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Wirtschaftsumfeld | Thailand | Wirtschaftsstruktur

Deutschland und Thailand passen gut zusammen

Thailand und Deutschland sind stark industrialisiert. Wobei Thailand immer noch viele Technologien aus dem Ausland benötigt und deutsche Technik gut gebrauchen kann. 

Von Thomas Hundt | Bangkok

In Thailand leben rund 72 Millionen Menschen und damit fast so viele wie in Deutschland. Die Wirtschaftsleistung entspricht allerdings nur einem Achtel des Bruttoinlandsproduktes (BIP) der Bundesrepublik. Die wirtschaftlichen Niveaus sind also unterschiedlich, Herausforderungen wie Klimawandel und Energiewende aber ähnlich. Deutschland unterstützt Thailand beim wirtschaftlichen Aufholprozesse und deutsches Know-how ist sehr willkommen. 

Andere asiatische Schwellenländer sind in den vergangenen Jahren aber schneller als Thailand gewachsen. Vietnam zieht mehr ausländische Investoren an, die Philippinen punkten in Dienstleitungssektoren. Die Einwohnerzahlen in diesen beiden Ländern sind zudem größer und ihre Menschen im Durchschnitt Mittel deutlich jünger.

Dennoch, für deutsche Firmen bleibt das thailändische Königreich unter den zehn Staaten des Verbands Südostasiatischer Nationen ASEAN ein wichtiger Markt. Thailand erzielt nach Indonesien immerhin die zweitgrößte Wirtschaftsleistung in der Region.

72 Mio.

Personen lebten 2023 in Thailand.

Quelle: UN 2024

514 Mrd.

US-Dollar betrug das Bruttoinlandsprodukt (BIP) 2023.

Quelle: NESDC 2024

7.332

US-Dollar machte das BIP pro Kopf 2023 aus.

Quelle: NESDC 2024

Rang 46

belegte Thailand 2023 unter den deutschen Exportzielen.

Quelle: Destatis 2024

Rang 108

nahm Thailand 2023 im Corruption Perceptions Index unter 180 Ländern ein.

Quelle: Transparency International 2024

6 %

betrug die Analphabetenquote im Jahr 2021.

Quelle: Weltbank 2024

Ausführliche Informationen zur Wirtschaft finden Sie in den Wirtschaftsdaten kompakt.

Zu wenige Innovationen und Fachkräfte

Die Wirtschaft läuft Gefahr, auf ihrem mittleren Entwicklungsniveau zu verharren. Reformen und mehr Unternehmertum könnten aus dieser Falle, der sogenannten Middle Income Trap, führen. 

Der Staat will gegensteuern und unterbreitet viele Vorschläge, um den Standort moderner und innovativer zu gestalten. Die Regierung will das Land auch als regionale Drehscheibe positionieren. Das heißt, ausländische Unternehmen sollen Hub-Funktionen und hochwertige Aktivitäten nach Thailand verlagern. Die Politik setzt die notwenigen Vorhaben aber nur zögerlich oder wenig durchdacht um. 

Mehr Bildung, weniger Bürokratie

Geforscht und entwickelt wird ebenfalls zu wenig. Das Bildungswesen verharrt auf einem mittleren Niveau und stellt zu wenige Fachkräfte für anspruchsvolle Jobs bereit.

Kleine und mittelständische Firmen kämpfen zudem gegen die Bürokratie. Junge Reformkräfte wollen nun tradierte Systeme und Märkte reformieren. Das heißt die Dominanz von wenigen Konzernen aufbrechen, die politisch gut vernetzt sind und sich über Markteintrittsbarrieren gegen Konkurrenz aus dem In- und Ausland schützen. 

SWOT-Analyse Thailand

S

Stärken Strengths

  • Wirtschaft orientiert sich an internationalen Trends und Märkten
  • Große industrielle Cluster mit vielen Zulieferern
  • Breit aufgestelltes Gesundheitswesen
  • Gesunder Bankensektor
  • Konsumenten sind für neue Waren und Dienstleistungen aufgeschlossen
W

Schwächen Weaknesses

  • Zweitälteste Bevölkerung in Südostasien, geringe Geburtenrate
  • Kaum Innovationen, wenig Forschung und Entwicklung
  • Dominante Oligopole, unwirtschaftliche Staatsunternehmen
  • Unklare Gesetze und Vorschriften
  • Märkte sind überreguliert
O

Chancen Opportunities

  • Staat fördert Zukunftsbranchen
  • Ausländische Technologien stark gefragt
  • Verkehrsinfrastruktur wird ausgebaut
  • Exportbetriebe expandieren
  • Investitionen in Digitalisierung und Automatisierung
T

Risiken Threats

  • Uneinbringliche Kredite, Gefahr von Forderungsausfällen
  • Zu wenige Investitionen, Wettbewerbsfähigkeit nimmt ab
  • Schwächen im Bildungssystem, Mangel an Fachkräften
  • Folgen der Klimakrise, mehr Dürren und Überschwemmungen
  • Ausbruch von politischen Krisen möglich

Arbeitsangebot schrumpft 

Der Reformdruck steigt auch, weil das alte Wirtschaftsmodell, das massenhaft günstige Arbeitskräfte einsetzt, nicht mehr funktioniert. Die Lage auf dem Arbeitsmarkt verschärft sich schon länger. Arbeitskräfte werden immer knapper, teurer und älter. Das Medianalter der Bevölkerung liegt bereits bei 39 Jahren. Die Erwerbsbevölkerung im Alter zwischen 15 und 59 Jahren dürfte wegen der geringen Geburtenrate bis 2060 um knapp ein Drittel schrumpfen.  

Ausländische Gastarbeiter, die hauptsächlich aus Myanmar kommen, füllen noch den Niedriglohsektor auf, aber dies ist keine Dauerlösung. Industrie, Bau- und Landwirtschaft müssen die Lücken schließen, indem sie effizienter werden und stärker automatisieren.

Thailand steht also vor demografischen Herausforderungen und in einem sich verschärfenden Standortwettbewerb. Dieser Druck sollte zu mehr Investitionen in Infrastruktur und moderne Technologien führen. Davon können deutsche Anbieter, zum Beispiel von Maschinen und Ausrüstungen, profitieren. 
 

Immer noch ein bemerkenswerter Industriestandort

Die wirtschaftliche Substanz, die ab Mitte der 1980er Jahre aufgebaut wurde, ist beachtlich. Das verarbeitende Gewerbe machte 2023 rund ein Viertel der gesamten Wirtschaftsleistung aus der höchste Anteil in Südostasien. 

Verarbeitendes Gewerbe trägt fast ein Viertel der Wirtschaftsleistung Anteile in Prozent

Sektoren

Anteil Bruttowertschöpfung am BIP 2023

Anteil an den Beschäftigten 2023*

Land- und Forstwirtschaft, Fischerei

8,6

30,6

Bergbau (inklusive Öl- und Gasförderung)

1,9

0,1

Verarbeitendes Gewerbe

24,9

15,5

Energieversorgung 

3,2

0,3

Wasserversorgung, Abwasser- und Abfallentsorgung und Beseitigung von Umweltverschmutzungen

0,4

0,2

Baugewerbe

2,5

5,5

Dienstleistungen

54,9

47,8

* 4. Quartal 2023.Quelle: NESDC 2024

Die größten Industriebranchen sind die Nahrungsmittel-, Kfz-, Elektro- und Chemieindustrie. Rund um diese Kernindustrien haben sich auch interessante Zulieferbranchen entwickelt. Und zahlreiche Dienstleister wie Logistik und Rechtsberatung kümmern sich um effektive Abläufe. In allen Branchen sind auch deutsche Firmen zu finden.

Auch Produktionstechnik stammt häufig aus Deutschland. Die deutschen Exporte nach Thailand legen seit dem Jahr 2013 aber nur noch in kleinen Schritten zu. Die thailändischen Importe an Investitionsgütern sind zwar kräftig gestiegen, gehen seit der Jahrtausendwende aber hauptsächlich auf das Konto von Lieferanten aus China. Die inländischen Firmen achten sehr auf die Preise. 

Standort mit hoher Resilienz

Deutsche Unternehmen sind mit ihren Geschäften und den Standortbedingungen jedoch überwiegend zufrieden. Sie schätzen die gute Infrastruktur und zentrale Lage in Südostasien, die steuerlichen Anreize und Verlässlichkeit der Rahmenbedingungen. Auch die Lebensqualität im Land des Lächelns wird gelobt.

Japanische Firmen sind mit Abstand die größte Gruppe unter den ausländischen Investoren und sie stufen die zahlreichen Industriecluster als positiv ein. Schließlich waren japanische Konzerne maßgeblich am Aufbau dieser Cluster beteiligt und haben sich dort eng mit ihren Zulieferern verflochten.

Für Firmen, die widerstandsfähige Lieferketten suchen, lohnt sich daher ein Blick auf den breit aufgestellten Standort. Seine Resilienz zeigte sich auch während der Coronapandemie. Die meisten Fabriken blieben geöffnet, weil Bevölkerung und Politik umsichtig reagierten und angemessen handelten.

Eine zentrale Wirtschaftsregion bietet Vorteile

Die Dienstleistungsmetropole Bangkok erwirtschaftet knapp die Hälfte des Bruttoinlandsprodukts (BIP). Die meisten Industriebetriebe sind nebenan in einem besonderen Korridor, dem 13.260 Quadratkilometer großen Eastern Economic Corridor (EEC) zu finden. Die  Fläche des EEC ist zwar kleiner als die von Schleswig-Holstein. Die Region Ost mit dem EEC erzielt aber ein weiteres Fünftel des BIP Thailands. 

Der EEC liegt südöstlich von Bangkok und ist zudem sehr gut an die Metropole angebunden. Auch seine internationalen Seehäfen Laem Chabang und Map Ta Phut werden stetig ausgebaut und die Flughäfen Suvarnabhumi und Don Mueang in Bangkok an kommende Bedarfe angepasst. 

 

Fast die Hälfte des Bruttoinlandsprodukts wird im Großraum Bangkok erwirtschaftetEckdaten der bedeutendsten Regionen in Thailand (2022)

Gebiet

Anteil am BIP (in %)

BIP pro Kopf (in US$ *)

Bevölkerung (in Mio.)

Großraum Bangkok

46,6

13.295

17,4

Osten

18,9

14.734

6,4

Nordosten

10,1

2.741

18,3

Süden

8,0

4.079

9,7

Norden

7,6

3.351

11,2

Zentralregion

5,2

8.126

3,2

Westen

3,7

4.966

3,7

*) Durchschnittskurs 2022: 1 US$ = 35 BahtQuelle: National Economic and Social Council 2024

 

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