Das Wachstum des Medizintechnikmarktes in den VAE deutet, trotz wirtschaftlicher Unsicherheiten, auf eine dynamische Entwicklung hin.
Für das Jahr 2025 prognostizieren Experten eine weitere Steigerung des Marktvolumens für Medizintechnik, vorausgesetzt, die Wirtschaft entwickelt sich wie von vielen Ökonomen vorhergesagt und die geopolitischen Risiken eskalieren nicht weiter. Für 2024 wird ein Anstieg auf etwa 615 Millionen US-Dollar (US$) erwartet, was einer Wachstumsrate von rund 7,8 Prozent im Vergleich zum Vorjahr entspricht. Im Jahr 2023 lag das Marktvolumen bei etwa 570 Millionen US$.
Die langfristigen Aussichten bleiben positiv. Die VAE setzen stark auf den Ausbau des Gesundheitssektors. Sie verbessern die Gesundheitsinfrastruktur, führen fortschrittliche medizinische Technologien ein und erhöhen die Bettenkapazitäten, um den Bedürfnissen der wachsenden Bevölkerung und des steigenden Gesundheitsbewusstseins zu entsprechen. Diese Entwicklungen steigern die Nachfrage nach hochwertiger Medizintechnik und bieten deutschen Unternehmen Möglichkeiten für Innovation und Markterweiterung. Neben den USA und China gehört Deutschland zu den führenden Lieferanten von Medizintechnik auf dem VAE-Markt.
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der Medizintechnik wird importiert.
Privatkliniken gewinnen in den Emiraten weiter an Bedeutung
Der Ausbau des Gesundheitswesens in den VAE hat in den letzten Jahren stark an Dynamik gewonnen. Laut Fitch Solutions verfügte das Land im Jahr 2025 bereits über 176 Krankenhäuser mit einer Gesamtkapazität von mehr als 20.840 Betten. Dies entspricht einem deutlichen Zuwachs gegenüber 86 Krankenhäusern und 9.600 Betten im Jahr 2010.
Zwar waren staatliche Einrichtungen lange der Motor dieses Wachstums, doch im letzten Jahrzehnt engagierten sich zunehmend private Anbieter. In Abu Dhabi und Dubai übertrifft der private Krankenhaussektor bereits seit einiger Zeit den staatlichen Anteil – eine Entwicklung, die sich laut Experten weiter fortsetzen wird.
Projekpipeline ist voll
Bis März 2025 wird der Gesamtwert der Projekte auf etwa 6,8 Milliarden US$ geschätzt. Davon befinden sich Vorhaben im Wert von 3,3 Milliarden US$ im Bau, während sich weitere Projekte im Wert von rund 3,5 Milliarden US$ in der Planungsphase befinden. Das umfangreichste dieser Vorhaben wird von einem Joint Venture durchgeführt, das die Royal Strategic Partners (RSP) aus den VAE, die MIG Group aus Malaysia und die Austrian Star Energy (SE) aus Österreich umfasst. Diese Unternehmen planen, in Abu Dhabi ein Neutronentherapie-Krankenhaus zu errichten, das auf die Behandlung spezifischer Krebsarten ausgerichtet ist. Das Investitionsvolumen für diese spezialisierte Einrichtung beläuft sich auf 1,8 Milliarden US$. Das Projekt befindet sich derzeit noch in der Studienphase, was darauf schließen lässt, dass es seit der Ankündigung im Jahr 2022 keine nennenswerten Fortschritte gegeben hat.
Ausgewählte Investitionsprojekte im Gesundheitssektor in den VAEInvestitionssumme in Millionen US-DollarRoyal Strategic Partners,MIG,Star Energy / Neutron Therapy Hospital | 1.800 | Studie | 2027 |
Sharjah Health Care City | 760 | Ausführungsphase | 2027 |
Manazel / Mohammed Bin Zayed City: Medical City | 408 | Design | 2027 |
Dubai Islamic Bank / Hamdan Bin Rashid Cancer Hospital | 260 | Angebot | 2027 |
Musanada / Khalifa City: Abu Dhabi Medical Rehabilitation Centre | 135 | Design | 2028 |
UAE - Sheikh Mohamed Bin Zayed General Hospital | 100 | Bewertung | 2027 |
Sharjah Health Care Authority / Dibba Al-Hisn University Hospital | 24 | Ausführungsphase | 2027 |
Sharjah Health Care Authority / Al Madam University Hospital | 24 | Ausführungsphase | 2026 |
Quelle: MEED Projects, Recherchen von Germany Trade & Invest, April 2025
Deutschland gehört zu Top Lieferanten
Der Medizintechniksektor hängt stark von Importen ab. Die Einfuhren stiegen 2023 um etwa 9 Prozent auf 1,2 Milliarden US$ gegenüber dem Vorjahr. Zu beachten ist allerdings, dass diese Daten keine genaue Unterscheidung zwischen Lieferungen mit Endverwendung in den Emiraten und Einfuhren ermöglichen, die letztlich in Drittländer gehen. Die Importdaten umfassen auch Lieferungen in die Freizonen, die zu einem Großteil wieder ausgeführt werden.
Deutschland liefert vor allem höhere Summen bei Hochwert- und Spezialsegmenten wie bildgebenden Geräten (774.2) oder „anderen medizinischen Instrumenten“ (8722.9).
In Basissegmenten (z. B. Zahnmedizinische Instrumente, Medizinmöbel) ist der deutsche Wert eher gering, was auf stärkere Konkurrenz oder weniger Bedarf für Premium-Varianten in diesen Kategorien hindeutet.
Die USA sind mit Abstand führend, mit einem Marktanteil von circa 50 Prozent. China lag auf Platz 2 mit einem Anteil von 25,5 Prozent und knapp dahinter Deutschland auf Rang 3 mit 24,5 Prozent.
Importe ausgewählter Medizinprodukte in die VAE und Anteil aus Deutschland in Millionen US-Dollar, Anteil in Prozent741.83 | Sterilisierapparate für medizinische oder chirurgische Zwecke oder für Laboratorien | 14,2 | 2,8 |
774.1 | Elektrodiagnoseapparate und -geräte | 138,7 | 1,1 |
774.2 | Röntgenapparate, CT-Geräte, etc. | 147,8 | 3,0 |
872.1 | Zahnmedizinische Instrumente; a.n.g. | 19,3 | 1,0 |
872.25 | Ophthalmologische Instrumente | 27,1 | 3,0 |
872.29 | Andere Instrumente, Apparate und Geräte | 174,6 | 7,4 |
872.3 | Therapiegeräte, Atmungsgeräte etc. | 29,9 | 1,3 |
872.4 | Medizinmöbel | 33,1 | 0,3 |
899.6 | Orthopädietechnik, Prothesen etc. | 76,9 | 0,7 |
Quelle: UN Comtrade, 2025
Steigende Konkurrenz aus China und den USA
Das Label „Made in Germany“ genießt in den Emiraten weiterhin ein hohes Ansehen und steht für Qualität und Zuverlässigkeit. Dennoch sehen sich deutsche Unternehmen einem wachsenden Wettbewerbsdruck ausgesetzt, da ihre Produkte – insbesondere im Segment preisgünstiger Geräte – häufig teurer sind als ausländische Alternativen. Vor allem chinesische Anbieter profitieren von niedrigeren Produktionskosten, was sich deutlich in den Außenhandelsstatistiken widerspiegelt.
Zwischen 2013 und 2023 stiegen die Medizintechnikexporte aus China in die VAE von 32,9 Millionen US$ auf knapp 126 Millionen US$ – ein Wachstum von über 280 Prozent. Besonders erfolgreich sind chinesische Hersteller im Bereich kostengünstiger Röntgengeräte, Sterilisationssysteme und Verbrauchsprodukte wie Spritzen und Kanülen.
Auch die USA konnten ihre Exporte von 158 Millionen US$ (2013) auf etwa 236 Millionen US$ (2023) steigern (+49 Prozent), insbesondere durch hochinnovative Technologien im Premiumsegment.
Deutschland verzeichnete ein moderates Wachstum von 89 Millionen US$ auf rund 116 Millionen US$ (+30 Prozent). Während „Made in Germany“ vor allem bei anspruchsvollen Elektrodiagnose- und bildgebenden Verfahren gefragt bleibt, verliert Deutschland in Basistechnologien zunehmend Marktanteile – sowohl an kostengünstigere Anbieter aus China als auch an High-End-Konkurrenten aus den USA.
Von Heena Nazir
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Dubai