin und Telemedizin hervor. Taiwans Unternehmen können dabei auf gesammeltes Know-how aus der Herstellung von Chips, Informations- und Kommunikationstechnik sowie aus dem Maschinenbau zurückgreifen. Unterstützt durch das nationale Krankenversicherungssystem sind standardisierte Datensätze vorhanden, um das Modellieren von KI-gestützten Lösungen zu vereinfachen.

Die Einbindung von KI-unterstützter Software wird schnelle Fortschritte machen. Einige der größeren taiwanischen Unternehmen investieren in den KI-Einsatz in ihrem Medizintechnik-Portfolio, wie etwa Advantech, Quanta Computer und andere Elektronikkonzerne. Auch noch junge und weniger bekannte Namen sind in der Entwicklung von Medizintechnikprodukten aktiv. Beispielsweise hat bereits 2023 das taiwanische Unternehmen Wincomm 3D-Operationsmodelle auf Basis von KI-Graphikchips vorgestellt, um Realtime-Operationen am Gehirn zu unterstützen. Point Robotics MedTech arbeitet in die Richtung operativer Präzision. Bei der KI-Anwendung spielt das National Taiwan University Hospital eine Rolle, das seit Ende 2024 seine Supercomputer-Kapazität erweitert hat und in vielen Bereichen den KI-Einsatz vorantreibt.

Branchenstruktur und Rahmenbedingungen

In Taiwan selbst konzentriert sich die Erzeugung von Medizintechnik auf medizinische Instrumente und Zubehör sowie Sehhilfen, wie die Produktionsstatistik des Ministry of Economic Affairs zeigt. Insgesamt 1.220 Firmen listet das Wirtschaftsministerium als Branchenproduzenten auf. Darunter gibt es auch einige taiwanische Hersteller mit Ausrüstung auf fortgeschrittenem Niveau, wie in der Patientenüberwachung, bei diagnostischer Bildgebung und Operationsausrüstung. 

Entwicklung und Produktion meist in Industrieparks konzentriert

Die Produktion moderner medizinischer Ausrüstung und Geräte ist im National Biotechnology Research Park in Nangang, im Hsinchu Biomedical Science Park und dem Central Taiwan Science Park zu finden. Letzterer liegt im Gebiet um Taichung, wo Präzisionsmaschinenhersteller unterstützen, medizinische Geräte, Instrumente und smarte Apparate zu erzeugen.

Regierung konkretisiert regulatorischen Rahmen für Medizintechnikausbau

Um die Medizintechnik, digitale Gesundheitsdienste und Innovation anzuregen, hat Taiwan Programme wie das Biomedical Industry Innovation Programme und das Precision Health Strategy Development Programme aufgelegt. Anfang 2020 trat der Medical Device Act in Kraft, der die Bestimmungen für dieses Segment umfangreich definiert. Zuvor war Medizintechnik mit Pharmazeutika in einem Gesetz zusammengefasst.

Seit Mai 2021 ist der Medical Device Management Act in Kraft, der einen Fast-Track für innovative Medizintechnik vorsieht. Informationen über den Registrierungsprozess für importierte Medizintechnik sind auf der Webseite der Taiwan Food and Drug Administration (TFDA) zu finden, der für die Lizenzierung und Produktprüfung zuständigen Behörde. Ausländische Zertifizierungen, wie die von der US FDA oder der EU, werden anerkannt. Mit der EU existiert ein Kooperationsprogramm für eine vereinfachte Regulierung.

Wenn es um Großgeräte, wie CT- und MRT-Scanner, Implantate oder innovative Geräte und Technologien geht, dann führt Taiwan diese überwiegend aus dem Ausland ein. Beispielsweise hat bei Elektrodiagnostik deutsche Technologie einen hohen Lieferanteil. Insgesamt war Deutschland 2024 bei Medizintechnik viertwichtigstes Lieferland für Taiwan, ist jedoch gegenüber 2023 einen Platz hinter China gerutscht.