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Britische Regierung startet milliardenschwere CCS-Investitionen

Die Regierung hat milliardenschwere Fördermittel für den Aufbau einer Infrastruktur zur CO2-Abscheidung, Transport und Speicherung angekündigt. Davon profitieren zwei Cluster.

Von Marc Lehnfeld | London

Die Dekarbonisierung der britischen Industrie mithilfe von CO2-Abscheidung, Transport und Speicherung (CCS) wird immer wichtiger für die britische Wirtschafts- und Energiepolitik. So kündigte nicht nur der neue staatliche Akteur GB Energy an, sich an Technologieprojekten wie CCS zu beteiligen. Auch der umgerechnet 8,8 Milliarden Euro starke National Wealth Fund soll nun CCS-Projekte fördern.

Die neue Labour-Regierung hat angekündigt, in den kommenden 25 Jahren rund 26 Milliarden Euro in CCS-Projekte zu investieren. Das ist umgerechnet pro Jahr zwar etwas weniger als die 24 Milliarden Euro, die die vorherige konservative Regierung über 20 Jahre eingeplant hatte, aber im Gegensatz dazu ist die aktuelle Ankündigung bereits mit konkreten Projekten verbunden. Zwei der insgesamt vier CCS-Cluster im Vereinigten Königreich haben eine Förderzusage erhalten: das nordostenglische East Coast Cluster und das westlich davon gelegenen HyNet North West Cluster. 

Startschuss für CCS-Infrastrukturprojekte in Teesside

Das East Coast Cluster umfasst die emissionsreichen Industrieregionen um den Fluss Tees und das davon südlich gelegene Gebiet rund um den Mündungsbereich des Humber. Hier entstehen jährlich rund 12,4 Millionen Tonnen CO2 die höchsten Emissionen aller britischen Industrieregionen. Um diese Emissionen zu reduzieren, sind 28 CCS-Projekte geplant: 16 um den Fluss Tees und 12 um den Humber.

Northern Endurance Partnership entwickelt CO2-Pipeline in Teesside

Der Northern Endurance Partnership (NEP), ein Zusammenschluss der Energieriesen BP, Equinor und TotalEnergies, leitet die Entwicklung einer CO2-Infrastruktur in Teesside. Geplant ist, das CO2 aus den Industrieanlagen der Region zu sammeln und in der Speicherstätte "Endurance Reservoir" in der Nordsee zu lagern. Dieses Reservoir hat bereits eine Lizenz zur Einlagerung. Zwei Pipelines sind in Planung: Eine soll CO2 aus Teesside transportieren (142 Kilometer) und eine weitere aus der Region um den Humber (100 Kilometer). Der Betrieb soll 2027 starten und 25 Jahre laufen. Jährlich sollen 4 Megatonnen CO2 pro Jahr eingelagert werden, die insgesamte Speicherkapazität beträgt 100 Millionen Tonnen CO2.

Mit der Förderzusage der britischen Regierung rückt das NEP-Projekt nun näher an die finale Investitionsentscheidung, die noch in diesem Jahr erwartet wird. Das geschätzte Investitionsvolumen ist nicht bekannt, dürfte aber mehrere Milliarden Euro umfassen. Erste Absichtserklärungen für Zulieferungen im Wert von rund 4,8 Milliarden Euro wurden bereits im Frühjahr 2024 bekanntgegeben, darunter auch an die deutsche Firma Eisenbau Krämer, die am Bau der Pipelines beteiligt ist.

Gaskraftwerk mit CCS-Lösung in Teesside in Planung

Weitere Entwicklungen in Teesside umfassen das geplante Gas- und Dampf-Kombikraftwerk Net Zero Teesside Power (NZT Power). Das 860-Megawatt-Kraftwerk von BP und Equinor soll den Strombedarf von 1,3 Millionen Haushalten decken und jährlich etwa 2 Millionen Tonnen CO2 in die C02-Pipeline des NEP einspeisen. Wie das NEP profitiert auch NZT Power von der Förderzusage der Regierung, weshalb mit einer finalen Investitionszusage in Kürze zu rechnen ist. Unklar ist noch, wie es mit BPs blauem Wasserstoffprojekt "H2Teesside" weitergeht, für das zwar im Sommer 2024 eine millionenschwere Machbarkeitsstudie in Auftrag gegeben wurde, aber eine staatliche Unterstützung noch aussteht.

Drei Projekte im HyNet North West Cluster vor Investitionsentscheidung

Das HyNet North West Cluster erstreckt sich um das nordwestenglische Merseyside, also um die Stadt Liverpool, aus. Dabei soll die CCS-Infrastruktur östlich bis nach Manchester und im Süden bis nach Nordwales ausgebaut werden. Dort profitieren drei Projekte von der staatlichen Förderung: 

  1. Das CO2-Transport- und Lagerprojekt des italienischen Investors und Energiekonzerns Eni,
  2. das 350 Megawatt starke HPP1-Projekt für blauen Wasserstoff mithilfe von CCS, 
  3. sowie die geplante CCS-Erweiterung der Müllverbrennungsanlage des Betreibers Protos ERF mit einem geplanten jährlichen CO2-Abscheidevolumen von mindestes 380.000 Tonnen.

Dort ist nun mit zügigen Investitionsentscheidungen zu rechnen. Interessierte Zulieferer sollten dabei auch auf die Projekte schauen, die noch keine Förderzusage erhalten haben, aber im Zuge des staatlichen Auswahlprozesses gute Chancen haben, zu einem späteren Zeitpunkt berücksichtigt zu werden. Dazu gehören die CCS-Projekte am Zementwerk des Baustoffherstellers Hanson im walisischen Padeswood, sowie an der Müllverbrennungsanlage des Recyclingunternehmens Viridor am Standort Runcorn und das Buxton Lime Net Zero-Projekt am Kalkwerk des Baustoffherstellers Tarmac.

Weitere Cluster noch im Entwicklungsstadium

Außerdem lohnt ein Blick über die Cluster an Teesside/Humber und Merseyside hinaus auf die zwei weiteren CCS-Cluster. Schließlich verfolgt die britische Regierung in ihrer Dekarbonisierungsstrategie den Ansatz die Industrieemissionen in insgesamt vier Clustern mithilfe von CCS-Technologien zu reduzieren. Nach der ersten Förderrunde für das oben genannte East Coast Cluster und HyNet North West werden nun im zweiten Schritt, der sogenannten Track-2-Förderung, die CCS-Cluster "Acorn CCS" in Schottland und "Viking CCS" südlich des Humber gefördert. Das macht die zwei letztgenannten auch attraktiv für Technologielieferanten. Schließlich stehen viele Projekte im East Cost Cluster und bei HyNet North West schon kurz vor der finalen Investitionszusage. Folglich sind die größten Aufträge dort bereits vergeben. Weil Viking CCS und Acorn CCS noch in einer früheren Phase sind, bestehen dort noch breitere Absatzchancen.

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