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Struktur der Landwirtschaft
Äthiopiens Landwirtschaft produziert immer noch meist für den Eigenbedarf, kommerzielle Betriebe sind aber auch nicht immer produktiver. Sehr effizient arbeitet der Blumensektor.
09.08.2022
Von Ulrich Binkert | Addis Abeba
Von Äthiopiens Agrarflächen sind über 90 Prozent der Subsistenzlandwirtschaft zuzuordnen, mit Betriebsflächen von meist unter 1 Hektar (ha): Nur gut 1 Million von insgesamt 16 Millionen ha bewirtschafteter Fläche entfallen nach der Definition des Statistikamtes auf „profitorientierte“ Betriebe. Die von der Regierung angestrebte „Kommerzialisierung“ des Sektors kommt weiter nur schleppend voran.
Subsistenzlandwirtschaft dominiert
Einzelne Erzeugnisse wachsen auch in Intensivkulturen, wie Blumenstecklinge. Der Blumensektor ist in Afrika nach Kenia der zweitgrößte Exporteur und von niederländischen Firmen dominiert. Er bewirtschaftet nach Angaben des zuständigen Verbands 1.700 ha, davon 1.500 ha in Gewächshäusern.
Indikator | Wert |
---|---|
Einwohner (Mio., 2022) | 114 |
Fläche (qkm) | 1.104.300 |
Landwirtschaftlich genutzte Fläche (1.000 ha) *) | 15.997 |
Getreide | 10.864 |
Teff (Zwerghirse) | 2.936 |
Mais | 2.621 |
Hirse (Sorghum) | 1.786 |
Weizen | 2.006 |
Hülsenfrüchte | 1.734 |
Faberbohnen | 505 |
Sojabohnen | 109 |
Ölsaaten | 1.053 |
Sesam | 650 |
Gemüse | 253 |
Paprika (red pepper) | 174 |
Hackfrüchte | 309 |
Obst | 173 |
Bananen | 99 |
Khat | 340 |
Kaffee | 976 |
Tee | 7 |
Hopfen | 33 |
Zuckerrohr | 83 |
Baumwolle | 173 |
Die kommerzielle Landwirtschaft setzt laut Statistikamt pro Hektar deutlich mehr Dünger und Pestizide ein als die Kleinbauern. Kleinbetriebe nutzten in der Nebensaison (Belg) auf 38 Prozent ihrer Flächen Kunstdünger und auf 11 Prozent Pestizide. Die kommerziellen Betriebe applizierten in der Hauptsaison (Meher) allein auf 82 Prozent ihrer Flächen den meistgenutzten Dünger (NPS) und auf 65 Prozent Pestizide.
Kommerzielle Betriebe sind nicht per se produktiver
Gleichwohl sind die Hektarerträge der kommerziellen Betriebe insgesamt kaum höher als bei den Kleinbauern, bei Mais, Hirse und Teff waren sie zuletzt sogar etwas niedriger. Eine sogar größere Produktivität von Kleinbauern konstatiert ein Vertreter der staatlichen Agricultural Transformation Agency (ATA) zum Bespiel bei den Sojalieferungen an den chinesisch-äthiopischen Großverarbeiter Richland im neuen Agroindustriepark Bure.
Kultur | Fläche (1.000 ha) | Flächenanteil (%) 2) | Ertrag (t/ha) | Ertrag (t/ha): Abweichung gegenüber den restlichen Flächen (%) |
---|---|---|---|---|
Fläche gesamt | 1.046 | 6,5 | - | - |
Weizen | 109 | 5,4 | 3,32 | 9 |
Hirse (Sorghum) | 107 | 6,0 | 2,58 | -4 |
Mais | 95 | 3,6 | 3,90 | -7 |
Teff (Zwerghirse) | 8 | 0,3 | 1,51 | -20 |
Sojabohnen | 25 | 22,9 | 2,50 | 0 |
Sesam | 280 | 43,1 | 0,83 | 18 |
Baumwolle | 173 | 100,0 | 1,96 | - |
Kaffee | 119 | 12,2 | 0,74 | 8 |
Zuckerrohr | 53 | 63,9 | 123,80 | 176 |
Tee | 7 | 100,0 | 10,85 | - |
Allerdings gibt es stark abweichende Angaben, was zur „kommerziellen Landwirtschaft“ zählt. Ein großer Lieferant von Pflanzenschutzmitteln in Addis Abeba rechnet ihr nur 360.000 ha zu. Die laut Statistikamt „kommerziell“ bewirtschaftete Fläche wiederum entspricht in etwa den 970.000 ha, die das Landwirtschaftsministerium aktuell als von „Investoren“ bewirtschaftet angibt. Diese Fläche war ein Fünftel größer als in der Saison 2017/18 und entfiel hauptsächlich auf Sesam, Baumwolle, Weizen, Hirse und Mais.
Damit allerdings lassen die Investoren weiterhin jeden zweiten Hektar brachliegen. Sie bekamen nach den aktuellen Daten insgesamt 2,024 Millionen ha vom Staat übertragen, dem in Äthiopien immer noch alles Land gehört. Grund ist laut Branchenexperten vielfach Korruption: Investoren, Firmen und Privatpersonen aus Äthiopien und auch aus Saudi-Arabien, Indien und anderen Ländern sicherten sich billiges Geld und verschwänden damit oder legten es in anderen Branchen an. Zudem fehle ihnen häufig Fachwissen. Das Agrarministerium nennt als Hauptgründe für die fehlende Nutzung den Mangel an bewässerter Fläche sowie, namentlich im Süden, Landkonflikte mit umherziehenden Viehzüchtern.
Unternehmen | Erzeugnisse |
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Baumwolle, Reis | |
Melikamuna Betesebu | Sesam, Baumwolle |
Fikray Gebremedihn | Baumwolle |
Abidelana Betesebu | Weizen |
Aliwero Ber Agricultural Development | Mais |
Belayneh Kinde | Kaffee |