Wirtschaftsumfeld | USA | Arbeitsmarkt, Lohn- und Lohnnebenkosten
Löhne und Gehälter
Die USA sind ein Hochlohnland. New York und San Francisco sind besonders teuer. In einigen Branchen und Betrieben führen Streiks zu weiteren, teils kräftigen Gehaltssteigerungen.
13.12.2024
Nachdem die Löhne 2021 bis 2023 infolge der hohen Inflation sehr stark gestiegen waren, flachte sich das Wachstum 2024 ab. Jedoch sorgt der leer gefegte Arbeitsmarkt immer noch für ordentliche Gehaltssteigerungen. Laut Angaben des zum nationalen Arbeitsministerium gehörenden Bureau of Labor Statistics lagen die Stundenlöhne im Oktober 2024 um nominal 4 Prozent über dem Niveau des Vorjahresmonats. Bei den Wochenlöhnen ergab sich ein Plus von gut 3 Prozent. Diese Werte decken sich im Wesentlichen mit den Aussagen von deutschen Unternehmen im Land.
Für 2025 ist angesichts der sich leicht abkühlenden Konjunktur und der sinkenden Inflation mit Lohnsteigerungen im Umfang von 2 bis 3 Prozent zu rechnen. Deutlich höhere Steigerungen sind bei den Beiträgen zu erwarten, die der Arbeitsgeber zur Krankenversicherung beisteuert. Da es sich aber um freiwillige Leistungen handelt, dürften die Personalverantwortlichen hier den Rotstift ansetzen und bestimmte Zusatzleistungen streichen.
Große regionale Unterschiede
Der Mindestlohn auf Bundesebene liegt bei 7,25 US-Dollar (US$) pro Stunde. Darüber hinaus kommen die Sätze der einzelnen Bundesstaaten zum Tragen. Für Bundesstaaten, die keine entsprechende Regelung haben oder deren Satz unter dem Bundesniveau liegt, gilt letzterer. In vielen wohlhabenderen Staaten an der Ost- und Westküste liegt der Mindestlohn zwischen 15 und 17,50 US$.
Bundesstaat | Stundenlohn |
---|---|
Washington, D.C. | 17,50 |
Washington | 16,28 |
Kalifornien, New York City | 16,00 |
Connecticut | 15,69 |
New Jersey | 15,13 |
Massachusetts, New York, Maryland | 15,00 |
Florida | 13,00 |
Michigan | 10,33 |
Alabama, Georgia, North and South Carolina, Pennsylvania, Texas, Wisconsin | 7,25 |
Bei den tatsächlich gezahlten Löhnen fällt die Schere nochmals größer aus. Zwischen besonders armen und besonders wohlhabenden Regionen herrscht ein Gefälle im Verhältnis von über 1:5. Besonders hohe Gehälter werden an der West- und Ostküste und dort insbesondere im Großraum San Francisco oder New York gezahlt. Unter dem Durchschnitt liegen Gebiete im Süden sowie im mittleren Westen.
Kreis/Stadt, Bundesstaat | Monatslohn |
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San Mateo, Kalifornien | 19.000 |
New York | 17.788 |
San Francisco | 16.107 |
Washington, D.C. (Hauptstadt) | 10.547 |
Dallas, Texas | 8.067 |
Horry County, South Carolina | 3.926 |
Washington, Utah | 3.900 |
Hidalgo, Texas | 3.497 |
Wesentlich höhere Löhne und Gehälter als in Deutschland
Durchschnittlich betrachtet liegen die Bruttolöhne in den USA deutlich über dem deutschen Niveau. Zugleich ist die Spreizung größer als in Deutschland. Die Entgelte ungelernter Arbeiter liegen in etwa auf deutschem Niveau, während besonders gesuchte Fachkräfte nahezu das Doppelte verdienen können. Aus Sicht deutscher Unternehmen, die oft Fachkräfte suchen, sind die USA daher ein Hochlohnstandort.
Branche | Monatslohn |
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Durchschnittslohn | 5.240 |
Verarbeitendes Gewerbe | 5.966 |
Strom-, Gas-, Wärme-, Wasser- und Kälteversorgung | 9.439 |
Baugewerbe | 6.544 |
Einzelhandel | 4.782 |
Transport und Lagerhaltung | 5.068 |
Gastgewerbe, Beherbergung und Gastronomie | 2.439 |
Informations- und Kommunikationsleistungen | 7.956 |
Finanz- und Versicherungswesen | 7.465 |
Geschäftsführergehalt beginnt bei 200.000 US$
Im Durchschnitt erhalten ungelernte Arbeiter einen Stundenlohn von 14 bis 26 US$. Facharbeiter kommen auf einen Satz von 35 bis 45 US$. Es gibt allerdings einige Berufsgruppen, die überdurchschnittlich viel verdienen. Lkw-Fahrer beispielsweise bringen teilweise mehr als 100.000 US$ pro Jahr nach Hause. Damit können ihre Gehälter diejenigen von Ingenieuren (mit wenig Berufserfahrung) übersteigen. Wer einen Geschäftsführer für eine mittelständische Niederlassung sucht, muss mit 200.000 bis 300.000 US$ kalkulieren. Ein Vertriebs- oder Produktionsleiter wird mit etwa 150.000 US$ vergütet, berichtet die Personalberatung TB Bender. Für Hochlohnregionen sind zusätzliche Aufschläge zu zahlen.
Position | Monatslohn |
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Durchschnittslohn | 5.334 |
Führungskraft | 8.403 |
Personal mit akademischer Ausbildung | 7.236 |
Techniker:in | 5.456 |
Unterstützende Bürokraft | 3.848 |
Dienstleistungs- und Verkaufskraft | 3.345 |
Fachkraft in der Land-, Forst- und Fischwirtschaft | 3.451 |
Handwerker:in | 4.738 |
Anlagen- und Maschinenbediener:in, Montagekraft | 4.293 |
Hilfskraft | 3.287 |
Pflichtabgaben zur Sozialversicherung bei rund 10 Prozent
Eine Arbeitsstunde kostete im Juni 2024 durchschnittlich 44 US$ in der Privatwirtschaft. Rund 70 Prozent davon entfielen auf den Basislohn. Von den 30 Prozent Nebenkosten entfällt ein Großteil auf freiwillige Leistungen. Viele Arbeitgeber, insbesondere größere Firmen, zahlen ihren Angestellten eine private Krankenversicherung und Lohnfortzahlung im Krankheitsfall.
Freiwillige Leistungen | 22,1 |
Rentenversicherung | 4,1 |
Krankenversicherung | 7,8 |
Abgabe für Lohnfortzahlung im Krankheitsfall und Mutterschaftsschutz | 6,9 |
Weitere Leistungen | 3,3 |
Pflichtleistungen | 8,1 |
Renten-, Hinterbliebenen- und Invalidenversicherung | 6,2 |
Krankenversicherung ("Medicare") | 1,5 |
Arbeitslosen- und Unfallversicherung | 0,4 |
Insgesamt | 30,2 |
Gewerkschaften spielen – in der Gesamtbetrachtung – bei der Lohnfindung keine große Rolle. Es gibt keinen Flächentarifvertrag. Tarifverträge müssen für jeden Betrieb einzeln ausgehandelt werden. Der Organisationsgrad ist gering. Eine Ausnahme ist die Autogewerkschaft UAW, die im Nordosten des Landes sehr stark aufgestellt ist. Dort sind die amerikanischen Autobauer angesiedelt, während viele ausländische Firmen im Süden ihre Fabriken betreiben.
Gewerkschaften spielen zunehmende Rolle bei Lohnverhandlungen
Die UAW ist jedoch bestrebt, auch im Süden Fuß zu fassen. Im Volkswagen-Werk in Chattanooga (Tennessee) stimmte im Frühjahr 2024 eine Mehrheit der Mitarbeiter für den Beitritt zur Gewerkschaft. Bei einer anschließenden Abstimmung bei Mercedes Benz in Alabama kam indes keine Mehrheit zustande.
Generell hat die Streikbereitschaft zugenommen. Dabei können die Mitarbeitenden teils sehr hohe Lohnforderungen durchsetzen, was für die Unternehmen zu wirtschaftlichen Problemen führen kann. Beim bereits angeschlagenen Boeing-Konzern konnten die Beschäftigten im November 2024 nach wochenlangen Streiks eine Gehaltssteigerung von 39 Prozent über vier Jahre erzielen.
Amazon erhöht nach eigenen Angaben im Herbst 2024 die Gehälter seiner Fahrer um durchschnittlich 7 Prozent auf 22 US$. Dabei handele es sich um die stärkste Anhebung seit 2018. Die Ankündigung folgte Aktivitäten der Angestellten, eine Gewerkschaft für den E-Commerce-Riesen zu gründen.