Branchen | Tansania | Wasser und Abwasser
Investitionen in Tansanias Wasserversorgung werden dringender
Insbesondere die städtische Wasserversorgung dürfte in den kommenden Jahren ausgebaut werden. Auch Abwasserentsorgung rückt in den Fokus.
22.03.2024
Von Carsten Ehlers | Nairobi
Jährlich nimmt die tansanische Bevölkerung um etwa 1,8 Millionen Menschen zu. Damit steigt auch der Wasserbedarf rapide an. Hinzu kommt, dass auch die expandierende Landwirtschaft und die Industrie immer größere Mengen Wasser benötigen. Klimatische Veränderungen, die zu längeren Dürreperioden oder heftigen Regenfällen führen können, müssen zusätzlich berücksichtigt werden. Um Wasser besser speichern zu können, stellt die Regierung verstärkt Geld für den Bau von Dämmen bereit.
Insgesamt jedoch ist der Markt aus Sicht deutscher Unternehmen überschaubar, denn es dominieren günstigere technische Ausrüstungen und Komponenten von der Konkurrenz aus Asien. Derzeit bedienen die meisten deutschen Zulieferer Tansania aus Deutschland oder vom regionalen Hub in Nairobi (Kenia) aus als einen Teilmarkt in Ostafrika, oft auch über Handelsvertreter. Germany Trade & Invest (GTAI) berichtet regelmäßig über die Wasserwirtschaft in den anderen wichtigen Teilmärkten Kenia, Uganda und Ruanda.
Deutsche Unternehmen bedienen Tansania oft von Kenia aus
Der Pumpenhersteller Wilo hat in Nairobi gerade erst eine Montage eröffnet und möchte die Region Ostafrika von dort aus bedienen. Im Interview mit dem Africa Business Guide geht Belete Matebe, Geschäftsführer von WILO East Africa, auch auf Tansania ein. Für das Unternehmen Boreal Light aus Berlin, deren "Wasserkioske" mit Solarstrom Grund- zu Trinkwasser aufbereiten, ist Tansania nach Kenia der zweitwichtigste Markt in Ostafrika. "Unsere Technologie kann in Tansania gut eingesetzt werden, weil dort die Grundwasser mit diversen Mineralien verseucht sind, die wir herausfiltern können. In Zentraltansania sind dies zum Beispiel Fluor und Kalzium und entlang der Küste Salz", sagt Hamed Beheshti, Co-Founder und CEO von Boreal Light.
Chancen für deutsche Unternehmen bestehen sowohl bei staatlichen als auch bei privaten Projekten. Aufträge von privater Seite kommen auf dem tansanischen Festland vor allem von Industrieunternehmen sowie Entwicklern größerer Hochbauprojekte, zum Beispiel von Einkaufszentren, Hotels, Büro- und Wohnungskomplexen. Darüber hinaus gibt es auf dem Land zahlreiche Farmen, Minen und Lodges. Im halbautonomen Sansibar werden insbesondere auf der Hauptinsel Unguja derzeit zahlreiche größere Hotels gebaut, die mitunter eigene Meerwasserentsalzungsanlagen benötigen.
Sansibar benötigt dringend Lösungen
Aktuell sehr umfangreich sind auf Sansibar die staatlichen Aktivitäten im Rahmen des Zanzibar Water Investment Programme (ZanWIP). Verschiedene Geber beteiligen sich an dem Programm, darunter Deutschland (KfW), Indien, die Türkei und die Afrikanische Entwicklungsbank (AfDB). Aufgrund der Insellage werden verschiedene Lösungen einschließlich Meerwasserentsalzung erwogen. Die zuständige tansanische Wasserbehörde Zanzibar Water Authoritiy (ZAWA) implementiert die Projekte.
Auf dem tansanischen Festland werden ebenfalls zahlreiche Projekte in der Wasserversorgung und zunehmend auch in der städtischen Abwasserentsorgung durchgeführt. Deutsche Unternehmen beteiligen sich vor allem an Zuliefer- und Beratungsaufträgen. Insbesondere, wenn Geber wie Weltbank, Afrikanische Entwicklungsbank (AfDB), EU und KfW sich bei der Finanzierung einbringen, sind Beteiligungschancen für deutsche Unternehmen gegeben.
Für die deutsche Entwicklungszusammenarbeit bildet der Wassersektor in Tansania einen Schwerpunkt. GTAI veröffentlicht Ausschreibungen und Projektfrühinformationen aller relevanten Geber in einer umfangreichen Datenbank. Jedoch ist das staatliche tansanische Budget nicht üppig bestückt, sodass vorhandene Zuliefer- und Beratungsmöglichkeiten für deutsche Unternehmen überschaubar bleiben. Mit etwas Kreativität und proaktiver Kundenpflege erweitert man indes die Geschäftsmöglichkeiten.
Umweltprobleme in Ballungszentren nehmen zu
Die Umweltprobleme in den rapide wachsenden Städten nehmen zu. Daher rücken auch Maßnahmen im Abwassersektor immer mehr in den Fokus. Gerade die Städte installieren meist mit Geberhilfe vermehrt in Abwasserbecken zum Teil mit Aufbereitungsanlagen. Die Installierung von unterirdischen Abwassernetzen in den Städten wäre sehr teuer, daher ist der Transport der Fäkalien per Lkw immer noch die Regel. Insgesamt steht die städtische Abwasserentsorgung noch am Anfang, sodass in den kommenden Jahren weitere umfangreiche Maßnahmen notwendig sind.
Auch im Bereich der Wasserversorgung, der schon weiter entwickelt ist als der Abwasserbereich, arbeiten tansanische Regierungsinstitutionen und Versorgungsunternehmen mit Gebern zusammen. Was die Regierung im Wassersektor in den kommenden Jahren plant, ist im Water Sector Development Programme Phase Three (WSDP III) festgehalten, das das zuständige Ministry of Water im Juli 2022 veröffentlicht hat.
Projektbezeichnung | Investitionssumme (in Mio. US$) | Projektstand |
Sustainable Rural Water Supply & Sanitation Program (SRWSSP) | 300 | In der Durchführung. Der Kredit wurde von der Weltbank bewilligt. Die Implementierung begann 2019 |
230 | Gelder wurden von der Weltbank 2017 bewilligt. Soll bis Ende 2024 umgesetzt werden | |
Simiyu Climate Resilience Project | 171 | Erste Ausschreibungen wurden 2022 veröffentlicht. Finanziert von KfW und UN Green Climate Fund |
Dodoma Resilient & Sustainable Water Development & Sanitation Program | 125,2 | AfDB stellt den Kredit im Mai 2022 bereit |
Installierung von Wasserversorgungsnetzen sowie dezentralen Abwasserbecken in den Städten Lindi, Kigoma, Sumbawanga und Babati.
| k.A. | Maßnahmen werden von KfW und EU finanziert. In den ersten drei Städten so gut wie abgeschlossen; Aktivitäten in Babati stehen noch bevor |
Daressalam und Dodoma stehen im Fokus
In Daressalam und der neuen Hauptstadt Dodoma sind die Maßnahmen im Bereich der Wasserversorgung besonders umfangreich. Mit Unterstützung der Weltbank werden derzeit die sich im Norden an Daressalam anschließenden Vorstädte bis Bagamoyo an das Wasserversorgungsnetz angeschlossen. Hierfür wird eine Großpipeline verlegt. Im rund 500.000 Einwohner zählenden Dodoma soll außerhalb der Stadt der Farkwa-Damm gebaut und daran ein völlig neues Wasserversorgungssystem angeschlossen werden.
Diverse Projekte werden auch in ländlichen Gegenden durchgeführt, um die dort mangelnde Wasserversorgung zu verbessern. Für die Implementierung ländlicher Projekte ist die 2019 gegründete staatliche Rural Water Supply & Sanitation Agency (RUWASA) zuständig. Ruwasa arbeitet eng mit Geberorganisationen zusammen und kann Betreiberlizenzen auch an private Betreiber vergeben.
Bezeichnung | Anmerkungen |
Germany Trade & Invest (GTAI): Publikationen zu Tansania | Außenhandelsinformationen für die deutsche Exportwirtschaft |
Delegation der Deutschen Wirtschaft für Ostafrika (AHK) | Anlaufstelle für deutsche Unternehmen mit Kompetenzzentrum „Energie und Umwelt“ |
Exportinitiative Umwelttechnologien | Informationen zur Exportinitiative des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie |
Ministry of Water | Für den Wasser- und Abwassersektor zuständiges Ministerium |
Energy and Water Utilities Regulatory Authority (EWURA) | Regulierungsbehörde für den Wassersektor |
Rural Water Supply & Sanitation Authority (RUWASA) | Autonome Agentur unter dem Wasserministerium. Zuständig für die ländliche Wasserversorgung. |
Dar es Salaam Water & Sewerage Authority (DAWASA) | Wasserversorger in Daressalam |
Dodoma Urban Water Supply & Sanitation Authority (DUWASA) | Wasserversorger in Dodoma |
Association of Tanzanian Water Suppliers (ATAWAS) | Verband der Wasserversorger in Tansania |
Zanzibar Water Authoritiy (ZAWA) | Wasserversorger auf Sansibar |