Sie sind ein ausländisches Unternehmen, das in Deutschland investieren möchte?

Wirtschaftsumfeld | Ukraine | Finanzierung und Absicherung

Exporte und Projekte in der Ukraine finanzieren und absichern

Bund und Banken unterstützen deutsche Unternehmen dabei, Exporte und Investitionen in der Ukraine zu finanzieren und abzusichern. Sorgenkind bleibt der private Versicherungsmarkt.

Von Hans-Jürgen Wittmann | Berlin

Waren in die Ukraine zu liefern oder dort zu investieren, stellt deutsche Firmen aktuell vor große Herausforderungen. Wie lassen sich Handelsgeschäfte und Projekte dennoch realisieren? Was ist zu beachten? Antworten auf diese Fragen gaben Experten beim Workshop „Finanzierung und Absicherung von Geschäften in der Ukraine", zu dem Germany Trade & Invest (GTAI) und der Ostausschuss der Deutschen Wirtschaft am 25. Mai 2023 in Berlin 50 Unternehmensvertreter begrüßten.

Bund bietet Exportkredit- und Investitionsgarantien

Die Möglichkeiten für deutsche Firmen, Exporte und Investitionen in der Ukraine zu realisieren, sind im internationalen Vergleich gut. Dafür sorgen zwei Instrumente des Bundes, die während des Kriegs weiterhin verfügbar sind: Exportkreditgarantien (Hermes-Deckungen) und Garantien für Direktinvestitionen im Ausland.

Die Exportkreditgarantien sichern vor allem kurzfristige Handelsgeschäfte ab, damit deutsche Lieferanten ihren ukrainischen Kunden Zahlungsziele einräumen können. Es sind Besteller- und Lieferantenkredite bis zu 10 Millionen Euro möglich. Für das Jahr 2023 liegt das Deckungsvolumen bereits bei 77 Millionen Euro, berichtet die Euler Hermes AG, die die staatlichen Exportkreditgarantien bearbeitet. Dabei erfolgt eine genaue Prüfung der kriegsbedingten und wirtschaftlichen Risiken eines Kreditausfalls. In der Risikobewertung der OECD wird die Ukraine zurzeit in die schlechteste Kategorie 7 eingestuft.

Euler Hermes vergibt Sammel- und Einzeldeckungen mit Zahlungszielen bis zu 360 Tagen an private und öffentliche Kunden in der Ukraine nach einem vereinfachten Verfahren. Deutsche Exporteure können so ihren ukrainischen Kunden eine Alternative zur Vorkasse-Praxis anbieten.

Vereinfachtes Verfahren zur Vergabe von Exportkreditgarantien (für Bestands- und Neukunden):


  • bisher erforderliche Banksicherheiten für Einzel- und Sammeldeckungen entfallen
  • Geschäfte mit dem öffentlichen Sektor können über Garantien der ukrainischen Nationalbank (NBU) gedeckt werden
  • nach Ende der Devisenausfuhrbeschränkung sind nun auch wieder Finanzkreditdeckungen möglich

aber: Risiko muss vertretbar sein!

Die Bundesregierung ist bereit, neue Investitionen in der Ukraine gegen politische und Kriegsrisiken abzusichern. Damit kommt dieses Instrument erstmals in einem Land zum Einsatz, das sich im Krieg befindet. Zwischen Kriegsbeginn und Ende Mai 2023 übernahm der Bund bereits zehn neue Garantien. Weitere Projektanträge liegen vor. Die Investitionsgarantien des Bundes betreut PricewaterhouseCoopers. Die Vergabeentscheidung wird im Einzelfall getroffen, wobei die Sicherheit des Standortes das entscheidende Kriterium darstellt. Für die Investitionssumme gibt es keine Unter- und Obergrenze.

EBRD sichert Exporte über Handelsförderungsprogramm ab

Alternativ können Exporte in die Ukraine über das Trade Facilitation Programme der Europäischen Bank für Wiederaufbau und Entwicklung (EBRD) abgesichert werden. Bankgarantien hierfür stellt etwa die ProCredit Bankengruppe aus. Sie finanziert auch Investitionsprojekte nach Einzelfallprüfung. Je nach ukrainischer Region gibt es verschiedene Risikokategorien. Das Projektportfolio von ProCredit in der Ukraine umfasst aktuell 500 Millionen Euro.

Ein generelles Problem für Garantien für längerfristige Bestellerkredite und Investitionen sind die von der ukrainischen Nationalbank (NBU) kriegsbedingt verfügten Beschränkungen für die Devisenausfuhr (Resolution Nr. 18 vom 24.02.2022). Kapital, Zinsen und Dividenden können zurzeit nicht ins Ausland transferiert werden. Nachdem die NBU zum 16. Juni 2023 durch Exportkreditgarantien abgesicherte Finanzierungen von der Devisenausfuhrbeschränkung befreite, sind wieder Finanzkreditdeckungen möglich.

KfW finanziert Klimaschutzprojekte und Mittelstand in der Ukraine

Finance in Motion, ein Impact Asset Manager der KfW-Bankengruppe, fördert Projekte in der Ukraine mit zwei Fonds. Der Green for Growth Fund investiert in Vorhaben für Klimaschutz und erneuerbare Energien. Der European Fund for South East Europe unterstützt die ukrainische Wirtschaft durch Investitionen in die lokale Finanzinfrastruktur, die dann gezielte Finanzierungen für Klein- und Mittelunternehmen (KMU) bereitstellt. Beide Fonds können auch Projekte in der Landeswährung Hrywnja finanzieren und so das Wechselkursrisiko verringern.

Die Deutsche Entwicklungs- und Investitionsgesellschaft (DEG), eine weitere KfW-Tochter, plant ihr Finanzierungsinstrument AfricaConnect zu erweitern und für Projekte in der Ukraine zu öffnen. Vergeben werden Darlehen und Beteiligungen bis zu 5 Millionen Euro. Derzeit kann die DEG in der Ukraine nur abgesicherte Beteiligungen anbieten, sie wird also Mitgesellschafter eines Investors. Diese Beteiligung wird nach einer gewissen Haltedauer wieder veräußert.

EBRD vergibt Kredite für Wiederaufbauprojekte

Seitens der EU finanziert die EBRD aktiv Projekte in der Ukraine. Sie gewährte 2022 Kredite im Volumen von 1,7 Milliarden Euro und plant ähnliches auch für das Jahr 2023. Der Fokus der Kreditvergabe liegt aktuell auf staatlichen Betrieben. Doch die EBRD ist auch offen für eine Zusammenarbeit mit privaten Firmen. Gemeinsam mit Weltbank und Europäischer Investitionsbank unterstützt die EBRD ukrainische Ministerien bei der Vorbereitung und Umsetzung von Projekten zum Wiederaufbau. 

Fördertopf für Städtepartnerschaften

Für deutsche Gemeinden, die Projekte im Rahmen von Partnerschaften mit ukrainischen Städten umsetzen möchten, bietet die Servicestelle Kommunen in der Einen Welt (SKEW) Finanzmittel aus einem Fördertopf des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ). Gefördert werden Projekte für kommunale Bedarfe mit 50.000 bis 250.000 Euro. SKEW finanziert etwa die Lieferung von Krankenwagen, Müllfahrzeugen und Stromgeneratoren. Seit Kriegsbeginn verdoppelte sich die Anzahl der deutsch-ukrainischen Kommunalpartnerschaften auf 160.

Private Versicherer bleiben zurückhaltend

Bei der Versicherung von Kriegsrisiken in der Ukraine drückt nach wie vor der Schuh. Fast alle Transportversicherer schließen die Ukraine wegen des hohen Schadenrisikos aus. Abhilfe schaffen soll der lokale private Versicherungsmarkt, der noch vor Kriegsende wieder ins Laufen kommen soll. Damit Rückversicherer ukrainischen Versicherern Rückendeckung geben können, müsste ein öffentlicher, international finanzierter Fonds die Risiken absichern.

Finanzierung und Absicherung von Exporten und Investitionsprojekten in der Ukraine
Exportabsicherung 
Euler Hermes AGExportkreditgarantien des Bundes (Hermes-Deckungen)
Europäische Bank für Wiederaufbau und Entwicklung (EBRD)Trade Facilitation Programme (Handelsförderungsprogramm)
ProCredit BankengruppeBankgarantien zur Absicherung von Lieferantenkrediten im Rahmen des Trade Facilitation Programme der EBRD
Investitionsabsicherung 
PriceWaterhouseCoopers (PwC)Investitionsgarantien des Bundes für Direktinvestitionen im Ausland
Multilaterale Agentur für Investitionsgarantien (MIGA) Pilotprojekt zur Absicherung von Investitionen privater Unternehmen in der Ukraine (Plafonds zurzeit 30 Millionen US$)
Finanzierung von Projekten und Investitionen 
Finance in Motion (KfW-Bankengruppe)Förderung von Projekten in der Ukraine mit zwei Impact-Investmentfonds
Green for Growth Fund (GGF) Impact-Investmentfonds, der Investitionen fördert in Maßnahmen, die den Energieverbrauch, den Ressourcenverbrauch und die CO2-Emissionen reduzieren
European Fund for South East Europe (EFSE) Impact-Investmentfonds, der die Wirtschaft in Südosteuropa und der Ukraine unterstützt, indem er in die lokale Finanzinfrastruktur (Finanzinstitute) investiert, die dann gezielte Finanzierungen für Kleinst-, Klein- und Mittelunternehmen bereitstellt
Deutsche Entwicklungs- und Investitionsgesellschaft (DEG)

Finanzierungslösungen für Investitionen deutscher mittelständischer Unternehmer im Ausland

Erweiterung des Finanzierungsinstruments AfricaConnect und Öffnung für Projekte in der Ukraine geplant. Finanzierung von Investitionen zu attraktiven Konditionen

Europäische Bank für Wiederaufbau und Entwicklung (EBRD)Die wichtigsten Formen der Direktfinanzierung von Projekten, die EBRD anbieten kann, sind Darlehen, Beteiligungen mit Eigenkapital, Garantien
Finanzielle Förderung kommunaler Partnerschaftsprojekte 
Servicestelle Kommunen in der Einen Welt (SKEW)Beratung, Vernetzung und Förderung für Kommunen im Rahmen von Städtepartnerschaften und der kommunalen Entwicklungspolitik
KleinprojektefondsFörderung kommunaler Partnerschaftsprojekte mit bis zu 50.000 Euro
  Förderinstrument „Nachhaltige Kommunalentwicklung durch Partnerschaftsprojekte“ (Nakopa)Förderung kommunaler Partnerschaftsprojekte mit bis zu 250.000 Euro. Antragstellung spätestens bis zum 30. September 2023

 

Anmerkung der Redaktion: Der Bericht wurde ursprünglich am 10. Juni veröffentlicht und aufgrund der veränderten Vergabepraxis bei den Exportkreditgarantien aktualisiert.

nach oben
Feedback
Anmeldung

Bitte melden Sie sich auf dieser Seite mit Ihren Zugangsdaten an. Sollten Sie noch kein Benutzerkonto haben, so gelangen Sie über den Button "Neuen Account erstellen" zur kostenlosen Registrierung.