Interview | Ukraine | Beschaffungsmarkt
"Wir helfen Exporteuren und Einkäufern"
Die Suche nach verlässlichen Geschäftspartnern in der Ukraine ist aufwendig. Unterstützung erhalten ausländische Firmen vom staatlichen Büro für Unternehmens- und Exportförderung.
05.03.2024
Von Michał Woźniak | Berlin
Das im Jahr 2015 gegründete Büro für Unternehmens- und Exportförderung EEPO (Entrepreneurship and Export Promotion Office) bringt ukrainische Exportunternehmen mit ausländischen Einkäufern zusammen. Gemeinsam mit dem ukrainischen Ministerium für Digitalisierung entwickelte und betreibt EEPO zudem das Wirtschaftsförderportal für ukrainische Klein- und Mittelständler Diia.Business.
In diesem Interview erklärt Beschaffungsmanagerin Valentyna Liashenko, welche Leistungen die der ukrainischen Regierung unterstellte Organisation erbringt und wie deutsche Unternehmen von ihrer Arbeit profitieren können.
Frau Liashenko, wie unterstützt EEPO die Exporttätigkeit ukrainischer Unternehmen?
Das Entrepreneurship and Export Promotion Office hilft ukrainischen Firmen bei der Internationalisierung gleich in mehrerer Hinsicht. Wir bieten Dienstleistungen in den Bereichen Beratung, Analyse, Ausbildung und Suche nach Geschäftspartnern an, darunter Handelsmissionen und Messeteilnahmen. Unsere Experten analysieren beispielsweise anhand des Portfolios und der Möglichkeiten eines Unternehmens, welche Märkte sich am besten als erste Ziele für Exportaktivitäten eignen.
Wir organisieren ferner ukrainische Gemeinschaftsstände auf wichtigen Messen im Ausland: EEPO übernimmt die Kosten für den Gemeinschaftsstand und unterstützt während der Ausstellung. Die Unternehmen zahlen nur für ihre Logistik und Übernachtungen.
Fördern Sie auch den Kapazitätsaufbau?
Unsere Ausbildungsabteilung bietet sowohl langfristige Fortbildungsprogramme als auch Webinare oder Workshops an. Die Inhalte reichen dabei von Ratschlägen fürs Exportgeschäft, über Informationen zu Zielmärkten, bis hin zur richtigen Herangehensweise bei der Geschäftspartnersuche.
Zusätzlich haben wir auch individuelle Programme im Portfolio. Wenn ein ukrainisches Unternehmen bereits ein gutes Produkt anbietet, aber keine klare Exportstrategie oder -erfahrung und die damit verbundenen Risiken gar nicht oder nur teilweise auf dem Schirm hat, eruieren wir mit ihren Vertretern in Workshops solche Fragen, um entsprechendes Know-how aufzubauen und auf Hürden aufmerksam zu machen.
"Wir beraten fast alle ukrainischen Unternehmen, allerdings mit Schwerpunkt auf aktive Exporteure und exportreife Firmen."
Wie gehen Sie bei der Auswahl der unterstützten Unternehmen vor? Prüfen Sie beispielsweise ihre Verlässlichkeit?
Ukrainische Unternehmen, die an unserer Unterstützung interessiert sind, müssen sich auf unserem Portal registrieren und einen Exportfähigkeitstest ausfüllen. Anhand des Profils und der Testergebnisse können unsere Experten dann gezielt helfen.
Bei der Bearbeitung der täglich eingehenden Anfragen ausländischer Einkäufer überprüfen wir potenzielle ukrainische Lieferanten zusätzlich bei YouControl. Diese Datenbank sammelt Informationen über alle in der Ukraine registrierten Unternehmen - von deren Registerdaten, über die Steuer- und Finanzlage, bis hin zu medialer Berichterstattung und eines potenziell negativen Rufes. Anhand unserer langjährigen Tätigkeit haben wir ferner bereits eigene Erfahrungen mit den meisten Unternehmen sammeln können.
EEPO sucht aber nicht nur anhand individueller Einkäuferanfragen?
Wir führen einen Exporteurskatalog mit derzeit über 400 ukrainischen Unternehmen - allesamt von uns verifiziert und durch YouControl überprüft. Dass sich nicht alle mit uns zusammenarbeitende Unternehmen aus der Ukraine dort wiederfinden, hat mehrere Gründe. Ein Ausschlusskriterium ist beispielsweise das Fehlen einer englischsprachigen Internetseite. Zusätzlich verlangsamt die volatile Kriegslage die Überprüfung und Aufnahme neuer Unternehmen. Aber wir werben bei allen Exportveranstaltungen, Ausstellungen und Konferenzen für dieses Onlinetool und hoffen, die Datenbank schnell ausbauen zu können.
"Wir decken verschiedene Sektoren ab, konzentrieren uns dabei auf Waren und Lösungen mit höherer Wertschöpfungstiefe."
Gibt es bestimmte Branchen, auf die Sie sich konzentrieren? Welche Produktgruppen betrachten Sie als am vielversprechendsten für ukrainische Exporte?
Wir berücksichtigen aber natürlich auch die Anfragen ausländischer Einkäufer. Diese interessieren sich vor allem für Produkte aus der Landwirtschaft und dem (Bio-)Nahrungsmittelsektor, der Leichtindustrie oder Möbel und IT. Sehr gefragt ist auch unsere Modebranche. Wussten Sie, dass die ukrainischen Designer Ivan Frolov und Ruslan Baginsky Kostüme und Hüte für die Popstars Beyoncé und Jennifer Lopez entwerfen?
Wie kann ein deutsches Unternehmen bei der Beschaffung in der Ukraine um Ihre Hilfe bitten?
Das geht ganz einfach: Füllen Sie unser Online-Formular aus und wir schicken Ihnen anhand der Angaben binnen zwei bis drei Wochen eine Liste potenzieller ukrainischer Partner zu.
Wir unterstützen auch bei der Organisation von Einkäuferreisen. So haben wir vorletztes Jahr den größten dänischen Einzelhandelskonzern COOP begleitet.
"Als Ergebnis standen Produkte fünf ukrainischer Hersteller in den Regalen von 1.100 Supermärkten in Dänemark."
Für das dänische Projekt Trade for Aid organisierten wir 26 Treffen mit ukrainischen Zulieferern. Darunter den Besuch in einer Handwerksbrauerei in Dnipro, mit der die Zusammenarbeit mittlerweile mehr als zwei Jahre andauert.
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