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Branche kompakt | USA | Ernährungswirtschaft

US-Nahrungsmittelhersteller können die Produktion wieder steigern

Die US-Verbraucher haben einen großen Appetit auf Fleisch und Käse. Auch bei Snacks und Süßwaren laufen die Geschäfte gut. Dies setzt Impulse für die Investitionstätigkeit.

Von Heiko Stumpf | San Francisco

Ausblick der Nahrungsmittelindustrie in den Vereinigten Staaten

Bewertung:

 

  • Bevölkerungswachstum und höhere Einkommen lassen den Nahrungsmittelbedarf ansteigen.
  • Mengenmäßig erwartet die Nahrungsmittelproduktion für 2024 ein Plus von etwa 1 Prozent.
  • Die Preissteigerungen für Lebensmittel flauen im Jahresverlauf 2024 deutlich ab.
  • Um gestiegene Kosten aufzufangen, investieren Unternehmen in Automatisierung und Effizienzmaßnahmen.

Anmerkung: Einschätzung des Autors für die kommenden zwölf Monate auf Grundlage von prognostiziertem Umsatz- und Produktionswachstum, Investitionen, Beschäftigungsstand, Auftragseingängen, Konjunkturindizes etc.; Einschätzungen sind subjektiv und ohne Gewähr; Stand: April 2024

  • Markttrends

    Der Markt findet nach enormen Preissteigerungen eine neue Balance. Mengenmäßig steigt die Nachfrage wieder an. Bei Getränken machen sich Konsumänderungen bemerkbar. 

    Nach einer rückläufigen Entwicklung im Vorjahr will die Nahrungsmittelindustrie in den Vereinigten Staaten 2024 wieder leichte Produktionszuwächse erzielen. Laut Prognosen des Marktforschungsinstituts Circana können die Nahrungsmittel- und Getränkehersteller mit einer mengenmäßigen Steigerung von etwa 1 Prozent rechnen.

    Rund 60 %

    der täglichen Kalorienzunahme besteht in den USA aus stark verarbeiteten Nahrungsmitteln.

    Ein Hauptgrund für den Optimismus sind sinkende Inflationsraten. Im Jahr 2023 waren Nahrungsmittel um etwa 25 Prozent teurer als noch vor der Covid19-Pandemie. Durch die Preissteigerungen konnten die Hersteller zwar die gestiegenen Kosten für Vorprodukte, Energie und Logistik weiterreichen. Die US-Verbraucher stießen jedoch an die Belastungsgrenze. Infolge ging der Nahrungsmittelkonsum mengenmäßig zurück.

    Laut dem U.S Department of Africulture (USDA) dürfte die Teuerungsrate für Nahrungsmittel im Jahresdurchschnitt 2024 jedoch abflauen. Mit 1,6 Prozent steigen die Preise im Handel dabei deutlich langsamer als in der Gastronomie (4,1 Prozent). Nach hohen inflationsbedingten Zuwächsen werden sich dadurch auch die Umsätze der Lebensmitteleinzelhändler stabilisieren. Die Analysten von Dunnhumpy erwarten für 2024 ein Absatzplus von 2 Prozent, gefolgt von 3,3 Prozent im Folgejahr.

    Steigende Nachfrage nach Fleisch und Käse

    Nach Prognosen von USDA legt die Fleischproduktion im Jahr 2024 um rund 1 Prozent auf 48,6 Millionen Tonnen zu. Je nach Marktsegment fällt die Entwicklung jedoch unterschiedlich aus. Bei Rindfleisch wird zum zweiten Mal in Folge einen Rückgang auf 11,9 Millionen Tonnen (-2,4 Prozent) erwartet. Von der Viehzucht geprägte Bundesstaaten wie Nebraska, Oklahoma oder Texas leiden unter einer lang anhaltenden Dürre. Infolge reduzieren die Farmer ihre Rinderherden, weshalb es an Schlachtvieh für die lokale Verarbeitung mangelt.

    Die Produktion von Schweine- und Geflügelfleisch steigt hingegen auf 12,6 Millionen Tonnen (+2,3 Prozent) beziehungsweise 23,6 Millionen Tonnen (+0,8 Prozent). Die Beliebtheit von Fleischprodukten dürfte in den USA langfristig ungebrochen bleiben. Nach Erwartung des USDA dürfte der jährliche Pro-Kopf-Verbrauch bis 2033 auf rund 107 Kilogramm ansteigen (+4,3 Prozent im Vergleich zu 2023).

    Auch die Molkereiwirtschaft setzt ihren Aufwärtstrend fort. Die Milchproduktion wird für 2024 auf 103,1 Millionen Tonnen geschätzt. Bis 2028 rechnet das USDA mit einer Steigerungsrate von durchschnittlich etwa 1 Prozent pro Jahr. Zwar geht die Menge getrunkener Milch kontinuierlich zurück, dafür steigt die Nachfrage nach Molkereierzeugnissen wie Käse, Butter oder Joghurt. Die US-Käseherstellung dürfte 2024 mit rund 6,5 Millionen Tonnen einen neuen Rekordwert erreichen.

    Pflanzliche Alternativprodukte zu tierischen Eiweißen aus Fleisch, Fisch, Milch und Eiern müssen hingegen Rückschläge verkraften. Bezogen auf alle genannten Kategorien gab es 2023 laut Studien des Good Food Institute einen mengenmäßigen Rückgang um etwa 9 Prozent. Und auch wertmäßig gab es Verluste. Mit rund 8,1 Milliarden US-Dollar (US$) fiel der Umsatz um 2 Prozent geringer aus als im Vorjahr.

    Backwaren, Snacks und Süßes sind beliebt

    Bei den Backwaren bewerten laut einer Umfrage des Fachmagazins Baking Business rund 92 Prozent der Hersteller die Geschäftsaussichten für 2024 als positiv oder sehr positiv. Der Pro-Kopf-Verbrauch von Weizenmehl entwickelte sich zuletzt relativ konstant, so dass vor allem das Bevölkerungswachstum für eine steigende Nachfrage sorgt. Dies gilt jedoch nicht für alle Getreideprodukte: Zerealien wie Cornflakes verzeichnen stetige Rückgänge, wobei veränderte Frühstücksgewohnheiten eine Rolle spielen.

    Typisch für die USA ist die große Leidenschaft für Snacks. Laut Circana isst fast die Hälfte der US-Bevölkerung drei oder mehr Snacks pro Tag. Unter jüngeren Menschen der Generation Z und Milliennials ist der Trend sogar noch ausgeprägter als bei älteren Generationen. Beobachter sprechen von einer regelrechten "Snackification", wobei ganze Mahlzeiten durch Snacks ersetzt werden. Um an dem Wachstumstrend zu partizipieren, bringen Unternehmen zahlreiche neue Produkte auf den Markt. Die ehemalige Kellogg Company fokussiert sich seit Oktober 2023 unter dem Namen Kellanova komplett auf Snackprodukte, während das Geschäft mit Zerealien abgespalten wurde.

    Überdurchschnittliches Wachstum verspricht auch der Süßwarenmarkt. Laut der National Confectioneers Association fallen etwa 64 Prozent der Umsätze auf das Vorfeld von Festen wie dem Valentinstag, Ostern, Halloween oder Weihnachten, welche in den USA mit hohen Verbraucherausgaben verbunden sind. Haribo eröffnete 2023 das erste US-Werk in Wisconsin. Auch Ferrero baut das US-Geschäft aus.

    Umwälzungen im Getränkemarkt

    Auf dem Markt für alkoholische Getränke sorgen insbesondere sich verändernde Konsumgewohnheiten für Bewegung. Jüngere Generationen wie die Generation Z trinken weniger Alkohol und lassen sich vor allem nicht mehr als loyale Bier- oder Weintrinker kategorisieren. 

    Im Jahr 2023 sank der Bierverbrauch erstmals seit 1999 unter den Wert von 200 Millionen Barrel. Die Zukunftsaussichten sind durch das Abebben des Craft-Beer-Booms verhalten. Die Menge des in den USA getrunkenen Weins dürfte bis 2027 um durchschnittlich 2 Prozent pro Jahr sinken. Der Wunsch junger Menschen nach mehr Abwechslung und Vielfalt führt stattdessen zu Wachstum bei Mischgetränken wie Ready-to-Drink-Cocktails oder Hard Seltzers. 

    Das mengenmäßige Marktvolumen für alkoholfreie Getränke dürfte in den kommenden Jahren moderat zulegen. Steigendes Gesundheitsbewusstsein sorgt jedoch auch hier für Veränderungen. Produkte mit hohem Zucker- oder Süßstoffgehalt wie kohlensäurehaltige Softdrinks und Fruchtsäfte verlieren an Zuspruch. Dafür floriert das Geschäft mit funktionellen Erfrischungsgetränken. Laut Prognosen sollen die Umsätze bis 2027 um etwa 7 Prozent pro Jahr wachsen. Die Hersteller werben dabei insbesondere mit gesundheitsfördernden Inhalts- und Zusatzstoffen wie Mineralien, Vitaminen oder Ballaststoffen. Auch der Absatz von Energy- und Sportdrinks legt zu.

    Stand: April 2024

    Von Heiko Stumpf | San Francisco

  • Rahmenbedingungen

    Die meisten Lebensmittelprodukte, Getränke und Nahrungsergänzungsmittel werden von der Food and Drug Administration (FDA) reguliert. Das ACE-System vereinfacht den Einfuhrprozess.

    Gemäß dem US-Zolltarif sind zahlreiche Nahrungsmittel in den USA zollfrei. Zölle werden unter anderem bei einigen Milchprodukten, Babynahrung und Schokolade erhoben. Milchprodukte sind besonders stark von US-Zöllen betroffen, die Zölle können hier bis zu 25 Prozent betragen.

    Die Nahrungsmitteleinfuhr in die USA ist streng geregelt

    Aufgrund starker Versorgungsengpässe wurden die US-Zölle auf Babynahrung und Basispulver dafür zeitweise ausgesetzt, aber nur bis Ende 2022. Überlegungen, diesen stark konzentrierten und reglementierten US-Markt auch längerfristig für ausländische Anbieter zu öffnen, um die Versorgung zu sichern, folgten indes keine konkreten Schritte, unter anderem weil die US-Milchindustrie Einwände dagegen erhob.

    Ferner bestehen im Agrarbereich mengenmäßige Beschränkungen (Quoten) beziehungsweise Zollkontingente (tariff rate quotas). Dazu kommen nichttarifäre Handelshemmnisse, wie die fehlende gegenseitige Anerkennung von Veterinärzertifikaten oder Methoden der Risikoanalyse.

    Für die Kontrolle der meisten Nahrungsmittel ist die FDA verantwortlich. Vor dem Export in die USA müssen exportierende Unternehmen unter anderem die FDA-Bestimmungen zur Registrierung von Lebensmittelbetrieben, das Erfordernis der Voranmeldung von Wareneinfuhren sowie die Etikettierungsvorschriften beachten. Zudem ist ein US-amerikanischer Vertreter (Agent) als Ansprechpartner für die FDA in sämtlichen Belangen des Unternehmens sowie seiner Produkte zu benennen. Der Agent muss seinen ständigen Sitz in den USA haben.

    FDA-regulierte Nahrungsmittelimporte müssen ACE-deklariert werden

    Viele US-Importeure beauftragen einen Zollagenten (customs broker) mit der Abwicklung der Zollformalitäten. Über das Portal ACE (Automated Commerce Environment) meldet dieser die Einfuhr FDA-regulierter Produkte an und erhält dann die Freigabe durch den Zoll. Für von der FDA regulierte Produkte erfolgt die Freigabe immer zunächst vorläufig.

    Importeure müssen sich bei ACE registrieren und können dann über das System verschiedene Dokumente hochladen, zum Beispiel Informationen darüber, was der Zollagent wann und wie angemeldet hat.

    Die Einfuhr von alkoholischen Getränken kann nur ein Importeur vornehmen, der im Besitz einer Einfuhrgenehmigung (Federal Basic Importer´s Permit) des Alcohol and Tobacco Tax and Trade Bureau (TTB) und als zugelassener Importeur registriert ist (Alcohol Dealer Registration). Weitere Informationen sind bei Germany Trade & Invest und bei der FDA erhältlich.

    Eier- und Milchprodukte sowie Fleisch und Geflügel (mit Ausnahme von Wild) werden vom US-Landwirtschaftsministerium (USDA) reguliert. Die Zulassungsvorschriften und -verfahren für europäische Betriebe der fleischverarbeitenden Industrie sind zeitaufwändig und kostenintensiv. Auch die Zertifizierung von Bioprodukten wird durch das USDA geregelt (im Rahmen des National Organic Program). Das Programm regelt sowohl die Anforderungen an den Anbau und die Verarbeitung als auch die Vorgaben zur Kennzeichnung. Da seit 2012 zwischen der EU und den USA ein Äquivalenzabkommen über den Warenverkehr mit Bioprodukten besteht, dürfen in den USA beziehungsweise in der EU biologisch zertifizierte Produkte auch als solche auf dem jeweils anderen Markt verkauft werden.

    Germany Trade  Invest stellt ausführliche Informationen zum Wirtschafts- und Steuerrecht sowie zu Einfuhrregelungen, Zöllen und nicht tarifären Handelshemmnissen zur Verfügung.

    Von Heiko Stumpf | San Francisco

  • Kontaktadressen

    BezeichnungAnmerkungen
    Germany Trade & InvestAußenhandelsinformationen für die deutsche Exportwirtschaft
    AHK USAAnlaufstelle für deutsche Unternehmen
    U.S. Department of Agriculture (USDA)Landwirtschaftsministerium
    U.S. Food and Drug Administration (FDA)Bundesbehörde zur Überwachung von Nahrungs- und Arzneimitteln
    The Food InstituteFachverband
    Food Marketing Institute (FMI)Fachverband
    American Beverage Association (ABA)Fachverband
    Food ProcessingFachzeitschrift
    Beverage IndustryFachzeitschrift
    Fancy Food ShowFachmesse in New York City 29. Juni bis 1. Juli 2025
    Americas Food & Beverage ShowFachmesse in Miami vom 16. bis 18. September 2024
    Pack Expo International 2024Fachmesse in Chigaco vom 3. bis 5. November 2024
    Natural Products Expo WestFachmesse in Anaheim vom 5. bis 7. März 2025

    Von Heiko Steinacher | San Francisco

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