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Branche kompakt | Thailand | Energiewirtschaft

Marktorganisation und Rahmenbedingungen

Große Kraftwerke müssen ihren Strom an einen staatlichen Versorger und Netzbetreiber verkaufen. Rufe nach einem freien Strommarkt werden lauter. 

Von Thomas Hundt | Bangkok

Nachfragemonopol lähmt den Markt

Die privaten Unternehmen, die Strom mit großen Kraftwerken von mehr als 90 Megawatt Leistung erzeugen, dürfen ihren Strom nur an die EGAT verkaufen und nur in bestimmten Fällen an andere Großkunden. Dies schreibt das sogenannte "Enhanced Single Buyer Model" vor. Die EGAT verfügt als Monopolist auch über das gesamte Übertragungsnetz.

Die EGAT gibt den Strom an zwei Verteilnetzbetreiber weiter. Die Metropolitan Electricity Authority (MEA) hält das Verkaufsmonopol im Großraum Bangkok und die Provincial Electricity Authority (PEA) bedient die Endkunden im Rest des Landes.

Betreiber von kleinen Kraftwerken mit einer Leistung bis 10 Megawatt, die erneuerbare Energien nutzen, schließen Abnahmeverträge mit der MEA oder PEA ab. Zahlreiche Genehmigungen und lange Verhandlungen erschweren auch hier für ausländische Investoren den Markteinstieg. 

Reformen sind in Arbeit

Der Strom aus erneuerbaren Energien wird meistens auf flexibler Basis verkauft, das heißt ohne eine vertraglich festgelegte Kapazität, die geliefert werden muss. EGAT, PEA oder MEA verpflichten sich wiederum nicht, eine Mindestmenge abzunehmen. 

Die ERC möchte die Versorgung mit Ökostrom aber verstetigen und vereinbart bei Projekten mit Batteriespeichern feste Stromliefermengen. Die ERC arbeitet derzeit auch an einem Utility Green Tariff (UGT). Ziel ist es, dass Gewerbe- und Industriekunden künftig von Netzbetreibern Strom aus erneuerbaren Energien kaufen können.

Experten und Wirtschaftsvertreter fordern seit Längerem eine Öffnung des Strommarktes und kritisieren das Nachfragemonopol der EGAT, damit sich neue Geschäftsmodelle etablieren können und Investitionen sich schneller rentieren. Die ERC ermöglicht bisher nur in Ausnahmefällen einen direkten Stromhandel zwischen Erzeugern und Verbrauchern, zum Beispiel in Industrieparks. 

Auch der Peer-to-Peer (P2P)-Handel von erneuerbarem Strom ist nur in Pilotvorhaben möglich. Der Handel zwischen Betreibern von Solar-Aufdachanlagen wird daher nur im Rahmen von Sandbox-Projekten getestet. Prosumer, die Photovoltaik-Strom gleichzeitig produzieren und selber konsumieren, können dann Stromüberschüsse untereinander austauschen und verrechnen. Für diese Sandbox-Vorhaben und die Integration von Ökostrom werden intelligente Stromnetze (smart grid) benötigt.

Ein Gremium legt die Energiepreise fest

Der National Energy Policy Council ist ein Gremium, dem 13 Minister angehören. Es formuliert die Bedingungen, welche die Behörde Energy Regulatory Commission (ERC) für die Berechnung von Energiepreisen einhalten muss. Die ERC berechnet gemäß politischen Vorgaben einen Brennstoffaufschlag (sogenannten Fuel Tarif). Er legt den Anteil von Brennstoffkosten - hauptsächlich von Gas - am Strompreis fest. Ist der berechnete Brennstoffaufschlag zu hoch, wird er über Subventionen nach unten gedrückt. Der neue Fuel Tarif gilt dann für jeweils vier Monate. 

Endverbraucher bezahlen auf Basis dieses Tarifes an die MEA und PEA Einheitspreise pro verbrauchte Kilowattstunde. Die Strompreise hängen vom Typ des Verbrauchers (Privathaushalt, Gewerbe oder Industrie) und vom Gesamtverbrauch ab. Das heißt, je höher der Verbrauch, desto höher der Preis. Haushalte und Gewerbe zahlen von Januar bis August 2024 ab einem Verbrauch von 400 Kilowattstunden umgerechnet rund 0,12 US$ pro Kilowattstunde plus Mehrwertsteuer.

Finanzierungen bei großen Vorhaben möglich

Die Finanzierung von Energieprojekten stellt kaum Probleme, wenn das Vorhaben technisch machbar und wirtschaftlich tragfähig ist. Viele Unternehmen haben sich auf den Bau und Betrieb von Aufdachanlagen spezialisiert und schließen mit den Kunden mehrjährige Betreiber- und Stromabnahmeverträge ab.  

Banken verfügen über eigene Abteilungen und Kreditprogramme, die sich um größere Investitionen in die Energiewirtschaft kümmern. Der thailändische Betreiber von EE-Projekten Sermsang Palang Ngan erhielt im März 2024 sogar eine Vorfinanzierung in Höhe von 64 Millionen US$ von der International Finance Corporation, die zur Weltbank gehört. Mit dem Geld sollen neue EE-Projekte in Thailand, Indonesien und Vietnam entwickelt werden. Kleineren Unternehmen fällt es hingegen schwer, die notwendigen Geschäftspläne und Sicherheiten für Fremdfinanzierungen vorzulegen und sie müssen mit eigenen Geldern ihre Vorhaben finanzieren.

Markt erfordert gute Kontakte und Informationen 

Ausländische Zulieferer sollten für den Markteinstieg gute Kontakte knüpfen, sich eventuell einem Konsortium anschließen und Erfahrungen von etablierten Lieferanten einholen. Dies gilt insbesondere, wenn sie öffentliche Betriebe als Kunden gewinnen möchten.

Einen ersten Überblick gewähren die Webseiten der Energiekonzerne. Die EGAT schreibt Beschaffungen und internationale Tender auf ihrer Procurement Webseite aus. Und die privaten Aktiengesellschaften berichten in ihren Quartalsberichten über ihre laufenden Vorhaben. 

Die privaten Stromproduzenten (Independent Power Producers, IPPs) verfügen auch über professionelle Einkaufsabteilungen. Die Lieferanten werden nach Qualität, Preis, Lieferfähigkeit und anderen Kriterien ausgewählt. Sie müssen unter anderem einen Verhaltenskodex für Nachhaltigkeit erfüllen. 

Tipps für den Markteinstieg
  • Vor dem Einstieg sich mit der AHK Thailand beraten 
  • Lokale Verbindungen aufbauen, ggfs. eine eigene Niederlassung
  • Referenzen mitbringen
  • Sich früh über Projekte und Ausschreibungen informieren
  • Mit Verzögerungen rechnen

 

Die GTAI stellt ausführliche Informationen zum Wirtschafts- und Steuerrecht sowie zu Einfuhrregelungen, Zöllen und nichttarifären Handelshemmnissen zur Verfügung.

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