Wirtschaftsumfeld | Usbekistan | Personal
Personalsuche und Personalmanagement
Personalbeschaffer kommen an Social-Media-Plattformen nicht vorbei. Headhunter, die gezielt nach Spitzen- und Fachkräften suchen, verbuchen hohe Umsatzzuwächse.
15.01.2025
Von Uwe Strohbach | Taschkent
Für die Suche nach qualifizierten Vertriebsexperten, Ingenieuren, Technikern, Facharbeitern und Mitarbeitern mit Auslandserfahrung sind in Usbekistan zahlreiche Optionen verfügbar. Marktkenner empfehlen gleichzeitig auf mehrere Kanäle zu setzen.
Social Media und Jobbörsen im Internet dominieren
Für das Recruiting werden Stellenanzeigen und -gesuche in sozialen Netzwerken und bei Messenger-Diensten am häufigsten genutzt. Nur knapp dahinter folgen Jobportale im Internet.
Der Messengerdienst Telegram liegt gemessen an der Verbreitung in Usbekistan im Ranking der populärsten Optionen vorne. Etwa drei Viertel aller usbekischen Social Media-Nutzer sind bei Telegram aktiv. Instagram und YouTube, die im Nutzerranking dahinter platziert sind, erreichen 40 und 23 Prozent der Nutzenden (Mehrfachnennungen möglich).
Die im Land führenden Jobportale sind hh.uz, olx.uz, ish.uz, jobo.uz, ishkop.uz, it-markt.uz/job/.
Empfehlungen aus dem Kollegium und Bekanntenkreis weniger bedeutsam
Noch bis vor wenigen Jahren sind auch Vermittlungen aus dem Bekannten- und/oder Verwandtenkreis durchaus gängige Praxis gewesen. Davon wird insbesondere in größeren Unternehmen aber immer seltener Gebrauch gemacht, so Oksana Tkatschenko, Direktorin für Recruiting der Personalberatung Ancor, im Gespräch mit Germany Trade & Invest.
Stehen für eine neu zu besetzende Stelle auch Personen auf Empfehlung zur Wahl, ist generell Vorsicht geboten: Die vorgeschlagenen Bewerbenden erfüllen oft nicht die fachlichen Voraussetzungen. Dies gilt nicht selten auch für Vermittlungen durch Arbeitsämter und kleine Personalagenturen. Zu beachten ist zudem, dass Hochschulabschlüsse nicht unbedingt Ausdruck des tatsächlichen Wissensstandes sind.
Bei hochqualifiziertem Personal für ausländische Arbeitgeber ergibt sich eine andere Rangfolge bei der Nutzung der verschiedenen Recruiting-Kanäle: An erste Stelle steht die Direktsuche über Headhunter. Jobportale im Internet folgen vor der Vermittlung über private und berufliche Kontakte.
Dienste der Personalberater häufiger gefragt
Es wird in Usbekistan immer schwerer, erfahrene Führungskräfte und technisches Fachpersonal mit guter Ausbildung zu finden. Bei Besetzungsverfahren für solche Stellen, die mit Ausschreibungen und Auswahlrunden einhergehen, beteiligen Unternehmen in aller Regel erfahrene Personalagenturen. Diese verfügen über einen großen und oft international ausgerichteten Pool an potenziellen Kandidaten.
Allerdings beklagt auch die Beraterzunft einen großen und wachsenden Mangel an geeigneten Bewerbenden. Julia Jakowlewa, die Direktorin von Person Hunters, beispielsweise berichtete im Gespräch mit Germany Trade & Invest, dass sie früher zwischen zehn und mehr geeigneten Bewerbenden die Qual der Wahl gehabt hätte. Demgegenüber kämen heutzutage allenfalls zwei bis drei geeignete Personen in die engere Wahl.
Personalberater entdecken Outstaffing als Geschäftsfeld
Unter ausländischen Firmen auf der Suche in Usbekistan nach dringend benötigten und bezahlbaren Mitarbeitern wird das Outstaffing populärer. Das Geschäftsmodell umfasst das Einholen aller Genehmigungen, die Suche nach geeigneten Bewerbenden und eine Rundumbetreuung für das komplette Team einschließlich arbeitsrechtlicher und steuerlicher Sachverhalte. Interessant ist Outstaffing hauptsächlich im IT-Sektor. Zu den Personaldienstleistenden, die in Usbekistan ein entsprechendes Leistungspaket offerieren gehört das Unternehmen HR Capital Consulting.
Usbekische Personalagenturen berechnen als Vergütung für ihre Leistungen durchschnittlich 10 bis 20 Prozent des Nettojahresgehalts für jede von ihnen vermittelte Fachkraft. Für Topmanager verlangen sie oft mehr. Die Gebühr wird in der Regel schon bei Vertragsabschluss fest vereinbart. Die Vorauszahlung eines Teils der Vergütung ist nicht unüblich. Die Agenturen garantieren für ihre Kandidaten in der Regel drei bis 12 Monate lang. Sie kümmern sich um Ersatz, sollte sich während dieser Frist herausstellen, dass die vermittelte Person doch nicht geeignet ist.
Wichtige Personalberatungsunternehmen in Usbekistan sind: HeadHunter, Ancor, Person Hunters, HR Capital Consulting (HRC), Antal International, HRBG, Resurs Recruitment Personnel und Business Status.
Job- und Karrieremessen boomen
Daneben entwickeln sich auch Job- und Karrieremessen zu einer gefragten Option für erfolgreiches Recruiting. Zahlreiche usbekische Universitäten und Hochschulen führen alljährlich Stellenbörsen durch. Durchschnittlich 50 bis 100 Unternehmen nehmen daran jeweils teil. Schwerpunkt der Veranstaltungen ist die Hauptstadt Taschkent. Einen guten Ruf genießen beispielsweise die Karrieremessen folgender Bildungseinrichtungen: Institute Westminster, Universität Inha, Universität für Informationstechnologien Muhammad al-Choresmi und Amiti (Amity Education Group).
Lohnhöhe und Arbeitsklima sind Hauptmotive für eine neue Stelle
Bei der Auswahl eines neuen Arbeitgebers haben Bewerbende zwei Kriterien besonders im Blick – die Höhe des künftigen Gehalts und ein angenehmes Arbeitsumfeld. Großen Wert legen sie zudem auch auf eine interessante Tätigkeit und Möglichkeiten für berufliche Weiterentwicklung.
Kriterium | Anteil *) |
---|---|
Gutes Gehalt | 48 |
Angenehmes Arbeitsklima | 43 |
Interessante Tätigkeit | 42 |
Hochwertige Produkte und Dienstleistungen (Unternehmen) | 42 |
Gute Lage des Arbeitsplatzes | 41 |
Vielfältige Möglichkeiten für die berufliche Entwicklung | 40 |
Starkes Unternehmensmanagement und finanzielle Stabilität des Unternehmens | 39 |
Möglichkeiten für die Wieterbildung | 38 |
Nutzung moderner Technologien | 36 |
Flexible Arbeitsbedingungen und langfristige Beschäftigungsgarantie | 35 |
Die Personalberatung Ancor hat in einer Analyse für Usbekistan 2023 eine Fluktuationsrate in Unternehmen von eher geringen 15 Prozent ermittelt. Dabei zählten zu den Hauptgründen, weshalb Beschäftigte einen Jobwechsel anstrebten: zu geringe Löhne, Unzufriedenheit mit der ausgeübten Tätigkeit und mangelndes unternehmerisches Management.