Branchen | Ungarn | Chemische Industrie
Branchenstruktur
Chemieindustrie stieg zum zweitwichtigsten Zweig des ungarischen verarbeitenden Gewerbes auf.
23.12.2022
Von Waldemar Lichter, Marta Gömöry | Budapest
Mehr als zwei Drittel der Chemieproduktion werden exportiert
Der Produktionswert der chemischen Industrie (NACE-Gruppen 20, 21, 22) erreichte 2021 nach Angaben des ungarischen Statistikamtes (KSH) umgerechnet 17 Milliarden Euro. Hinzu kommt die mineralölverarbeitende Industrie mit einem Produktionswert von 5,2 Milliarden Euro.
Wichtiger als der Inlandsmarkt ist für die ungarischen Chemieunternehmen das Auslandsgeschäft. Der Anteil der Exporterlöse am Gesamtumsatz der chemischen Industrie lag 2021 bei 72,7 Prozent. Über dem Durchschnitt lag dieser Wert in der Kautschuk- (94,6 Prozent) und in der Pharmaindustrie (84,1 Prozent, darunter pharmazeutische Grundstoffe 90,2 Prozent). Recht hoch war das Gewicht der Ausfuhren bei Grundstoffen der organischen Chemie (89,6 Prozent), agrarchemischen Produkten (85,7 Prozent), Wasch-, Pflege- und Reinigungsmitteln (81,1 Prozent) und bei Kunststoffvorprodukten (73,3 Prozent).
Bedeutendste Sparte der Chemieindustrie ist die Grundstoff- und Chemikalienerzeugung mit einem Anteil von 35,9 Prozent (2021) an der Produktion des gesamten Zweiges. Es folgen Kunststoffwaren mit 26,6 Prozent, Medikamentenerzeugnisse mit 15,8 Prozent und die Kautschukindustrie mit 14,9 Prozent. Die Agrarchemie ist (Düngemittel: 2,5 Prozent, Pflanzenschutzmittel: 0,7 Prozent) von untergeordneter Bedeutung, auch wenn es in der Sparte mit dem Unternehmen Nitrogénművek Zrt (Bige Holding) einen großen Hersteller von Mineraldünger gibt (einziger Produzent von Stickstoffdüngemittel in Ungarn).
Sparte (NACE) | 2021 | Veränderung 2021/2020 | Anteil |
---|---|---|---|
Chemieprodukte (20, 21, 22) | 17.008 | 32,1 | 100 |
Chemikalien und Chemieprodukte (20) | 7.219 | 56,7 | 42,4 |
Kunstdünger (2015) | 419 | 74,1 | 2,5 |
Pflanzenschutzmittel (2020) | 126 | 18,8 | 0,7 |
Farben und Lacke (2030) | 221 | 7,7 | 1,3 |
Pharmazeutische Grundstoffe (21) | 2.834 | 3,3 | 16,7 |
Pharmapräparate (212) | 2.684 | 2,3 | 15,8 |
Kunststoff- und Kautschukprodukte (22) | 6.995 | 25,8 | 41,1 |
Kautschukprodukte (221) | 2.434 | 17,3 | 14,3 |
Kunststoffprodukte (222) | 4.521 | 30,8 | 26,6 |
Führende Unternehmen im Bereich Körperpflege-, Kosmetik- und Reinigungsmittel sind Henkel Magyarország Kft. (Umsatz 2021: 228 Millionen Euro) und Reckitt Benckiser Tatabanya Kft. (2020: 64 Millionen Euro). Henkel ist Marktführer auf dem ungarischen Markt für Reinigungsmittel, Haarkosmetik und Klebstoffe. Das Unternehmen betreibt zwei Werke im Land - in Körösladány (Wasch- und Reinigungsmittel) und in Tatabánya-Környe (wasserbasierte Klebstoffe für die Verpackungs- und die Elektronikindustrie).
Zahlreiche internationale Unternehmen in der Pharmaindustrie tätig
Ein Schwergewicht innerhalb der Chemiebranche ist die Pharmaindustrie mit einem Anteil von 16,7 Prozent. Führender Hersteller ist das ungarische Unternehmen Gedeon Richter. Ein weiterer wichtiger Akteur, Egis, wurde 2013 zum französischen Unternehmen Servier übernommen. Bereits seit 1995 gehört der bedeutende Hersteller von Pharmaingredienzien, Biogal Gyógyszergyár Debrecen, zum israelischen Pharmaunternehmen Teva (jetzt: Teva Gyógyszergyár). Mit F&E-Aktivitäten und Fertigung sind in Ungarn ferner MSD Pharma (Merck Group of America) und GlaxoSmithKline (Impfstoffe) vertreten.
Die Mineralölkonzern MOL, eines der größten Unternehmen des Landes, will mit seinem Investitionsprogramm zum führenden Chemie-Player in Mittel- und Osteuropa aufsteigen. Mit dem Ausbau der Polyol-Kapazitäten auf 1,4 Millionen Jahrestonnen wird der Konzern zu den bedeutenden Herstellern in Europa gehören. Nach Angaben von MOL war dieses Projekt die größte Investition überhaupt. Zudem übernahm MOL die deutsche Auroragruppe, die auf die Verarbeitung recyclebarer Kunststoffe spezialisiert ist. Dadurch erweitert das Unternehme sein vorhandenes Portfolio an Polypropylenen und Polyethylenen um hochqualitative Polyamide, Polypropylen und andere Verbundwerkstoffe auf Rezyklatbasis. Im Oktober 2020 wurde im Rahmen des Investitionsprogramms bereits das Kautschuk-Bitumen-Werk in Zalaegerszeg fertiggestellt.
Wichtiges Unternehmen in der Chemieindustrie ist außerdem BorsodChem (Kazincbarcika; gehört der Wanhua Industrial Group/VR China). Es ist der einzige Hersteller von PVC und Isocyanaten in Ungarn und produziert zudem kaustische Soda, die Polyurethan-Ausgangsstoffe TDI und MDI sowie Polystyrol.
Unternehmen | Sparte | Umsatz 2021 |
---|---|---|
BorsodChem Zrt. (Wanhua/VR China) | Produktion und Verarbeitung von Kunststoffen, Polyurethan, PVC | 2.530 |
MOL Petrolkémia Zrt. (MOL-Konzern) | Ethylen, Propylen, Polyethylen, Polypropylen | 1.015 (2020) |
Pharmaindustrie | 1.759 | |
Chinoin Zrt. (Sanofi-Aventis) | Pharmaindustrie | 1.287 |
Hankook Tire Magyarorszag Kft. (Korea Rep.) | Reifen | 717 |
Egis Gyogyszergyar Zrt. (Servier) | Pharmaindustrie | 546 |
Bioethanol | 449 | |
Nitrogénművek Zrt. (gehört zur Bige Holdung Group.) | Kunstdünger | 261 (2019) |
ContiTech Fluid Automotive Hungária Kft | Kautschuk- und Kunststoffprodukte (Schläuche, Bänder) | 181 (2020) |
DUNASTYR Polisztirolgyarto Zrt. (Gehört zur Versalis S.p.A. group) | Polystyrol-Produkte | 182 |
Erzeugnis | 2021 | 2026 |
Ethylen | 440 | 440 |
Propylen | 220 | 345 |
Benzol | 120 | 120 |
Butadien | 130 | 130 |
HDPE | 410 | 410 |
LDPE | 65 | 65 |
PE | 475 | 475 |
Polypropylen | 320 | 320 |
Vinylchlorid | 400 | 400 |
PVC | 440 | 440 |