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KI-Investitionen in den USA steigen sprunghaft an

US-Tech-Konzerne kämpfen um die Vorherrschaft bei künstlicher Intelligenz und liefern sich fast schon eine Ausgabenschlacht. Gleichzeitig gedeihen auch viele Start-ups prächtig.

Von Heiko Stumpf | San Francisco

Im Rennen um die beste künstliche Intelligenz (KI) schalten amerikanische Technologiekonzerne in den Turbogang. Zusammengerechnet dürften die Investitionsausgaben von Microsoft und der Google-Mutter Alphabet im Jahr 2024 um mehr als 40 Prozent steigen und rund 97 Milliarden US-Dollar (US$) erreichen. Addiert man die drei Riesen Amazon, Meta und Apple hinzu, dann dürfte Big Tech im laufenden Jahr mehr als 200 Milliarden US$ für Investitionen ausgeben.

USA führend bei KI

Beträchtliche Summen fließen in Hardware wie Rechenzentren und KI-Chips. Es ist aber vor allem die Innovationskraft bei KI-Modellen, welche die Vorreiterrolle der USA zementiert. Laut dem "2024 AI Index Report" der renommierten Stanford University hatten im Jahr 2023 insgesamt 109 neu entwickelte KI-Basismodelle ihren Ursprung in den Vereinigten Staaten. Im internationalen Vergleich bedeutet dies einen unangefochtenen Spitzenplatz, denn China und Großbritannien folgen abgeschlagen mit 20 beziehungsweise 9 KI-Modellen.

"Grundlagenmodelle sind der Schlüssel für die Entwicklung und Kommerzialisierung von KI-Anwendungen", sagt "AI Evangelist" Thomas Neubert, der im Silicon Valley zu Hause ist. Nach der Entwicklung werden die Modelle in die Cloud-Dienste von Anbietern wie Microsoft Azure, Google Cloud oder Amazon Web Services (AWS) integriert. 

Über ein kostenpflichtiges "Application Programming Interface" (API) erhalten so beispielsweise auch Start-ups Zugang zu den Modellen, um eigene KI-Anwendungen für Endkunden zu entwickeln. "Für die großen Tech-Unternehmen sind multimodale API, die Text, Bilder und Ton verarbeiten und generieren, eine der größten Hoffnungen, um mit KI Geld zu verdienen", so Thomas Neubert.

Episches Ringen von Microsoft und Google

Durch die Investitionsoffensive setzen die Amerikaner neue Meilensteine: Im Mai 2024 präsentierte OpenAI das multimodale ChatGPT-4o, das Gespräche in Echtzeit führen, auf mehrere Sprecher gleichzeitig reagieren und sogar Emotionen simulieren kann. Branchenkenner sehen in diesen KI-Fähigkeiten einen Game Changer: Unternehmen bieten sich völlig neue Möglichkeiten, generative KI in den Kundensupport zu integrieren. Start-ups wiederum können die Sprachfähigkeiten von ChatGPT-4o für die Entwicklung bahnbrechender Anwendungen in Bereichen wie Bildung und Gesundheit nutzen. Zudem arbeitet OpenAI an dem komplett neuen KI-Modell GPT-5.

Großer Nutznießer ist Microsoft. Bis 2023 hatte der Softwarekonzern aus Seattle rund 13 Milliarden US$ in OpenAI investiert. Die KI-Modelle von OpenAI finden sich deshalb nicht nur in den Cloud-Diensten von Microsoft, sondern werden über das KI-gesteuerte Tool Copilot auch in Produkte wie Microsoft 365 und Dynamics 365 integriert.

Eine Entwicklung, die vor allem bei Google die Alarmglocken läuten lässt. Denn Anwendungen wie ChatGPT stellen eine Gefahr für die Dominanz bei Internetsuchen dar, die Google zu etwa 90 Prozent beherrscht. Deshalb holt Google zum Gegenschlag aus und baut die KI-Modellfamilie Gemini in seine Suchmaschine ein. Seit Mai 2024 erhalten Google-Nutzer in den USA bei komplexen Suchanfragen einen zusammenfassenden AI Overview. Der Dienst soll auch international ausgerollt werden. Auf der "I/O Developer's Conference" präsentierte Google im Mai 2024 zudem ein ganzes Arsenal an weiteren KI-Modellen. Dazu zählt der Chatbot Gemini Live, der Gespräche in Echtzeit ermöglichen soll.

Amazon und Meta gehen eigene Wege

Auch Amazon schraubt die Investitionen nach oben. Analysten rechnen im Jahr 2024 mit einem Anstieg um mindestens 24 Prozent auf über 60 Milliarden US$. Die generative KI stehe dabei im Mittelpunkt, erklärte CEO Andy Jassy.

Dabei macht der Handelsgigant einen technologieoffenen Ansatz zu seinem Markenzeichen. Eine exklusive Partnerschaft wie zwischen Microsoft und OpenAI besteht nicht und eigene KI-Lösungen wie Amazon Q sind weit weniger bekannt. In der Cloud stehen über die Plattform AWS Bedrock jedoch zahlreiche Basismodelle von Drittanbietern bereit: Claude 3 von Anthropic, Llama 3 von Meta sowie Angebote von Mistral und Cohere.

Meta greift mit für 2024 erwarteten Investitionen von rund 40 Milliarden US$ (+39 Prozent) ebenfalls tief in die Tasche. Allerdings verfügt der Konzern über kein eigenes Cloud-Geschäft, über das sich KI-Modelle kommerzialisieren ließen. Stattdessen stellt Meta den Quellcode seiner KI-Tools als Open-Source-Software frei zur Verfügung. Wie sich Investitionen beispielsweise für die Nachfolge von Metas Llama 3 später amortisieren sollen, bleibt offen. Firmengründer Mark Zuckerberg dürfte vor allem auf neue Werbemöglichkeiten für Facebook, Instagram und WhatsApp setzen.

Start-ups sammeln hohe Summen ein

Neben Big Tech können sich die USA in Sachen KI auf eine weitere Stärke verlassen den Unternehmergeist von Gründern. Laut der Silicon Valley Bank gab es Anfang 2024 bereits mehr als 7.500 mit Wagniskapital finanzierte US-Start-ups, deren Geschäftsmodell auf KI-Anwendungen beruht. Der Großteil entwickelt keine eigenen Modelle, sondern nutzt diese als Werkzeug für konkrete Anwendungen. Wie nie zuvor stellen Wagniskapitalgeber schon in der Frühphase hohe Beträge bereit teilweise im dreistelligen Millionenbereich.

Cognition Labs aus San Francisco erhielt bis April 2024 bereits rund 200 Millionen US$ an Risikokapital – sechs Monate nach der Gründung wohlgemerkt. Die Firmenbewertung des Start-ups, das den ersten vollautomatischen KI-Softwareentwickler auf den Markt bringen will, liegt bei 2 Milliarden US$. Ende 2023 gab es weltweit 186 KI-Unicorns, davon stammten 116 aus den USA. "Wagniskapitalgeber in den USA haben eine höhere Risikobereitschaft, treffen schnellere Entscheidungen und betreiben größere Fonds als Investoren in Deutschland", sagt Hedi Razavi vom German Accelerator in Palo Alto. Die Initiative kann deutsche KI-Gründer bei der Kapitalbeschaffung in den USA unterstützen.

German Accelerator 

Der German Accelerator unterstützt die vielversprechendsten deutschen Start-ups bei der Skalierung und Internationalisierung in die USA, nach Asien und Südamerika.

Für KI-Start-ups bietet der German Accelerator speziell abgestimmte Programme an, die auf die einzigartigen Herausforderungen und Chancen im Bereich der künstlichen Intelligenz ausgerichtet sind. Diese Programme ermöglichen den Zugang zu einem globalen Expertennetzwerk sowie lokalen Geschäftskontakten und Investoren.

Der German Accelerator wird von Start2 Group betrieben und vom Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) finanziert.

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