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Klimaschutz-Atlas

Ergebnisse der AHK-Umfrage zur Klimapolitik in 56 Ländern

Die deutschen Auslandshandelskammern (AHK) haben weltweit über 2.800 Mitgliedsunternehmen zum Klimawandel befragt.

Von Martin Knapp (DIHK) | Berlin

  • Die Umfrage

    Der Klimaschutz ist zu einem zentralen Thema geworden. Dies gilt für ein Industrieland wie Deutschland. Aber wie sieht es jenseits der deutschen und der europäischen Grenzen aus?

    Wir haben 2.860 deutsche und eng mit Deutschland kooperierende Unternehmen in 107 Ländern befragt – allesamt Mitglieder der deutschen Auslandshandelskammern (AHK). Wie geht man weltweit mit dem Thema Klimaschutz um, der schließlich auch nur global bewältigt werden kann? Das Ergebnis ist ein Überblick über die weltweite Klimaschutz-Diskussion.

    Überraschende Antworten

    So manche Antwort hat uns erstaunt, andere waren erwartbar. Hier ein paar Kostproben:

    • Hat der Klimawandel in der öffentlichen Diskussion in Indien einen ähnlichen Stellenwert wie bei uns? Antwort: Ja, hat er.
    • Was erwartet man sich in Thailand vom Wasserstoff? Antwort: Im Moment noch wenig.
    • Wird auch in Saudi-Arabien über Sustainable Finance diskutiert? Antwort: Offenbar mehr als in Deutschland.
    • Wie steht es mit der Energiewende in Mexiko? Antwort: Nicht so gut.
    • Wird der Marktanteil deutscher und europäischer Produkte in China aufgrund der CO2-Bepreisung in der EU zurückgehen? Antwort: Das ist zu erwarten.
    • Bietet sich Südafrika als alternativer Produktionsstandort an, wenn die CO2-Bepreisung den Kostendruck bei uns erhöht? Antwort: Eher weniger.
    • Und schließlich: Bestehen in Korea neue Geschäftschancen für deutsche Unternehmen im Zusammenhang mit der E-Mobilität? Antwort: Eindeutig Ja.

    Breite Teilnahme

    Die Befragung der 2860 Unternehmen fand im April/Mai 2022 statt. Aus den Antworten aus 56 Ländern konnten belastbare Aussagen gezogen werden. Eine aus fast 200 in Deutschland ansässigen Unternehmen bestehende Kontrollgruppe erlaubt Vergleiche.

    Die Antworten kommen zu 41 Prozent aus der Industrie (einschließlich Bauindustrie), zu 38 Prozent von Dienstleistern und zu 21 Prozent von Unternehmen des Handels. Von größeren Unternehmen, die weltweit mehr als 1.000 Mitarbeitende beschäftigen, stammen 30 Prozent der Antworten, die übrigen kommen von Firmen mit weniger als 1.000 Beschäftigten. Die aus Unternehmen in Deutschland bestehende Kontrollgruppe weist eine vergleichbare Struktur auf: 44 Prozent Industrie/Bau, 38 Prozent Dienstleister, 18 Prozent Handel beziehungsweise 28 Prozent mit mehr als 1.000 Mitarbeitenden und 72 Prozent mit unter 1.000 Mitarbeitenden.

    Die deutschen Unternehmen im Ausland und die mit Deutschland kooperierenden Unternehmen bieten sich als "Kundschafter" zu diesem Themenkomplex geradezu an. Ihre Geschäftsleitungen kennen Deutschland und sie kennen ihr jeweiliges Sitzland. Die Struktur der AHK-Mitgliedsunternehmen ist im Hinblick auf Branchenzugehörigkeit und Unternehmensgröße über alle Kontinente hinweg vergleichbar. In erster Linie sind diese Unternehmen aber selbst unmittelbar von der Klimapolitik der jeweiligen Regierung betroffen. Das heißt, sie müssen sich in jedem Fall mit dem Thema gründlich auseinandersetzen. Alle diese Fakten machen die Ergebnisse dieser Umfrage besonders spannend.

    Potenzial für Klimaclub

    Vorweg nur so viel: Aus den Umfrageergebnissen geht hervor, dass die Klimafrage in weiten Teilen der Welt mittlerweile einen ähnlichen Stellenwert genießt wie in Europa. Das gilt auch für damit zusammenhängende Themen wie die künftige Rolle des Wasserstoffs und eine nachhaltige Unternehmensfinanzierung. Dieses Ergebnis gibt zu der Hoffnung Anlass, dass möglichst viele Länder dem angestrebten Klimaclub beitreten werden. Eine solche Entwicklung läge im deutschen und europäischen Interesse, denn wenn die industrielle Produktion überall gleichmäßig teurer wird, erwächst einem Land, das sich besonders für den Klimaschutz engagiert, daraus wenigstens kein wirtschaftlicher Nachteil. Darüber hinaus werden die Mitglieder des Clubs untereinander weiterhin Handel treiben können, ohne Grenzausgleichsabgaben einzuführen, welche die Abwanderung von Produktionsprozessen ins preiswertere, weil weniger klimafreundliche Ausland verhindern sollen.

    Von Martin Knapp (DIHK) | Berlin

  • Die beteiligten Länder

    In 56 Ländern wurde die Befragung durchgeführt:

    Von Martin Knapp (DIHK) | Berlin

  • Frage 1: Stellenwert Klimawandel

    Weltweit relevant

    Wer geglaubt hat, die Sorge um den Klimawandel sei in erster Linie in den Ländern Westeuropas und Nordamerikas beheimatet, sieht sich hier eines Besseren belehrt. Die Bedeutung des Themas wird in verschiedenen Weltgegenden offenbar sehr ähnlich gesehen. Zwar halten einige nord- und zentraleuropäische Länder bei der Sorge wegen des Klimawandels immer noch die allerersten Plätze, doch folgt gleich darauf ein bunter Strauß so verschiedener Länder wie Deutschland, Indien, Brasilien oder Saudi-Arabien.

    Ebenso heterogen erscheint die große Gruppe im Mittelfeld. Hier fällt vor allem ins Auge, wie nahe beieinander die Werte für die einzelnen Regionen liegen, auch wenn diese sehr unterschiedlich strukturiert sind. So liegt beispielsweise die Region Afrika, Nah- und Mittelost gleichauf mit der Region Nordamerika bei einem Wert von 3,4. Genau in der Mitte der Skala, das heißt bei 3,5, liegen die Regionen Süd- und Mittelamerika und Greater China, aber auch so unterschiedliche Länder wie Großbritannien, der Iran und Israel.

    Von Martin Knapp (DIHK) | Berlin

  • Frage 2: Wo verspricht man sich das meiste vom Wasserstoff?

    Keine Patentlösung

    Der Wasserstoff gilt offenbar noch nicht überall als Patentlösung für die Dekarbonisierung der Volkswirtschaften, jedenfalls nicht im öffentlichen Diskurs. So ist hier keines der 14 an der Befragung beteiligten EU-Länder in der Spitzengruppe vertreten. Naheliegende Erklärung wäre, dass hier aktuell der für die Transformation zentrale Ausbau der erneuerbaren Energien eine Rolle spielt.

    In der Gruppe der jetzt schon sehr wasserstofforientierten Länder halten sich künftige "Wasserstoffverbraucher" (Großbritannien, Japan, Korea) und "Wasserstoffproduzenten" (Saudi-Arabien, Chile, Australien, Norwegen) die Waage.  Deutschland, Europa und die Region Afrika, Nah- und Mittelost bilden dagegen, wenn es um die Bedeutung von Wasserstofftechnologie geht, gemeinsam das Mittelfeld.

    In einigen Ländern Südamerikas scheint man unterdessen mit größerer Sehnsucht auf den Wasserstoff zu warten als etwa in Nordamerika, das in dieser Frage ziemlich weit hinten liegt und noch stark mit fossilen Energien, insbesondere Gas, beschäftigt ist. Dass Chile, der Spitzenreiter bei den erneuerbaren Energien in Lateinamerika, auf grünen Wasserstoff setzt, spiegelt sich in den Befragungsergebnissen deutlich wider.

    Von Martin Knapp (DIHK) | Berlin

  • Frage 3: Stellenwert Sustainable Finance

    Noch Randthema

    Dass die Diskussion über eine nachhaltige Unternehmensfinanzierung in einem Finanzzentrum wie Großbritannien einen hohen Stellenwert hat, dürfte niemanden überraschen, ebenso wenig die Positionierung Schwedens. Dass Europa aber trotz des Streits um Taxonomie und künftige Berichtspflichten bei diesem Thema hinter Ländern wie den Philippinen, Indien und Kolumbien rangiert, ist bemerkenswert. Ein Fazit dürfte erlaubt sein: Das Thema der nachhaltigen Unternehmensfinanzierung wird sich nicht auf Dauer ausblenden lassen und ist fast überall auf der Welt angekommen, auch wenn es die Diskussion bisher nur in wenigen Ländern beherrscht.

    Von Martin Knapp (DIHK) | Berlin

  • Frage 4: Sachstand Energiewende

    Strategien wenig überzeugend

    Von den 56 betrachteten Ländern haben – nach der Überzeugung der Mehrheit der Befragten – gerade einmal sechs eine überzeugende Strategie für eine Energiewende entwickelt. Auch Deutschland gehört nicht dazu. Hier könnte sich eine kritische Haltung in Bezug auf die Umsetzung der Energiewende widerspiegeln. Ziele zu setzen und Gesetze zu schreiben ist noch keine überzeugende Strategie. Möglicherweise sind die Herausforderungen der Transformation aus Sicht der Unternehmen auch so hoch, dass die Politik hier überfordert zu sein scheint. Die Tatsache, dass Uruguay bei dieser Frage der Spitzenreiter ist oder dass die Unternehmen auch den USA keine überzeugende Übergangsstrategie attestieren, trägt zu einem insgesamt unklaren Bild bei dieser Frage bei.

    Von Martin Knapp (DIHK) | Berlin

  • Frage 5: Auswirkung der CO2-Bepreisung in der EU

    Licht und Schatten

    Die CO₂-Bepreisung und das Carbon Border Adjustment (CBAM) sind im Moment noch zwei der großen Unbekannten, wenn es um die künftige Entwicklung des europäischen Außenhandels geht. Entsprechend schwierig ist es abzuschätzen, wie sich diese Instrumente langfristig auf die europäischen Exporte in das jeweilige Drittland auswirken werden. Nichtsdestoweniger haben es vier von fünf Befragten gewagt, eine Einschätzung abzugeben. Für die meisten Länder zeichnen sich dabei auch klare Trends ab.

    Auf den ersten Blick mag die Annahme, dass die Marktanteile europäischer Produkte in einem Drittland steigen könnten, obwohl sie teurer werden, paradox erscheinen. Denkbar ist, dass die Befragten auf eine Teilnahme ihres Sitzlandes an einem künftigen Klimaclub hoffen, der über ein gemeinsames CBAM wie eine Zollunion mit der EU wirken würde. Eine mögliche weitere Antwort könnte sein, dass die Verbraucher in manchen Ländern klimaneutrale Produktionsprozesse mit Qualitätssteigerungen verbinden. Schließlich könnte es sein, dass Verbraucher in den fraglichen Ländern eher zu europäischen Produkten greifen werden, wenn sie wissen, dass diese klimafreundlich produziert werden.

    Auf der anderen Seite werden sich deutsche Produkte, so die Meinung vieler Firmen vor Ort, auf den mit Abstand wichtigsten außereuropäischen Absatzmärkten der deutschen Wirtschaft, den USA und China deutlich schwerer tun als bisher. Bei höheren Klimakosten für die europäischen Unternehmen ist dies nachvollziehbar. Dasselbe gilt auch für weitere zentrale Märkte wie Indien, Brasilien oder Australien.

    Von Martin Knapp (DIHK) | Berlin

  • Frage 6: Eignung als Standort bei Produktionsverlagerung

    Verlagerung keine Alternative

    Der höchste Durchschnittswert eines Landes beträgt 3,9 (Indien), liegt also knapp über dem Mittelwert der Skala. Dadurch wird deutlich, dass die befragten Unternehmen im Schnitt keines der 42 beteiligten Länder wirklich als Standort empfehlen können oder wollen. An solchen Standorten könnten potenziell Produktionsprozesse angesiedelt werden, die sich aufgrund der CO2-Bepreisung innerhalb der EU nicht mehr rechnen (sogenannes Carbon Leakage).

    Von Martin Knapp (DIHK) | Berlin

  • Frage 7: Wo liegen in jedem Land die größten Geschäftschancen

    Von Martin Knapp (DIHK) | Berlin

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