Die Recyclingquoten sind niedrig. In einigen Bereichen - etwa beim Bioabfall - steht das Land erst am Anfang. Große, börsennotierte Dienstleister dominieren das Geschehen.
Recyclingquoten steigen langsam
Die hohe Unübersichtlichkeit des Marktes spiegelt sich auch in der Datenlage wider. So verfügt die nationale Umweltbehörde EPA im Herbst 2023 zum Thema Abfall und Recycling lediglich über Statistiken, die bis 2018 reichen. In dem Jahr belief sich das Aufkommen an Siedlungsmüll ("Solid Municipal Waste") auf knapp 300 Millionen Tonnen. Das war nahezu ein Tonne pro Kopf.
Von dem Haushaltsmüll wurden 2018 laut der Behörde 60 Millionen Tonnen wiederverwertet. Darüber hinaus wurden 25 Millionen Tonnen kompostiert. Das entsprach zusammengerechnet einer landesweiten Recyclingquote von 29 Prozent. Laut dem Umweltbundesamt lag in Deutschland die entsprechende Quote bereits 2005 doppelt so hoch. Bei den kompostierten Stoffen handelt es sich größtenteils um Gartenabfälle. Klassischer Biomüll, wie Küchenabfälle, wird in den Vereinigten Staaten nur selten eingesammelt und verwertet.
Müllaufkommen und -wiederverwertung (2018, in Millionen Tonnen, Anteil in Prozent) | Menge | Anteil |
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Müllaufkommen, davon | 292,4 | 100,0 |
wiederverwertet | 69,0 | 23,6 |
kompostiert | 25,0 | 8,5 |
verbrannt | 35,0 | 12,0 |
deponiert | 145,7 | 49,8 |
anderweitige Verwertung *) | 17,7 | 6,1 |
* vor allem von Nahrungsmittelabfällen (zum Beispiel Verfütterung). Quelle: Nationale Umweltbehörde EPA, Oktober 2023
Die Wiederverwertungsquote hatte sich in den USA zwischen 2010 und 2018 um 2 Prozentpunkte verringert, vor allem wegen eines starken Anstieges des Müllaufkommens. Von 2018 bis 2023 dürfte sich die Rate nach Einschätzung von Branchenkennern etwas erhöht haben. Doch einen Quantensprung gab es sicherlich nicht. Für die Zukunft erwarten Recyclingunternehmen weiter steigende Quoten, so beispielsweise die Nummer 2 der Branche, Republic Services, in ihrem Geschäftsbericht 2022.
Fortschritte bei Papier und Plastik
Den größten Posten des recycelten Haushaltsmülls machen Papier und Pappe aus. Auch Plastik wird zunehmend getrennt und wiederverwertet. Das trifft insbesondere auf Flaschen und weniger auf Kunststoffverpackungen zu. Ein Pfandsystem gibt es nur in neun Bundestaaten, so unter anderem in Kalifornien und an der Ostküste (Maine, Connecticut, Massachusetts, Vermont und New York). Insgesamt landet damit die Hälfte des Haushaltsmülls auf Deponien. Ein nationales Ziel, die Deponierung bis zu einem bestimmten Zeitpunkt zu beenden, existiert nicht.
Müllaufkommen und Recyclingmenge nach Stoffen (2018, in Millionen Tonnen, Quote in Prozent) | Müllaufkommen | Recyclingmenge | Recyclingquote |
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Papier und Pappe | 67,4 | 46,0 | 68,2 |
Nahrungsmittel | 63,1 | 0,0 | 0,0 |
Plastik | 35,7 | 3,1 | 8,8 |
Gartenabfälle | 35,4 | k.A. | k.A. |
Textilien, Gummi, Leder | 26,2 | 4,2 | 16,0 |
Metall | 25,6 | 8,7 | 34,0 |
Holz | 18,1 | 3,1 | 17,1 |
Glas | 12,3 | 3,1 | 25,2 |
Andere Stoffe | 8,7 | 0,9 | 10,3 |
Insgesamt | 292,4 | 69,1 | 23,6 |
Zahlen beziehen sich auf Siedlungsmüll; Gartenabfälle werden kompostiert; Recyclingquote ohne Kompostierung.Quelle: US Umweltbehörde EPA, Oktober 2023
Immerhin verabschiedete das US-Umweltamt 2020 ein mittelfristiges Ziel: Bis 2030 soll die Recyclingquote auf 50 Prozent steigen. Dabei handelt es sich um einen unverbindlichen Durchschnittswert, denn die Behörde hat aktuell keine Werkzeuge zur Hand, diese Vorgaben durchzudrücken. Die nationalen Gesetzgebungen zur Abfallwirtschaft stammen noch aus den 60er oder 70er Jahren des vorigen Jahrhunderts. Verschärfungen stehen erst einmal nicht auf dem Plan, zumal Ende 2024 die Präsidentschaftswahl ansteht.
Vier Aktiengesellschaften geben den Ton an
Große, börsennotierte Gesellschaften mit mehreren 10.000 Angestellten dominieren in den USA den Abfall- und Recyclingsektor. Marktführer ist die texanische Firma Waste Management. Sie beschäftigte 2022 laut Geschäftsbericht knapp 50.000 Mitarbeiter und besaß 260 Deponien und knapp 150 Recyclingstationen.
Die Nummer 2, Republic Services, betrieb 2022 mit über 40.000 Angestellten gut 70 Wiederverwertungsanlagen und mehr als 200 Deponien. Der Unternehmensumsatz belief sich 2022 auf 13,5 Milliarden US$. Für 2023 geht die Firma in ihrem Geschäftsbericht von einer Steigerung auf 14,7 bis 14,8 Milliarden US$ aus.
Die Nummer 3 und 4 der Branche, GFL und Waste Connections, sind in den letzten Jahren rasant gewachsen, vor allem durch den Zukauf von Unternehmen. Die beiden Marktführer dürften nachziehen. Dieser Trend wird zu einer weiteren Konsolidierung führen, wodurch die Branchen insgesamt professioneller wird. Allerdings gehen die Akquisitionen zu Lasten der Investitionen in neue Anlagen und Technologie.
Hinzu kommen die gestiegenen Kreditzinsen, die von den Branchenunternehmen als die größte Belastung wahrgenommen werden. Darüber hinaus kämpfen sie mit dem Fachkräftemangel, der in den letzten Jahren für einen starken Anstieg der Personalkosten gesorgt hat. Doch der Arbeitsmarkt hat sich im Verlauf des 2. Halbjahres 2023 entspannt. Die Erwerbslosigkeit ist leicht gestiegen und 2024 dürften die Löhne kaum noch zulegen. Zudem planen viele Arbeitgeber, freiwillige Sozialleitungen zu kürzen.
Wichtige Branchenunternehmen in den USA (2022, in Milliarden US$)Unternehmen | Sparte | Umsatz |
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Waste Management | Gesamte Wertschöpfungskette | 24,0 |
Republic Services | Gesamte Wertschöpfungskette | 13,5 |
GFL Environmental | Gesamte Wertschöpfungskette | 7,6 |
Waste Connections | Gesamte Wertschöpfungskette | 7,2 |
Cleanharbors | Sonderabfall, Recycling | 5,2 |
Stericyle | Krankenhausabfall | 2,7 |
Quelle: Geschäftsberichte 2022, Januar/Februar 2023
In den Vereinigten Staaten übernehmen öffentliche Körperschaften ungern direkt unternehmerische Tätigkeiten, sondern setzten auf eine Kooperation mit der Privatwirtschaft, etwa in Form von BOO-Betreibermodellen (build, own, operate). Daher betrieben beziehungsweise besaßen öffentliche Gesellschaften (gemessen am Müllaufkommen) 2022 nur ein gutes Viertel aller Deponien, so das Waste Business Journal. Die beiden privaten Marktführer kamen auf einen Anteil von zusammengerechnet knapp 50 Prozent. Der Rest entfiel auf kleinere private Konkurrenten.
Ausländische Anlagenhersteller haben gute Chancen
Die genannten Firmen sind in aller erster Linie Dienstleister und müssen die von ihnen eingesetzte Technologie zukaufen. Die einheimischen Hersteller von Anlagen zur Aufbereitung und Wiederverwertung von Abfall haben ein vergleichsweise geringes Know-how, vor allem weil sich der Markt in der Gesamtbetrachtung noch in einer frühen Entwicklungsphase befindet. Daher bestehen für ausländische Anbieter gute Absatzchancen.
Generell haben sich US-amerikanische Hersteller von Investitionsgütern auf Universalanlagen spezialisiert. In zahlreichen Nischen gibt es keine einheimischen Konkurrenten.
Von Roland Rohde
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Washington, D.C.