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Usbekistan baut touristische Infrastruktur aus
Das Land will mehrere Milliarden US-Dollar investieren, um seine Bettenkapazität bis 2030 zu verdoppeln und neue Tourismusspots aufzubauen: Lieferchancen für deutsche Unternehmen.
21.06.2024
Von Uwe Strohbach | Taschkent
Die usbekische Regierung misst dem Ausbau des Tourismus hohe Priorität bei. Der Fremdenverkehr soll zur Diversifizierung der Wirtschaft beitragen, überschüssige Arbeitskräfte binden sowie Einkommen und Devisen generieren. Investoren, Lieferanten und Beratern winken lukrative Ausbauvorhaben.
Das zentralasiatische Land investiert seit 2017, dem Start umfassender Wirtschaftsreformen, deutlich mehr in seine touristische Infrastruktur. In die Branche flossen im Zeitraum 2021 bis 2023 rund 4 Milliarden US$. Neue Vorhaben für weit mehr als 2 Milliarden US$ sind unterschiedlich weit gediehen, oft noch in einer Frühphase. Das Tourismuskomitee und die Provinzverwaltungen erörtern darüber hinaus weitere Projektvorschläge mit potenziellen Investoren.
Das sind die Schwerpunkte für den Tourismusausbau
Die nationale Entwicklungsstrategie "Usbekistan-2030" definiert die Ziele für die Entwicklung des Tourismus. Priorisiert und gefördert werden:
- der Auf- und Ausbau von 30 touristischen Clustern,
- 4.000 neue Herbergen (Hotels, familiengeführte und andere Unterkünfte),
- die Verdoppelung der Bettenkapazität gegenüber dem heutigen Niveau,
- Erholungsgebiete in touristisch attraktiven Regionen,
- regionale Tourismusrouten in sehenswerten Landschaften und Orten,
- touristische Dörfer mit optimalen Voraussetzungen für den Natur- und Agrotourismus,
- der Ökotourismus, das Kurortwesen und SPA-Zentren in Naturschutzgebieten und
- 25 neue Seilbahnen in Bergregionen.
Unterkünfte haben sich in den letzten drei Jahren verdoppelt
Ende 2023 gab es in dem zentralasiatischen Land rund 5.500 Unterkünfte (Hotels, vergleichbare Herbergen, familiengeführte Gästehäuser für bis zu zehn Gäste und Hostels). Das entspricht einer guten Verdoppelung gegenüber der Herbergenanzahl drei Jahre zuvor. Anfang März 2024 verfügten die aktiven 1.010 Hotels über fast 58.000 Betten (Stand 1. März 2024).
Anzahl | 2020 | 2021 | 2022 |
---|---|---|---|
Hotels | 927 | 942 | 935 |
Betten | 47.907 | 51.632 | 55.544 |
Gästehäuser/Privatpensionen | 1.386 | 2.458 | 3.202 |
Betten | 11.263 | 21.018 | 28.073 |
Hostels | 241 | 357 | 596 |
Betten | 7.808 | 11.666 | 19.796 |
Investitionszuschüsse für Hotelbauten
Usbekistan investiert mit Unterstützung von Geberbanken alljährlich mehrere Hundert Millionen US-Dollar in den Ausbau der Infrastruktur. Ein Großteil der Gelder entfällt auf Hilfen für private Unternehmen, die Unterkünfte sowie Sport- und Freizeiteinrichtungen errichten. Investoren, die neue Hotels errichten und ausstatten, erhalten Investitionszuschüsse. Diese betragen 40 Millionen Usbekistan-Sum (U.S.; circa 3.150 US$) pro Zimmer für Drei-Sterne-Hotels und 65 Millionen U.S. (circa 5.100 US$) für Vier- und Fünf-Sterne-Hotels. Der Staat beteiligt sich auch an den Lizenzgebühren für die Übernahme des Geschäftsmodells und Namens renommierter ausländischer Hotelmarken mit 200 bis 600 US$ pro Zimmer.
Projektbezeichnung | Geplante Investitionssumme (in Mio. US$) | Realisierungszeitraum | Anmerkung/Ansprechpartner |
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Bildungs- und Vergnügungspark, Taschkent | 300 | Memorandum vom Frühjahr 2024, zz. Klärung von Projektdetails | Power Internationale Holding (Katar), Silk Road Invest Group (Usbekistan) |
Entwicklungsprojekt Tourismuszone und Skigebiet Chimgan (Seil-/Gondelbahnen, Lifte, Skipisten, Hotels) | 270 | 2024 bis 2026 | Montagne et Neige Développement/MND (Frankreich, Hauptinvestor) |
Hotel Ritz-Carlton (150 Zimmer), Taschkent | 200 | 2024 bis 2026 | Pasha Holding/PD Estates (Aserbaidschan) |
Touristischer Komplex, Landkreis Urgut/Provinz Samarkand (Seilbahn, Hotel und Sanatorium, jeweils 100 Betten) | 100 | Projekt im Frühstadium | usbekisch-ägyptisches Joint Venture Arab Nihol Investors |
Hotel Radisson Collection (164 Betten, Umbau eines früheren öffentlichen Gebäudes), Taschkent | 100 | 2024 bis 2026 | Radisson Hotel Group/Metropol Group |
Hotel Radisson RED Tashkent Uzboom (ca. 200 Betten), Taschkent | k.A. | 2024 bis 2025 | Radisson Hotel Group/Toshkent Qog´ozi FE |
Hotel Radisson Blu Hotel & Residences - Rieter Towers (247 Zimmer und Apartments), Taschkent | k.A. | 2024 bis 2027 | Radisson Hotel Group |
Erholungsgebiet für den Berg- und Abenteuertourismus Ohalik-Oqbo`yro-Mironkul (5.156 ha), Provinz Samarkand | k.A. | Erstellung einer Machbarkeitsstudie bis 2025, Vergabe von Baugrundstücken und Beratungsleistungen in Vorbereitung | Provinzverwaltung Samarkand, Fonds für Tourismusförderung |
Erholungsgebiet in der Aydar-Arnasai-Seenlandschaft, Provinzen Nawoi und Dschissach | k.A. | Gründung einer Regierungskommission für die Projektvorbereitung geplant | Komitee für Tourismus |
Anspruchsvolles Ziel: Verdoppelung der Besucher und Deviseneinnahmen bis 2030
Die staatliche Tourismusstrategie strebt ehrgeizig nach vorn: Im Jahr 2030 sollen bis zu 15 Millionen ausländische und 25 Millionen inländische Besucher Usbekistan bereisen. Was den Inlandstourismus betrifft, so machten sich in den Jahren 2022 und 2023 jeweils rund 12 Millionen Usbeken auf den Weg.
Auch wenn die "Perle an der Seidenstraße" bisher kein Ziel des Massentourismus ist, so wie man ihn aus Südeuropa kennt, so zieht das zentralasiatische Land immer mehr Reiselustige aus dem Ausland an. Im Jahr 2023 besuchten 6,6 Millionen Menschen das Land, 84 Prozent der Reisenden waren Verwandte und Bekannte. Zunehmend zieht Usbekistan auch Touristen an, die keine usbekischen Wurzeln haben: Im 2023 waren es rund 0,8 Millionen. Immerhin können Bürger aus fast 100 Ländern für einen unbefristeten oder befristeten Aufenthalt visafrei einreisen. Ein einfaches Visaverfahren gilt für Besucher aus 76 Ländern.
2022 | 2023 | 2024 | |
---|---|---|---|
Besucher, insgesamt | 5.233 | 6.626 | 9.000 |
Tadschikistan | 1.449 | 2.150 | 2.400 |
Kirgisistan | 1.377 | 1.750 | 2.100 |
Kasachstan | 1.551 | 2.150 | 2.200 |
Russland | 567 | 714 | 1.000 |
Türkei | 76 | 107 | 390 |
Deutschland | 18 | 30 | 65 |
Die jährlichen Exporte touristischer Dienstleistungen sollen sich bis 2030 gegenüber dem heutigen Niveau verdoppeln. Dafür werden 5 Milliarden US-Dollar (US$) angepeilt. Ein ausländischer Besucher gab in Usbekistan im Jahr 2023 rund 330 US$ aus (ohne vorab gezahlte Kosten), so das Komitee für Tourismus.
Usbekistan hat touristisch viel zu bieten
Die alten Karawanen- und Oasenstädte Samarkand, Buchara, Chiwa und Schachrisabs mit ihren Prachtbauten und türkisfarbenen Kuppeln sind die Hauptattraktionen des zentralasiatischen Landes. Tourismusmagnete sind auch 8.210 Denkmäler, darunter 4.797 archäologische und 2.265 architektonische. Usbekistan bietet zudem optimale Voraussetzungen für den Ausbau des Öko- und Bädertourismus.
Usbekistan belegt im Travel & Tourism Development Index des Weltwirtschaftsforums (2024) Rang 78 von 119 Ländern (2019: Rang 94). Es liegt mit 3,68 Punkten (maximal 7,0) deutlich unter dem Durchschnitt. Hauptgründe sind Defizite in der Infrastruktur und bei touristischen Dienstleistungen. Die zentralasiatischen Nachbarn belegten die Ränge 52 (Kasachstan), 99 (Tadschikistan) und 102 (Kirgisistan).