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US-Importe von Klimatechnik auf Rekordkurs
Der Markt für Klimatechnik bietet langfristig großes Potenzial. Das gilt auch für Wärmepumpen, die noch wenig verbreitet sind. Vorübergehend belastet der schwächelnde Wohnungsbau.
05.12.2023
Von Roland Rohde | Washington, D.C.
Der amerikanische Markt für Heiz-, Lüftungs- und Klimatechnik wird – langfristig betrachtet – kräftig wachsen. Davon gehen mehrere Marktforschungsunternehmen aus. Grand View Research erwartet für den Zeitraum bis 2030 eine durchschnittliche Zuwachsrate von nominal 6,5 Prozent. Modor Intelligence kommt für 2023 bis 2028 auf 6,6 Prozent. Fortune Business Insights rechnet für den nordamerikanischen Markt bis Ende des Jahrzehnts mit einem Wachstum von 5,4 Prozent.
Bezüglich der Größe des Marktes gehen die Angaben teils stark auseinander. Sie reichen von 17 Milliarden (Grand View Research) bis 58 Milliarden US-Dollar (US$; IBISWorld), wobei letztere Zahl am realistischsten erscheint, wenn man sie mit den Einfuhrwerten der Zollstatistik abgleicht.
Einfuhren steuern auf neuen Rekord zu
So summierten sich die Einfuhren von Klima-, Lüftungs- und Heiztechnik 2022 laut der U.S. International Trade Commission auf 27 Milliarden US$, eine Steigerung von gut 16 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Rund die Hälfte der Importe bestand aus Klimaanlagen. Der Aufwärtstrend setzte sich 2023 fort – wenn auch deutlich abgeschwächt. Die Branchenimporte stiegen zwischen Januar und September um 5,5 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum.
Der Löwenanteil der Einfuhren stammt aus Mexiko, wohin viele Hersteller ihre Produktion verlagert hatten. China liegt traditionell auf Rang 2 der Einfuhrstatistik. Die deutschen Lieferungen in die Vereinigten Staaten beliefen sich 2022 auf gut 1 Milliarde US$. In den ersten drei Quartalen 2023 stiegen sie um fast 19 Prozent. Hochgerechnet ergibt sich damit bis zum Dezember ein Wert von 1,2 Milliarden US$. Damit würde Deutschland seinen Lieferanteil weiter ausbauen.
Besonders starkes Wachstum bei Wärmepumpen
Der Herstellerverband "Air-Conditioning, Heating, and Refrigeration Institute" (AHRI) meldet, dass die Branchenhersteller in den USA 2022 rund 23 Millionen Klimaanlagen, Luftwärmepumpen, Wasserboiler und Heizungen verkauft haben ("Shipment"). Ihr Geschäft ist damit – über einen Zehnjahreszeitraum betrachtet – kräftig gestiegen. Bei Wärmepumpen gab es einen Zuwachs von gut 150 Prozent.
Doch der schwächelnde private Wohnungsmarkt sorgt für einen – vermutlich vorübergehenden – Einbruch. Der Umsatz von Gasheizungen sank in den ersten drei Quartalen 2023 um fast ein Viertel im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Bei Klimaanlagen und Wärmepumpen betrug der Rückgang 14 beziehungsweise 11 Prozent. Es gibt allerdings Zeichen der Hoffnung, denn der Abwärtstrend im Wohnungssektor verlangsamte sich zuletzt spürbar.
Trendwende im Wohnungsbau in der 2. Jahreshälfte 2024
Einen Richtungswechsel werden allerdings erst Leitzinssenkungen bringen, die Ökonomen für 2024 erwarten. Zugleich soll sich aber die allgemeine Konjunktur abschwächen. Während das Bruttoinlandsprodukt (BIP) 2023 um gut 2 Prozent zulegen wird, rechnen die jüngsten Prognosen für 2024 nur mit einer Null vor dem Komma. Im 1. Halbjahr 2024 könnte es sogar eine technische Rezession geben. Die Konjunkturdelle soll aber spätestens 2025 vorbei sein. Ab dem 2. Halbjahr 2024 könnte daher die Trendwende beim Wohnungsbau kommen.
Besser sieht es dagegen schon jetzt im gewerblichen Hochbau aus. Die Bauleistungen in dem Sektor sind zwischen Januar und September 2023 um nominal 11 Prozent gestiegen, so das nationale Statistikamt. Staatliche Programme befeuern die Nachfrage zusätzlich. Entsprechend stehen die Zeichen für Anbieter von Heiz-, Lüftungs- und Klimatechnik langfristig auf Wachstum.
Energieeffizienz kommt (nur) mit staatlicher Hilfe in Schwung
Energieeffizienz ist vor allem unter der Biden-Regierung wichtig geworden. Das zeigen Initiativen des Energieministeriums, darunter die "ABC Initiative" und die "Energy, Emissions and Equity (E3) Initiative". Zuschüsse können Projektträger sukzessive aus dem Infrastructure Investment and Jobs Act of 2021 sowie dem Inflation Reduction Act of 2022 erhalten.
Hinzu kommen lokale Initiativen: So ist im Staat New Jersey das COOLAdvantage-Programm in Kraft, wonach die Landesregierung Rabatte und Steuergutschriften für den Einbau energieeffizienter Klimaanlagen und zentraler Wärmepumpen gewährt. In ähnlicher Weise bietet der Energieversorger von New York, Con Edison, Rabatte für den Kauf sparsamer Raumklimageräte an.
Der Nachholbedarf ist gigantisch: Laut der nationalen Energiebehörde nutzten 2020 landesweit erst 15 Prozent der Haushalte Luftwärmepumpen als primäre Heizquelle. Bei Gewerbeimmobilien war die Quote sogar unter 5 Prozent. Erdwärmepumpen spielen so gut wie keine Rolle. Sie rechnen sich angesichts der hohen Anschaffungskosten und der niedrigen Energiepreise in den USA einfach nicht.
US-Verbraucher sehr technikaffin
Der Trend geht hin zu vernetzten sowie mit Sensoren ausgestatteten Systemen: Stichwort Smarthome-Konzepte. So kann man etwa, wenn man vom Büro losfährt, übers Handy zu Hause bereits die Klimaanlage oder die Heizung hochdrehen, optimalerweise sogar für einzelne Räume. Tablets ersetzen klassische Schalter und Regler. Das steigert – trotz der höheren Anfälligkeit des Systems – die Akzeptanz bei den Verbrauchern, die allgemein sehr offen für neue Technik sind.
Amerikanische Hersteller wie Carrier Lennox, Nortek, Trane und Johnson Controls spielen eine große Rolle. Führende ausländische Unternehmen sind Bosch Thermotechnik, Daikin Industries und Yazaki (beide aus Japan), Danfoss (Dänemark) und Gree (China). Carrier übernahm im Frühjahr 2023 das deutsche Unternehmen Viessmann. Durch diese Akquisition will die US-Fima zum Technologieführer aufsteigen.
Sparte | 2022 |
---|---|
Klimaanlagen | 6.053,8 |
Wasserboiler (elektr., Privathaushalt) | 4.567,5 |
Luftwärmepumpen | 4.344,5 |
Wasserboiler (Gas, Privathaushalt) | 4.131,2 |
Gasheizungen | 3.872,4 |
Wasserboiler (gewerblich) | 83,6 |
Ölheizungen | 29,5 |
insgesamt | 23.082,2 |