Sie sind ein ausländisches Unternehmen, das in Deutschland investieren möchte?

Branche kompakt | Mexiko | Energiewirtschaft

Richtungswechsel für erneuerbare Energien in Mexiko?

Mit dem Amtsantritt der neuen Präsidentin Claudia Sheinbaum erhoffen sich private Akteure im Bereich der erneuerbaren Energien wieder ein besseres Marktumfeld.

Von Edwin Schuh | Mexiko-Stadt

Ausblick der Energiewirtschaft in Mexiko

Bewertung:

  • Das Regierungsprogramm der neuen Staatspräsidentin Sheinbaum deutet auf einen zaghaften Richtungswechsel in der Energie- und Klimapolitik hin.
  • Vor allem private Entwickler von Solar- und Windparks rechnen nach Jahren des Stillstands mit dem Ausbau der erneuerbaren Energien. 
  • Deutsche Technologielieferanten wie Siemens Energy, Liebherr oder Nordex produzieren bereits erfolgreich in Mexiko und verzeichnen steigende Absatzzahlen, auch für den Export.

Anmerkung: Einschätzung des Autors für die kommenden zwölf Monate auf Grundlage von prognostiziertem Umsatz- und Produktionswachstum, Investitionen, Beschäftigungsstand, Auftragseingängen, Konjunkturindizes etc.; Einschätzungen sind subjektiv und ohne Gewähr; Stand: Oktober 2024

  • Politische Ziele

    Mexikos neue Präsidentin Claudia Sheinbaum könnte erneuerbare Energien wieder stärker in den Fokus rücken, nachdem deren Ausbau in den vergangenen Jahren stagnierte.

    Mit dem Beginn der Amtszeit von Mexikos neuer Präsidentin Claudia Sheinbaum im Oktober 2024 erhoffen sich Beobachter zumindest einen zaghaften Richtungswechsel in der Energiepolitik des Landes. So steht in ihrem Regierungsprogramm 100 Schritte zur Transformation: "Erneuerbare Energien und Energieeffizienz werden ein Merkmal unserer Regierung sein. Wir werden Fotovoltaik-, Wind-, Wasser- und Geothermieanlagen bauen."

    Marktanteil des staatlichen Stromversorgers soll bei 54 Prozent bleiben

    Konkrete Ziele zum Ausbau der Erneuerbaren nannte Sheinbaum jedoch nicht. Auch unter ihrem Vorgänger Andrés Manuel López Obrador hatte es keine Ziele gegeben. Vielmehr strebte er danach, den Marktanteil des staatlichen Stromversorgers CFE (Comisión Federal de Electricidad) im Strommarkt wieder zu erhöhen, der infolge der Marktöffnung für Privatunternehmen auf 35 Prozent im Jahr 2021 gesunken war.

    Durch Investitionen von CFE und dem Kauf von 13 Kraftwerken des spanischen Unternehmens Iberdrola stieg der Marktanteil des Stromversorgers wieder auf das gewünschte Niveau. Allerdings stammt aktuell nur rund ein Fünftel der Elektrizität des Staatskonzerns aus erneuerbaren Energiequellen - auch da die Wasserkraftwerke aufgrund von Trockenheit schon seit 2022 weniger produzieren.

    Laut ihrem Regierungsprogramm will Sheinbaum den Marktanteil der CFE in ihrer Amtszeit, die bis 2030 dauert, konstant bei 54 Prozent halten. Dies gibt Privatunternehmen, die in Mexiko einen Großteil der installierten Kapazität von erneuerbaren Energien ausmachen, eine gewisse Stabilität. Neue Ausschreibungsrunden für Energiekapazitäten (Subastas de Largo Plazo), die nach der Liberalisierung des Strommarktes 2013 erfolgreich eingeführt wurden und den Markt für Privatunternehmen öffneten, will Sheinbaum jedoch nicht durchführen. Auch unter López Obrador fanden keine Runden statt.

    Von Edwin Schuh | Mexiko-Stadt

  • Markttrends

    Wärmekraftwerke sollen auch zukünftig eine wichtige Rolle in Mexiko spielen. Der stärkste Ausbau wird jedoch bei Wind- und Solarparks erwartet.

    Der Bedarf an Elektrizität dürfte in den kommenden Jahren aufgrund einer wachsenden Mittelschicht und der Nearshoring-Aktivitäten ausländischer Unternehmen in Mexiko weiter zunehmen. Auch eine stärkere Nutzung von Elektromobilität und künstlicher Intelligenz sollen den Stromkonsum ankurbeln. Der aktuelle 15-Jahresplan des Energieministeriums SENER (Programa de Desarrollo del Sistema Eléctrico Nacional 2024-2038) rechnet in einem Basisszenario mit einem durchschnittlichen jährlichen Wachstum des Stromkonsums von 2,4 Prozent.

    2,4 %

    soll der Stromkonsum in Mexiko zwischen 2024 und 2038 jährlich steigen.

    Langfristig sollen Windkraft und Solar deutlich zulegen

    Im Jahr 2038 erwartet das Energieministerium einen landesweiten Stromkonsum von 495.781 Gigawattstunden, rund 43,1 Prozent mehr als 2023. Der prozentual größte Zuwachs wird in der Halbinsel Yucatán erwartet.

    Um den steigenden Bedarf zu decken, rechnet SENER fast mit einer Verdoppelung der aktuell installierten Kapazität auf rund 163.400 Megawatt im Jahr 2038. Dabei erwartet das Ministerium, dass zunächst weiterhin die Gaskraftwerke ausgebaut werden. Mittelfristig soll jedoch die Windkraft am stärksten expandieren.

    Am Ende des Planungshorizontes im Jahr 2038 sollen fossile Kraftwerke eine Kapazität von rund 60.000 Megawatt haben. Dieser Wert ist ähnlich hoch wie heute, da mittelfristig ältere Kraftwerke abgeschaltet werden müssen. Es folgen Windkraftwerke mit einer Kapazität von voraussichtlich 40.000 Megawatt und Solarparks mit rund 20.000 Megawatt.

    CFE und Iberdrola planen hohe Investitionen

    Private Stromerzeuger in Mexiko hoffen, unter der Regierung von Claudia Sheinbaum wieder mehr Möglichkeiten zur Expansion ihres Geschäfts zu erhalten. Unter López Obrador konnten sie ihre Kapazitäten zur Stromerzeugung im Land so gut wie nicht ausbauen. Das spanische Unternehmen Iberdrola, das mehrmals öffentlichkeitswirksam von López Obrador angegriffen wurde, plant Presseberichten zufolge bis zum Ende der Amtszeit Sheinbaums gar 17 neue Wind- und Solarparks im Land.

    Über die Mittel dazu verfügt Iberdrola dank der Veräußerung von zwölf Gaskraftwerken und einem Windpark an den Staatskonzern CFE Anfang 2024. Da Iberdrola ohnehin die Dekarbonisierung vorantreiben möchte und López Obrador den Marktanteil der CFE stärken wollte, wurden sich die Parteien trotz der ursprünglichen Differenzen auf einen Kaufpreis von 6,2 Milliarden US$ einig – die Iberdrola nun wieder im Land investiert.

    Das höchste geplante Investitionsvolumen in den kommenden Jahren entfällt jedoch auf CFE. Laut einer Präsentation Claudia Sheinbaums vor Unternehmerverbänden soll der Staatskonzern während ihrer Amtszeit Projekte im Wert von 13,6 Milliarden US$ anstoßen. Neben den Stufen III und IV des Solarparks Puerto Peñasco sollen drei Wärmekraftwerke neu gebaut und fünf Wasserkraftwerke modernisiert werden. Auch die Windenergie soll gefördert werden, ohne jedoch Details zu nennen. Insgesamt sollen laut Sheinbaum 13.660 Megawatt an neuer Kapazität der CFE hinzukommen. ''In den kommenden sechs Jahren muss in Mexiko eine Leistung von 30 Gigawatt installiert werden, um die wachsende Nachfrage nach Strom zu decken", so Ralph Wegner, Gründer und Geschäftsführer des mexikanischen Energieunternehmens Mexión Corporation. 

    Kaum neue Kapazitäten für industrielle Stromkunden

    Für große, industrielle Stromabnehmer ist in Mexiko das Modell der Power Purchase Agreements (PPA) mit privaten Projektentwicklern attraktiv. Die Tarife der CFE sind für die verarbeitende Industrie nämlich sehr hoch. Grund dafür sind die im Vergleich zu erneuerbaren Energien teuren konventionellen Kraftwerke der CFE. Experten gehen davon aus, dass die CFE in vielen Fällen Gestehungskosten von etwa 80 US$ je Megawattstunde hat, in einigen Anlagen belaufen sie sich sogar auf bis zu 200 US$. Private Erzeuger kommen in der Regel in ihren Fotovoltaik- und Windparks auf rund 30 bis 60 US$ je Megawattstunde.

    Allerdings erhielten private Entwickler in den vergangenen Jahren keine Genehmigungen für neue Solar- und Windparks, weshalb sie Industriekunden kaum zusätzliche Kapazitäten anbieten konnten. Ein Hindernis für PPAs sind zudem die unterschiedlichen Vorstellungen über die Laufzeiten. Während potenzielle Stromkunden eine Laufzeit der Verträge von drei bis fünf Jahren bevorzugen, benötigen die Entwickler eher zwölf bis 15 Jahre, um die Projekte angemessen finanzieren zu können.

    Nutzung erneuerbarer Energien für den Eigenbedarf bislang beschränkt

    Auch wenn der Bau neuer Solar- und Windparks in den vergangenen Jahren stockte, entwickelte sich das Segment der Eigenerzeugung ("generación distribuida") kräftig. Lag die installierte Kapazität 2019 noch bei 813 Megawatt, so erreichte sie im Jahr 2023 rund 3.364 Megawatt. Davon entfällt der Großteil auf Fotovoltaikanlagen sowohl auf Wohngebäuden als auch auf Firmengeländen. Da die Anlagen nicht von der Regulierungsbehörde CRE genehmigt werden müssen, ist der Planungsaufwand geringer. Bei Windenergie ist davon auszugehen, dass kleine Anlagen oft informell betrieben werden, beispielsweise um Wasserpumpen in der Landwirtschaft mit Strom zu versorgen.

    Insbesondere für gewerbliche Nutzer ist das geltende Limit der Kleinerzeugung auf maximal 0,5 Megawatt eine Einschränkung. Damit können Industrieunternehmen in der Regel nur einen Bruchteil ihres Bedarfs selber decken. Von der neuen Regierung Sheinbaum erwartet der Sektor, dass das Limit auf rund 10 Megawatt erhöht wird.

    Im Privatbereich lohnt sich eine Nutzung von Solarpanels aufgrund hoher Stromsubventionen häufig nicht. Eine Ausnahme bilden hier die nördlichen Bundesstaaten, die im Sommer aufgrund von Klimaanlagen einen äußerst hohen Stromverbrauch aufweisen.

    Projekte der erneuerbaren Energien in MexikoLeistung in Megawatt, Investitionssumme in Millionen US-Dollar

    Projektbezeichnung (Standort)

    Leistung 

    Unternehmen 

    Status

    Investitionsvolumen

    17 neue Solar- und Windparks (landesweit)

    2.855

    IberdrolaSollen bis 2030 entstehen; u.a. im Bundesstaat Nuevo León zur Belieferung der Automobilindustrie

    2.900

    Windpark Sureste II-V (Bundesstaat Oaxaca)

    1.185

    CFE

    Phase I seit 2015 in Betrieb durch Enel Green Power; derzeit Umwelt- und Sozialstudien für Stufen II bis V

    2.400

    Solarpark Puerto Peñasco (Sonora)

    1.000

    CFE

    Phasen I (120MW) und II (300 MW) bereits gebaut; es fehlt geplanter Anschluss an Stromnetz von Baja California; Phasen III (300 MW) und IV (280 MW) sollen in Amtszeit von Claudia Sheinbaum ausgeschrieben und gebaut werden

    k.A.

    Wind- und Solarpark Marengo I (Campeche)

    623

    Hy2genIn Planung; soll zur Herstellung von 180.000 Tonnen grünem Ammoniak jährlich dienen; gefördert von GIZ

    1.100

    Windpark Cimarrón (Baja California)

    320

    Sempra Infraestructura

    Im Bau; soll ab Ende 2025 Strom erzeugen; 64 Vestas-Turbinen; Elektrizität wird nach Santa Clara (USA) geliefert

    550

    Solarpark La Araña (Sonora)

    200

    SowitecProjekt weiterhin in Planung; Unternehmen wartet Regierungswechsel ab

    883

    Quelle: BNamericas 2024; Recherchen von Germany Trade & Invest (GTAI)

    Von Edwin Schuh | Mexiko-Stadt

  • Branchenstruktur

    Deutsche Unternehmen sind in Mexikos Markt für erneuerbare Energien vor allem als Technologielieferanten und Projektentwickler aktiv.

    Mexikos staatlicher Stromkonzern CFE dominiert weiterhin den Strommarkt: Im Jahr 2023 entfiel 41,9 Prozent der landesweiten Stromerzeugung auf das Unternehmen. Allerdings verlässt sich der Konzern dabei fast ausschließlich auf Gas-, Kohle- und Wasserkraftwerke. Solar- und Windenergie nutzt CFE bisher so gut wie nicht. So stammte 2023 nur 0,2 Prozent des von CFE erzeugten Stroms aus Solarparks (273 Gigawattstunden) und nur 0,06 Prozent (86 Gigawattstunden) wurde mit Windkraft erzeugt.

    Europäische Firmen stark bei erneuerbaren Energien

    Der Strom aus erneuerbaren Energien (ausgenommen Wasserkraft) kommt in Mexiko somit zu 99 Prozent von privaten Anbietern, die nach der Liberalisierung des Elektrizitätsmarktes 2013 ins Land kamen. Insbesondere europäische Firmen wie Iberdrola, Naturgy, Engie und Enel Green Power betreiben viele Solar- und Windparks. Allerdings beschränkten sich die Privatunternehmen während der Regierung López Obrador auf den Betrieb ihrer bestehenden Anlagen, die Entwicklung neuer Projekte war "on hold".

    Die Zahlen zu ausländischen Direktinvestitionen bestätigen diesen Trend: Investierten ausländische Unternehmen im bisherigen Rekordjahr 2018 – dem letzten Jahr der Regierung Enrique Peña Nieto – noch 4,2 Milliarden US$ in den mexikanischen Markt zur Stromerzeugung, so kippte diese Ziffer 2023 sogar ins Negative (-93 Millionen US$).

    Wichtige Branchenunternehmen in MexikoUmsatz in Millionen US-Dollar

    Unternehmen

    Herkunftsland

    Umsatz 2023

    CFE (Comisión Federal de Electricidad)Staatlicher mexikanischer Stromkonzern

    36.027

    IberdrolaSpanien

    3.248

    Sempra InfraestructuraUSA

    2.921

    NaturgySpanien

    1.577

    EngieFrankreich

    999

    TC EnergíaKanada

    899

    AESUSA

    705

    Carso EnergyMexiko

    196

    Berechnet mit durchschnittlichem Wechselkurs 2023 (1 US$ = 17,76 mex$)Quelle: Expansión 2024

    Deutsche Unternehmen erfolgreich als Projektentwickler tätig

    Marktchancen ergaben sich in der Vergangenheit als Projektentwickler für private Stromkonzerne: Sowitec etwa entwickelte bereits Wind- und Solarparks mit einer Gesamtkapazität von 800 Megawatt in Mexiko, die unter anderem an den italienischen Konzern Enel Green Power und andere Investoren verkauft wurden.

    BayWa r.e. ist ebenfalls als Projektentwickler in Mexiko tätig und bietet auch Dienstleistungen wie Engineering-Procurement-Construction (EPC) oder Betrieb und Wartung an. RWE Renewables hat nach einer erfolgreichen Expansion in den USA 2019 ein Büro in Mexiko-Stadt eröffnet. Goldbeck Solar hingegen zog sich aufgrund des schwierigen politischen Umfeldes zuletzt aus Mexiko zurück.

    Als Technologielieferant ist Siemens Energy stark in Mexiko vertreten. Die Sparte Siemens Gamesa kommt gemäß dem Windenergieverband AMDEE auf rund 37 Prozent der installierten Kapazität von Windturbinen. Unter den Komponentenherstellern sticht außerdem Liebherr hervor: Das Unternehmen produziert in einem modernen Werk nahe der Industriemetropole Monterrey Großwälzlager, die unter anderem in Windrädern genutzt werden. Die Produktion von Liebherr wird komplett an die USA geliefert.

    Rotorblätter werden lokal hergestellt

    Zweitwichtigster Turbinenanbieter in Mexiko ist die dänische Vestas mit einem Marktanteil von 32 Prozent. Das Unternehmen produziert seit 2018 Rotorblätter im Bundesstaat Tamaulipas, gemeinsam mit der US-Firma TPI Composites. TPI Composites verfügt daneben über drei Fabriken in Ciudad Juárez nahe der US-Grenze. Anfang 2024 gewann Vestas einen Großauftrag zur Belieferung des Windparks Cimarrón (319 Megawatt) des Unternehmens Sempra Infrastructure im Bundesstaat Baja California.

    Drittwichtigster Player im Turbinengeschäft ist die deutsch-spanische Nordex Group. Laut Firmenangaben waren Mitte 2024 rund 1.900 Megawatt an Nordex-Turbinen in Mexiko in Betrieb, was einem Marktanteil von etwa 25 Prozent entspricht. Seit 2019 stellt Nordex Group im Bundesstaat Tamaulipas Rotorblätter her, schräg gegenüber dem Werk von Vestas/TPI Composites. Außerdem fertigt das Unternehmen Betontürme für Windräder im Bundesstaat Nuevo León.

    Nur geringe Produktion von Fotovoltaikmodulen

    Laut einer Umfrage des Solarverbandes ASOLMEX sind Fotovoltaikmodule der Hersteller Trina Solar, Risen Energy und Canadian Solar die am meisten verwendeten Module in Mexiko. Gemeinsam kommen sie auf einen Marktanteil von über 40 Prozent. Bei zentralen Wechselrichtern sind Fronius, SMA Solar, Solis und ABB führend. Bei Mikrowechselrichtern teilen sich APSystems und Enphase den Markt quasi auf.

    Rund ein Dutzend Unternehmen fertigen Fotovoltaikmodule, Wechselrichter und andere PV-Komponenten in Mexiko. Zu den wichtigsten Firmen gehören ERDM Solar und IUSASOL. Der Fokus der Fertigung liegt auf Modulen mit einer Leistung von 50 bis 200 Watt, vereinzelt auch bis zu 300 Watt. Marktbeobachter gehen davon aus, dass heimische Modulproduzenten bei Großprojekten aufgrund höherer Kosten nicht zum Zug kommen.

    In Mexiko entfällt auf Solarpanels, sofern sie mit Wechselrichtern, einfachen Dioden oder jeglichen zusätzlichen Ausrüstungen versehen sind (Zolltarifnummern 8501.3101, 8501.3201 oder 8501.3301) ein Drittlandzoll von 15 Prozent. Für Produkte mit Ursprung in der EU, sofern dieser mit der Warenverkehrsbescheinigung EUR.1 belegt werden kann, entfällt der Importzoll.

    Von Edwin Schuh | Mexiko-Stadt

  • Marktorganisation und Rahmenbedingungen

    Verschiedene Errungenschaften der Energiereform von 2013 wurden unter der Regierung López Obrador wieder zurückgefahren, um den Staatskonzern CFE zu stärken.

    Privatunternehmen dürfen seit der Liberalisierung des Strommarktes im Jahr 2013 Stromleistungen im Rahmen öffentlicher Ausschreibungen, per Power-Purchase-Agreement (PPA) oder am Stromgroßhandelsmarkt veräußern. Die Stromerzeugung durch Fotovoltaik und Windkraft stieg dadurch zunächst sprunghaft an.

    López Obrador legte Privatunternehmen Steine in den Weg

    Unter der Regierung López Obrador geriet die Energiewende jedoch ins Stocken. Direkt nach seiner Amtseinführung im Dezember 2018 stoppte er die vierte Ausschreibungsrunde für Energiekapazitäten (Subastas de Largo Plazo, SLP) und führte danach keine Ausschreibungen mehr durch. Die Praxis hatte sich eigentlich bewährt: Dank erneuerbarer Energien privater Anbieter war der Preis pro Megawattstunde auf teilweise bis zu 20,57 US$ gefallen.

    Die zwei anderen Wege für private Energieunternehmen, in Mexiko tätig zu werden (über PPAs mit Großkunden oder Verkauf am Stromgroßhandelsmarkt), blieben unter López Obrador ebenfalls verschlossen, auch wenn sie rechtlich gesehen weiter möglich sind. Allerdings wurden Anträge für neue Wind- und Solarparks nicht bearbeitet, Genehmigungen nicht erteilt oder Netzanschlüsse nicht genehmigt. Ein Branchenkenner bezeichnet diese Taktik als "silencio administrativo", also ein absichtlicher Stillstand der Behörden.

    CFE mit wenig Erfahrung bei Solar- und Windparks

    Aufgrund der beschriebenen Taktik kamen vor allem am Ende der Amtszeit von López Obrador kaum neue Kapazitäten von erneuerbaren Energien hinzu. In den ersten Jahren seiner Regierung nahmen noch Parks mit Genehmigungen der Vorgängerregierung ihren Betrieb auf. Dies wird am Beispiel der Windkraft deutlich: Im bisherigen Rekordjahr 2019 wurden 1.148 Megawatt an neuen Kapazitäten von Windenergie installiert. Im Jahr 2023 kamen nur noch 96 Megawatt neu hinzu.

    "Die Investitionen bei Großprojekten liegen derzeit auf Eis. Unsere Mitgliedsunternehmen haben ihre Projekte gestoppt, es ist wertvolle Zeit verloren gegangen“, so Gerardo Pérez Guerra, Präsident des Windenergieverbandes AMDEE gegenüber lokalen Medien. Laut dem Verband sind derzeit 28 Windenergieprojekte, die kurzfristig gestartet werden könnten, aufgrund der Regierungspolitik gestoppt. Zusammen haben sie ein Investitionsvolumen von 5,8 Milliarden US$, so AMDEE.

    Priorität der Regierung López Obrador war vielmehr, den Marktanteil des staatlichen Stromkonzerns CFE wieder auf über die Hälfte der gesamten Stromerzeugung zu bringen. Da CFE kaum Erfahrung bei erneuerbaren Energien besaß, wurde die Erhöhung des Marktanteils vor allem über zusätzliche Gaskraftwerke erreicht. So stockt der Bau des einzigen, von CFE geplanten Solarparks Puerto Peñasco (1.000 Megawatt) weiterhin, obwohl die erste Stufe des Projekts eigentlich schon Anfang 2023 ans Netz gehen sollte. Einen Windpark kündigte CFE in den vergangenen Jahren nicht an.

    Stromgroßhandelsmarkt sorgt für niedrige Preise

    Die Energiereform von 2013 schuf in Mexiko den Großhandelsmarkt für Elektrizität (Mercado Eléctrico Mayorista, MEM). Zuvor hatte der Staatskonzern CFE das Monopol auf den Stromhandel. Am MEM werden auch Grünstromzertifikate gehandelt. Betrieben wird der MEM von der Kontrollbehörde CENACE, reguliert vom Energieministerium (SENER) und der Regulierungsbehörde CRE.

    Der MEM sorgte für mehr Wettbewerb im Strommarkt und damit für niedrigere Preise. Allerdings dürfen nur Unternehmen mit einem Mindestverbrauch von 1 Megawatt sogenannte qualifizierte Nutzer des MEM sein. Sie müssen sich bei der Regulierungsbehörde CRE registrieren. Erzeuger müssen eine Kapazität von mindestens 0,5 Megawatt haben, um am MEM teilzunehmen. Private Haushalte müssen ihren Strom weiterhin von der CFE beziehen, die auch das Monopol über die Stromübertragungslinien (Sistema Interconectado Nacional, SIN) behält.

    Die Stromübertragungsnetze gelten jedoch als unzureichend ausgebaut und veraltet. Laut Branchenexperten sind rund ein Drittel der Netze über 30 Jahre alt. Der Staatskonzern will daher bis 2029 mit Investitionen von rund 7 Milliarden US$ die Netze modernisieren.

    Regulierungsbehörde für Energie soll Unabhängigkeit verlieren

    Für die Versorgungssicherheit und -qualität des nationalen Stromnetzes ist die Kontrollbehörde CENACE (Centro Nacional de Control de Energía) verantwortlich. Ihr Kontrollzentrum berechnet die Gleichgewichtspreise und verarbeitet die Zahlungen zwischen den Marktteilnehmern und den Übertragungs- sowie Verteilerunternehmen. CENACE übt darüber hinaus die operative Kontrolle des Netzes aus, betreibt den Stromgroßhandelsmarkt und kann Durchführungs- und Verfahrensbestimmungen ändern. Auch finanzielle Übertragungsrechte werden durch die Behörde gewährt.

    Die Regulierungsbehörde CRE (Comisión Regulatoria de Energía) überwacht die korrekte Umsetzung und erteilt die Zugangserlaubnis zum Stromnetz. Sie hat neben der Netzaufsicht auch weitreichende Befugnisse bezüglich der Stromtarife. So legt die Behörde die Tarifregelung für die Übertragung, Verteilung und den Betrieb von Basisdienstleistungen fest, kontrolliert den Stromgroßhandelsmarkt und überprüft die Grünstromzertifikate (Certificados de Energías Limpias, CEL).

    Die CRE wurde durch die Energiereform von 2013 als unabhängige Kontrollinstitution gestärkt, sie sorgt für einen fairen Wettbewerb zwischen privaten Anbietern und der CFE. Genau aus diesem Grund ist sie der Morena-Regierung ein Dorn im Auge, die sie dem Energieministerium SENER unterstellen will. Ex-Präsident López Obrador kürzte während seiner Amtszeit das Budget der CRE Presseberichten zufolge um rund 80 Prozent.

    Hohe Stromsubventionen für private Haushalte

    Der Staat fördert den Ausbau der Erneuerbaren nur indirekt über die CELs. Diese können von den Erzeugern sauberer Energie zusätzlich zum gelieferten Strom verkauft werden. Seit 2019 wird jedoch auch Strom aus älteren Gaskraftwerken der CFE als saubere Energie klassifiziert, wodurch der Wert der CELs sank.

    Stromerzeuger und -verteiler erhalten in Mexiko mit Ausnahme der CFE keinerlei direkte Unterstützung. Die Strompreise für private Haushalte werden allerdings stark subventioniert. Die genaue Höhe der Zuschüsse ist schwer zu beziffern, da die Preise innerhalb der Tarifgruppen stark nach Verbrauch, Tages- und Jahreszeit sowie nach geografischer Lage differieren. Experten gehen davon aus, dass die Basistarife für Privathaushalte zu wenigstens 60 Prozent subventioniert sind.

    Germany Trade & Invest stellt ausführliche Informationen zum Wirtschafts- und Steuerrecht sowie zu Einfuhrregelungen, Zöllen und nicht tarifären Handelshemmnissen zur Verfügung.

    Von Edwin Schuh | Mexiko-Stadt

  • Kontaktadressen

    Bezeichnung

    Anmerkungen

    Germany Trade and InvestAuslandinformationen für die deutsche Exportwirtschaft

    Exportinitiative Energie

    Informationen zu Veranstaltungen, Markt- und Länderinformationen

    Factsheets der Exportinitiative Energie

    Factsheets mit allgemeinen Energieinformationen zum Land (teilweise mit Technologie- oder Anwendungsfokus)

    AHK Mexiko

    Anlaufstelle für deutsche Unternehmen

    Secretaría de Energía (Sener)

    Energieministerium

    Comisión Reguladora de Energía (CRE)

    Regulierungsbehörde für den Energiesektor

    Centro Nacional de Control de Energía (Cenace)

    Aufsichtsbehörde
    Asociación Mexicana de Energía Eólica (AMDEE)Branchenverband für Windenergie
    Asociación Mexicana de Energía Solar (ASOLMEX)Branchenverband für Solarenergie
    RE+ MéxicoMesse für saubere Energien; 5. bis 7. März 2025 in Guadalajara
    Intersolar MexicoMesse für die Solarbranche; 2. bis 4. September 2025 in Mexiko-Stadt

    Von Edwin Schuh | Mexiko-Stadt

nach oben
Feedback
Anmeldung

Bitte melden Sie sich auf dieser Seite mit Ihren Zugangsdaten an. Sollten Sie noch kein Benutzerkonto haben, so gelangen Sie über den Button "Neuen Account erstellen" zur kostenlosen Registrierung.