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Branche kompakt | Indonesien | Abfallwirtschaft

Branchenstruktur

Die Abfallwirtschaft ist durch ein oft wenig abgestimmtes Zusammenspiel von öffentlichen Institutionen, lokalen und multinationalen Unternehmen sowie informellem Sektor geprägt. 

Von Oliver Döhne | Jakarta

Über die genaue Größe der indonesischen Abfallentsorgungs- und Recyclingbranche sind keine belastbaren Zahlen verfügbar. Laut Statistikamt waren in Wasser- und Abfallwirtschaft im August 2024 demnach 556.713 Menschen beschäftigt und erzielten in den ersten drei Quartalen 2024 eine Wirtschaftsleistung von rund 11 Billionen Rupiah (etwa 628 Millionen Euro). Der Informationsdienst Ken Research schätzt die indonesische Abfallwirtschaft auf rund 400 Millionen Euro. 

Technik kommt aus dem Ausland

Indonesien muss einen Großteil der Umwelttechnik importieren, insbesondere, wenn es um größere Anlagen beziehungsweise deren fortgeschrittene Komponenten geht. Im Land gibt es weiterhin kaum Forschungs- und Entwicklungstätigkeiten in diesem Bereich, daher dürfte sich diese Situation fortsetzen. Viel Technik kommt aus China, Japan und Korea. Chinesische Unternehmen drängen offenbar hauptsächlich bei der Deponiesanierung offensiv auf den Markt. Nicht immer traut man diesen chinesischen Lösungen, so Branchenkenner. Deutsche und auch österreichische Umwelttechnik genießen in Indonesien hingegen einen hervorragenden Ruf. In moderneren indonesischen Recyclingwerken der Großstädte ist es keine Seltenheit, modernste europäische Maschinen im Einsatz zu sehen, sofern eine Wartung und Reparatur vor Ort gesichert sind. In ländlichen Regionen ist der technische Ausstattungsgrad oft prekär. 

Da Indonesien mehr Plastik braucht, als es selber produzieren kann, ist die Nachfrage nach recyceltem Kunststoff hoch und es ist einiges privates Kapital in neue Recyclinganlagen für PET, PP und ähnliche Wertstoffe geflossen. Bei PET-Flaschen erreicht Indonesien hohe Recyclingraten. Hier ist auch die deutsche Firma Alba aktiv, die in Tangerang in einem Joint Venture mit der einheimischen Firma Tridi Oasis PET-Flaschen in rPET-Flakes umwandelt. Die indonesische Firma Amandina Bumi Nusantara produziert seit 2023 mit österreichischen Starlinger-Maschinen eine 100-prozentige Bottle-to-Bottle Cola-PET-Flasche 

Öffentliche und private Akteure arbeiten komplementär

Für die in der Regel ungetrennte Müllabfuhr vom Haushalt zum ersten temporären Zwischenlager (TPS) ist die kommunale Selbstverwaltung verantwortlich, die von den Bewohnern eine Gebühr einzieht. In diesem ersten Lager findet dann eine grobe Trennung statt, da die meisten Haushalte diese nicht vornehmen, obwohl sie vorgeschrieben ist. Für den weiteren Weg des Abfalls, der in der Verantwortung der lokalen Regierung liegt, fällt bislang weder eine Gebühr an, noch sind die staatlichen Stellen besonders investitionsfreudig. Über weitere Zwischenlager (TPS-3R), die zum Teil mit Biogas-, Kompost- oder einfachen Recyclinganlagen ausgestattet sind, geht es schließlich zur Deponie (TPA), die nur in Einzelfällen den Kriterien einer "sanitären" Anlagen gerecht werden und auch erst nach und nach mit Verwertungs- und Entsorgungsequipment ausgestattet werden. 

Parallel dazu sind landesweit über zwei Millionen zum Teil organisierte Mülltrenner und -sammler aktiv, die sich an verschiedenen Punkten zwischen Haushalt und Mülldeponie Wertstoffe heraus klauben, die dann über Mittelsmänner an Recyclinganlagen gehen oder in sogenannten Waste Banks gegen Gutschriften eingetauscht werden. Einige Wohnanlagen haben auch direkte Abkommen mit privaten Akteuren, die bestimmte Wertstoffe abholen, bei Fahrzeugen für den getrennten Wertstoffabtransport mangelt es noch vielerorts. Während die lokale Regierung den operativen Teil der Abfallwirtschaft finanziert, unterstützt die föderale Regierung die Gemeinden eher bei der Beschaffung von Ausrüstung und Anlagen. 

Nach Angaben des Umweltministeriums gab es 2024 in Indonesien 5.640 Anlagen für "waste-reducing, reusing, and recycling" (TPS-3R), 1.507 TPA, 37 RDF-Anlagen, 328 Biodigester, 32 Müllverbrennungsanlagen, 23 Pyrolyseanlagen und 34 Gasfikatoren. Eine genaue Übersicht über Zahl, Art und Standort bietet das Umweltministerium auf einer Informationsseite (siehe Kontaktadressen). 

Wichtige Branchenunternehmen in Indonesien

Unternehmen

Sparte

Reciki SolusiRecyclinganlagen
VeoliaRecyclingtechnologie
Prasadha Pamunah Limbah Industri (Dowa-Gruppe, Japan)Sammlung, Recycling, Behandlung, Entsorgungsdienstleistungen 
EcoBali RecyclingMüllsammlung, Composting, Recycling
Waste4changeConsulting, Technologie, Projekte
Pan Era GroupPE und PP-Recycling
DuitinClean-Tech mit Mobile Waste Recycling-App
Keine Umsatzwerte verfügbarQuelle: Pressemeldungen

Nahrungsmittelreste und Plastik verursachen den meisten Abfall 

Es kursieren unterschiedliche Werte zum Umfang des Abfalls. Die Weltbank schätzt das gesamte Müllaufkommen auf etwa 30 bis 40 Millionen Tonnen, von denen mindestens die Hälfte unsachgemäß abgeladen, verbrannt oder vergraben wird. Andere Quellen gehen von 60 MIlionen bis 70 Millionen Tonnen aus. Laut indonesischem Umweltministerium wurde 2024 knapp 26 Millionen Tonnen Haushalts- und haushaltsähnlicher Müll produziert. Davon wurden 62,3 Prozent in irgendeiner Form entsorgt, behandelt oder weiterverwendet. 

Indonesiens Haushalts- und haushaltsähnlicher Abfall nach Zusammensetzung (2024)
Art

Anteil in Prozent

Nahrungsmittelreste

39,0

Plastik

19,5

Holz, Äste, Blätter

12,5

Papier, Pappe

11,3

Metall

3,5

Textilien

2,5

Glas

2,4

Gummi, Leder

2,1

Sonstiges

7,0

Quelle: Indonesisches Umweltministerium (2025)

 

Ein besonderes Problem ist der Plastikabfall, nicht zuletzt aus dem Lebensmittelbereich. Im Einzelhandel fragen die Haushalte vorwiegend kleine Verpackungen nach und bei der sehr populären Essenslieferung nach Hause sind die einzelnen Zutaten separat verpackt.

Indonesiens Haushalts- und haushaltsähnlicher Abfall nach Herkunft (2024)
Herkunft

Anteil in Prozent

Haushalte

54,3

Traditionelle Märkte

13,5

Industrie

11,8

Büros

7,8

Geschäfte

7,5

Öffentliche Einrichtungen

3,9

Sonstiges

1,4

Quelle: Umweltministerium 2025

 

Viel Mülltrennung erfolgt noch per Hand

Das kostengünstige System der Müllsammler hemmt noch den breitflächigen Absatz von Müllsortiermaschinen. Es basiert jedoch stark auf der großen Differenz zwischen den niedrigen Löhnen der Sammler und den vergleichsweise hohen Abnahmepreisen für Rezyklat durch die Industrie. Falls die Preise sinken, könnten Recyclingunternehmen einen Anreiz haben, den gesammelten Müll durch Maschinen sortieren zu lassen. Auch könnte der Bedarf steigen, menschliche Sortierfehler zu vermeiden und Verbundstoffe effizienter zu trennen – auch durch den Einsatz von künstlicher Intelligenz. Nicht zuletzt könnten Maschinen dazu beitragen, Risiken für die menschliche Gesundheit und die Umwelt infolge unsachgemäßer Müllbehandlung zu senken. 

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