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Wirtschaftsumfeld | Ukraine | Industrieparks

Industrieparks werben mit günstigen Bedingungen

Die Ukraine will mit neuen Gewerbeparks die Wirtschaft stärken und Firmen aus den umkämpften Gebieten neu ansiedeln. Vergünstigungen sollen auch ausländische Investoren anziehen.

Von Waldemar Lichter | Kiew

Die Zahl der Neugründungen von Industrieparks in der Ukraine nimmt rasch zu. Monat für Monat gibt das osteuropäische Land die Eröffnung mehrerer Einrichtungen bekannt. Allein im 1. Quartal 2024 wurden neun Industrieparks registriert, so viele wie im gesamten Jahr 2022. Mehr als 20 weitere Gewerbeparks dürften bis Ende 2024 hinzukommen. Denn zu Jahresbeginn lagen 29 Anträge dafür vor, erklärt der stellvertretende Wirtschaftsminister Vitaly Kindrativ.

Lokale Gemeinden als treibende Kraft

Das sei ein gutes Zeichen, freut sich Dmytro Kysylevskyi, stellvertretender Vorsitzender des Ausschusses für wirtschaftliche Entwicklung im ukrainischen Parlament (Werchowna Rada). Es zeige, dass viele Gemeinden die Ansiedlung von Industrieparks als Chance begreifen, wirtschaftlich stärker zu werden und vor Ort neue Arbeitsplätze zu schaffen. So könnten auch ukrainische und ausländische Investoren besser angeworben werden.

Der Gründungsboom ist auch auf den Krieg zurückzuführen. Unternehmen aus der frontnahen Ostukraine siedeln in sichere Gebiete des Landes um. Die Verlagerung in erschlossene Industrieparks in der Westukraine gilt dabei als eine günstige Alternative. Viele der neuen Einrichtungen befinden sich deshalb in Gebieten fernab der Front in Lwiw, Transkarpatien oder Ternopil. Für diese Standorte spricht auch ihre gute Anbindung an die EU.

Private Investoren gewinnen an Bedeutung

Ein weiterer positiver Trend ist auch, dass sich immer mehr private Investoren an der Gründung von Industrieparks beteiligen und deren Betrieb übernehmen. Nach Angaben von Oleg Boychuk von der Anwaltskanzlei Asters sei der überwiegende Teil der Parks inzwischen in privater Hand. Dies zeige wachsendes Vertrauen der Investoren in die wirtschaftlichen Perspektiven und die gesetzlichen Rahmenbedingungen in der Ukraine, sagt Boichuk.

Die Regierung unterstützt die Gründung von Industrieparks. Sie werden als gutes Instrument zur Förderung der Unternehmen und regionalen Wirtschaft betrachtet. Auch für ausländische Firmen, die Produktions- und Vertriebsstandorte in der Ukraine etablieren und später vom Wiederaufbau des Landes profitieren möchten, bieten sie eine gute Einstiegsmöglichkeit.

Das Wirtschaftsministerium legte inzwischen einen Katalog der 77 registrierten Industrieparks auf. Umfangreiche Informationen sind ferner auf der Online-Karte Industrieparks erhältlich. In Kürze wird ein Büro für die Entwicklung von Industrieparks eingerichtet, das sich um die Anwerbung in- und ausländischer Investoren kümmern soll.

Staatliche Unterstützung und wirtschaftliche Anreize

Die Regierung subventioniert den Infrastrukturaufbau in den Industrieparks. Dafür stehen 2024 aus dem Haushalt rund 23 Millionen Euro bereit. Teilnehmer der Parks können Ausgleichszahlungen für Anschlüsse an Versorgungs- und Transportnetze erhalten sowie eine Kostenerstattung beantragen.

Unternehmen bekommen darüber hinaus günstige Steuer- und Zollbedingungen: “Die Industrieparks bieten Investoren gute Möglichkeiten, insbesondere durch die kürzlich eingeführten wirtschaftlichen Anreize", bestätigt Oleg Boychuk. Dazu gehört etwa die Befreiung von der Körperschaftssteuer für zehn Jahre sowie von der Einfuhrumsatzsteuer und von Einfuhrzöllen auf neue Maschinen und Ausrüstungen, wenn sie in den Industrieparks zum Einsatz kommen.

Ungeachtet der großen Zahl der registrierten Industrieparks: Ein Teil von ihnen existiert vorerst nur auf dem Papier. Unternehmen, die in der Ukraine nach einem Industriepark suchen, sollten deshalb die Bedingungen für eine Ansiedlung genau überprüfen, rät Igor Dykunskyy, Rechtsanwalt und Partner bei der Kanzlei DLF. Wichtig sei auch, sich auch über die logistische Infrastruktur zu informieren:

"Investoren sollten den tatsächlichen Entwicklungsstand der Industrieparks genau prüfen."

Eine Reihe besonders erfolgreicher Industrieparks

Insgesamt gesehen scheint die Idee der Parks ein Erfolgsmodell zu werden. Als voll belegt gelten nach Angaben von Dmytro Kysylevskyi drei Industrieparks: In “Bila Zerkwa“ (Region Kyjiw; Teilnehmer: Automobilzulieferer InTiCa Systems/Passau und Unilever), der „Westukrainische Industriehub“ im Gebiet Ternopil (Nahrungsmittel, Metallbearbeitung) und "Korosten" in der Region Schytomyr (Möbel und Holzverarbeitung). Aktiv ist auch der Industriepark Kronospan Riwne mit den Schwerpunkten Holz und Möbel.

Darüber hinaus gebe es rund 20 Industrieparks mit unterschiedlichem Reifegrad, sagt Kysylevskyi. Einige von ihnen verfügen über fertig gestellte Produktionshallen und können die Anlagen an die Bedürfnisse der Investoren anpassen. Dazu zählen “Sparrow Park“ und “M10 Lviv Industrial Park“ in Lwiw, “FastIndustry“ in Fastiw (Region Kyjiw), “Nowo“ in Nowowolynsk (Gebiet Wolyn) sowie mehrere Industrieparks in Winnyzja, darunter Volia Agri-FoodPark mit dem Schwerpunkt Agrar- und Nahrungsmittelverarbeitung.

MIGA-Garantie für Investitionen in M10-Park

Der etwa 60 Kilometer von der polnischen Grenze entfernte “M10 Lviv Industrial Park“ nimmt dabei eine Sonderstellung ein. Entwickelt wird dieser von der in der Ukraine ansässigen Investmentfirma Dragon Capital des tschechischen Unternehmers Tomáš Fiala. An dem Projekt ist die Europäische Bank für Wiederraufbau und Entwicklung (EBRD) mit 34 Prozent der Investitionskosten (24,5 Millionen US-Dollar) beteiligt. Als bislang einziger Industriepark in der Ukraine erhielt M10 außerdem im September 2023 eine Garantie der Weltbank-Tochter MIGA gegen Kriegsrisiken. Die Garantie in Höhe von 9,2 Millionen US$ hat eine Laufzeit von zehn Jahren.

Ein großer neuer Industriepark mit dem Schwerpunkt Chemie wird in Riwne im Nordwesten der Ukraine entstehen. Im April 2024 unterzeichneten die ukrainische Group DF International GmbH und die koreanische Hyundai Engineering Co. Ltd. einen Vertrag zur Zusammenarbeit beim Aufbau von Anlagen zur Herstellung von Stickstoffdüngemitteln, umweltfreundlichem Wasserstoff und Ammoniak an dem Standort. Über die Höhe der Investitionskosten ist noch nichts bekannt.

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