Wirtschaftsumfeld | Schweden | Arbeitsmarkt, Lohn- und Lohnnebenkosten
Löhne und Gehälter
Einen gesetzlichen Mindestlohn gibt es in Schweden nicht, aber viele Tarifverträge sehen Einstiegslöhne vor. Im Vergleich zu Deutschland fallen die Arbeitskosten geringer aus.
08.04.2025
Für die Lohnentwicklung in Schweden sind die in der Regel alle zwei Jahre im Frühjahr stattfindenden Lohnverhandlungen mit den Gewerkschaften ausschlaggebend. Für das Jahr 2025 wird davon ausgegangen, dass die niedrigere Inflation und sinkende Zinssätze den Parteien eine Einigung erleichtern.
Laut dem letzten Report des schwedischen Konjunkturinstituts von Dezember 2024 wird das nominale Lohnwachstum in Schweden für 2025 auf 3,5 Prozent geschätzt. Diese Prognose basiert auf der erwarteten wirtschaftlichen Erholung und einer allmählich sinkenden Inflation. Die Löhne und Gehälter in Schweden werden voraussichtlich moderat steigen, da die Unternehmen versuchen, die gestiegenen Kosten durch höhere Produktivität und höhere Verkaufspreise auszugleichen. Trotz der wirtschaftlichen Herausforderungen wird ein weiterer Anstieg der Löhne in den kommenden Jahren erwartet, wenn auch in gemäßigtem Tempo.
Regionale Lohnunterschiede sind gering
Die Gehälter im Land unterliegen geografisch keinen großen Unterschieden. Dies ist ebenfalls auf die meist flächendeckend geltenden Tarifvereinbarungen zurückzuführen. In sieben schwedischen Regionen variiert laut dem schwedischen Statistikamt SCB der durchschnittliche Bruttomonatslohn um gerade mal 6 Prozent.
Der einzige Ausreißer ist die Hauptstadtregion Stockholm. Sie war 2023 die einzige, in der mehr als im Landesdurchschnitt verdient wurde, und durchbrach als einzige beim durchschnittlichen Monatsbruttolohn sogar die 4.000-Euro-Marke. Dies liegt allerdings weniger an den regulären Gehältern, als an der Anhäufung hoch bezahlter Sektoren wie Informations- und Kommunikationstechnologie oder Finanzen sowie den Hauptsitzen von Konzernen und öffentlichen Institutionen in der Hauptstadt.
Der Abstand zu deutschen Gehältern verringert sich weiter
Zwar ist Schweden eines der wenigen Länder im europäischen Vergleich, in dem es keinen gesetzlichen Mindestlohn gibt. Durch starke Gewerkschaftsverbände gibt es aber für den Großteil der Branchen geltende Tarifverträge. Gegen die 2022 verabschiedete Richtlinie der EU (2022/2041) zu angemessenen Mindestlöhnen wehrt sich Schweden bislang erfolgreich. Aus schwedischer Sicht besitzt die EU keine Zuständigkeit für das Festlegen von Mindestlöhnen. Ein solches Vorgehen greife in die nationale Souveränität und die bestehenden autonomen Arbeitsbeziehungen am schwedischen Markt ein, so heißt es von offizieller Seite.
Bei Betrachtung der Arbeitskosten fällt auf, dass diese in Schweden nicht höher sind als in Deutschland. Insbesondere im verarbeitenden Gewerbe fielen die deutschen Arbeitskosten laut EU-Kommission im Jahr 2023 mit 46,00 Euro pro Stunde 3,20 Euro höher aus als in Schweden. Und auch im produzierenden Gewerbe waren die Arbeitskosten mit 38,90 Euro pro Stunde 2,40 Euro günstiger als in Deutschland. Die Bruttoverdienste machen den größten Teil der Arbeitskosten aus. Tatsächlich hat Schweden den Ruf eines Hochlohnlandes, doch der Abstand zu deutschen Gehältern hat sich in den letzten Jahren immer weiter verringert und zuletzt sogar umgekehrt. So lag der letzte Durchschnitts-Bruttolohn laut EU-Kommission mit 19,40 Euro 10 Cent über dem schwedischen Wert.
Branche | Monatslohn |
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Durchschnittslohn | 3.476 |
Finanz- und Versicherungswesen | 5.140 |
Informations- und Kommunikationsdienstleistungen | 4.704 |
Strom-, Gas-, Wärme- und Kälteversorgung | 4.304 |
Verarbeitendes Gewerbe | 3.641 |
Baugewerbe | 3.607 |
Wasserversorgung, Abfallwirtschaft | 3.467 |
Groß- und Einzelhandel, Reparatur von Kfz | 3.389 |
Transport und Lagerhaltung | 3.067 |
Landwirtschaft, Forstwirtschaft und Fischerei | 2.831 |
Gastgewerbe, Beherbergung und Gastronomie | 2.622 |
Prämien und Zusatzversicherungen als weitere Lohnbestandteile sind üblich
Prämien sind in Schweden als zusätzliche, freiwillige Gehaltskomponenten weit verbreitet. Üblich ist beispielsweise eine geringfügige Prämie für den Unternehmenserfolg, die der gesamten Belegschaft ausgezahlt wird. Managementgehälter haben in der Regel größere, variable, leistungsbezogene Komponenten. In Makler- und anderen Verkaufsberufen ist meist ein großer Teil des Einkommens provisionsabhängig.
Für Angestellte schließen Arbeitgeber vielfach Zusatzversicherungen und Betriebsrentenverträge ab. Je nachdem, zu welchem Arbeitgeberverband ein Unternehmen gehört, sind solche Zusatzversicherungen, die beispielsweise dem Arbeitnehmer ein bestimmtes Rentenniveau sichern sollen, aufgrund bestehender Tarifverträge verpflichtend.
Position | Monatslohn |
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Durchschnittslohn | 3.476 |
Produktionsleiter:in im verarbeitenden Gewerbe (137) | 5.210 |
Bauingenieur:in (214) | 4.591 |
Betriebs-, Support- und Netzwerktechniker:in (351) | 3.641 |
Prozessleittechniker:in (819) | 3.337 |
Unterstützende Bürokraft (411) | 3.040 |
Blech-, Metallbauer:in, Gießer:in, Schweißer:in (721) | 3.006 |
Hilfskraft im Bau- und Anlagebereich (931) | 2.936 |
Dienstleistungs- und Verkaufskraft (522) | 2.814 |
Anlagen- und Maschinenbediener:in, Montagekraft (812-818; 821) | 2.431 - 3.319 |
Fachkraft in der Land-, Forst- und Fischwirtschaft (611-613; 621-622) | 2.326 - 2.631 |
Sozialbeiträge
Die Sozialabgaben der Arbeitgeber sind in Schweden auf dem unveränderten Niveau von 31,42 Prozent. Im europäischen Vergleich rangieren sie damit am oberen Ende der Vergleichsskala; üblicherweise betragen die Sozialabgaben für Arbeitgeber in der EU zwischen 20 und 25 Prozent des Bruttogehalts. Zu beachten ist, dass die Sozialabgaben in Schweden, zusätzlich zum Bruttogehalt, allein vom Arbeitgeber getragen werden. Arbeitnehmer zahlen keine separaten Sozialabgaben. Ihr Anteil wird über die einkommensabhängige Steuerzahlung abgegolten. Diese wird vom Bruttogehalt (Gehalt ohne Arbeitgeberabgaben) gezahlt. Der fällige Betrag richtet sich nicht nur nach der Einkommenshöhe, sondern auch nach dem Wohnort.
Die Gemeinden in Schweden haben einen erheblichen Einfluss auf die tatsächlich abzuführenden Steuerbeträge. Sie legen fest, welcher Tabelle der gesamten Einkommensteuertabelle (Skattetabell) die Gemeinde zugeordnet wird. Basierend darauf wird dann für die unterschiedliche Einkommenshöhe die Steuer berechnet.
Arbeitslosengeld wird bei Arbeitslosigkeit nur ausgezahlt, wenn der Arbeitnehmer freiwillig Mitglied einer sogenannten Arbeitslosenkasse ist und in diese mindestens ein Jahr lang die monatlichen Abgaben entrichtet hat.
Wegen der Komplexität einer Vielzahl von Tarifverträgen und regional unterschiedlicher Steuerabgaben wird die Lohnbuchhaltung oftmals an externe Dienstleister vergeben. Das Gleiche gilt für Formalitäten der Arbeitgeberregistrierung, der Ausarbeitung von Arbeitsverträgen oder bei der Festlegung der steuerlichen Betriebsstätte. Einen speziell auf die Bedürfnisse deutscher Unternehmen ausgerichteten Service bietet beispielsweise die Deutsch-Schwedische Handelskammer (AHK Schweden) an.
Beitragsart | Arbeitgeber 1) |
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Rentenversicherung 2) | 10,21 |
Krankenversicherung | 3,55 |
Elternzeitversicherung | 2,60 |
Arbeitsmarktabgabe | 2,64 |
Arbeitsunfallversicherung | 0,20 |
Sonstige wichtige Abgaben | Allgemeine Abgabe 3): 11,62 Hinterbliebenenrente: 0,60 |
Gesamt 4) | 31,42 |
1) Abgaben der Arbeitnehmer werden über die Steuer geleistet; 2) hierbei handelt es sich um die Abgabe für die staatliche Rentenversicherung; zusätzlich entrichtet der Arbeitgeber in der Regel entweder einen freiwilligen oder tariflich festgelegten Beitrag zu einer individuellen Rentenversicherung des Arbeitnehmers; 3) formell eine Steuer, keine Sozialabgabe; gilt nicht für Arbeitgeber ohne Sitz in Schweden; 4) abhängig vom Geburtsjahr des Angestellten kann ein reduzierter Gesamtsatz gelten oder entfallen einzelne Beitragsarten