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Fachkräfte
In den USA herrscht Fachkräftemangel. Die Bereitschaft, eine technische Ausbildung zu absolvieren oder im verarbeitenden Gewerbe zu arbeiten, ist relativ gering.
13.12.2024
Der US-Arbeitsmarkt zeigt sich zum Herbst 2024 in einer robusten Verfassung. Die Erwerbslosigkeit lag im September und Oktober 2024 (saisonal bereinigt) bei rund 4 Prozent, der "magischen" Grenze zur Vollbeschäftigung, berichtete das zum nationalen Arbeitsministerium gehörende Bureau of Labor Statistics. Zwischen Januar und Oktober 2024 wurden pro Monat durchschnittlich fast 200.000 neue Stellen geschaffen.
Robuste Konjunktur und Ausgabenprogramme treiben Arbeitsnachfrage
Verantwortlich ist vor allem die robuste Konjunktur. Für 2024 erwartet der Internationale Währungsfonds (IWF) ein Wirtschaftswachstum von 2,8 Prozent. Für 2025 geht er von einem Wert von 2,2 Prozent aus. Für eine entwickelte Volkswirtschaft in einem schwierigen globalen Umfeld sind das sehr gute Werte.
Tatsächlich herrscht in vielen Bereichen Fachkräftemangel. Er wird von deutschen Unternehmen in den USA in Umfragen der Auslandshandelskammern (AHK) als größtes Problem dargestellt. Manche Unternehmen müssen sogar ihre Expansionspläne zurückschrauben, weil einfach nicht genug Mitarbeiter zu finden sind. Das trifft insbesondere auf die verarbeitende Industrie zu.
Nur 8 Prozent arbeiten noch im produzierenden Gewerbe
Über 90 Prozent der US-Arbeitnehmer waren im September 2024 im Dienstleistungssektor tätig. In der verarbeitenden Industrie waren es knapp 8 Prozent, Tendenz weiter fallend. Donald Trump will mit hohen Zöllen Industriearbeiter zurück in die USA holen, dürfte dabei aber am Fachkräftemangel scheitern beziehungsweise auf wenig Gegenliebe bei seinen Landsleuten stoßen.
Das Interesse an einer Beschäftigung im verarbeitenden Gewerbe ist gering. Die Finanz- und IT-Branche sowie Anwaltskanzleien locken mit höheren Gehältern, einem besseren Image und der Möglichkeit zum Homeoffice, berichtet Tilman Bender, Geschäftsführer der Führungskräftevermittlung TH Bender. Ebenso mangelt es an der Bereitschaft, eine technische Ausbildung zu absolvieren.
Berufliche Ausbildung erfordert von Firmen viel Eigeninitiative
Ingenieursstudiengänge werden daher überdurchschnittlich stark von ausländischen Studierenden belegt. In einigen Bereichen – Umwelttechnik oder Energieeffizienz – gibt es zum Teil keine gezielten Studiengänge. Zugleich fehlt in den USA ein flächendeckendes System der Berufsausbildung. Deutsche Unternehmen versuchen, das Problem mit viel Eigeninitiative und in enger Zusammenarbeit mit anderen Firmen zu lösen.
Dabei leisten die deutschen Auslandshandelskammern (AHK) Hilfestellung. In Chicago, New York und Atlanta fördern sie die Kooperation zwischen lokalen Bildungseinrichtungen und Ausbildungsbetrieben. Unter den teilnehmenden Unternehmen befinden sich Produktionsniederlassungen sowohl deutscher als auch amerikanischer Firmen.
Großer Mangel an Maschinenbauern und qualifizierten Handwerkern
Deutsche Unternehmen, die in den USA Geschäfte machen, stehen daher vor einem Dilemma: Wegen des zunehmenden Protektionismus müssen sie einen Teil ihrer Wertschöpfung in den USA erbringen. Doch die entsprechenden Fachkräfte fehlen. Das trifft insbesondere auf den Maschinenbau zu, wo es in vielen Sparten keine oder nur sehr wenige einheimische Anbieter gibt.
Auch qualifizierte Handwerker sind schwer zu finden. Die allermeisten Kräfte verfügen über keine geregelte Ausbildung, verlangen aber Stundenlöhne, die deutlich über dem deutschen Niveau liegen. Aber auch in weniger qualifizierten Berufen fehlen Arbeitskräfte. Bislang konnten die USA diese mit Einwanderern füllen. Die Immigranten haben sich dabei als wichtige Stütze der Konjunktur erwiesen.
Trumps Migrationspolitik dürfte Fachkräftemangel verschärfen
Doch die geplante Migrationspolitik von Donald Trump – er beabsichtigt, massenhaft Illegale abzuschieben – dürfte das Arbeitskräfteangebot zwischenzeitlich verknappen. Darunter werden einige Branchen überdurchschnittlich leiden, allen voran der Landwirtschaftssektor. Laut dem US-Agrarministerium hatten 2018 bis 2020 im Pflanzenanbau gut 40 Prozent der Beschäftigten keine Arbeitsgenehmigung.
Der US-Arbeitsmarkt wird sich in den kommenden zehn Jahren stark verändern, wie eine im November 2024 veröffentlichte Prognose des Bureau of Labor Statistics zeigt. Der Gesundheits- und Pflegesektor wird viele Stellen schaffen. In den Bereichen Produktion, Verkauf und allgemeine Verwaltungstätigkeiten ist hingegen mit einem Rückgang zu rechnen.
Im Gegensatz zu fast allen anderen Industrieländern soll das Arbeitskräfteangebot aber insgesamt zunehmen. Für den Zeitraum 2023 bis 2033 rechnet die Behörde mit einem Plus von 4 Prozent auf 175 Millionen Erwerbstätige. Gegenüber 2021 käme dies sogar einer Steigerung um 18 Prozent gleich. Allerdings wurden diese Prognosen vor dem Wahlsieg von Donald Trump getroffen.
USA im weltweiten VergleichFolgende Karte ermöglicht den Vergleich zwischen zahlreichen Ländern weltweit. Bitte beachten Sie, dass die Werte in der Karte aus international standardisierten Quellen stammen und somit ggf. von Angaben aus nationalen Quellen im Text abweichen können. |