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Branche kompakt | Tschechische Republik | Maschinenbau

Tschechiens Maschinenbau sucht neue Zukunftsmärkte

Der Wegfall des russischen Marktes und die Konjunkturschwäche in Deutschland setzen den tschechischen Maschinenbauern zu. Sie müssen effizienter produzieren und neue Kunden finden.

Von Gerit Schulze | Prag

Ausblick des Maschinenbaus in der Tschechischen Republik

  • Konjunkturschwäche in wichtigen Absatzmärkten lässt Ordervolumen sinken.
  • Energiepreise und Fachkräftemangel treiben Produktionskosten nach oben.
  • Tschechische Industrie automatisiert die Produktion und setzt mehr Roboter ein. 
  • Fahrzeugbau und Energiewirtschaft brauchen neue Ausrüstungen.
  • Maschinenbauer engagieren sich verstärkt auf Auslandsmärkten.

Anmerkung: Einschätzung des Autors für die kommenden zwölf Monate auf Grundlage von prognostiziertem Umsatz- und Produktionswachstum, Investitionen, Beschäftigungsstand, Auftragseingängen und Konjunkturindizes. Einschätzungen sind subjektiv und ohne Gewähr; Stand: Juni 2024

  • Markttrends

    Tschechiens Maschinenbau hat eine lange Tradition. Seine Stärken sind Ausrüstungen für die Energie- und Transportwirtschaft sowie Werkzeug- und Umformmaschinen.

    Aktuell kriselt Tschechiens Maschinenbau vor allem wegen ausbleibender Bestellungen aus Deutschland. Außerdem sind die Unternehmen durch den zunehmenden Wettbewerbsdruck aus Asien herausgefordert, erklärt Oldřich Paclík, Geschäftsführer des tschechischen Maschinenbauverbands Svaz strojírenské technologie (SST). Nach seinen Angaben leidet die Branche unter den gestiegenen Energie- und Rohstoffpreisen sowie unter dem Verlust wichtiger Absatzmärkte. 

    Vor Beginn des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine gingen 3 bis 4 Prozent der tschechischen Maschinenexporte nach Russland. Vor allem bei Ausrüstungen für die Energiewirtschaft und bei Metallbearbeitungsmaschinen waren russische Kunden wichtig. Das Liefervolumen an Maschinenbauprodukten erreichte zu Spitzenzeiten über 700 Millionen Euro. Nach Russlands Einmarsch in der Ukraine sank der Wert 2023 auf 130 Millionen Euro, und der Anteil des Landes an Tschechiens Maschinenexporten schrumpfte auf 0,5 Prozent. 

    Fachkräfte fehlen und Personalkosten steigen

    Eine weitere Herausforderung für die Branche sind der Fachkräftemangel und die steigenden Personalkosten. Das Arbeitsministerium meldete im 1. Quartal 2024 über 1.000 offene Stellen für Maschinenbauingenieure und Maschinenbautechniker. Außerdem fehlten landesweit über 76.000 Anlagen- und Maschinenbediener. So viele Fachkräfte wurden in keiner anderen Berufsgruppe gesucht. Dadurch steigt der Druck auf die Löhne. Im 1. Quartal 2024 betrug der Bruttomonatslohn im Maschinenbau 44.500 Kronen (Kč, 1.800 Euro) und lag damit leicht über dem Landesdurchschnitt. Der Lohnzuwachs gegenüber der Vorjahresperiode betrug nominal 7,5 Prozent. Die Zahl der Beschäftigten schrumpfte im selben Zeitraum um über 3 Prozent auf knapp 111.000 Vollzeitstellen.

    "Das zwingt die Maschinenbauunternehmen, in Automatisierung, Robotik und Digitalisierung zu investieren", sagte Verbandschef Paclík auf Nachfrage von Germany Trade & Invest. Digitalisierung und die Verbesserung der Energieeffizienz seien die Haupttreiber, um die Wettbewerbsfähigkeit der Branche zu erhöhen.

    30.000 Roboter

    sind derzeit laut Schätzungen in Tschechiens Industrie im Einsatz.

    Wichtiger Absatzmarkt für Industrieroboter

    Beim Einsatz von Industrierobotern liegt Tschechien bereits über dem europäischen Durchschnitt. Laut Publikation "World Robotics 2023 - Industrial Robots" des deutschen Maschinenbauverbands VDMA wurden in Tschechien 2022 knapp 2.800 Industrieroboter installiert. Damit lag das Land weltweit auf Platz 17, noch vor dem Vereinigten Königreich, Österreich und den Niederlanden. In Mittelosteuropa ist Tschechien nach Polen der zweitwichtigste Absatzmarkt. Insgesamt sind inzwischen schätzungsweise knapp 30.000 Roboter im Einsatz, die meisten in der Automobilindustrie, der Metallverarbeitung und Kunststoffproduktion. Sie dienen überwiegend zur Materialbearbeitung, zum Schweißen und für Montagezwecke. Die Roboterdichte im verarbeitenden Gewerbe Tschechiens liegt bei rund 190 je 10.000 Beschäftigten, in der Autoproduktion bei 640 Robotern je 10.000 Beschäftigten. Der VDMA erwartet für die nächsten Jahre einstellige Wachstumsraten bei der Neuanschaffung von Industrierobotern in Tschechien.

    Auch bei der Entwicklung neuer Industrieroboter spielt Tschechien eine wichtige Rolle. Das Czech Institute of Informatics, Robotics and Cybernetics (CIIRC) forscht zum Beispiel an Robotern für die Demontage und Wiederverwendung von Batterien aus Elektroautos sowie an Robotern für Maurertätigkeiten in der Bauwirtschaft.

    Neue Aufträge aus dem Fahrzeugbau zu erwarten

    Trotz der aktuell durchwachsenen Lage im tschechischen Maschinenbau gibt es Grund für Optimismus. Die wichtigste Abnehmerbranche - die Automobilindustrie - hat die Talsohle durchschritten und verzeichnet wieder wachsende Produktionszahlen. Ihr Ordervolumen stieg 2023 um 6 Prozent und im Zeitraum Januar bis April 2024 nochmals um 13 Prozent. Tschechiens Pkw-Produktion erzielte im 1. Quartal 2024 mit fast 400.000 Fahrzeugen einen Rekordwert. Die Branche klagt besonders stark über Personalmangel und muss daher weiter automatisieren. 

    Langsamer als erhofft kommt die Umstellung auf alternative Antriebsarten voran. Nur 5 Prozent der im 1. Quartal 2024 in Tschechien montierten Autos hatten einen Batterieantrieb. Die Regierung ist seit längerem vergeblich auf der Suche nach Investoren für größere Batteriefabriken. Nach einer Absage von Volkswagen verhandelt Prag nun mit einem asiatischen Interessenten für eine Gigafactory in Mährisch-Schlesien.

    Größere Investitionen plant der Lkw-Hersteller Tatra Trucks in Kopřivnice. Für das Werk werden neue Maschinen beschafft, um die Produktionsprozesse zu rationalisieren. Dafür sind Investitionen von knapp 30 Millionen Euro vorgesehen. Ziel ist es, das Produktionsvolumen auf 2.500 Fahrzeuge pro Jahr zu erhöhen. Modernisiert wird unter anderem die Motorenbearbeitung mit einer neuen CNC-Anlage. 

    Die staatliche Bahngesellschaft Česke dráhy und andere Bahnbetreiber in Tschechien investieren in Ausbesserungswerke für rollendes Material. Zum Teil werden neue Reparaturdepots gebaut. 

    Geplanter Bau von Atomreaktoren bringt Impulse

    Das größte Investitionsvorhaben der nächsten Jahre ist der Bau neuer Atommeiler. Die Regierung will bis zu vier neue Reaktoren errichten lassen und noch in diesem Jahr über die Technologie entscheiden. Im Rennen sind die französische EDF und die südkoreanische KNHP. Südkorea hat über seine Beteiligung an Doosan Škoda Power in Plzeň bereits eine starke lokale Fertigungsbasis für Generatoren und Kraftwerksturbinen. Sollte KNHP den Zuschlag bekommen, sind weitere Investitionen für die tschechischen Werke angekündigt. 

    Bedarf an Kraftwerksausrüstungen besteht auch durch ein Vorhaben des größten Stromversorgers ČEZ. Der Konzern will bis 2030 die kohlebefeuerten Wärmekraftwerke im Land auf Biomasse und Erdgas umstellen. Dafür sind Investitionen von über 3 Milliarden Euro nötig.

    Ausgewählte Investitionsprojekte der Maschinenbauindustrie in der Tschechischen Republik
    Akteur/ProjektInvestitionssumme (in Mio. Euro) *)ProjektstandAnmerkungen
    Doosan Škoda Power / Produktion kleiner Generatoren und Entwicklung von Gas- und Wasserstoffturbinen in Plzeň

     121

    Investition im Mai 2024 bekannt gegebenUnter anderem Produktion von Generatoren für kleine modulare Kernreaktoren (SMR) geplant
    Škoda Ekova / Produktion von Straßenbahnen in Ostrava

    Investitionsanreize in Höhe von 1,6 Mio. Euro bereits 2023 zugesagtKnow-how der Gruppe Škoda Transportation
    Panasonic AVC Networks Czech / Erweiterung der Wärmepumpenproduktion in Plzeň

    k.A. 

    Plan bis Mitte 2026Erhöhung der Jahreskapazität auf 500.000 Stück, 2.000 neue Arbeitsplätze
    Takenaka Europe / Werk zur Produktion von Folien aus Metall und Kunststoff im Gewerbegebiet bei Most

    k.A.

    Bau läuft seit 2023; volle Kapazität der Produktion ab 2027Umweltverträglichkeitsprüfung muss nicht durchgeführt werden
    Suchánek & Walraven / Galvanisierungsanlage im Gebäude des Presswerks und Neubau einer Produktionshalle für Gummiteile in Borovnice

    k.A.

    Baubeginn verzögert sich wegen fehlender GenehmigungenUmweltverträglichkeitsprüfung steht noch aus
    Stannah / Erweiterung der Produktion von Schienen für Treppenhausaufzüge in Brno 

    k.A.

    2023 Umzug in ein neues GebäudeFür 2024 Verlegung der kompletten Europaproduktion nach Brno geplant
    * Umrechnung anhand des Wechselkurses 1 Euro = 24,725 Tschechische Kronen (Tschechische Nationalbank, 29. Mai 2024).Quelle: Recherchen von Germany Trade & Invest 2024

    Von Gerit Schulze | Prag

  • Branchenstruktur

    Umsätze und Neuaufträge der tschechischen Maschinenbauer waren zuletzt gesunken. Neue Absatzmärkte werden daher gesucht. Einige Firmen investieren stärker im Ausland.

    Im tschechischen Maschinenbau sind nach Angaben des Ministeriums für Industrie und Handel (MPO) rund 4.600 Unternehmen tätig. Dazu zählen aber auch Dienstleister, Werkstätten, Händler und Einzelunternehmer. Die Umsätze der Branche (NACE-Code 28) lagen 2022 bei 16,5 Milliarden Euro. Der Produktionswert betrug etwa 11 Milliarden Euro.

    Produktion in den wichtigsten Maschinenbausparten der Tschechischen Republik in Millionen Euro, Anteil in Prozent ¹⁾

    Sparte (NACE)

    Jahr 2022 2)

    Veränderung 2022 / 2021 3)

    Anteil 2022

    Maschinenbau insgesamt (28), davon10.95513,4100,0
    Kälte- und lufttechnische Erzeugnisse (28.25)2.65612,024,2
    Hebezeuge und Fördermittel (28.22)1.1749,610,7
    Pumpen und Kompressoren (28.13)81215,67,4
    Land- und forstwirtschaftliche Maschinen (28.30)73031,16,7
    Bergwerks-, Bau- und Baustoffmaschinen (28.92)618-38,45,6
    Armaturen (28.14)5952,85,4
    Werkzeugmaschinen für die Metallbearbeitung (28.41)50028,84,6
    1 Wert der verkauften Produktion; 2 Umrechnung anhand des durchschnittlichen Wechselkurses 2022: 1 Euro = 24,565 Tschechische Kronen; 3 Veränderung auf Basis der Landeswährung Kč.Quelle: Tschechisches Statistikamt 2024; Tschechische Nationalbank 2024; Berechnungen von Germany Trade & Invest

    Aktuell entwickelt sich die Branche schwächer als das verarbeitende Gewerbe insgesamt. Der Produktionswert sank 2023 real um 1,4 Prozent, während andere Industriesektoren zulegten. Dieser Negativtrend verschärfte sich in den ersten vier Monaten 2024, als die Maschinenproduktion im Vorjahresvergleich um 12 Prozent zurückging. 

    Auch die Aussichten sind derzeit nicht rosig: Das Volumen der Neuaufträge schrumpfte 2023 um 3 Prozent; von Januar bis April 2024 nochmals um 8 Prozent.

    Anlageinvestitionen entwickeln sich schwach

    Neben der schwachen Auslandsnachfrage sind auch die Wachstumsimpulse aus dem Inland gering. Zwar wird Tschechiens Wirtschaft 2024 laut Regierungsprognose um 1,4 Prozent wachsen. Doch der Aufschwung speist sich vor allem aus dem steigenden Privatkonsum. Die für den Maschinenbau wichtigeren Bruttoanlageinvestitionen sollen real nur um 2,2 Prozent zunehmen und damit langsamer als in den beiden Vorjahren. Für 2025 erwartet das Finanzministerium ein Investitionsplus von 2,4 Prozent.

    Die Kapazitäten im verarbeitenden Gewerbe Tschechiens waren im April 2024 zu 82,6 Prozent ausgelastet und damit etwas geringer als im langjährigen Durchschnitt. Starke Impulse für die Neuanschaffung von Produktionsausrüstungen fehlen deshalb. Das schlägt sich auch im Stimmungsbild der Industrie nieder, das monatlich vom Statistikamt ČSÚ abgefragt wird. Demnach wurde die Nachfrage nach tschechischen Industrieprodukten im Mai 2024 so negativ wahrgenommen wie zuletzt im Coronajahr 2020.

    Impulse für Werkzeugmaschinen

    Positive Impulse sieht der Branchenverband SST durch die Nachfrage der Rüstungsindustrie. Davon profitieren besonders Hersteller von Werkzeug- und Umformmaschinen. Nach Einschätzungen von Verbandschef Oldřich Paclík werden die USA als Absatzmarkt immer wichtiger, was mit der Reindustrialisierung des Landes zusammenhängt. Die tschechischen Maschinenexporte in die USA stiegen zwischen 2019 und 2023 um über 50 Prozent.

    Der zunehmende Protektionismus in Nordamerika und die deutlich günstigeren Energiekosten dort seien allerdings auch Herausforderungen für tschechische Maschinenbauer. Einige verlagern daher ihre Produktion dorthin.

    Hoher Überschuss beim Maschinenhandel

    Tschechien hat 2023 Maschinenbauprodukte (SITC-Codes 71 bis 74) für 24,7 Milliarden US-Dollar importiert. Deutschland ist der wichtigste Lieferant mit einem Anteil von 31 Prozent. Dahinter folgen China und Polen mit je 8 Prozent, Italien (7 Prozent) sowie die USA und die Slowakei mit je 5 Prozent.

    Das Exportvolumen lag 2023 bei 30,3 Milliarden US$. Auch hier ist Deutschland der wichtigste Abnehmer mit einem Anteil von 34 Prozent vor den USA und Frankreich (jeweils 6 Prozent), Italien und der Slowakei (je 5 Prozent).

    Viele internationale Hersteller produzieren in Tschechien

    Zur Spitzengruppe der tschechischen Maschinenbauer gehören Holdings, die bei der Privatisierung aus dem Škoda-Kombinat ausgegliedert wurden: der Turbinenproduzent Doosan Škoda Power, der AKW-Ausrüster Škoda JS und der Energieanlagenbauer Škoda Praha. Daneben haben ausländische Unternehmen wie Siemens (Dampfturbinen, Generatoren, Motoren), Alstom (Kraftwerksausrüstungen) oder Daikin und Denso (Heiz- und Klimatechnik) Produktionsstätten im Land. 

    Weitere bekannte Unternehmen mit Niederlassungen in Tschechien sind ABB, Honeywell, Eaton, Edwards, Bosch Rexroth, Mazak, Caterpillar und Ingersoll Rand. Neben dem Großraum Prag sind Südmähren rund um Brno sowie Plzeň, České Budějovice, Ústí nad Labem und Liberec regionale Schwerpunkte des Maschinenbaus.

    Wichtige Maschinenbauer in Tschechien Umsatz in Millionen Euro ¹⁾

    Unternehmen

    Sparte

    Umsatz 2022

    Daikin Industries Czech Republic 3)Klimaanlagen und Wärmepumpen

    781

    Škoda Transportation (Teil der Škoda Group) 2)Schienenfahrzeuge, Busse, Antriebe, Motoren

    747

    Doosan Bobcat EMEABau- und Landwirtschaftsmaschinen

    559

    AŽD Praha 4)Signal-, Telekommunikations-, Steuerungs- und Kommunikationstechnik für Verkehrsinfrastruktur

    458

    Denso Manufacturing Czech 3)Klimaanlagen, Heizungseinheiten, Kondensatoren

    394

    Bonatrans Group 2)Stahlräder für Schienenfahrzeuge

    383

    Doosan Škoda PowerTurbinen, Antriebe, Energiespeicher, Kondensatoren

    162

    ŽďasSysteme für Automatisierung, Robotik, Schmiedeanlagen, hydraulische und Pressmaschinen, Werkzeuge

    153

    Škoda JSKomponenten und Anlagen für Kernkraftwerke

    119

    John Crane 5)Gleitringdichtungen, Dichtungsunterstützungs- und Filtersysteme

    117

    1 Umgerechnet zum jeweiligen durchschnittlichen Jahreswechselkurs; 2 Gesamtgruppe mit den Tochtergesellschaften; 3 Geschäftsjahr April 2022 bis März 2023; 4 Geschäftsjahr Oktober 2022 bis September 2023; 5 Geschäftsjahr August 2022 bis Juli 2023.Quelle: Handelsregister 2024 - Jahresberichte der einzelnen Firmen; Recherchen Germany Trade & Invest; CzechInvest - Zulieferdatenbank 2024; Ranking "Czech Top 100" 2023; Fachpresse

    Der schwedisch-schweizerische Konzern ABB betreibt in Ostrava eines von weltweit sechs Reparatur- und Wiederaufbereitungszentren. Dort wurden seit 2007 schon rund 4.000 Industrieroboter repariert und modernisiert. 

    Große Investitionen plant der koreanische Konzern Doosan an seinem tschechischen Standort Plzeň. Dort soll die Produktion von luftgekühlten Generatoren mit einer Leistung bis 300 Megawatt angesiedelt werden. Diese könnten zum Beispiel bei Miniatomkraftwerken (Small Modular Reactor) zum Einsatz kommen, die weltweit auf dem Vormarsch sind. Außerdem entsteht bei Doosan Škoda Power ein Entwicklungszentrum für Gas- und Wasserstoffturbinen. Die Koreaner wollen stärker mit tschechischen Zulieferern zusammenarbeiten. Dafür wurden Vereinbarungen mit Vítkovice, ZAT, MICO und Škoda JS getroffen.

    Ebenfalls in koreanischen Händen (Doosan) ist inzwischen der Baumaschinenhersteller Bobcat, der in Dobříš bei Prag seine Zentrale für die gesamte EMEA-Region (Europa, Nahost und Afrika) hat. An dem Standort produziert das Unternehmen jährlich rund 25.000 Minibagger, Kompakt-, Raupen- und knickgelengte Lader. Rund 99 Prozent gehen in den Export. Das Unternehmen bezieht Komponenten von rund 150 lokalen Zulieferern. Außerdem betreibt Bobcat in Dobříš eine Entwicklungsabteilung und arbeitet mit der Prager Hochschule ČVUT zusammen.

    Zukäufe im Ausland stärken Wettbewerbsposition

    Da sich die Standortbedingungen in Tschechien zuletzt wegen der hohen Energiepreise und fehlender Fachkräfte verschlechterten, verstärken einige Maschinenbauer ihre Auslandsaktivitäten. Die Škoda Group aus Plzeň, die auf Antriebstechnik und Schienenfahrzeuge spezialisiert ist, hat die belgische Technologiefirma The Signalling Company gekauft. Die entwickelt Softwarelösungen für Sicherheitssysteme und autonomes Fahren im Eisenbahnverkehr. Außerdem übernahm Škoda Group 2024 den französischen Zulieferer Cegelec. 

    Der Landmaschinenhersteller Agrostroj Pelhřimov übernahm schon 2021 die niedersächsische Wilhelm Stoll Maschinenfabrik. Im Frühjahr 2024 kündigte das Unternehmen an, für rund 100 Millionen Euro eine Fabrik in den USA zu errichten.

    Bereits 2023 hatte der Produzent von Industriegetrieben, Wikov, zwei kanadische Maschinenbauer gekauft: PREP und Wessex Precision Machining. Damit wollen die Tschechen nach eigener Aussage näher an den nordamerikanischen Kunden sein und den Service verbessern.

    Von Gerit Schulze | Prag

  • Rahmenbedingungen

    Tschechische Maschinenbauer sind stark auf die Auslandsmärkte orientiert. Kooperationen sind daher erwünscht und versprechen bessere Marktchancen.

    Für Tests und die Zertifizierung von Maschinen sind das tschechische Maschinenbauprüfinstitut sowie einige universitäre Institute zuständig. Für Land- und Nahrungsmittelmaschinen sowie für Forsttechnik übernimmt diese Aufgabe zum Beispiel die Státní zkušebna strojů (Staatliches Maschinenbauprüfinstitut). Hinsichtlich der Normierung gelten die einschlägigen EU-Richtlinien (siehe etwa Deutsches Institut für Normung e.V.).

    Tipps für den Markteinstieg

    • Internationale Maschinenbaumesse MSV in Brno für Kontaktaufnahme nutzen (jährlich im Herbst)
    • Produkte für Industrie 4.0, Automatisierung und Digitalisierung anbieten
    • Energieeffizienz der angebotenen Ausrüstungen herausstellen
    • Ausgeprägten Fachkräftemangel im Ingenieursbereich beachten
    • Kooperationen mit tschechischen Maschinenbauern eingehen

    Die Zusammenarbeit mit Deutschland bleibt für die meisten Maschinenbauunternehmen in Tschechien von zentraler Bedeutung. Sie wollen dadurch ihre Wettbewerbsfähigkeit und Chancen auf den Auslandsmärkten verbessern.

    Oldřich Paclík Geschäftsführer des Maschinenbauverbands Svaz strojírenské technologie (SST)

    Im innergemeinschaftlichen Warenverkehr der Europäischen Union (EU) sind die Regelungen des Umsatzsteuerkontrollverfahrens in der EU zu beachten. Informationen hierzu finden sich auf der Internetseite des Bundeszentralamtes für Steuern.

    Die GTAI stellt ausführliche Informationen zum Wirtschafts- und Steuerrecht sowie zu Einfuhrregelungen, Zöllen und nichttarifären Handelshemmnissen zur Verfügung.

    Von Gerit Schulze | Prag

  • Kontaktadressen

    Bezeichnung

    Anmerkungen

    Germany Trade & InvestAußenhandelsinformationen für die deutsche Exportwirtschaft

    AHK Tschechien

    Auslandshandelskammer in Prag, erste Anlaufstelle für deutsche Unternehmen

    CzechInvestStaatliche Wirtschaftsförderagentur
    Svaz průmyslu a dopravyIndustrie- und Transportverband
    Národni strojírenský klastrMaschinenbau-Cluster
    Svaz strojírenské technologieMaschinenbauverband
    Asociace zemědělské a lesnické technikyVerband der Land- und Forsttechnik
    MM Průmyslové spektrumFachzeitschrift
    strojirenstvi.czInternetportal und Fachzeitschrift
    MSVInternationale Maschinenbau-Fachmesse in Brno; nächster Termin: 8. bis 11. Oktober 2024
    LABOREXPO und PROCESEXPOFachmesse für Mess- und Labortechnik und Analyse- und Prozesstechnik in Prag; nächster Termin: 3. bis 4. Juni 2026

     

     

    Von Gerit Schulze | Prag

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