Wirtschaftsumfeld | USA | Personal
Personalsuche und Personalmanagement
Fachkräfte zu finden erweist sich als sehr schwierig. Hier sollte man auf professionelle Hilfe setzen. Mitarbeiter bei der Stange zu halten ist ebenfalls nicht einfach.
13.12.2024
Laut der jährlich stattfindenden Umfrage der Auslandshandelskammern (AHK) unter den in den USA angesiedelten deutschen Firmen stellt die Rekrutierung von Personal ihr größtes Geschäftsproblem dar. Häufig müssen sie deswegen sogar Expansionspläne und Umsatzerwartungen zurückschrauben. Gerade Unternehmen, die eine Produktion in den USA aufbauen oder erweitern wollen, sind betroffen.
"Relativ unproblematisch ist dagegen das Anwerben ungelernter Kräfte, junger Hochschulabgänger und Berufsanfänger mit akademischem Hintergrund", berichtet Tilman Bender, Geschäftsführer der Personalberatung TH Bender. Eine Ausnahme bilden laut Bender IT-Studiengänge, deren Absolventen besonders begehrt sind. Potenzielle Arbeitgeber würden Studierenden dieser Fächer schon im letzten oder vorletzten Semester attraktive Einstellungsangebote unterbreiten.
Mitarbeiterfluktuation relativ hoch
Beim ersten Job schauen die Absolventen vor allem darauf, wie dieser bei der weiteren Karriere helfen kann. Hier sind große Firmen oder bekannte Namen, aber auch ausländische Unternehmen im Vorteil. Nach zwei bis drei Jahren beginnen dann die Mitarbeiter, sich nach neuen Möglichkeiten umzuschauen. Im Lebenslauf macht sich ein stetiger, aber nicht zu häufiger Arbeitsplatzwechsel bezahlt.
Von Führungskräften wird erwartet, dass sie Erfahrungen in verschiedenen Branchen gemacht haben. Auch eine Stage in der öffentlichen Verwaltung wird nicht als Karriereknick angesehen. Für einen lukrativen Job ist die Umzugsbereitschaft sehr hoch. Doch im Umkehrschluss fällt dadurch auch die Betriebstreue gering aus. Das ist insbesondere für Firmen ein Problem, die ihre Mitarbeiter ausbilden müssen, weil es in den USA keine entsprechende Ausbildung gibt.
Führungskräfte über AHK oder Personalagentur suchen
Bei der Einstellung von Führungskräften mit mehrjähriger Berufserfahrung werden in der Regel kommerzielle Personalberatungen beauftragt. Sie schalten keine Anzeigen, sondern setzen fast ausschließlich auf Direktansprache. TH Bender rät bei Managern mit engem Kundenkontakt zu einheimischen Kräften. Sie kennen sich besser aus mit der amerikanischen Mentalität und dem lokalen Geschäftsgebaren, das sich insgesamt stark vom europäischen Standard unterscheidet. Für die Leitung einer Fabrik hingegen könne man auch Kräfte aus Deutschland einsetzen.
Ausländische Mittelständler suchen in der Regel Führungs- und Fachkräfte in den USA und können neben Personalvermittlungsagenturen auch die deutschen Auslandshandelskammern (AHK) in den USA ansprechen. Der Recruitment-Service bietet Firmen unter anderem die Möglichkeit, Stellenausschreibungen für Jobs, Praktika und Trainee- Programme auf der AHK-Plattform zu veröffentlichen. Das Personalberatungsteam arbeitet im Auftrag von Unternehmen in den USA, die Bedarf an qualifiziertem zweisprachigen Personal haben.
Den Service bieten die Niederlassungen in Atlanta, Chicago, New York, San Francisco und Washington, D.C. an. Dabei besteht – je nach Platzverhältnissen – auch die Möglichkeit, einen Mitarbeiter "office in office" in der jeweiligen Kammer anzusiedeln. Diese kann dann auch die entsprechende Personalverwaltung übernehmen.
Die Kosten für die Mitarbeitergewinnung in den USA fallen entsprechend hoch aus. Jedoch dürfte sich die Investition lohnen. Wer hier versucht, Geld zu sparen, kann am Ende draufzahlen, wenn sich der ausgewählte Mitarbeiter als nicht geeignet herausstellt und das Recruiting wiederholt werden muss.
Die Kunst des Personalmanagements besteht also darin, geeignete Mitarbeiter zu finden und sie dann bei der Stange zu halten. Zwar ist das in erster Linie eine Geldfrage. Jedoch gibt es auch andere Motivationsfaktoren, die die Betriebstreue steigern können. Dazu gehört in den USA vor allem die Möglichkeit, im Homeoffice zu arbeiten. Wer seinen Mitarbeitern diese Option nicht mindestens zwei Tage in der Woche anbietet, hat schlechte Karten.
Die Arbeitsplatzsicherheit gehört hingegen nicht zu diesen Faktoren. Mitarbeitenden lange Kündigungsfristen anzubieten erweist sich oft sogar als kontraproduktiv. Viele Angestellte schätzen die Möglichkeit, rasch den Arbeitgeber wechseln zu können. Die Personalverwaltung muss daher für die Freisetzung relativ wenig zeitliche Ressourcen einplanen. Ein Abmahnungswesen etwa existiert praktisch nicht.