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Wirtschaftsumfeld | Tunesien | Wirtschaftsbeziehungen zu Deutschland

Tunesien zieht mehr deutsche Exporte und Investitionen an

Die deutschen Ausfuhren nach Tunesien sind im Jahr 2024 weiter gestiegen. Parallel dazu nimmt auch die Investitionstätigkeit vor Ort zu. 

Von Verena Matschoß | Tunis

Gutes Ergebnis für den Handel zwischen Deutschland und Tunesien im Jahr 2024: Während die deutschen Exporte nach Afrika um 9 Prozent zurückgingen, stiegen die Ausfuhren nach Tunesien um 5,5 Prozent. Die deutschen Einfuhren sanken zwar leicht, allerdings nur um 0,5 Prozent.

Deutschland war im Jahr 2024 drittwichtigster Handelspartner von Tunesien. Das kleine nordafrikanische Land ist stark in deutsche Lieferketten eingebunden. Exportfirmen fertigen hier für den Bedarf der deutschen Industrie Kabelbäume, Bordelektronik, aber auch Herrenhemden, T-Shirts und Spielwaren. 

Für Deutschland spielt Tunesien als Handelspartner eine kleinere Rolle: Auf der Rangliste der deutschen Absatzmärkte verbesserte sich Tunesien 2024 laut Angaben des Statistischen Bundesamtes um zwei Plätze auf Rang 59 von 238 Handelspartnern. Als Bezugsmarkt behauptete sich Tunesien auf Rang 51.

Tunesien in deutsche Lieferketten eingebunden

Die deutschen Importe aus Tunesien entfallen vor allem auf vor Ort produzierende deutsche Unternehmen beziehungsweise tunesische Betriebe der Lohnveredelung. Vor- und Zwischenprodukte werden vielfach aus Deutschland importiert, vor Ort verarbeitet und dann wieder ausgeführt. Deshalb übersteigen auch die deutschen Einfuhren aus Tunesien die Ausfuhren. Das deutsche Handelsbilanzdefizit betrug laut Statistischem Bundesamt 2024 über 900 Millionen Euro. Nur mit 25 Ländern weltweit hatte Deutschland ein größeres Defizit.

Handel

Gründe für eine Produktion in Tunesien sind vielschichtig, vor allem spielen die Nähe zu Europa, die Verfügbarkeit von Arbeitskräften und die wettbewerbsfähigen Lohnkosten eine Rolle. Zudem gibt es in Tunesien für exportorientierte Firmen zahlreiche Investitionsanreize, zum Beispiel Zollfreiheit bei Importen auf Vorleistungen oder Steuervergünstigungen bei der Ansiedlung in strukturschwachen Regionen.

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Wettbewerbsfähige Produktionskosten ziehen an

In Zeiten, wo die europäische Autoindustrie schwächelt, spielen die Produktionskosten eine Rolle. Dies ist ein Grund, warum Tunesien im Jahr 2024 zum wichtigsten Lieferland für Zündkabelsätze für Deutschland aufgestiegen ist. Im Vergleich zu 2019 sind die deutschen Importe laut Eurostat um 75 Prozent gestiegen. Die Produktion verlagert sich, denn die Einfuhren von Kabelsätzen aus Rumänien - dem nun zweitwichtigsten Lieferland - gingen im selben Zeitraum um 16 Prozent zurück. 

Deutsche Investoren sind bereits seit Jahrzehnten in Tunesien aktiv. Beim Bestand der FDI stehen sie laut Foreign Investment Promotion Agency (FIPA) beim Länderranking auf Platz 5, im Industriebereich sind sie sogar auf Platz 3. Insgesamt sind in Unternehmen mit deutscher Kapitalbeteiligung über 90.000 Menschen beschäftigt, der Automobilzulieferer Leoni ist der größte private Arbeitgeber in Tunesien. Laut FIPA haben deutsche Unternehmen bis Ende 2023 bereits umgerechnet 782 Millionen Euro im Land investiert - die deutsche Bundesbank beziffert den Wert für Ende 2022 allerdings nur auf 369 Millionen Euro. 

Das wichtigste Betätigungsfeld für deutsche Unternehmen ist die Produktion von Fahrzeugelektronik. Hier sind neben Leoni unter anderem auch Kromberg & Schubert, Dräxlmaier und Marquardt aktiv. Darauf folgt die Herstellung von Baustoffen und die Bekleidungsproduktion

Deutsche Investoren 2024 an 2. Stelle

Nach vorläufigen Zahlen der FIPA war Deutschland im Jahr 2024 mit umgerechnet 100 Millionen Euro bei den FDI auf Rang 2. Und mit über 5.000 geschaffenen Arbeitsplätzen überholten sie sogar den größten Investor Frankreich. Gemessen am Wert war die wichtigste Branche der Elektronikbereich. Die meisten Arbeitsplätze wurden aber in der Kunststoffverarbeitung geschaffen. Laut FIPA stiegen nach einem Einbruch im Jahr 2021 die Zuflüsse an deutschen Direktinvestitionen wieder kontinuierlich an. Das Gros sind Erweiterungsprojekte. 

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