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Wirtschaftsausblick | Frankreich

Wirtschaftliche Erholung verschiebt sich auf 2025

Reindustrialisierung und ökologische Transformation bleiben Priorität der Regierung. Das Geld aber wird knapp. Unternehmen leiden unter einer schwachen Nachfrage. 

Von Frauke Schmitz-Bauerdick | Paris

Top-Thema: Regierung unter Sparzwang

Frankreich kämpft mit einer im europäischen Vergleich hohen Staatsverschuldung und einer aufgrund vorgezogener Parlamentswahlen unsicheren politischen Lage. 

Auf 110,6 Prozent des Bruttoinlandsproduktes belief sich laut staatlichem Statistikamt INSEE  Ende 2023 die Staatsverschuldung des Landes. Damit ist Frankreich das nach Griechenland und Italien am stärksten verschuldete Land Europas. Die Regierung muss sparen und hat angekündigt, ihre Ausgaben im Jahr 2024 zumindest um 10 Milliarden Euro zu senken, im Jahr 2025 sollen weitere Einsparungen folgen. Insbesondere eine Deckelung der Sozialausgaben soll die Schuldenquote verbessern. Jedoch sind alle Ministerien zu Einsparungen aufgerufen. Unternehmen fürchten, dass auch die Industrieförderung unter das Spardiktat kommt. Noch aber treibt die Regierung ihre Programme zur Reindustrialisierung und ökologischen Transformation des Landes weiter voran. 

Wirtschaftsentwicklung: Schwache Nachfrage bremst den Aufschwung  

Frankreich erzielte im 1. Quartal 2024 mit real 0,2 Prozent ein Wirtschaftswachstum, das unter den Erwartungen der Regierung lag. Hohe Finanzierungskosten sowie eine international sinkende Nachfrage trüben indes branchenübergreifend das Geschäftsklima und die Investitionsfreude von Unternehmen. 

Die Geschäftsstimmung bleibt zu Jahresbeginn 2024 schlecht. Im April 2024 fiel der Purchasing Managers' Index von S&P Global den dritten Monat in Folge und lag mit 45,3 Punkten deutlich im Bereich der Kontraktion. Eine schwache internationale Nachfrage und die Kaufzurückhaltung der Verbraucher drücken die wirtschaftliche Entwicklung. Die Zentralbank erwartet daher auch für 2024 eine nur geringe Steigerung der Wirtschaftsleistung von real 0,8 Prozent, die EU-Kommission geht von lediglich 0,7 Prozent Wirtschaftswachstum aus.

Zumindest aber sorgen sinkende Energiepreise und ein Abflachen der Inflation trotz eines international schwierigen Wirtschaftsumfelds für leichte Entspannung. Do dürfte der Preisauftrieb langsam eingedämmt sein. Der Zentralbank zufolge wird die Inflation von 5,7 Prozent im Jahr 2023 auf 2,5 Prozent in 2024 sinken. 

Regierung fördert grüne Industrialisierung

Unternehmensinvestitionen haben sich 2023 mit einem Plus von 2,7 Prozent lebhaft entwickelt, werden aber nach Prognosen der Zentralbank im Jahr 2024 um 0,6 Prozent einbrechen. Erst für das Jahr 2025 erwartet die Staatsbank wieder ein Anziehen der Investitionsquote. Angesichts steigender Finanzierungskosten und unsicherer Konjunkturaussichten nimmt die Investitionsbereitschaft von Unternehmen und damit die Nachfrage nach Maschinen, Kfz und Baumaßnahmen ab. Diejenigen Firmen, die finanziellen Spielraum haben, investieren hingegen verstärkt in Energieeffizienz, Digitalisierung und in die Dekarbonisierung der Produktion. 

Dabei werden Unternehmen durch die Regierung unterstützt. Diese treibt ein ehrgeiziges Reindustrialisierungsprogramm voran und schiebt mit dem Konjunkturpaket France 2030 Investitionen in innovative oder für die Klimawende erforderliche Technologien an.  Großemittenten erhalten separate staatliche Unterstützung für Maßnahmen zur Dekarbonisierung oder Projekte im Bereich Batterieherstellung oder Wasserstoff. Unternehmen wünschen sich indes weitergehende Hilfsmaßnahmen, um gegenüber Produzenten in Asien oder den USA bestehen zu können. 

Verbraucher schränken sich ein

Die Konsumausgaben werden Prognosen der Banque de France zufolge 2024 mit real 1,1 Prozent nur verhalten steigen. Die abflauende Inflation und ein historisch hoher Sparüberhang von 18,2 Prozent des verfügbaren Bruttoeinkommens aber legen den Grundstein für ein für 2025 erwartetes erneutes Anziehen des Konsums. Die Privatinvestitionen hingegen gehen drastisch zurück. Für 2024 erwartet die Staatsbank hier einen Einbruch um 4,3 Prozent. Aufgrund hoher Finanzierungskosten stellen Verbraucher Großinvestitionen wie den Kauf einer Immobilie zurück. 

Der Außenhandel erholt sich langsam. Frankreichs Handelsdefizit sank 2023 auf knapp 100 Milliarden Euro. Anziehende Ausfuhren der Luftfahrtindustrie, zum geringeren Teil auch von Maschinen und Anlagen, schieben die Exporte an. Auch im 1. Quartal 2024 stiegen die Ausfuhren mit nominal 0,7 Prozent laut den Zollbehörden weiter leicht, getragen nunmehr von den Exporten von chemischen Produkten, Parfüm und Kosmetika.  

Die Importe hingegen gingen 2023 um 7,1 Prozent, und im 1. Quartal 2024 erneut um 0,9 Prozent zurück. Vor allem geringere Kosten für die Einfuhr von Strom und Gas entlasten die Außenhandelsbilanz. Auch Industriemaschinen, Textilien und chemische Produkte werden weniger eingekauft.   

 

Deutsche Perspektive: Deutsche Technik muss sich lohnen

Für Frankreich ist Deutschland Handelspartner Nummer 1. Maschinen und Anlagen sowie chemische Erzeugnisse dominieren die deutschen Ausfuhren. Im Jahr 2023 lieferte Deutschland laut Destatis Waren im Wert von gut 120 Milliarden Euro nach Frankreich, 23 Prozent mehr als in die VR China. Im deutsch-französischen Außenhandel erwirtschaftet Deutschland traditionell hohe Überschüsse. Im Jahr 2023 erreichte der deutsche Handelsüberschuss 50 Milliarden Euro. 

Die Bundesrepublik ist nach den USA zudem der wichtigste Investor im Land. Deutsche Technologie und Anlagen sind in Frankreich hochgeschätzt. Gerade in den Bereichen erneuerbare Energien, Energieeffizienz und Umwelttechnik können deutsche Unternehmen mit ihrem Know-how und hohen Qualitätsstandards punkten. Gegen günstigere Technologien setzen sich deutsche Anlagen und Ausrüstungen vor allem dann durch, wenn sie zu Kosteneinsparungen bei Produktion und Betrieb führen.

Weitere Informationen zu Frankreich erhalten Sie auf der Länderseite.

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