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Neues Förderprogramm soll Elektromobilität voranbringen
Ab November 2023 wird der Kauf von Elektroautos in Ungarn bezuschusst. Geld fließt außerdem in den Ausbau leistungsfähiger Ladestationen.
08.11.2023
Von Kirsten Grieß | Budapest
Der ungarische Außenwirtschaftsminister Péter Szijjártó kündigte das neue Förderprogramm am Rande des Seidenstraßengipfels im Oktober 2023 in China an. Ort und Zeitpunkt der Bekanntmachung lösten in der ungarischen Presse Spekulationen über eine mögliche chinesische Großinvestition im E-Mobility-Sektor aus.
Kaufanreize und Ladesäulen
Insgesamt will Ungarns Regierung umgerechnet rund 156 Millionen Euro in die Hand nehmen. Die Hälfte davon fließt in Zuschüsse für den Kauf von gewerblich genutzten Elektrofahrzeugen. Profitieren sollen in erster Linie Einzelunternehmen, Taxigesellschaften oder Carsharing-Firmen. Details zur Höhe der einzelnen Zuschüsse wurden noch nicht veröffentlicht. Die übrigen knapp 78 Millionen Euro finanzieren den Bau von 170 Schnellladestationen an den wichtigsten Verkehrsachsen im Land.
In Ungarn waren 2022 knapp 80.000 Fahrzeuge mit elektrischem Antrieb inklusive Hybridantrieb angemeldet. Das entspricht weniger als 2 Prozent des gesamten Fahrzeugbestands. Demgegenüber standen im 1. Quartal 2023 genau 2.279 registrierte Ladestationen. In den zurückliegenden Jahren setzte die Regierung mehrere deutlich kleinere Förderprogramme auf, die sich auch an Privatpersonen richteten. Die jeweils zur Verfügung gestellten Budgets waren binnen kürzester Zeit ausgeschöpft. Als Kaufanreiz wirken seit 2015 auch kommunale Sonderregelungen und Gebührenbefreiungen für Halter von Elektroautos oder Hybridwagen. Diese Regelungen werden in den Kommunen jedoch sukzessive zurückgefahren.
Gespräche mit BYD in China
Außenwirtschaftsminister Szijjártó reiste als Mitglied der Regierungsdelegation um Ministerpräsident Viktor Orbán zum dritten Seidenstraßengipfel am 17. und 18. Oktober nach Peking. Die ungarische Regierung nutzte die Reise, um die strategische Partnerschaft beider Länder zu bekräftigen. So führte der ungarische Premier auch Gespräche mit dem Gründer und Vorstand der chinesischen BYD-Gruppe. BYD (Beyond Your Dreams) ist einer der größten Hersteller von Elektrofahrzeugen weltweit. In dem Treffen ging es laut Regierungsangaben um aktuelle Aktivitäten von BYD in Ungarn. Mitte Oktober führte BYD erstmals drei seiner neuen E-Modelle auf den ungarischen Markt ein. Bereits seit 2017 betreibt BYD ein Werk für Elektrobusse in Komárom. Ein Batteriemontagewerk in Fót wird gerade gebaut.
Presseberichten zufolge plant der chinesische Autobauer zwei neue Fabriken in Europa. Neben Ungarn ist Deutschland als möglicher Standort im Gespräch. Der Auftritt der ungarischen Regierung in China löste in den lokalen Medien Spekulationen aus, dass sich BYD zumindest mit einem Werk in der Nähe der ungarischen Stadt Szeged niederlässt.
Strategische Zukunftsbranche Elektromobilität
Für die ungarische Regierung ist die Elektrifizierung des Verkehrs eine tragende Säule der Klimapolitik. Noch wichtiger sind wirtschaftspolitische Erwägungen. Der Übergang zur Elektromobilität wird als Zukunftsstrategie für den bedeutendsten Industriezweig Ungarns, die Automobilindustrie, stark vorangetrieben. Das Land ist einer der wichtigsten europäischen Fertigungsstandorte für Pkw und Komponenten. Mit Erfolg positioniert sich Ungarn inzwischen auch als regionaler Produktions-Hub für Elektromobilität.
Audi fertigt seit 2019 am ungarischen Standort in Győr elektrisch angetriebene Modelle, auch Mercedes baut in Kecskemét Elektrofahrzeuge. Beide Hersteller weiten ihre Produktionslinien im Elektrobereich aus. BMW stößt 2025 mit einem Werk für Elektrofahrzeuge und der Produktion von Hochvoltbatterien dazu. Gleichzeitig siedeln sich zunehmend Zulieferer für Elektromobilität an. Ausgebaut wird in Ungarn insbesondere die Batterie- und Batteriezellenproduktion. Nach großen Investitionen aus Südkorea und zuletzt China rangiert das Land nach Regierungsangaben weltweit auf Platz 4 unter den Batterieproduzenten.