Der Klimaschutz ist zu einem zentralen Thema geworden. Dies gilt für ein Industrieland wie Deutschland. Aber wie sieht es jenseits der deutschen und der europäischen Grenzen aus?
Wir haben 2.860 deutsche und eng mit Deutschland kooperierende Unternehmen in 107 Ländern befragt – allesamt Mitglieder der deutschen Auslandshandelskammern (AHK). Wie geht man weltweit mit dem Thema Klimaschutz um, der schließlich auch nur global bewältigt werden kann? Das Ergebnis ist ein Überblick über die weltweite Klimaschutz-Diskussion.
Überraschende Antworten
So manche Antwort hat uns erstaunt, andere waren erwartbar. Hier ein paar Kostproben:
- Hat der Klimawandel in der öffentlichen Diskussion in Indien einen ähnlichen Stellenwert wie bei uns? Antwort: Ja, hat er.
- Was erwartet man sich in Thailand vom Wasserstoff? Antwort: Im Moment noch wenig.
- Wird auch in Saudi-Arabien über Sustainable Finance diskutiert? Antwort: Offenbar mehr als in Deutschland.
- Wie steht es mit der Energiewende in Mexiko? Antwort: Nicht so gut.
- Wird der Marktanteil deutscher und europäischer Produkte in China aufgrund der CO2-Bepreisung in der EU zurückgehen? Antwort: Das ist zu erwarten.
- Bietet sich Südafrika als alternativer Produktionsstandort an, wenn die CO2-Bepreisung den Kostendruck bei uns erhöht? Antwort: Eher weniger.
- Und schließlich: Bestehen in Korea neue Geschäftschancen für deutsche Unternehmen im Zusammenhang mit der E-Mobilität? Antwort: Eindeutig Ja.
Breite Teilnahme
Die Befragung der 2860 Unternehmen fand im April/Mai 2022 statt. Aus den Antworten aus 56 Ländern konnten belastbare Aussagen gezogen werden. Eine aus fast 200 in Deutschland ansässigen Unternehmen bestehende Kontrollgruppe erlaubt Vergleiche.
Die Antworten kommen zu 41 Prozent aus der Industrie (einschließlich Bauindustrie), zu 38 Prozent von Dienstleistern und zu 21 Prozent von Unternehmen des Handels. Von größeren Unternehmen, die weltweit mehr als 1.000 Mitarbeitende beschäftigen, stammen 30 Prozent der Antworten, die übrigen kommen von Firmen mit weniger als 1.000 Beschäftigten. Die aus Unternehmen in Deutschland bestehende Kontrollgruppe weist eine vergleichbare Struktur auf: 44 Prozent Industrie/Bau, 38 Prozent Dienstleister, 18 Prozent Handel beziehungsweise 28 Prozent mit mehr als 1.000 Mitarbeitenden und 72 Prozent mit unter 1.000 Mitarbeitenden.
Die deutschen Unternehmen im Ausland und die mit Deutschland kooperierenden Unternehmen bieten sich als "Kundschafter" zu diesem Themenkomplex geradezu an. Ihre Geschäftsleitungen kennen Deutschland und sie kennen ihr jeweiliges Sitzland. Die Struktur der AHK-Mitgliedsunternehmen ist im Hinblick auf Branchenzugehörigkeit und Unternehmensgröße über alle Kontinente hinweg vergleichbar. In erster Linie sind diese Unternehmen aber selbst unmittelbar von der Klimapolitik der jeweiligen Regierung betroffen. Das heißt, sie müssen sich in jedem Fall mit dem Thema gründlich auseinandersetzen. Alle diese Fakten machen die Ergebnisse dieser Umfrage besonders spannend.
Potenzial für Klimaclub
Vorweg nur so viel: Aus den Umfrageergebnissen geht hervor, dass die Klimafrage in weiten Teilen der Welt mittlerweile einen ähnlichen Stellenwert genießt wie in Europa. Das gilt auch für damit zusammenhängende Themen wie die künftige Rolle des Wasserstoffs und eine nachhaltige Unternehmensfinanzierung. Dieses Ergebnis gibt zu der Hoffnung Anlass, dass möglichst viele Länder dem angestrebten Klimaclub beitreten werden. Eine solche Entwicklung läge im deutschen und europäischen Interesse, denn wenn die industrielle Produktion überall gleichmäßig teurer wird, erwächst einem Land, das sich besonders für den Klimaschutz engagiert, daraus wenigstens kein wirtschaftlicher Nachteil. Darüber hinaus werden die Mitglieder des Clubs untereinander weiterhin Handel treiben können, ohne Grenzausgleichsabgaben einzuführen, welche die Abwanderung von Produktionsprozessen ins preiswertere, weil weniger klimafreundliche Ausland verhindern sollen.
Von Martin Knapp (DIHK)
|
Berlin