Wirtschaftsumfeld | Thailand | Investitionsklima
Investitionsklima meist freundlich und zuverlässig
Thailand ist eine Werkbank, hauptsächlich für die japanische Industrie. Andere Länder engagieren sich zunehmend. Auch deutsche Unternehmen erweitern ihre Betriebe.
23.05.2024
Von Thomas Hundt | Bangkok
Direktinvestitionen spielen entscheidende Rolle bei der Wirtschaftsentwicklung
Das Thailand Board of Investment (BOI) unterstützt Investitionen durch steuerliche und nicht steuerliche Anreize. Dabei unterscheidet es nicht zwischen in- und ausländischen Investoren. Sie erhalten dieselben Förderungen. Die Strategie ist erfolgreich. Foreign Direct Investments (FDI) tragen maßgeblich zur Entwicklung der Wirtschaft bei. Ausländische Firmen haben ihren FDI-Bestand nach Angaben der thailändischen Zentralbank von 2010 bis Ende 2023 von 139 Milliarden US-Dollar (US$) auf 309 Milliarden US$ mehr als verdoppelt.
Japanische Firmen sind mit einem FDI-Bestand von 94 Milliarden US$ mit Abstand die größte Investorengruppe. Unternehmen aus Singapur folgen mit 58 Milliarden US$. Die Bestände aus China und Hongkong holen auf und legten seit 2010 am stärksten, das heißt um das Vierfache auf zusammen 41 Milliarden US$, zu. Deutsche Unternehmen haben ihren FDI-Bestand seit 2010 auf 6,3 Milliarden US$ immerhin verdoppelt.
Jedoch erschwert ein Gesetz die Geschäftstätigkeiten von Ausländern: Der Foreign Business Act, 1999 in Kraft getreten, verbietet natürlichen und juristischen Personen aus dem Ausland bestimmte wirtschaftliche Tätigkeiten oder erlaubt sie nur unter bestimmten Voraussetzungen.
Das Gesetz enthält eine Liste mit Geschäftstätigkeiten, in denen thailändische Staatsangehörige noch nicht bereit seien, mit natürlichen und juristischen Personen aus dem Ausland zu konkurrieren. Die Liste schützt insbesondere nationale Dienstleistungsbetriebe und die Bauwirtschaft vor internationalen Wettbewerbern. Ausländische Unternehmen müssen hier eine Ausnahme vom Foreign Business Act beantragen. Dafür gibt es je nach Investition mehrere Möglichkeiten.
Die Deutsch-Thailändische Handelskammer (AHK Thailand) gibt ihre Erfahrungen gerne weiter. Sie empfiehlt, einen Investitionsplan und Investitionsziele festzulegen. Nach diesen Vorgaben können Anwälte eine geeignete Rechtsform und Kapitalstruktur vorschlagen.
Die meisten Investoren gründen dann eine Private Limited Liability Company. Das BOI bietet als Sonderform auch das "Trade and Investment Support Office" (TISO) an, das sich unter anderem für Großhandel und für den Service von Maschinen eignet.
Gutes Preis-Leistungs-Verhältnis
Das Verhältnis von Kosten zu Leistungen bezeichnen Firmenvertreter als attraktiv. Nach Angaben der japanischen Außenwirtschaftsförderstelle JETRO lag der Monatslohn von Arbeitskräften mit dreijähriger Berufserfahrung im verarbeitenden Gewerbe im Jahr 2023 bei 410 US$, es ist günstiger als in China (576 US$). Für arbeitsintensive Fertigungen bietet sich aber eher Vietnam an. Industriearbeitskräfte erhielten dort nur 273 US$ monatlich.
Experten empfehlen bei der Standortentscheidung nicht nur auf übliche Kriterien wie Qualität und Kosten von Arbeitskräften, Zulieferungen, Energie, Wasser, Transport und Logistik zu achten, sondern auch auf Besonderheiten. Gebäude sollten gegen extreme Überschwemmungen wie zuletzt im Jahr 2011 gerüstet sein. Die anvisierten Standorte müssen bei der Entsorgung von Abfällen und Abwässern internationalen Standards genügen.
Ungefähr 600 deutsche Unternehmen vor Ort
Die Deutsche Bundesbank zählte 2021 zuletzt 234 deutsche Großunternehmen, die in Thailand investiert haben. Sie beschäftigen zusammen ungefähr 39.000 Personen und erzielten einen Jahresumsatz von 13,2 Milliarden Euro. Die Meldepflicht bei der Bundesbank gilt nur für Investoren mit einer Bilanzsumme von mehr als 3 Millionen Euro. Die Deutsch-Thailändische Handelskammer schätzt, dass in Thailand ungefähr 600 deutsche Unternehmen aktiv sind.
Unternehmen | Branche | Beschäftigte | Einnahmen (2022 in Mio. US$ *) |
---|---|---|---|
DHL Supply Chain Thailand | Kontraktlogistik | 7.000 | 204 |
Grohe Siam | Herstellung von Armaturen | 2.400 | 165 |
Bayer Thai | Pharmaceuticals, Consumer Health, Crop Science | 1.600 | 249 |
Häfele Thailand | Händler von Möbel-, Baubeschlägen, Ausstattungen für Küche und Bad | 1.500 | 125 |
Bosch Thailand | Fertigung, Erforschung und Entwicklung von Mobilitätslösungen, Vertrieb und Service von Antrieben und Steuerungen | 1.200 | 460 |
Rodenstock Thailand | Fertigung von Brillengläsern | 1.100 | 65 |
Siemens Mobility | Mobilitätslösungen für den Schienenverkehr | 1.100 | 441 |
Schenker Thai | Logistik | 1.000 | 305 |
Covestro Thailand | Fertigung von Polycarbonat, technischen Kunststoffen und Spezialfolien | 722 | 949 |
BMW Manufacturing Thailand | Fertigung von Autos und Motorrädern | 720 | 807 |
Investitionsförderung: Großzügig, aber auch komplex
Der Investment Promotion Act in seiner letzten Fassung vom 24. Januar 2017 regelt branchenspezifische Förderungen, die in- und ausländische Investitionsprojekte erhalten. Das BOI nimmt Anträge entgegen und gleicht das Investitionsvorhaben mit seiner Liste an geförderten Aktivitäten ab. Die Liste wird regelmäßig aktuellen wirtschaftspolitischen Vorgaben angepasst.
Besonders unterstützt werden Investitionen in eine moderne Landwirtschaft und Biotechnologie, Projekte, die Nahrungsmittel der Zukunft produzieren, sich an wohlhabende Touristen richten oder Fahrzeuge der nächsten Generation und smarte Elektronik herstellen. Besondere Förderungen erhalten auch Engagements in den Bereichen Automatisierung und Robotik, Luftfahrt, Logistik, Digitalwirtschaft, Biokraftstoffe, Biochemie und Medizin.
Das BOI bemisst die Förderwürdigkeit anhand der lokalen Wertschöpfung des Projektes, das heißt dem Anteil der Einnahmen, die vor Ort erwirtschaftet werden. Weitere Kriterien sind der Einsatz moderner Technik, die Höhe des Kapitals, ISO-Zertifizierungen, die Umweltverträglichkeit, der Business-Plan sowie eine Machbarkeitsstudie, die bei Großprojekten einzureichen ist.
Förderantrag und einzureichende Dokumente können umfangreich sein. Investoren sollten daher eine Anwaltskanzlei konsultieren, damit ihnen BOI-Förderungen nicht entgehen:
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Regionale Sonderzonen locken mit spezifischen Förderungen
Investments in Regionen mit den niedrigsten Pro-Kopf-Einkommen - überwiegend im Nordosten und Süden des Landes - erhalten zusätzliche Steuerbefreiungen. Auch ein Blick auf Sonderwirtschaftszonen und auf branchenspezifische Industrieparks lohnt sich. Für sie gelten spezifische Förderungen.
Die Behörde Industrial Estate Authority of Thailand ist für die staatlichen Industriegebiete zuständig und bearbeitet dort auch Förderanträge. Das Büro des Eastern Economic Corridor bietet Investoren in dem Korridor ebenfalls einen One-Stop-Service. Es kann auf kurzem Wege Genehmigungen erteilen und Förderungen bewilligen.
Germany Trade & Invest stellt ausführliche Informationen zum Wirtschafts- und Steuerrecht sowie zu Einfuhrregelungen, Zöllen und nicht tarifären Handelshemmnissen zur Verfügung.