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Thailand will Fertigung von Leiterplatten ausbauen

In Thailand ist die Herstellung von Leiterplatten ein wichtiges Segment. Die Branche hofft auf Produktionsverlagerungen aus China. Die Investitionsbehörde setzt jetzt Anreize.

Von Frank Malerius | Bangkok

Thailand ist ein bedeutender Produktionsstandort für gedruckte Leiterplatten (Printed Circuit Boards; PCB). Diese Kunststoff- oder Glasfaserplatten mit einer Metallschicht und Komponenten sind Bestandteil von elektronischen Geräten wie Computern, Handys, Fernseher und E-Autos. 

Die Herstellung von PCB ist in Thailand zwar überwiegend automatisiert, dennoch wird noch von Hand gelötet, getestet, gesäubert und verpackt. Zuletzt verlor Thailand als Produktionsstandort von PCB an Bedeutung. Der Handelskonflikt zwischen China und den USA könnte das Blatt jedoch drehen. 

Unternehmen aus China und Taiwan siedeln sich in Thailand an

Das thailändische Board of Investment (BOI) will mehr PCB-Produzenten im Land ansiedeln und gewährt Unternehmen dafür Steuer- und Zollanreize. Die staatliche Investitionsbehörde setzt dabei auf den Handelskonflikt zwischen China und den USA, denn Produzenten aus dem Reich der Mitte müssen bei Exporten in die USA mit drastischen Zollanhebungen rechnen. Das hätte große Auswirkungen auf das besonders preisgetriebene PCB-Segment, in dem schon Centbeträge über den Zuschlag entscheiden können.

Anreize in der Produktion von Printed Circuit Boards

  • Neuansiedlungen im Wert von bis zu 1,5 Milliarden Baht (44 Mio. US$) können fünf Jahre von der Körperschaftsteuer befreit werden.
  • Neuansiedlungen im Wert von mehr als 1,5 Milliarden Baht werden acht Jahre von der Körperschaftsteuer befreit.
  • Zollfreie Einfuhr von Produktionstechnologie sowie Rohstoffen und Vorprodukten für die Exportproduktion.

    Quelle: BOI Investment Promotion Guide 2023

Erste Erfolge der Bemühungen des BOI stellen sich ein: Insbesondere aus China und Taiwan kommen des Öfteren Meldungen über Ansiedlungspläne von PCB-Produzenten wie ZDT, Unimicron, WUS, Gold Circuit, Chin Poon, Dynamic Electronics, Unitech, Multi-Fineline oder Well Tek. Hinzu kommen Expansionen bestehender Hersteller. Das BOI spricht laut Medienberichten von 107 Investitionsanfragen aus der Branche im Gesamtwert von mehr als 5 Milliarden US$ innerhalb von zwei Jahren. 

Mitte Dezember 2024 eröffnete einer der weltgrößten PCB-Hersteller, Compaq aus Taiwan, eine 300 Millionen US$ teure Produktionsstätte in Samut Prakan östlich von Bangkok. Dort sollen zukünftig 1.500 Arbeiter tätig sein.

Auch deutsche und deutsch geführte Hersteller von Leiterplatten haben bereits ihre Produktion nach Thailand verlagert, um US-Zölle zu umgehen. Sie loben die Unterstützung des BOI und die im Vergleich zu China kostengünstigeren Arbeitskräfte. Allerdings leiden die Unternehmen darunter, dass es vor Ort kaum Lieferketten gibt und die Produktivität geringer ist. Ein Hersteller rechnet mit um 15 Prozent höheren Produktionskosten als in China. 

Marktwachstum erwartet, aber mangelnde Wettbewerbsfähigkeit

Die Marktforscher von Krungsri Research zählten in einer Studie vom November 2024 insgesamt 26 PCB-Produzenten in Thailand. Darunter seien 16 große internationale Hersteller, vor allem aus China, Japan und Taiwan. Sie fungieren als Erstausrüster, sogenannte "Original Equipment Manufacturer" und produzieren im Kundenauftrag großen Stückzahlen. Auf die zehn kleinen Hersteller entfällt nur etwa 1 Prozent des Outputs.

Von 2025 bis 2027 erwartet Krungsri Research für die thailändische PCB-Branche ein jährliches Marktwachstum von 3 bis 4 Prozent. Treiber der Entwicklung seien neben Unternehmensansiedlungen auch das globale Wirtschaftswachstum, die zunehmende Bedeutung von E-Autos, sowie ein neuer Kaufzyklus bei Elektronikgütern. Risiken bestünden hingegen in einer zunehmenden Konkurrenz mit anderen Industrien um Rohstoffe sowie Vorprodukte wie Kupfer und Laminaten, die zu deutlich höheren Anschaffungspreisen führen können.  

Thailands PCB-Hersteller haben in den vergangenen zehn Jahren gegenüber regionalen Konkurrenten Marktanteile verloren. Vietnam beispielsweise profitiert von niedrigeren Löhnen und dominanten ausländischen Playern wie Samsung. Dadurch ist das Land in der Exportproduktion mittlerweile weit an Thailand vorbeigezogen. Malaysia kann mit qualifizierteren Fachkräften höherwertige Produkte herstellen. Auch die Philippinen sind deutlich voraus. Längst ist Thailand Nettoimporteur von PCB, mit weiter wachsendem Defizit.

Chinapolitik der USA verändert die thailändische Exportstruktur

Leiterplatten werden in Thailand vor allem für den Weltmarkt hergestellt, etwa drei Viertel der Produktion gehen in den Export. In den letzten vier Jahren entsprach das mehr als 1 Milliarde US-Dollar (US$) jährlich. Auch im Jahr 2024 werden die Zahlen ähnlich ausfallen. In Spitzenjahren exportierte das Königreich sogar mehr als 3 Milliarden US$ an Leiterplatten.

Marktteilnehmer berichten, dass große US-Automobilkonzerne bereits jetzt schon keine in China gefertigten PCB mehr abnehmen. Die Auswirkungen sind für Thailand positiv: Zwischen 2020 und 2023 haben sich die Exporte von Leiterplatten des Landes in die USA verdoppelt. Wie sich die Produktion von PCB in Thailand entwickelt, hängt maßgeblich von der zukünftigen Handelspolitik der USA gegenüber China ab. Teils soll es sogar generelle Einkaufsstopps bei chinesischen Unternehmen geben, unabhängig von deren Produktionsstandort.

Thailands Lieferungen nach Vietnam haben sich in dieser Periode sogar vervierfacht. Dort steigt durch die Ansiedlung chinesischer Unternehmen die Nachfrage. Die Ausfuhren von Leiterplatten nach China haben sich hingegen fast halbiert, auch weil die Volksrepublik im Vorgriff auf Zollanhebungen eine Selbstversorgung anstrebt.

Etwa 5 Prozent der Ausfuhren von PCB gehen nach Deutschland. Thailand gehört so wenngleich mit großem Abstand hinter Taiwan, China, Malaysia und den USA zu den fünf wichtigsten Lieferanten der Bundesrepublik für dieser Produkte. 

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