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Politische Ziele

Thailand will die Treibhausgase senken. Die Regierung formuliert dafür neue Zielvorgaben. Wer die Investitionen bezahlt, ist nicht geklärt.     

 

Von Thomas Hundt | Bangkok

Klimapolitik erfordert mehr erneuerbare Energien 

Thailand hat 2022 auf der Weltklimakonferenz angekündigt, dass das Land im Jahr 2050 netto CO2-neutral sein möchte. Das heißt, einschließlich der Emissionsabbaugutschriften soll die Kohlendioxid-Bilanz dann ausgeglichen sein. Im zweiten Schritt will das Schwellenland im Jahr 2065 das Netto-​Null-Ziel für sämtliche Treibhausgase erreichen.

Die Regierung lässt daher einen neuen nationalen Energieplan (NEP) schreiben, der nach vielen Verzögerungen im Herbst 2024 vorgestellt werden soll. Er führt die Einzelpläne für den Stromsektor, für alternative Energien, Energieeffizienz sowie die Nutzung von Öl und Gas zusammen. Diese beziehen sich noch auf einen alten Planungshorizont aus dem Jahr 2018.

Emissionen müssen runter

Das nationale Büro für Klimastrategie hat bei den Vereinten Nationen bereits grob die Schritte zur Verringerung von Treibhausgasemissionen hinterlegt. Der Energieplan wird genaue und ambitionierte Sektorziele formulieren, die zu der klimaneutralen Zukunft beitragen sollen.

Die Stromproduktion ist für ungefähr ein Viertel der Emissionen an Treibhausgasen verantwortlich, daher wird ein massiver Umbau der Stromerzeugung notwendig sein. Erneuerbare Energien sollen gemäß der Klimastrategie 2040 rund 68 Prozent und 2050 sogar 74 Prozent des Strommixes ausmachen. Die kurzfristigen Ziele bis 2030 sind jedoch überschaubar. Der gegenwärtige Anteil der Erneuerbaren lässt keine Quantensprünge vermuten. So kamen sie im Jahr 2023 lediglich auf einen Anteil von 11 Prozent an der erzeugten Elektrizität und machten rund 20 Prozent der installierten Kapazitäten aus.

Der Umbau des Kraftwerkssektors wird also umfangreich und teuer sein. Gas und Kohle sind die wichtigsten Energieträger bei der Stromerzeugung und nach Berechnungen des staatlichen Stromversorgers Electricity Generating Authority of Thailand ist Kohle- und Gasstrom bislang noch am günstigsten.  

Energieimporte und die Frage nach dem Preis

Noch bedient Gas aus heimischen Vorkommen ungefähr die Hälfte des nationalen Gasbedarfs. Aber die Fördermengen in den Feldern im Golf von Thailand gehen zurück, daher muss das heimische Erdgas zunehmend durch teure Flüssiggas-Importe ersetzt werden.

Wenn die Kosten für importierte Brennstoffe (Gas und Öl) steigen, schützt der Staat Bürger und Gewerbebetriebe vor steigenden Energiepreisen und legt niedrige Preise für Diesel, Elektrizität und Kochgas fest. Günstige Energiepreise zählen zu den wichtigen politischen Wahlversprechen. 

Subventionen verhindern dann, dass steigende Beschaffungskosten vollumfänglich an Verbraucher weitergegeben werden. Die Gelder dafür stammen aus dem Staatshaushalt und aus einem Ölfonds.

Dieser "Oil Fuel Fund" gleicht Schwankungen von Kraftstoffpreisen aus. Er subventioniert auch die Beimischung von Biokraftstoffen zu Benzin und Diesel. Der Ölfonds soll sich eigentlich über Abgaben aus den Kraftstoffverkäufen finanzieren, diese reichen aber nicht aus. Er fährt seit Jahren hohe Defizite ein. Auch deshalb muss die Energiepolitik umdenken, den Markt neu sortieren und auf neue Energieträger setzen.

In Zukunft auch Kernenergie und Wasserstoff

Kernkraft, die bislang nicht im Einsatz ist, soll eventuell eine Rolle spielen. Nach ersten Ankündigungen wird der künftige Power Development Plan den Bau von zwei 700 Megawatt Atomkraftwerksblöcken enthalten.

Regierungsstellen überlegen auch, ob sie atomare Mini-Reaktoren erproben wollen. Hier ist ein Pilotvorhaben der Firma Global Power Synergy aus Thailand und Seaborg Technologies aus Dänemark geplant. Sie haben im April 2024 angekündigt, den Einsatz von schwimmenden Mini-Reaktoren in Thailand untersuchen zu wollen.

Der NEP soll gemäß Pressemeldungen in einer ersten Phase ebenfalls den Einsatz von Wasserstoff im Kraftwerkssektor vorsehen. In einer ersten Stufe würden Kraftwerke noch blauen Wasserstoff verwenden. Das heißt, Erdgas wird in Wasserstoff umgewandelt und das freigesetzte CO2 wird gespeichert oder industriell weiterverarbeitet.

Später werde nach den ersten Entwürfen grüner Wasserstoff erzeugt und eingesetzt. Grüner Wasserstoff wurde bisher nur in Pilotanlagen hergestellt.  

Das Programm H2Uppp des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz unterstützt Thailand seit dem Jahr 2022 bei der Entwicklung eines Wasserstoffsektors. Das Programm identifiziert Möglichkeiten für Produktion und Einsatz von grünem Wasserstoff. H2Uppp untersucht auch Verfahren, die aus Ökostrom chemische Energieträger zur Stromspeicherung erzeugen oder Ökostrom in Kraftstoffe sowie Rohstoffe für die Chemieindustrie umwandeln (sogenannte Power-to-X  Anwendungen).

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