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Special Ukraine Rohstoffsicherung

Ukraine: BGV treibt Projekte für Beryllium und Grafit voran

Die ukrainische BGV Gruppe setzt ihre Projekte im Bereich kritischer Rohstoffe mit internationalen Partnern fort. Im Fokus stehen Lagerstätten für Beryllium und Grafit.

Von Waldemar Lichter | Warschau

Die BGV Group Management hat im Februar 2025 in Washington D.C. mehrere Vereinbarungen mit ausländischen Unternehmen unterzeichnet, um ihre Investitionsvorhaben in der Ukraine voranzutreiben. BGV ist eines der führenden ukrainischen Unternehmen im Bereich kritischer Rohstoffe. Die Verträge, deren Details noch nicht veröffentlicht wurden, zielen auf eine zukünftige Zusammenarbeit bei der Gewinnung und Verarbeitung von Grafit und Beryllium ab, beides kritische Rohstoffe. Das ist ein weiteres positives Zeichen für den Rohstoffsektor in der Ukraine. Bereits im Oktober 2024 hatte eine große Privatisierung die Titanindustrie in der Ukraine belebt.

Zusammenarbeit mit ausländischen Partnern ist etabliert 

Die Namen der Kooperationspartner wurden zwar nicht bekannt gegeben, doch BGV hat in der Vergangenheit mit renommierten Unternehmen wie Metso (Finnland) und Dorfner ANZAPLAN (Deutschland) zusammengearbeitet. Metso unterstützt das Unternehmen beim Bau einer Anreicherungsanlage für Grafit in der Region Kirovohrad. ANZAPLAN war an der Entwicklung von Technologien zur Herstellung von sphärischem Grafit (SPG) beteiligt. SPG ist ein Schlüsselmaterial für Lithium-Ionen-Batterien.

Grafit ist Vorzeigeprojekt

Im Mittelpunkt der Investitionsstrategie von BGV steht das Grafitprojekt in der Balakhiv-Lagerstätte in der Region Kirowohrad. Dieses Projekt hat bereits wichtige Meilensteine erreicht. So gelang es 2024, einen Reinheitsgrad des Grafits von 99,99 Prozent zu erreichen. Das ist ein entscheidender Schritt zur Herstellung von sphärischem Grafit. Dies entspricht den Anforderungen für die Elektromobilität und könnte die Ukraine als potenziellen Lieferanten für die europäische Batterieindustrie positionieren. Neben der Verwendung für Lithium-Ionen-Batterien wird Grafit unter anderem in der Halbleiterindustrie oder für Touchscreens benötigt.

In Zusammenarbeit mit dem finnischen Metso wird derzeit das sogenannte Basic Engineering (Planungs- und Entwurfsphase) für eine Anreicherungsanlage durchgeführt. Der Bau des kompletten Bergbau- und Verarbeitungskomplexes soll im 1. Quartal 2026 beginnen. Die geplante Kapazität beträgt 50.000 Tonnen Grafitkonzentrat pro Jahr, davon 19.000 Tonnen für die SPG-Produktion. "Allein in die Machbarkeitsstudie für das Grafitprojekt haben wir fast 10 Millionen US-Dollar investiert“, so Gennadii Butkevych, Gründer und Investor der BGV Group Management.

Die erfolgreiche Umsetzung der Projekte könnte die Ukraine als wichtigen Lieferanten für die europäische Batterie- und Hochtechnologieindustrie etablieren. Derzeit dominiert China den Markt und liefert etwa 90 Prozent des weltweit genutzten Grafits.

Beryllium-Projekt steht vor dem Start

Das zweite Großprojekt von BGV ist die Erschließung der Berylliumlagerstätte Perzhansk in der Region Schytomyr. "In den vergangenen Jahren haben wir Verifizierungsbohrungen sowie chemische, mineralogische und technologische Studien durchgeführt", erläutert Sergii Voitsehovskyi, Mitglied des BGV-Vorstands. Die vorläufige Machbarkeitsstudie soll 2025 nach internationalen Standards abgeschlossen werden.

Beryllium ist essenziell für Luft- und Raumfahrt, Verteidigungstechnologien und medizinische Geräte. Die Ukraine könnte damit eine Schlüsselrolle in der europäischen Hochtechnologieversorgung einnehmen. Neben Beryllium untersucht das Unternehmen an diesem Standort auch das Potenzial für die Gewinnung von Begleitmineralien wie Zink und seltenen Erden.

Projekte benötigen massive Investitionen

Diese Vorhaben erfordern große Investitionen. "Das BGV-Grafit-Projekt wird etwa 400 Millionen US-Dollar kosten", erklärt Voitsehovskyi. Das umfasse 120 Millionen Dollar für die Bergbauaufbereitungsanlage und Konzentratproduktion sowie 250 bis 280 Millionen US-Dollar für die Anlage zur Grafitspheronisierung, ein Verfahren in der Herstellung hochleistungsfähiger Anodenmaterialien für Lithium-Ionen-Batterien.

Eine besondere Herausforderung stellt die Energieversorgung dar. Elektrizität mache über die Hälfte der Produktionskosten für SPG aus. Die geplante Anlage werde für die Produktion von 19.000 Tonnen SPG jährlich etwa 180,6 Millionen Kilowatt Strom benötigen - vergleichbar mit dem Verbrauch einer Kleinstadt, heißt es. Dafür muss eine eigenständige Energieinfrastruktur aufgebaut und unterhalten werden.

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