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US-Bausektor verspricht trotz Handelshürden gute Zulieferchancen

Die Modernisierung der Infrastruktur treibt auf absehbare Zeit die Bautätigkeit an. Für den gewerblichen Hochbau fallen die Prognosen teils gedämpfter aus. 

Von Roland Rohde | Washington, D.C.

Alle Sparten des Tiefbaus und des gewerblichen Hochbaus befinden sich im Frühherbst 2023 im Aufwind. Nur der private Wohnungsbau durchläuft eine ausgeprägte Schwächephase. Da er traditionell für rund die Hälfte aller Bauleistungen verantwortlich ist, macht sich seine Schwäche deutlich bemerkbar. Insgesamt stiegen die erbrachten Bauleistungen in den ersten sieben Monaten 2023 nominal um knapp 4 Prozent, so das nationale Statistikamt.

Für ausländische Anbieter von Baustoffen, Gebäudetechnik, Baumaschinen oder Ingenieurdienstleistungen spielt allerdings die Verfassung des privaten Wohnungssektors keine allzu große Rolle. Dort werden überwiegend einfache Einfamilienhäuser in Holzbauweise mit wenig komplizierten Maschinen gebaut. Diese Nachfrage wird vor allem von einheimischen Anbietern bedient. 

Starke Nachfrage nach Gebäudetechnik

Bei Bürotürmen, Hotels oder Krankenhäusern wiederum kommen hochwertigere Baustoffe etwa aus Stahl zum Einsatz. Ebenso setzen gewerbliche Bauherren auf eine moderne Ausstattung und greifen teilweise auf ausländische Anbieter zurück. Entsprechend hoch ist die Importnachfrage nach Aufzügen und Rolltreppen sowie Sicherheits- und Klimatechnik. Eine stark zunehmende Rolle spielt auch die Energieeffizienz, ein Trend, der sich auch im privaten Wohnungsbau durchsetzt. 

Die weiteren Aussichten für den gewerblichen Hochbau sind durchwachsen. Die Unternehmensberatung FMI erwartet für den Einzelhandel, die Bürosparte und das Hotelgewerbe rückläufige Bauleistungen. Im Industriebereich soll es sogar zu einem regelrechten Einbruch kommen. 

Für diese Prognose spricht einiges. So wird die Konjunktur nach übereinstimmenden Prognosen von Banken und Forschungsinstituten im Jahr 2024 an Schwung verlieren. Auch die Erwerbslosigkeit soll leicht zunehmen. Der Einzelhandel muss mit einem flauen Geschäft rechnen. Die Arbeitslosenquote dürfte aber nicht weit über 4 Prozent steigen, was als Vollbeschäftigung gilt. Zudem schränken die Arbeitgeber die Möglichkeit zum Homeoffice zunehmend ein. Büroflächen sind wieder gefragt. 

Vor allem für das Beherbergungsgewerbe erscheint die Prognose von FMI viel zu negativ. Der Inlandstourismus entwickelt sich nach dem Ende der Covid-Pandemie prächtig und die Marktteilnehmer erhöhen ihre Kapitalaufwendungen. So befand sich zum 3. Quartal 2023 gemäß Lodging Econometrics eine Rekordzahl von Hotelprojekten (fast 7.500 Häuser) in der Pipeline. Der Unterhaltungskonzern Disney kündigte im September 2023 an, seine Investitionen in Resorts, Erlebnisparks und Kreuzfahrtschiffe in den nächsten zehn Jahren auf 60 Milliarden US-Dollar (US$) zu verdoppeln.

Neue Halbleiter- und E-Auto-Fabriken in der Pipeline

Auch im Industriesektor deutet wenig auf einen Abschwung hin. Im Gegenteil: Unternehmen wie Intel, Samsung oder Taiwan Semiconductor Manufacturing Corporation (TSMC) investieren massiv in Halbleiterfabriken in den USA. Dabei können sie auf großzügige Subventionen im Rahmen des im August 2022 verabschiedeten Chips and Science Act zählen. Ebenso werden neue Fabriken für Elektrofahrzeuge durch den im selben Monat erlassenen Inflation Reduction Act (IRA) gefördert. Vor dem Hintergrund des zunehmenden US-Protektionismus planen viele ausländische Firmen den Neu- oder Ausbau von Werken in den USA.

Wende im privaten Wohnungsbau erst 2026

Die FMI-Vorhersage für den privaten Wohnungsbau entspricht derweil der vorherrschenden Meinung. Die hohen Zinsen haben seit dem Herbst 2022 zu einem Einbruch des Sektors geführt. Zwar wird die US-Notenbank nach Einschätzung von Analysten mit weiteren Anhebungsschritten sehr zurückhaltend sein. Doch eine Zinswende, die den Häusermarkt beleben könnte, lässt auf sich warten. FMI rechnet erst 2026 mit einem Wiederaufschwung und selbst 2027 werde man noch deutlich vom Bauniveau von 2023 entfernt sein.

Riesige Förderprogramme für den Tiefbau

Im Rahmen des Infrastructure Development and Jobs Act vom November 2021 pumpen die Vereinigten Staaten bis 2028 insgesamt rund 1.200 Milliarden US$ in den Ausbau der veralteten Infrastruktur. Schwerpunkte sind das Straßennetz, der Versorgungssektor und der Ausbau der ländlichen IT-Netze. Hinzu kommen weitere 750 Milliarden US$ aus dem Inflation Reduction Act (August 2022). Diese Gelder kommen vor allem dem Umweltbereich und den Erneuerbaren Energien zugute. Die entsprechenden Bauleistungen sind zwischen Januar und Juli 2023 bereits deutlich gestiegen. 

Trotzdem erwartet die FMI-Studie in allen Tiefbausparten - mit Ausnahme des Umweltsektors - lediglich einstellige Wachstumsraten, die zudem bis 2027 sukzessive abnehmen sollen. Auch hier sind die Consultants eher vorsichtig. Viele Großprojekte befinden sich noch im Planungsstadium und dürften erst in den nächsten Jahren in die Bauphase eintreten. Auf absehbare Zeit ist im Infrastrukturbereich jedenfalls mit einer sehr lebhaften Bau- und Auftragstätigkeit zu rechnen. 

Protektionismus erweist sich oft als stumpfe Waffe

Im Rahmen des Infrastructure Development and Jobs Act wurde auch der Build America, Buy American Act erlassen. Er sieht bei öffentlich finanzierten Projekten einen Mindestanteil an lokaler Wertschöpfung vor. Ausnahmen gelten allerdings, wenn es keine inländischen Anbieter gibt oder einheimische Produkte zu teuer sind. Das trifft insbesondere auf Kapitalgüter zu. Der US-Maschinenbau ist vor allem bei Universalanlagen gut aufgestellt. Bei Spezialanlagen bestehen hingegen zum Teil erhebliche Lücken. Ähnlich sieht es bei Baustoffen aus, die sogar zu 100 Prozent aus inländischer Produktion stammen müssen. Bei Spezialprodukten aus Stahl sind die USA beispielsweise auf Importe angewiesen.

Kontaktadressen
InstitutionBezeichnung
U.S. Census BureauNationales Statistikamt, aktuelle Daten zum Bausektor
FMI North Amercian Engineering and Construction OutputUS-Unternehmensberatung für den Bausektor, ausführliche Prognosen bis 2027
Lodging EconometricsInformationsplattform für den Hotelsektor, Überblick Hotelprojekte weltweit und USA
The Walt Disney CompanyUS-Unterhaltungskonzern, Unternehmensmitteilung zu Investitionsplänen
Meyer WerftDeutsche Werft mit Spezialisierung auf Kreuzfahrtschiffe, Unternehmensmitteilung zu Aufträgen von Disney

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