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Branche kompakt | Vereinigte Arabische Emirate | Medizintechnik

Wachstum und Wettbewerb prägen die Medizintechnik in den VAE

Neue Krankenhäuser, digitale Lösungen und steigende Budgets kennzeichnen den Markt für Medizintechnik in den VAE. Deutsche Anbieter punkten, doch die Konkurrenz wächst spürbar.

Von Heena Nazir | Dubai

Ausblick der Medizintechnik in den Vereinigten Arabischen Emiraten (VAE)

Bewertung: 

  • Positiv für die Branchenentwicklung sind der technologische Fortschritt und die zunehmende Digitalisierung in den VAE.
  • Steigende Bevölkerungszahl erhöht die Nachfrage nach Medizinprodukten.
  • Strikte Zulassungsverfahren können zeit- und kostenintensiv sein.
  • Hoher Wettbewerbsdruck erfordert kontinuierliche Innovation.

Anmerkung: Einschätzung der Autorin für die kommenden zwölf Monate auf Grundlage von prognostiziertem Umsatz- und Produktionswachstum, Investitionen, Beschäftigungsstand, Auftragseingängen, Konjunkturindizes etc.; Einschätzungen sind subjektiv und ohne Gewähr; Stand: April 2024

  • Markttrends

    Das Wachstum des Medizintechnikmarktes in den VAE deutet, trotz wirtschaftlicher Unsicherheiten, auf eine dynamische Entwicklung hin. 

    Für das Jahr 2025 prognostizieren Experten eine weitere Steigerung des Marktvolumens für Medizintechnik, vorausgesetzt, die Wirtschaft entwickelt sich wie von vielen Ökonomen vorhergesagt und die geopolitischen Risiken eskalieren nicht weiter. Für 2024 wird ein Anstieg auf etwa 615 Millionen US-Dollar (US$) erwartet, was einer Wachstumsrate von rund 7,8 Prozent im Vergleich zum Vorjahr entspricht. Im Jahr 2023 lag das Marktvolumen bei etwa 570 Millionen US$.

    Die langfristigen Aussichten bleiben positiv. Die VAE setzen stark auf den Ausbau des Gesundheitssektors. Sie verbessern die Gesundheitsinfrastruktur, führen fortschrittliche medizinische Technologien ein und erhöhen die Bettenkapazitäten, um den Bedürfnissen der wachsenden Bevölkerung und des steigenden Gesundheitsbewusstseins zu entsprechen. Diese Entwicklungen steigern die Nachfrage nach hochwertiger Medizintechnik und bieten deutschen Unternehmen Möglichkeiten für Innovation und Markterweiterung. Neben den USA und China gehört Deutschland zu den führenden Lieferanten von Medizintechnik auf dem VAE-Markt.

    >90 %

    der Medizintechnik wird importiert.

    Privatkliniken gewinnen in den Emiraten weiter an Bedeutung

    Der Ausbau des Gesundheitswesens in den VAE hat in den letzten Jahren stark an Dynamik gewonnen. Laut Fitch Solutions verfügte das Land im Jahr 2025 bereits über 176 Krankenhäuser mit einer Gesamtkapazität von mehr als 20.840 Betten. Dies entspricht einem deutlichen Zuwachs gegenüber 86 Krankenhäusern und 9.600 Betten im Jahr 2010.

    Zwar waren staatliche Einrichtungen lange der Motor dieses Wachstums, doch im letzten Jahrzehnt engagierten sich zunehmend private Anbieter. In Abu Dhabi und Dubai übertrifft der private Krankenhaussektor bereits seit einiger Zeit den staatlichen Anteil – eine Entwicklung, die sich laut Experten weiter fortsetzen wird.

    Projekpipeline ist voll 

    Bis März 2025 wird der Gesamtwert der Projekte auf etwa 6,8 Milliarden US$ geschätzt. Davon befinden sich Vorhaben im Wert von 3,3 Milliarden US$ im Bau, während sich weitere Projekte im Wert von rund 3,5 Milliarden US$ in der Planungsphase befinden. Das umfangreichste dieser Vorhaben wird von einem Joint Venture durchgeführt, das die Royal Strategic Partners (RSP) aus den VAE, die MIG Group aus Malaysia und die Austrian Star Energy (SE) aus Österreich umfasst. Diese Unternehmen planen, in Abu Dhabi ein Neutronentherapie-Krankenhaus zu errichten, das auf die Behandlung spezifischer Krebsarten ausgerichtet ist. Das Investitionsvolumen für diese spezialisierte Einrichtung beläuft sich auf 1,8 Milliarden US$. Das Projekt befindet sich derzeit noch in der Studienphase, was darauf schließen lässt, dass es seit der Ankündigung im Jahr 2022 keine nennenswerten Fortschritte gegeben hat.

    Ausgewählte Investitionsprojekte im Gesundheitssektor in den VAEInvestitionssumme in Millionen US-Dollar
    ProjektInvestitionssummeProjektstand Geplante Fertigstellung
    Royal Strategic Partners,MIG,Star Energy / Neutron Therapy Hospital

    1.800

    Studie

    2027

    Sharjah Health Care City

    760

    Ausführungsphase

    2027

    Manazel / Mohammed Bin Zayed City: Medical City

    408

    Design

    2027

    Dubai Islamic Bank / Hamdan Bin Rashid Cancer Hospital

    260

    Angebot

    2027

    Musanada / Khalifa City: Abu Dhabi Medical Rehabilitation Centre

    135

    Design

    2028

    UAE - Sheikh Mohamed Bin Zayed General Hospital 

    100

    Bewertung

    2027

    Sharjah Health Care Authority / Dibba Al-Hisn University Hospital

    24

    Ausführungsphase

    2027

    Sharjah Health Care Authority / Al Madam University Hospital

    24

    Ausführungsphase

    2026

    Quelle: MEED Projects, Recherchen von Germany Trade & Invest, April 2025

    Deutschland gehört zu Top Lieferanten

    Der Medizintechniksektor hängt stark von Importen ab. Die Einfuhren stiegen 2023 um etwa 9 Prozent auf 1,2 Milliarden US$ gegenüber dem Vorjahr. Zu beachten ist allerdings, dass diese Daten keine genaue Unterscheidung zwischen Lieferungen mit Endverwendung in den Emiraten und Einfuhren ermöglichen, die letztlich in Drittländer gehen. Die Importdaten umfassen auch Lieferungen in die Freizonen, die zu einem Großteil wieder ausgeführt werden.

    Deutschland liefert vor allem höhere Summen bei Hochwert- und Spezialsegmenten wie bildgebenden Geräten (774.2) oder „anderen medizinischen Instrumenten“ (8722.9).

    In Basissegmenten (z. B. Zahnmedizinische Instrumente, Medizinmöbel) ist der deutsche Wert eher gering, was auf stärkere Konkurrenz oder weniger Bedarf für Premium-Varianten in diesen Kategorien hindeutet.

    Die USA sind mit Abstand führend, mit einem Marktanteil von circa 50 Prozent. China lag auf Platz 2 mit einem Anteil von 25,5 Prozent und knapp dahinter Deutschland auf Rang 3 mit 24,5 Prozent. 

    Importe ausgewählter Medizinprodukte in die VAE und Anteil aus Deutschland in Millionen US-Dollar, Anteil in Prozent
    SITC Produktgruppe

    Import 2023

    Anteil Import aus Deutschland

    741.83 Sterilisierapparate für medizinische oder chirurgische Zwecke oder für Laboratorien

    14,2

    2,8

    774.1 Elektrodiagnoseapparate und -geräte

    138,7

    1,1

    774.2 Röntgenapparate, CT-Geräte, etc. 

    147,8

    3,0

    872.1Zahnmedizinische Instrumente; a.n.g.

    19,3

    1,0

    872.25 Ophthalmologische Instrumente

    27,1

    3,0

    872.29Andere Instrumente, Apparate und Geräte

    174,6

    7,4

    872.3Therapiegeräte, Atmungsgeräte etc.

    29,9

    1,3

    872.4 Medizinmöbel

    33,1

    0,3

    899.6Orthopädietechnik, Prothesen etc.

    76,9

    0,7

    Quelle: UN Comtrade, 2025

    Steigende Konkurrenz aus China und den USA

    Das Label „Made in Germany“ genießt in den Emiraten weiterhin ein hohes Ansehen und steht für Qualität und Zuverlässigkeit. Dennoch sehen sich deutsche Unternehmen einem wachsenden Wettbewerbsdruck ausgesetzt, da ihre Produkte – insbesondere im Segment preisgünstiger Geräte – häufig teurer sind als ausländische Alternativen. Vor allem chinesische Anbieter profitieren von niedrigeren Produktionskosten, was sich deutlich in den Außenhandelsstatistiken widerspiegelt.

    Zwischen 2013 und 2023 stiegen die Medizintechnikexporte aus China in die VAE von 32,9 Millionen US$ auf knapp 126 Millionen US$ – ein Wachstum von über 280 Prozent. Besonders erfolgreich sind chinesische Hersteller im Bereich kostengünstiger Röntgengeräte, Sterilisationssysteme und Verbrauchsprodukte wie Spritzen und Kanülen.

    Auch die USA konnten ihre Exporte von 158 Millionen US$ (2013) auf etwa 236 Millionen US$ (2023) steigern (+49 Prozent), insbesondere durch hochinnovative Technologien im Premiumsegment.

    Deutschland verzeichnete ein moderates Wachstum von 89 Millionen US$ auf rund 116 Millionen US$ (+30 Prozent). Während „Made in Germany“ vor allem bei anspruchsvollen Elektrodiagnose- und bildgebenden Verfahren gefragt bleibt, verliert Deutschland in Basistechnologien zunehmend Marktanteile – sowohl an kostengünstigere Anbieter aus China als auch an High-End-Konkurrenten aus den USA.

    Von Heena Nazir | Dubai

  • Digital Health

    Die Digitalisierung des Gesundheitswesens in den Golfstaaten schreitet voran. Künstliche Intelligenz unterstützt bereits bei Diagnosen.

    Die Vereinigten Arabischen Emirate (VAE) entwickeln sich derzeit zu einem der attraktivsten Märkte für digitale Gesundheit (Digital Health) im Nahen Osten. Laut einer Prognose von Global Market Insights wächst der Markt von etwa 620 Millionen US$ im Jahr 2024 auf mehr als 5,1 Milliarden US$ bis 2033. Die positive Entwicklung verdanken die Emirate einer jungen, technikbegeisterten Bevölkerung, umfangreichen staatlichen Investitionen und gezielten Innovationsförderungen.

    Die Telemedizin erlebte während der Covid-19-Pandemie einen kräftigen Aufschwung. In Dubai ermöglicht die Initiative „Doctor for Every Citizen“ seit 2019 kostenlose Online-Sprechstunden. Bis Ende 2024 nutzten Bürger und Einwohner dieses Angebot bereits über vier Millionen Mal. Auch private Anbieter profitieren: Die Plattform Altibbi verzeichnete bislang (Stand April 2025) über 4,5 Millionen digitale Arztbesuche.

    Im Vergleich zu Europa und speziell Deutschland haben es digitale Gesundheitsdienste in den VAE einfacher. Während in Deutschland bis zu 25 Prozent der Menschen bereits digitale Arztgespräche nutzten (KBV 2023), sind die Emirate klar im Vorteil. Grund hierfür ist eine jüngere, internationale Bevölkerung, die oft bereits mit digitalen Angeboten vertraut ist. Zudem fördert die emiratische Regierung Telemedizin aktiv, während Deutschland komplexere Datenschutzbestimmungen und umfangreichere Vorschriften bewältigen muss.

    Künstliche Intelligenz hält Einzug in den Klinikalltag

    Neben der Telemedizin setzen emiratische Kliniken zunehmend auf künstliche Intelligenz (KI), um Diagnosen präziser und schneller zu stellen. Bis 2030 plant die emiratische Regierung Investitionen von rund 4 Milliarden US$ in KI-Technologien, wovon ein großer Teil direkt ins Gesundheitswesen fließt.

    Schon heute erkennen intelligente Systeme beispielsweise Augenkrankheiten oder Tuberkulose auf Röntgenbildern in Sekundenschnelle mit bis zu 96 Prozent Genauigkeit. Anfang 2022 gründete das emiratische Gesundheitsministerium ein Digital Health Monitoring Centre zur Echtzeitüberwachung von Krankheitsausbrüchen. In der Innovationsstrategie des Ministeriums (2023–2026) spielen KI, Telemedizin und personalisierte Therapien eine zentrale Rolle.

    Elektronische Patientenakten vernetzen das Gesundheitssystem

    Auch bei elektronischen Patientenakten haben die Emirate große Fortschritte erzielt. Seit 2019 vernetzt die Plattform „Malaffi“ alle Krankenhäuser und nahezu alle Kliniken in Abu Dhabi. Bis März 2024 wurden bereits über drei Milliarden klinische Datensätze gespeichert.

    Dubai nutzt das vergleichbare System „NABIDH“, das rund 9,5 Millionen Patientendaten von mehr als 1.300 Einrichtungen bündelt. Beide Plattformen arbeiten inzwischen mit der nationalen Gesundheitsdatenbank „Riayati“ zusammen. Ziel ist es, medizinische Informationen landesweit verfügbar zu machen und die Versorgungsqualität dadurch spürbar zu verbessern.

    Ein weiterer Baustein der emiratischen Gesundheitsstrategie ist personalisierte Medizin. Das ehrgeizige „1-Million-Genome-Projekt“ nutzt genomische Daten, um maßgeschneiderte Therapien zu entwickeln. Internationale Unternehmen, insbesondere deutsche Anbieter aus den Bereichen Bioinformatik und Gendiagnostik, finden hier attraktive Geschäftsmöglichkeiten.

    Internationale Kooperationen werden gefördert

    Zahlreiche emiratische Kliniken pflegen Partnerschaften mit internationalen Unternehmen, um Know-how und innovative Technologien zu importieren. Ein Beispiel hierfür ist die Zusammenarbeit zwischen Aster DM Healthcare und Siemens Healthineers, die gemeinsam die Digitalisierung von Krankenhausstandorten vorantreiben. Mediclinic Middle East kooperiert mit europäischen Zentren für Reproduktionsmedizin. Solche Kooperationen zeigen, dass emiratische Gesundheitsanbieter gezielt Know-how aus dem Ausland einbinden, sei es durch Technologietransfer, Joint Ventures oder Managementverträge. Deutsche und europäische Unternehmen sind dabei besonders gefragt, da ihre Medizintechnik und Klinikstandards weltweit einen exzellenten Ruf genießen​. Allerdings ist der Wettbewerb um den Markt groß, und neben westlichen Partnern treten zunehmend auch asiatische Firmen (vor allem aus Südkorea und China) als Konkurrenten auf. ​Nichtsdestotrotz bieten die anhaltenden Digitalisierungs- und Expansionsbestrebungen in den VAE vielfältige Anknüpfungspunkte für Kooperationen mit europäischen Anbietern – von der Krankenhausausstattung über Telemedizin-Plattformen bis hin zu Aus- und Weiterbildungsprogrammen für medizinisches Personal. Die Globalisierung des emiratischen Gesundheitssektors eröffnet so beiden Seiten Chancen: Den VAE den Zugang zu Weltklasse-Technologien und den ausländischen Partnern einen attraktiven Wachstumsmarkt.

     

    Internationale Kooperationen emiratischer Kliniken im Bereich Digitalisierung
    KlinikgruppeInternationale PartnerKooperationsschwerpunkt
    Aster DM HealthcareSiemens HealthineersDigitalisierung und Modernisierung der medizinischen Infrastruktur in über 100 Kliniken.
    Mediclinic Middle EastBourn Hall Clinic UKZusammenarbeit im Bereich Reproduktionsmedizin und Fruchtbarkeitsbehandlungen.
    Cleveland Clinic Abu DhabiCleveland Clinic USAWissensaustausch und Implementierung internationaler Standards in der Patientenversorgung.
    NMC HealthcareFrost & SullivanEntwicklung innovativer Gesundheitslösungen und Verbesserung der Patientenversorgung.
    Burjeel HoldingsPhilips HealthcareEinführung fortschrittlicher bildgebender Verfahren und Verbesserung der diagnostischen Kapazitäten.
    Quelle: Recherchen von Germany Trade & Invest 2025

    Die Emirate fördern digitale Gesundheitslösungen gezielt durch Programme und Gründerzentren. In Dubai bringt das Programm „Dubai Future Accelerators“ internationale Start-ups mit staatlichen Stellen zusammen, um neue Technologien direkt in Pilotprojekten umzusetzen. Abu Dhabi bietet mit „Hub71“ ein vollständiges Ökosystem für junge Technologieunternehmen. Diese erhalten dort Kapital, Büros und Zugang zu wichtigen Netzwerken. Allein 2024 planen Investoren rund 350 Millionen US-Dollar in technologieorientierte Start-ups zu investieren, wovon auch Digital Health profitiert.

    Das Abu Dhabi Investment Office (ADIO) unterstützt innovative Firmen aus den Bereichen Gesundheit und Life Sciences mit insgesamt 545 Millionen US$. Zusammen mit dem Gesundheitsministerium und Partnern wie Plug and Play betreibt ADIO einen HealthTech-Accelerator. Start-ups erhalten hier Kontakte zu Kliniken, Universitäten und Kapitalgebern. Zusätzlich bietet Dubai Healthcare City Vorteile für internationale Forscher und Unternehmen im Gesundheitsbereich. Diese Initiativen schaffen ideale Bedingungen, um digitale Lösungen zu entwickeln und erfolgreich auf den Markt zu bringen.

    Förderprogramme und Start-up-Zentren als EinstiegshilfeEine Auswahl staatlicher Unterstützungsprogramme
    ProgrammStandortSchwerpunktLeistungen
    Dubai Future AcceleratorsDubaiInnovation & PilotprojekteZugang zu Behörden, Finanzierung
    Hub71Abu DhabiStart-up-ÖkosystemInvestoren-Netzwerk, Büroräume
    Abu Dhabi Investment Office (ADIO)Abu DhabiHealthTech-FörderungZuschüsse, Innovationswettbewerbe
    Dubai Health Innovation CentreDubaiGesundheitslösungenTestumgebungen, Kooperationen
    DIFC FinTech HiveDubaiDigitale PlattformenMentoring, Finanzierung
    Quelle: Recherchen von Germany Trade & Invest 2025

     

    Von Heena Nazir | Dubai

  • Branchenstruktur

    In den VAE gibt es keine signifikante Produktion medizinischer Geräte. Lokale Hersteller bieten nur Verbrauchsmaterialien oder einfachen Krankenhausbedarf an.

    Die Vereinigten Arabischen Emirate (VAE) verfügen über ein umfassendes, größtenteils staatlich finanziertes Gesundheitssystem, das seiner Bevölkerung einen hohen Standard bietet. Nach Einschätzungen des Marktforschers Fitch Solutions ist die stationäre Versorgung in den Krankenhäusern der VAE am weitesten entwickelt. In den letzten zehn Jahren wurde aber auch viel in die Primärversorgung und Rehabilitation investiert. Viele Einrichtungen befinden sich auf Weltspitzenniveau, so die Experten.

    Rahmendaten zum Gesundheitssystem in den VAE

    Indikator

    Wert

    Einwohnerzahl (2024 in Mio.)

    11

    Bevölkerungswachstum (2024 in % p.a.)

    3,4

    Altersstruktur der Bevölkerung (2024)

     

      Anteil der unter 14-Jährigen (in %)

    16,1

      Anteil der über 65-Jährigen (in %)

    1,8

    Durchschnittliche Lebenserwartung bei Geburt (in Jahren)

    78

    Durchschnittseinkommen (2022 in US$)

    53.708

    Gesundheitsausgaben pro Kopf (2021 in US$)

    2.306

    Anteil der Gesundheitsausgaben am BIP (2023 in %)

    3,8

    Ärzte/10.000 Einwohner (2022)

    32,2

    Zahnärzte/10.000 Einwohner (2022)

    9,1

    Krankenhausbetten/10.000 Einwohner (2023)

    19

    Quelle: Federal Competitiveness and Statistics Authority, Ministry of Health & Prevention, World Bank, Germany Trade & Invest; 2025

    Von staatlicher Unterstützung bis zu umfassenden Versicherungen 

    Zwischen 2024 und 2025 steigen die Bundesausgaben für Gesundheit um rund 10,4 Prozent auf etwa 1,56 Milliarden US$. Zusätzlich zu diesen zentralen Mitteln stellen auch die Haushalte der sieben Emirate eigene finanzielle Ressourcen für das Gesundheitswesen bereit.

    Die Finanzierung des Gesundheitssystems in dem Golfstaat wird durch staatliche Unterstützung, Pflichtversicherungen und privaten Versicherungsbeiträgen generiert. Den Schätzungen der Weltgesundheitsorganisation (WHO) zufolge wurden im Jahr 2022 etwa 64 Prozent der Gesundheitsausgaben durch staatliche Mittel finanziert, mit der Prognose, dass dieser Anteil bis 2027 auf 70 Prozent ansteigen wird. Dies deutet auf eine künftig verstärkte staatliche Rolle im Gesundheitswesen hin.

    Parallel dazu sinkt der Anteil der privaten Finanzierung: Machte dieser 2021 noch 36 Prozent der Gesundheitsausgaben aus, wird erwartet, dass er bis 2027 auf 30 Prozent fällt. Dieser Rückgang soll durch die zunehmende Übernahme der Kosten durch staatlich unterstützte Versicherungsprogramme kompensiert werden. 

    Die obligatorische Krankenversicherung, die zuvor nur in Abu Dhabi und Dubai galt, wurde Ende März 2023 auf alle sieben Emirate ausgedehnt. Diese Versicherungssysteme können bis zu 100 Prozent der Behandlungskosten für die Versicherten abdecken, unterstützt durch die Zusammenarbeit von privaten Unternehmen und öffentlich-privaten Partnerschaften (PPP). Ein erheblicher Teil der privaten Gesundheitsausgaben entfällt auf freiwillige Versicherungen. Arbeitgeber sind dazu angehalten, für alle Angestellten, die ein Monatseinkommen von weniger als 4.000 AED (VAE-Dirham; ungefähr 1.090 US$) haben, eine Basis-Krankenversicherung abzuschließen. Arbeitnehmer mit höherem Einkommen haben in der Regel einen umfassenderen Gesundheitsschutz. 

    Unterschiedliche Zuständigkeiten in den einzelnen Emiraten 

    Das föderale Gesundheitsministerium reguliert den Gesundheitssektor in allen Emiraten, wobei Abu Dhabi und Dubai eigene Gesundheitsbehörden mit lokalen Politiken haben. 

     

    Gesundheitsorganisationen in den Vereinigten Arabischen Emiraten
    EmiratOrganisationDienstleistungen
    Nationale Behörde und Abu Dhabi Ministry of Health and Prevention (MoHP)Reguliert die Gesundheitsdienste, setzt Politik und Richtlinien um
    Abu DhabiDepartment of Health (DOH)Zuständig für die Lizenzierung und Qualitätskontrolle im Gesundheitssektor
    Abu DhabiAbu Dhabi Health Services Company (SEHA)Betreibt Krankenhäuser und Kliniken, bietet umfassende Gesundheitsdienste an
    DubaiDubai Health Authority (DHA)Verwaltet das Gesundheitswesen in Dubai, inklusive öffentlicher und privater Einrichtungen
    DubaiDubai Healthcare City Authority (DHCA)Reguliert das medizinische Cluster und Freihandelszone von Dubai Healthcare City
    Restliche EmirateEmirates Health AuthorityKoordiniert Gesundheitsdienste und -politik über die restlichen Emirate
    Quelle: Recherchen von Germany Trade & Invest 2025

    Die Zentralbank der VAE hat die Aufsichtsrolle für den Versicherungssektor. Nach den neuesten verfügbaren Daten der Zentralbank stiegen die Bruttobeitragseinnahmen für die Krankenversicherung im 1. Halbjahr 2024 um 25 Prozent im Vergleich zum Vorjahr auf 3,9 Milliarden US$. Es wird erwartet, dass die Prämien im Prognosezeitraum von 2023 bis 2028 steigen werden, angekurbelt durch die Einführung der obligatorischen Versicherung in den gesamten Emiraten. Sharia-konforme Takaful-Krankenversicherungsprämien machen etwa 10 Prozent des Krankenversicherungsmarktes aus. Dabei handelt es sich um Versicherungsformen, die den Prinzipien des islamischen Rechts, der Sharia, entsprechen.

    Importabhängigkeit und Herausforderungen durch Wettbewerb

    Der Medizintechnikmarkt der VAE bleibt stark von Importen abhängig. Überwiegend decken internationale Hersteller den Bedarf, während lokale Produktion bislang eine Nebenrolle spielt. Bedeutende Importländer sind vor allem die USA, China und Deutschland. Deutsche Produkte genießen weiterhin großes Vertrauen und stehen für Qualität und Zuverlässigkeit, sehen sich jedoch wachsender Konkurrenz aus kostengünstigen asiatischen Angeboten sowie Hightech-Lösungen aus den USA gegenüber.

    Lokale Hersteller beschränken sich derzeit auf einfache Verbrauchsmaterialien, beispielsweise Spritzen oder Kanülen. Ein Beispiel ist die Abu Dhabi Medical Devices Company (ADMD), die den Großteil ihrer Produktion exportiert. Die emiratische Regierung verfolgt das Ziel, die lokale Produktion auszubauen und fördert daher Investitionen internationaler Firmen in lokalen Fertigungsstätten. Spezielle Wirtschaftszonen wie Dubai Science Park oder Dubai Healthcare City bieten attraktive Rahmenbedingungen wie vollständiges ausländisches Eigentum und Steuervorteile.

    Deutsche Medizintechnikfirmen können durch Kooperationen mit etablierten emiratischen Partnern ihre Marktchancen erheblich verbessern. Partnerschaften mit führenden Distributoren wie Gulf Drug oder Alphamed erleichtern den Marktzugang wesentlich, da sie regulatorische Anforderungen kennen und über umfangreiche Kundennetzwerke verfügen. Auch langfristige Serviceverträge mit Krankenhäusern gewinnen zunehmend an Bedeutung, etwa durch die Lieferung, Wartung und Anwenderschulung für Medizingeräte.

    Zusätzlich eröffnen sich Möglichkeiten in Forschung, Entwicklung und Ausbildung. Deutsche Firmen wie Siemens Healthineers engagieren sich bereits intensiv in gemeinsamen Projekten mit lokalen Partnern, um innovative Lösungen im Gesundheitsbereich zu entwickeln. Für deutsche Anbieter, die frühzeitig mit lokalen Akteuren zusammenarbeiten, bieten sich damit attraktive langfristige Marktchancen in den Emiraten.

    Von Heena Nazir | Dubai

  • Rahmenbedingungen

    Zulassungsrichtlinien für Medizintechnik in den VAE orientieren sich an der EU-Medizinprodukteverordnung und an den Vorschriften der US Food and Drug Administration (FDA).

    Die Federal Customs Authority (FCA) überwacht die Zollvorschriften in den Vereinigten Arabischen Emiraten (VAE). Unternehmen, die Waren exportieren möchten, sollten sich auf der offiziellen Website der FCA über aktuelle Vorschriften, Tarife und Prozesse informieren. Dies ist besonders relevant, um sich über neue Zollvorschriften auf dem Laufenden zu halten.

    Schnelle Registrierung möglich

    Für das Inverkehrbringen medizinischer Geräte muss eine Zulassung beim Ministry of Health durch den Hersteller oder seinen lokalen Agenten beantragt werden. Für die Prüfung ist das Committee on Medical Device Registration zuständig. Das Ministerium hat Zulassungsrichtlinien erlassen, die sich im Wesentlichen an der EU-Medizinprodukteverordnung und an den Vorschriften der US Food and Drug Administration (FDA) orientieren. Die Registrierungsrichtlinien unterteilen Medizintechnik in vier Kategorien, die sich ähnlich der EU-Systematik nach dem Risiko der Anwendung richten.

    Branchenvertretern zufolge bereitet die Registrierung medizinischer Geräte, die eine Zulassung in der EU und den USA nachweisen, zumeist keine größeren Probleme. Eine Genehmigung ist in der Regel gültig für fünf Jahre. Mit der Registrierung unterliegt der Hersteller beziehungsweise sein Agent verschiedenen "Post-Market-Obligations" (Dokumentationspflichten etc.). Zuständig für die Überwachung zugelassener Medizintechnik ist das Drug Control Department (DCD) des Ministeriums.

    Für Fragen zu Zertifizierungen und Standards ist die Emirates Authority for Standardization and Metrology (ESMA) die zuständige Stelle. ESMA stellt sicher, dass diese den nationalen und internationalen Normen entsprechen.

    Unternehmen, die an öffentlichen Ausschreibungen teilnehmen möchten, finden relevante Informationen und Ausschreibungen auf dem offiziellen Portal Department of Health Tenders. Diese Online-Plattform bietet Zugang zu Regierungs- und anderen öffentlichen Ausschreibungen und ist eine wichtige Ressource für Unternehmen, die auf der Suche nach neuen Geschäftsmöglichkeiten sind.

    Erstattungsverfahren sind unterschiedlich

    Bezüglich der Erstattungsverfahren für medizinische Produkte und Dienstleistungen variieren die Bedingungen je nach Emirat und Versicherungsanbieter. Informationen hierzu bieten das Ministry of Health & Prevention und die Health Authority Abu Dhabi (HAAD). Unternehmen sind angehalten, direkt mit diesen Behörden oder den entsprechenden Krankenversicherern in Verbindung zu treten, um spezifische Anforderungen und das Vorgehen für die Erstattung ihrer Produkte zu klären.

    Germany Trade & Invest stellt ausführliche Informationen zum Wirtschafts- und Steuerrecht sowie zu Einfuhrregelungen, Zöllen und nichttarifären Handelshemmnissen zur Verfügung.

    Von Heena Nazir | Dubai

  • Kontaktadressen

    Bezeichnung

    Anmerkungen

    Germany Trade & Invest / Vereinigte Arabische Emirate Außenhandelsinformationen für die deutsche Exportwirtschaft
    AHK VAEAnlaufstelle für deutsche Unternehmen
    Exportinitiative GesundheitswirtschaftDie Exportinitiative bündelt Unterstützungsangebote für die Internationalisierung der Gesundheitswirtschaft
    Ministry of Health and PreventionMinisterium
    Department of Health Abu Dhabi (HAAD)Gesundheitsbehörde für Abu Dhabi
    Abu Dhabi Health Services Company (Seha)staatlicher Gesundheitsdienstleister
    Dubai Health Authority (DHA)Gesundheitsbehörde für Dubai
    Dubai Healthcare City (DHCC)Freizone für Gesundheitsdienstleister
    MEED Projectskostenpflichtige Projektdatenbank
    AEEDC -Internationale Fachmesse für DentalmedizinFachmesse (jährlich; Februar 2026 in Dubai) 
    Dubai International Pharmaceutical & Technology Conference & ExhibitionFachmesse (jährlich; Januar 2026 in Dubai) 
    World Health Expo (früher: Arab Health)führende regionale Fachmesse (jährlich; Januar 2026 in Dubai) 
    MEDLAB Fachmesse (jährlich; Februar 2026 in Dubai) 

     

    Von Heena Nazir | Dubai

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