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Special | Zentralamerika | Seidenstraße

Chinas Expansion stockt in Zentralamerika

Mit Investitionsversprechen und teuren Goodies baut China seinen Einfluss in Zentralamerika aus. Doch ausgerechnet in Panama stockt der Vormarsch. (Stand: 27.12.2022)

Von Sofia Hempel | Bonn

Seit August 2022 können sich die Menschen in El Salvador im "Sunset Park" vergnügen. Zu verdanken haben sie diesen Freizeitpark China, denn das Geld dafür stammt aus einem nicht rückzahlbaren Kooperationsfonds von 500 Millionen US-Dollar (US$). Neben dem Park spendiert China El Salvador unter anderem noch ein Fußballstadion für 50.000 Gäste, eine Nationalbibliothek und eine Trinkwasseraufbereitungsanlage am Ilopango See.

China baut politischen Einfluss in Zentralamerika aus

Warum tut China das? Anders als die rohstoffreichen Länder Südamerikas, die die asiatische Großmacht mit Erzen, Rindfleisch und Soja versorgen, hat El Salvador wenig anzubieten. Auch als Absatzmarkt ist das kleine Land uninteressant. China verfolgt dort - wie in ganz Zentralamerika - vor allem ein politisches Interesse: die diplomatische Isolation Taiwans. 

Mit dieser Strategie ist China durchaus erfolgreich, zum Ärger der USA, die die Region als ihr Einflussgebiet betrachten und wichtigster Wirtschaftspartner sind. Vier Staaten: Costa Rica, Panama, El Salvador und zuletzt Nicaragua haben ihre langjährigen politischen und wirtschaftlichen Beziehungen zu Taiwan mittlerweile abgebrochen und sich offiziell China zugewandt. Dafür vergibt es Kredite, verspricht Investitionen und stärkere Handelsbeziehungen und spendet seinen Partnern schon mal ein Stadion. Oder, wie im Falle Costa Ricas, ein neues Ausbildungszentrum und Sicherheitsausrüstung für die Polizei.  

Vor allem in Nicaragua, das sich unter dem autokratischen Präsidenten Daniel Ortega zunehmend politisch isoliert hat, könnte China schnell Fuß fassen. Im Januar 2022 unterzeichneten beide Länder eine Absichtserklärung für eine intensive wirtschaftliche Zusammenarbeit. Chinesische Investoren wollen Projekte im Energiesektor realisieren, darunter ein Wasserkraftwerk und einen Solarpark bauen, Straßen, Wohnungen und Krankenhäuser errichten und die Wasserinfrastruktur im Land verbessern. Ein gemeinsames Freihandelsabkommen soll den Warenaustausch erhöhen.

Rückschläge für Chinas Expansion in Panama

Panama hat mit seiner Hub-Funktion auch eine wirtschaftliche Bedeutung für die neue Seidenstraße. China ist der zweitgrößte Nutzer des Panamakanals nach den USA und es betreibt zwei strategisch wichtige Häfen jeweils an der Pazifik- und Atlantikseite des Kanals. Das Unternehmen Huawei hat in der Freihandelszone Colón ein Distributionszentrum und chinesische Banken haben sich in Panama niedergelassen, um Chinageschäfte zu finanzieren. Der Bestand chinesischer Direktinvestitionen belief sich im Jahr 2021 auf 1 Milliarde US$, lauten die aktuellsten Zahlen des chinesischen Handelsministeriums.

Doch ausgerechnet in Panama verläuft der Vormarsch nicht nach Plan. "Obwohl chinesische Unternehmen eine beträchtliche Anzahl von Projekten im Zusammenhang mit dem Panamakanal und anderen Bauvorhaben starteten oder zu prüfen begannen, wurden die meisten unter dem jetzigen Staatspräsidenten Laurentino Cortizo verschoben, gestrichen oder zurückgefahren",  analysiert Evan Ellis, Forschungsprofessor für Lateinamerikastudien am U.S. Army War College Strategic Studies Institute. Die aktuelle Regierung blicke deutlich kritischer auf chinesische Investitionen, zu den Rückschlägen beigetragen hätten darüber hinaus der Druck der USA und die Coronapandemie, die tiefe Spuren in der panamaischen Wirtschaft hinterlassen habe, so Ellis.

Auch bei zukünftigen Investitionen in die kritische Infrastruktur dürfte es China daher schwer fallen, zum Zuge zu kommen, etwa beim 5G-Ausbau oder bei der anstehenden Ausschreibung eines milliardenschweren Wassermanagementprojektes der Kanalbehörde ACP. Dieser Trend passt zu einer aktuellen Analyse von Germany Trade & Invest (GTAI): Zwischen 2021 und September 2022 haben chinesische Unternehmen kein neues Projekt in Panama angekündigt oder unterzeichnet. Das gleiche gilt, mit Ausnahme von Nicaragua, auch für die anderen Länder der Region. Zum Vergleich: Allein für Peru hat die GTAI 39 neue Projekte gezählt.

Guatemala: "Beziehungen zu China interessieren uns nicht"

Zudem gibt es in Zentralamerika noch Länder, die Taiwan die Treue halten. Dazu zählt Guatemala, die größte Volkswirtschaft Zentralamerikas. "Die Beziehungen zu China interessieren uns nicht", sagte der Wirtschaftsminister Janio Rosario in einem Gespräch Anfang September mit Germany Trade & Invest. "Taiwan hat Guatemala in vielen Bereichen geholfen, zum Beispiel bei Gesundheit, Bildung und dem Ausbau der Infrastruktur", erklärt Maria Olga Brauns die enge Bindung. Sie ist stellvertretende Geschäftsführerin der Deutsch-Regionalen Industrie- und Handelskammer für Zentralamerika und die Karibik und ist überzeugt, dass China keine große Rolle im Land spielen wird.

Dafür muss Taiwan weiterhin bereit sein, seine Partner großzügig zu unterstützen. Das gab der paraguayische Präsident Mario Abdo Benítez unverblümt zu erkennen. Neben Guatemala, Honduras und Belize zählt das südamerikanische Land zu den letzten Verbündeten Taiwans in Lateinamerika. Damit sich die Allianz auszahle, erwarte er Investitionen von 1 Milliarde US$ von Taiwan, sagte Abdo Benítez gegenüber der Zeitung Financial Times während seines USA-Besuches im September 2022.

Handelsbilanzdefizit mit China wächst immens

Unabhängig von den politischen Beziehungen, die die Länder Zentralamerikas mit China unterhalten, hat der Handelsaustausch in den vergangenen Jahren mit China massiv zugenommen, und das in allen sechs Ländern. Von dieser Entwicklung hat das Reich der Mitte indes deutlich stärker profitiert als Zentralamerika. Das Handelsdefizit mit China hat sich von 3,8 Milliarden US$ im Jahr 2011 auf über 11,2 Milliarden US$ im Jahr 2021 massiv erhöht. 


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