Branchen | Uganda | Wasser und Abwasser
Wassersektor in Uganda: Versorgung in den Städten wird erweitert
Der Staat muss derzeit Geld sparen. Geberprojekte laufen weiter und private Investoren fragen zunehmend Ausrüstungen nach.
28.06.2024
Von Carsten Ehlers | Nairobi
Zulieferer und Dienstleister bei staatlichen Wasserprojekten in Uganda spüren den staatlichen Sparzwang am geringen Umfang von Ausschreibungen. Auch die internationalen Geber, die einen Großteil der Mittel bereitstellen, halten sich derzeit zurück. Gleichwohl werden begonnene Programme weitergeführt.
Motor für den steigenden Wasserbedarf ist die jährlich um etwa 1,2 Millionen Menschen wachsende Bevölkerung sowie die Urbanisierung. Zunehmende Umweltverschmutzung und der Klimawandel machen Maßnahmen in der Abwasser- und Regenwasserentsorgung immer dringender. In allen Bereichen passiert zu wenig, sodass die Probleme bei gleichbleibendem Investitionsvolumen eher zunehmen dürften.
Große Sprünge bei den Geberprogrammen werden in der Wasserwirtschaft auch in den kommenden Jahren nicht erwartet. Eine langsame Zunahme aufgrund des steigenden Bedarfs ist aber realistisch. Im Wassersektor sind vor allem die EU, die französische AFD sowie die Afrikanische Entwicklungsbank (AfDB) aktiv.
Staatliche Projekte in Kampala und den Sekundärstädten
Diverse Aktivitäten wie der Bau von Pipelines, Aufbereitungsanlagen und die Verlegung von Netzanschlüssen konzentrieren sich auf die Millionenstadt Kampala sowie die Sekundärstädte wie Mbale, Gulu, Arua, Jinja, Mbarara, Fort Portal und Kabale.
Für Gulu, die zweitgrößte Stadt Ugandas, wird für etwa 90 Millionen US-Dollar (US$) eine Versorgungspipeline vom Nil kommend verlegt. Hier reicht die Grundwasserversorgung nicht mehr aus. Die Finanzierung stellen die KfW und die Weltbank. Das Projekt soll im Jahr 2025 abgeschlossen werden.
Projektbezeichnung | Investitionssumme (Mio. Euro) | Projektstand | Anmerkung/Ansprechpartner |
South Western Towns Water & Sanitation (SWTWS) ”South-Western-Cluster” | 170,0 | In der Durchführung | Finanzierung unter anderem durch AfDB und AFD. Ausbau der Wasserinfrastruktur in Mbarara und Masaka. Derzeit Bau von Wasserwerken mit Druckleitung sowie Netzausbau in Masaka-Town |
160,0 | Geplant | Finanziert von der dänischen Regierung | |
Kampala Sanitation Program (Phase I) | 67,9 | Geplant ab etwa 2023 | Finanzierung: AfDB; Städtische Abwasserentsorgung |
Ausbau der Wasserversorgung in Kampala | 60,0 | In der Durchführung | Finanzierung durch AFD, EU und KfW; Bau einer Pipeline vom Victoria-See in die Stadt und einer Wasseraufbereitungsanlage |
In der Region West Nile um Arua, wo viele Geflüchtete aus Südsudan und der DR Kongo leben, ist das Wasser extrem knapp. Hier sind Sofortmaßnahmen notwendig. In zahlreichen Kleinstädten werden Wasserversorgungssysteme installiert. Auch die Wasserversorgung der Stadt Arua muss sichergestellt werden. Mittelfristig soll der dortige Fluss Anyau für die Wasserversorgung aufgestaut werden. Im Jahr 2025 dürften Ausschreibungen veröffentlicht werden. An der Finanzierung beteiligt sind die EU und die KfW.
GTAI-Informationen zu Uganda
- Wirtschaftsausblick Uganda: Was sind die Erwartungen für das Geschäftsklima?
- Wirtschaftsstandort Uganda: Was kennzeichnet den Standort Uganda (Vor- und Nachteile sowie Chancen und Risiken)
- Wirtschaftsdaten kompakt: Alle wichtigen wirtschaftlichen Kennzahlen auf einen Blick
Aktuelle geberfinanzierte Projekte: GTAI-Länderseite Uganda, Rubrik "Ausschreibungen" und "Entwicklungsprojekte".
Bau neuer Fäkalschlammanlagen
Abwasserentsorgung wird immer wichtiger in Uganda, steht aber noch ganz am Anfang. Den Großraum Kampala/Entebbe bezeichnen Experten als "eine einzige Toilette". An der Erstellung des "Kampala Sanitation Masterplans", der eine Blaupause für die notwendigen Investitionen darstellen soll, ist der deutsche Ingenieurberater Fichtner beteiligt. Gleichwohl räumt die Regierung derartigen Investitionen aktuell eine geringe Priorität ein. Immerhin: Fäkalschlammanlagen werden im Rahmen des Ausbaus der Wasserversorgung erstmals auch in den Sekundärstädten "mit gebaut".
Ausschreibungen laufen überwiegend über das staatliche Unternehmen National Water & Sewerage Corporation (NWSC). Das Unternehmen gilt unter Branchenkennern als vergleichsweise gut gemanagtes Staatsunternehmen. Private Lizenzen für Wasserversorgungsnetze werden kaum vergeben.
Wasserversorgung der Industrie und größerer Gebäude wird wichtiger
Der Bedarf privater Unternehmen an Lösungen für die Wasserversorgung und Abwasserentsorgung wird in den kommenden Jahren deutlich steigen - zumindest vorübergehend. Die geplante Ölförderung im Albertsee lässt eine große Nachfrage der Konzessionäre TotalEnergies und CNOOC entstehen. Für das Vohaben werden in der Region um die Stadt Hoima unter anderem Siedlungen für Tausende von Ölarbeitern geplant, die eine entsprechende Infrastruktur benötigen.
Auch die Nahrungsmittelindustrie, die vor allem um Kampala angesiedelt ist, fragt Lösungen nach, ebenso Betreiber von Farmen für Zuckerrohr, Kaffee, Reis, Mais und Gartenbau. Aufgrund des Klimawandels benötigt die Landwirtschaft zusätzliche Bewässerungssysteme.
Insbesondere in Kampala werden zahlreiche größere Wohnkomplexe, Bürohäuser, Hotels und Einkaufszentren gebaut, um dem Bevölkerungswachstum Rechnung zu tragen. Diese müssen mit Wasser- und Abwassersystemen ausgestattet werden. Aktuell verteuern hohe Importpreise Beschaffungen, sodass gerade hochpreisige deutsche Anbieter Kunden mit guten Argumente von ihren Produkten überzeugen müssen.
Deutsche Exporteure: Erfolgsfaktor Kostensenkung
Aufgrund der Preisvorteile dominiert die Konkurrenz aus Asien den Markt. Deutsche Technik verfügt jedoch über gute Verkaufschancen, insbesondere bei privaten Abnehmern mit hohem Professionalisierungsgrad, beispielsweise Farmen oder Getränkehersteller. Diese haben nicht selten ausländische Anteilseigner und können sich gute Qualität leisten.
Absatzmöglichkeiten existieren auch bei kommunalen Wasserversorgern, wenn beispielsweise über den Betrieb hocheffizienter Pumpen Stromkosten eingespart werden können. Dies setzt indes eine sorgfältige Marktbearbeitung und Vertrautmachung der lokalen Ingenieure mit den Produkten voraus. Für den Wasserversorger kann es vertrauensbildend sein, wenn der Anbieter von Pumpen den Betrieb und die Wartung übernimmt.
Bedienung des Marktes erfolgt oft über Nairobi
Während Ingenieurbüros zum Teil in Kampala präsent sind, operieren Zulieferer von technischer Ausrüstung meist über lokale Handelsvertreter, häufig auch vom regionalen Hub in Nairobi (Kenia) aus. Von dort kann die gesamte Region Ostafrika bedient werden. Während insbesondere Kenia bei vielen deutschen Zulieferern schon ein gut erschlossener Markt ist, besteht bei Märkten wie Uganda, Ruanda und Tansania noch großer Nachholbedarf.
So hat der deutsche Pumpenhersteller Wilo in Nairobi im August 2023 eine Montage eröffnet und möchte von dort aus auch andere ostafrikanische Märkte wie Uganda erschließen. Belete Matebe, Geschäftsführer von Wilo in Kenia, erläutert in einem Interview mit GTAI diese Strategie.
Die Lieferungen laufen in der Regel über den kenianischen Hafen Mombasa. Der Transport nach Kampala über die Landstrecke von rund 1.150 Kilometern erfolgt dann per Lkw.
Bezeichnung | Anmerkungen |
Außenhandelsinformationen für die deutsche Exportwirtschaft | |
Anlaufstelle für deutsche Unternehmen mit Kompetenzzentrum "Energie und Umwelt" | |
Für den Wassersektor zuständiges Ministerium | |
Staatlicher Wasserversorger und Abwasserentsorger. Untersteht dem MININFRA |