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Branchenanalyse | Algerien | Bauwirtschaft

Algerische Regierung baut Infrastruktur im Energiesektor aus

Der Bausektor gehört seit Jahren zu den Wachstumsträgern Algeriens. Der Markt ist für deutsche Unternehmen schwierig, Nischensegmente bieten jedoch Kooperationspotenzial.

Von Peter Schmitz | Tunis

  • Hochbau: Marktlage und Marktentwicklung

    Die Versorgung der Bevölkerung mit Wohnungen schafft eine hohe Nachfrage. Zudem gibt es einen kontinuierlichen Bedarf am Aus- und Neubau von öffentlichen Einrichtungen. 

    Algeriens Bausektor trägt mit einem Anteil von etwa 13 Prozent am Bruttoinlandsprodukt (BIP) wesentlich zum Wohlstand des Landes bei. Für die die Bauwirtschaft wird für 2023 ein Wachstum von mehr als 5 Prozent prognostiziert. Auch für die folgenden Jahre sind die Aussichten grundsätzlich positiv, sofern der Regierung weiterhin hohe Einnahmen zur Verfügung stehen. Im Haushaltsgesetz 2023 ist für das Ministerium für Wohnungsbau, Stadtplanung und urbane Entwicklung ein Budget von 3,3 Milliarden US-Dollar (US$) eingeplant. Neben diesen öffentlichen Investitionen erwartet die Regierung weitere aus den Golfstaaten, die vor allem in Infrastrukturprojekten, aber auch im Wohnungsbau, getätigt werden sollen.

    Bevölkerungswachstum treibt die Nachfrage

    Angetrieben wird die Konjunktur in Algerien vom hohen Bevölkerungswachstum. Während 2023 etwa 46 Millionen Menschen im Land leben, dürften es 2050 bereits 60 Millionen sein. Alleine die Versorgung mit Wohnraum stellt eine enorme Herausforderung dar, ebenso besteht aber großer Bedarf an Krankenhäusern, Bildungseinrichtungen und öffentlichen Gebäuden wie Einkaufszentren, Stadien oder Moscheen. Trotz der hohen wirtschaftlichen und sozialen Bedeutung kam es im Bausektor immer wieder zu Verzögerungen und Projektstopps. Der Staat ist mit Abstand der größte Auftraggeber für Großprojekte, unter anderem durch die zahlreichen Wohnungsbauprogramme. Nach offiziellen Angaben sollen 2022 etwa 400.000 Wohneinheiten übergeben worden sein. Schwerpunkt des Hochbaus sind die sogenannten "Neuen Städte". 

    Im Gesundheitssektor stehen für 2023 etwa 440 Millionen US$ für Neubauprojekte und die Erweiterung laufender Bauprojekte zur Verfügung. Nach Angaben des Gesundheitsministeriums entspricht das einer Steigerung von 14 Prozent. Ein weiterer Schwerpunkt der staatlichen Aktivitäten ist der Bau von Sportstätten. Mehrere Stadien wurden anlässlich der Afrikanischen Nationenmeisterschaft, die 2023 in Algerien stattfindet, gebaut oder renoviert. Die Regierung plant noch weitere Projekte, um die Stadioninfrastruktur zu modernisieren. 

    Der aktuell kaum entwickelte Tourismussektor könnte in den kommenden Jahren deutlich zulegen. Während Algerien 2020 mit etwa 117.000 Hotelbetten nur über halb so viele wie das Nachbarland Tunesien verfügte, waren nach Angaben der Worldwide Hospitality Group 2022 immerhin 2.300 im Bau, knapp mehr als im kleineren Nachbarland. Besonderes Augenmerk will die Regierung auf den Sahara-Tourismus legen und 30.000 neue Betten im Süden des Landes schaffen. 

    Klimaschutz nimmt langsam an Bedeutung zu

    Eine zunehmende Rolle spielt der Klimaschutz für Algerien, auch wenn das Land hier noch vergleichsweise am Anfang steht. Der nationale Klimaplan wurde 2019 aufgestellt und gibt einen guten Überblick über die bestehende Gesetzgebung. Laut diesem Plan will Algerien 10 Prozent seines Energieverbrauchs einsparen. Fast die Hälfte des Energieverbrauchs gehen auf das Konto des Wohnungsbausektors. Neben der Wärmedämmung von Neubauten liegt nach Angaben der Agence Nationale pour la Promotion et la Rationalisation de l'Utilisation de l'Énergie großes Potenzial in der Renovierung bestehender Gebäude und der Gebäudeautomatisierung. Ein Pilotprojekt ist die erste "grüne Moschee" des Landes, die in der neuen Stadt Sidi Abdallah etwa 40 Kilometer südlich von Algier entsteht. Der Markt wird vor allem bei Großprojekten inzwischen von ausländischen Unternehmen dominiert, vor allem aus China und der Türkei.

    Von Peter Schmitz | Tunis

  • Hochbau: Marktchancen für deutsche Produkte und Dienstleistungen

    Für deutsche Unternehmen ist Algeriens Bausektor ein Nischenmarkt. Beratungs- und Planungsleistungen sind aber gefragt.

    Auch wenn der algerische Baumarkt von ausländischen Unternehmen dominiert wird, sind nur wenige deutsche Unternehmen aktiv. Der Marktzugang ist besonders für kleine und mittelständische Unternehmen schwierig, da die Auftragsvergabe nicht immer transparent ist, es zu Verzögerungen kommen kann und die Zahlungsmodalitäten teilweise kompliziert sind. Auch nach Vertragsabschluss kann es zu Änderungen wesentlicher Rahmenbedingungen, wie Einfuhrgenehmigungen kommen. Große Unternehmen mit staatlicher Unterstützung, vor allem aus China und der Türkei, sind hier anders aufgestellt und haben oft größere Ressourcen, um langwierige Prozesse und sich ändernde Rahmenbedingungen aufzufangen. Für Zulieferunternehmen oder Unterauftragnehmer können diese Generalunternehmer potenzielle Kunden sein.

    Für deutsche Beratungs- und Planungsunternehmen ist Algerien aufgrund der Konkurrenzsituation ein schwieriger Markt: Anbieter aus Frankreich, Italien, Spanien oder den USA sind präsent und verfügen oftmals über starke Partner aus dem Baugewerbe oder angrenzenden Ingenieursbereichen. Dennoch gibt es einen wachsenden Bedarf an Beratungsleistungen. Das betrifft vor allem anspruchsvolle Ingenieursleistungen für den Bau von Großprojekten in klimatisch herausfordernden Umgebungen (vor allem heißes Wüstenklima und Gebirge). Zudem sind die Themenbereiche Energieeffizienz und ressourcenschonendes Bauen stärker gefragt. 

    Regierung schafft Gesetze zum Klimawandel

    Eine zunehmende Bedeutung des Klimawandels für Algerien spiegelt sich auch in der Entwicklung der Gesetzgebung wider. Inzwischen nehmen sowohl die algerische Verfassung als auch einige Gesetze direkten Bezug auf den Klimawandel. Bereits in der Präambel verweist die im Jahr 2020 verabschiedete neue algerische Verfassung auf die negativen Auswirkungen des Klimawandels und die Verantwortung des Staates, die Umwelt für künftige Generationen zu schützen. Auch in den Artikeln 21 und 64 wird auf die Verpflichtung des Staates und der Bürger zum Schutz der Umwelt, zum verantwortungsvollen Umgang mit natürlichen Ressourcen, aber auch zur Sensibilisierung für diese Themen hingewiesen. Das 2016 neu aufgelegte Programm für Energieeffizienz zielt auf den Gebäudesektor ab. Wesentliche Bestandteile sind die thermische Isolation von 100.000 Wohneinheiten pro Jahr und die Installation von energiesparenden Leuchtmitteln. Konkretisiert sind diese Pläne aber noch nicht.

    Die algerische Baustoffindustrie expandierte in den vergangenen Jahren, getragen von staatlicher Unterstützung. Die Baustoffe Zement, Stahl und Keramik sind hier vor allem zu nennen. Hier wird inzwischen ein Überschuss produziert, der in den Export geht. Der Trend dürfte angesichts anhaltender Tendenzen zur Selbstversorgung und dem Aufbau von Exportindustrien sowie der gut gefüllten Staatskasse noch anhalten. Hier bieten sich für deutsche Zulieferer von Investitionsgütern Geschäftschancen. Das gilt auch für Technik und Dienstleistungen im Bergbau.

    Von Peter Schmitz | Tunis

  • Hochbau: Projekte

    Im Hochbau liegt der Schwerpunkt der algerischen Regierung auf dem Bau von Wohnraum und sozialer Infrastruktur. 

    Die rasant anwachsende Bevölkerung des flächenmäßig größten Landes des afrikanischen Kontinents braucht dringen Wohnraum. Seit Jahren unterstützt die Regierung das durch staatliche Wohnungsbauprogramme. Daneben braucht es Krankenhäuser, Schulen und Universitäten. Um die Wirtschaft zu stärken möchte man den Tourismus stärken, der im Vergleich zu den Nachbarn Marokko und Tunesien bisher vollkommen unterentwickelt ist.

    Die unter dem Namen "Neue Städte" aufgesetzten Stadtentwicklungsprogramme kommen vorwärts, mit unterschiedlichen Geschwindigkeiten. Im Zuge der Budgeterhöhung 2023 sind für diese Projekte etwa 300 Millionen US$ vorgesehen. Neben diesen Megaprojekten gibt es mehrere weitere Programme zum staatlichen Wohnungsbau. Es können je nach Segment Wohnungen vom Staat gebaut und im Anschluss an Berechtigte vermietet (logement public locatif, LPL), von privaten Entwicklern staatlich gefördert für die Vermietung gebaut (logements promotionnell aidés, LPA),  oder über einen Mietkauf über die Staatliche Agence nationale de l'amélioration et du développement du logement erworben werden (AADL). Hierfür sind im laufenden Jahr 2023 etwa 2,2 Milliarden US$ eingeplant.

    Das Budget des zuständigen Ministeriums für Wohnungsbau, Stadtplanung und urbane Entwicklung explodierte förmlich von etwa 140 Millionen US$ im vergangenen Jahr auf insgesamt über 3 Milliarden US$ im Jahr 2023. Das führte auch zu Kritik, da der Wohnungsbau seit Jahren als Hort der Korruption gilt, die kaum aufgearbeitet wurde. Berichten zufolge sind Begünstigte mit der Qualität der Umsetzung nicht zufrieden, zudem kommt es zu langwierigen Verzögerungen bei der Zahlung von Zuschüssen, beispielsweise beim Mietkauf. Immerhin werden inzwischen deutlich mehr Wohnungen übergeben. Im Jahr 2022 sollen es etwa 400.000 gewesen sein, verteilt aufs ganze Land und alle Segmente.  

    Schnellere Umsetzung von Krankenhausprojekten

    Als klassischer Rentierstaat muss Algerien auch die Gesundheitsversorgung der Bevölkerung möglichst gut sicherstellen. Zwar gab es hier seit den 1990er Jahren enorme Fortschritte, das Bevölkerungswachstum stellt jedoch eine Herausforderung auch diesbezüglich dar. Das Budget des Gesundheitsministeriums steigt dementsprechend mehr oder weniger kontinuierlich an, zuletzt für 2023 auf etwa 4,1 Milliarden US$, nach 3,6 Milliarden im Vorjahr. Neben neuen Projekten plant das Ministerium die Neubewertung laufender Projekte. 

    Zwischen etwa 2014 und 2022 waren eine Reihe von Projekten aufgrund des in diesem Zeitraum relativ niedrigen Ölpreises und in der Folge niedriger Staatseinnahmen auf Eis gelegt worden. Vereinzelt, wie im Wilaya Oran, gingen Kliniken in den Betrieb, die noch nicht fertiggestellt waren. Das soll sich nun ändern. Einerseits geht es um eine verbesserte Grundversorgung im ganzen Staatsgebiet. Zusätzlich entstehen in den Ballungszentren neue Gesundheitszentren in der Regel als Universitätskliniken (Centre hospitalier universitaire CHU). So soll das größte Universitätsklinikum des Landes, das CHU Mustapha Pacha in Algier, von Grund auf modernisiert werden. In Constantine soll zum bereits bestehendes ein weiteres CHU mit etwa 2.600 Betten entstehen.

    Im November 2022 fiel zudem der Startschuss zum Bau des sogenannten Algerian-Qatari-German-Hospital in Algier mit 400 Betten im Rahmen eines Besuchs des Emirs von Katar. Während bei diesem Projekt die Estihmar-Holding den Hut aufhat, war die ebenfalls katarische Public Works Authority Ashgal am Bau eines Klinikums für Notfallmedizin in Zéralda im Westen der Hauptstadt Algier beteiligt. 

    Tourismus soll ausgebaut werden

    Ebenfalls mit Unterstützung aus Katar soll der unterentwickelte Tourismussektor Algeriens entwickelt werden. Aktuell trägt er etwa 1 Prozent zum Bruttoinlandsprodukt und bietet etwa 130.000 Hotelbetten. Zum Vergleich: In Tunesien sind es mehr als doppelt so viele Betten, der Anteil am BIP beträgt mehr als 10 Prozent. Anfang 2023 meldete die katarische Retaj Hotels and Hospitality, 73 Hotel der staatlichen algerischen HTT zu übernehmen und auf internationales Niveau zu bringen. 

    Bereits seit Längerem baut Algerien die Stadioninfrastruktur aus. Neben der afrikanischen Nationenmeisterschaft im Fußball in 2023 fanden die Mittelmeerspiele 2022 in Oran statt. Für 2023 wurden vier weitere Stadienneubauten angekündigt, in Annaba, Constatine, Ouergla und Bechar.

    Ausgewählte Großprojekte im Wohnungs- und Wirtschaftsbau Algeriens

    Vorhaben

    Investitionssumme (in Millionen US$)

    Projektstand

    Projektträger

    "Neue Stadt" Hassi Messaoud

    4.500

    Im Bau

    Etablissement de la Ville Nouvelle de Hassi Messaoud

    Universitätskrankenhaus Algier

    625

    Im Bau

    Ministerium für Gesundheit

    Einkaufszentrum in Constantine

    200

    Im Bau

    Algerian Saudi Investement Company ASICOM

    Deutsch-katarisch-algerisches Krankenhaus

    100

    Vorstudie

    Ministerium für Gesundheit

    Ministerium für Gesundheit

    26

    Vorstudie

    Ministerium für Raumordnung, Umwelt und Tourismus

    Quelle: MEED Projects 2023

    Weitere Informationen zu Projekten finden Sie in der GTAI-Datenbank "Entwicklungsprojekte".

    Von Peter Schmitz | Tunis

  • Tiefbau: Marktlage und -entwicklung

    Algerien investierte trotz angespannter Haushaltslage weiter in die Infrastruktur. Europas Energiekrise treibt den Ausbau der Produktion an.

    Neben der Erschließung des Landes durch Verkehrsachsen und neuer Energieinfrastruktur wird für die algerische Regierung die Sicherung der Wasserressourcen zunehmend wichtig. Nach Angaben des Ministeriums für öffentliche Bauvorhaben sind aktuell Wasserbauprojekte im Wert von etwa 15 Milliarden US-Dollar (US$) geplant oder bereits im Bau. Der Bau von Entsalzungsanlagen bleibt ein wichtiger Baustein. Aktuell decken elf solcher Anlagen etwa 17 Prozent des jährlichen Wasserbedarfs. Bis 2024 sollen fünf weitere in Betrieb gehen, jeweils mit einer Kapazität von 300.000 Kubikmetern am Tag. Mit der gleichen Kapazität soll ab 2024 mit dem Bau von sechs weiteren Meerwasserentsalzungsanlagen begonnen werden (Mostaganem, Chlef, Tizi Ouzou, JIjel, Skikda, Tlemcen).  

    Die Aufbereitung von Abwasser wird in Zukunft aber eine wesentliche Rolle spielen. Aktuell liegt die Kapazität landesweit bei knapp über einer Milliarde Kubikmetern pro Jahr, bis 2030 sollen es zwei Milliarden werden. Mit dem aufbereiteten Wasser soll eine landwirtschaftliche Fläche von insgesamt 160.000 Hektar künstlich bewässert werden. Die Landwirtschaft verbraucht etwa 70 Prozent des Gesamtverbrauchs an Wasser in Algerien.

    Ausbau der Energieinfrastruktur anvisiert

    Im Energiesektor scheint der Ausbau erneuerbarer Energien etwas Fahrt aufzunehmen. Anfang März 2023 startete Sonelgaz eine Ausschreibung über 15 Solarparks mit einer Kapazität von insgesamt 2.000 Megawatt. Sonelgaz hat die Ambition, der führende Akteur auf diesem Gebiet zu werden. Bis 2030 sollen nach den Plänen der Regierung bis zu 15.000 Megawatt aus erneuerbaren Energien kommen.

    Dennoch geht auch der Ausbau der konventionellen Erzeugung in Gaskraftwerken voran. Laut Sonelgaz ist der Ausbau der Kapazität von etwa 24.000 Megawatt auf 31.000 Megawatt in 2031 anvisiert. Trotz des steigenden lokalen Verbrauchs dürften damit auch die Exportkapazitäten wachsen. Um diese zu realisieren, könnten die Stromtrassen nach Tunesien erweitert sowie ein Unterseekabel nach Italien verlegt werden. Die Pläne dazu sind aber noch nicht fortgeschritten. Zudem verfolgt Sonelgaz ein Investitionsprogramm zur Steigerung der Gasproduktion sowie zum Ausbau der Leitungsinfrastruktur. Bis 2027 sind 30 Milliarden US$ vorgesehen. Statt aktuell knapp 50 Milliarden Kubikmeter könnten dann 100 Milliarden Kubikmeter Erdgas nach Europa geliefert werden.  Helfen dürften hierbei auch Verträge, die man 2022 mit europäischen Unternehmen schließen konnte.

    Die Transsahara-Pipeline soll zum Beispiel auf einer Länge von 4.128 Kilometern pro Jahr etwa 15.000 bis 20.000 Kubikmeter Gas transportieren können, das geplante Budget liegt bei 13 Milliarden Euro. 

    Ausbau des Straßen- und Schienennetzes

    Ambitionierte Pläne zur Schaffung neuer Handelsrouten setzt Algerien langsam, aber stetig um. Die 1.216 Kilometer lange Ost-West-Autobahn ist bis auf 32 Kilometer fertig gestellt. Nun geht es darum, Zubringer für mehrere Häfen zu bauen, so in Djen Djen, Béjaia und Mostaganem. Auch die Nord-Süd-Autobahn, der algerische Teil des Trans-Sahara-Highways, ist bis auf einen 7,5 Kilometer langen Abschnitt fertig, die Autobahn an sich bereits in Betrieb. Mittelfristig dürfte die Instandhaltung des 140.000 Kilometer umfassenden Straßennetz Algeriens den Straßenbau bestimmen. 

    Auch der Ausbau des Schienennetzes wird konsequent weiterverfolgt, von aktuell etwa 4.200 Kilometern auf 12.500 Kilometer. Nach Angaben der staatlichen Eisenbahnentwicklungsgesellschaft Anesrif sind 30 Milliarden US$ für neue Linien und die Modernisierung bestehender vorgesehen. Laut Verkehrsministerium ist die Verbindung des Nordens des Landes mit dem Süden die Priorität für 2023. Zudem soll auf bestehenden Strecken die mögliche Höchstgeschwindigkeit von 160 Kilometern pro Stunde auf 220 steigen.

    Neben dem Fernverkehr werden die Trambahnen weiter ausgebaut. In Algier übernahm die algerische Cosider den Ausbau von der spanischen Corsan Isolux. Der Bau eines neuen Abschnitts zwischen Les Fusillés und Bir Mourad Rais soll noch 2023 beginnen. In Oran und Bejaia sind zudem Modernisierung und Ausbau der Seilbahnen geplant.

    Der Ausbau der Handelsrouten schließt auch die maritime Infrastruktur ein. Das Leuchtturmprojekt für diesen Bereich ist der neue Tiefwasserhafen El Hamdaniya. Bis 2025 soll das erste Terminal in Betrieb gehen, wobei es bei diesem Projekt immer wieder zu Verschiebungen kommt. Die Kosten werden auf 5 Milliarden US$ geschätzt. Neben diesem Neubauprojekt geht der Ausbau und die Modernisierung der elf Handelshäfen Algeriens voran. Beispielsweise wurden für das Ausbauprojekt in Arzew etwa 300 Millionen US$ freigegeben. Bis Mitte 2026 soll ein neuer Anlegeplatz entstehen.

    Von Peter Schmitz | Tunis

  • Tiefbau: Marktchancen für deutsche Unternehmen

    China dominiert den Tiefbau in Algerien. Für deutsche Unternehmen können sich mit dem Einstieg in die erneuerbaren Energien Chancen ergeben.

    Algerien hat seine Infrastruktur in den vergangenen Jahren vor allem mit chinesischer Expertise entwickelt. Auch wenn die Regierung anstrebt, diese Dominanz zu brechen, sind die Absatzchancen für deutsche Unternehmen überschaubar. Einerseits gibt es wenige deutsche Bauunternehmen, die infrage kommen, andererseits gibt gut aufgestellte Konkurrenz. Zudem verfolgt Algerien auch im Bausektor das Ziel, die heimische Industrie zu stärken, zumindest auf dem Papier.

    Das wesentliche potenzielle Betätigungsfeld für deutsche Anbieter dürften Machbarkeits-, Umweltverträglichkeitsstudien und Planungsdienstleistungen sein. Letztere könnten gerade bei den aufkommenden Projekten für erneuerbare Energien gefragt sein. Deutsche Projektentwickler sind weltweit angesehen, zudem wird der Sektor im Rahmen der deutsch-algerischen Energiepartnerschaft unterstützt, was die Kontaktaufnahme erleichtern dürfte.

    Die Ambitionen Algeriens, neben Erdgas in Zukunft auch Wasserstoff nach Europa zu liefern, verbessern die Aussichten, deutsche Expertise in Algerien einzusetzen. Im Dezember 2022 unterzeichneten Sonatrach und die deutsche VNG eine Absichtserklärung. Ziel ist die Entwicklung von Wasserstoff- und Ammoniakprojekten, um langfristig grünen Wasserstoff nach Deutschland zu exportieren.

    Von Peter Schmitz | Tunis

  • Tiefbau: Projekte

    Der Staat vergibt die meisten Tiefbauprojekte in Algerien. Nach wie vor kommen vor allem ausländische Unternehmen zum Zug.

    Im Tiefbau dominieren vor allem Unternehmen aus China, aber auch aus der Türkei gibt es etliche Durchführer. Hinsichtlich der Vergabe kommt es vor allem bei grenzüberschreitenden Energieprojekten auch zu Kooperationen.

    Ausgewählte Großprojekte im Tiefbau/Infrastrukturbau Algeriens

    Vorhaben

    Investitionssumme (in Millionen US$)

    Projektstand

    Projektträger

    Trans-Sahara-Gaspipeline

    13.000

    Vorstudie

    Sonatrach / NNPC 

    Schienenkorridor Nord-Süd

    6.980

    Studie

    ANESRIF 1)

    Elektrifizierung der Bahnlinie Oued Lelat-Redjem

    1.100

    Vorstudie

    ANESRIF

    Meerwasserentsalzungsanlagen Tipaza und Cap Djinet

    400

    Ausschreibung

    Algerian Energy Company

    Interkonnektor Algerien-Libyen

    300

    Vorstudie

    Sonelgaz / Gecol 2)

    Unterseekabel Algerien-Italien

    200

    Vorstudie

    Sonelgaz

    Straßenbau Tindouf-Zouerate

    200

    Vorstudie

    Naftal

    Staudamm Souk Tlata

    60

    Ausschreibung

    ANBT 3)

    Abwasserkläranlage Bouinan

    26

    Vorstudie

    ONA

    1 Agence nationale d'études et de suivi de la réalisation des investissements ferroviaires; 2 General Electricity Company of Libya; 3 Agence Nationale des Barrages et Transferts.Quelle: MEED Projects 2023

    Weitere Informationen zu Projekten finden Sie in der GTAI-Datenbank "Entwicklungsprojekte".

    Von Peter Schmitz | Tunis

  • Wettbewerbssituation und Geschäftspraxis

    In der algerischen Bauindustrie leiden die lokalen Unternehmen unter dem Wettbewerbsdruck ausländischer Anbieter. Der Staat ist wichtigster Auftraggeber im Bausektor.

    Die algerische Bauindustrie trug in den vergangenen Jahren einerseits überdurchschnittlich zum Wirtschaftswachstum bei. Andererseits litten die lokalen Unternehmen, da die Aufträge vornehmlich an ausländische Anbieter gegangen sind. Die Pandemie setzte den algerischen Bauunternehmen nochmals zu, etwa 1.500 mussten aufgeben. Unternehmensvertreter fordern ein Rettungsprogramm, oder zumindest ein Ende der Bevorzugung ausländischer Unternehmen. 

    Das größte algerische Bauunternehmen ist die staatliche Cosider Group. Mit mehreren Tochterunternehmen deckt Cosider fast alle Baubereiche ab. Es gibt weitere staatliche Unternehmen, wie Gitra (Straßenbau) oder Gitrama (Maritimbau).

    Aus China sind die China State Construction Engineering Corporation (CSCEC), die unter anderem den Flughafen und die große Moschee in Algier umsetzte, die China Geo-Engineering Company, die China Civil Engineering Construction Corporation (CCECC) oder Sino Hydro zu nennen. Einige türkische Unternehmen konnten in den vergangenen Jahren Projekte an Land ziehen, wie Mapa, Atlas oder Alarko. Aus Ägypten ist Arab Contractors im Wohnungsbau aktiv, aus Südkorea Daewoo, Hyundai und Samsung.

    Planungsunsicherheiten bei Projekten

    Die wesentlichen Hindernisse für kleinere und mittelständische Unternehmen sind sich ändernde Rahmenbedingungen im Projektverlauf, nachträgliche Änderungen von vertraglichen Vereinbarungen, und die generelle Intransparenz bei der Auftragsvergabe. 

    Grundsätzlich legt die algerische Regierung, die der wichtigste Auftraggeber im Bausektor ist, Wert auf Local Content. Einigen Akteuren gelingt es, solche Vorgaben aufzuweichen. 

    Grundsätzlich sind langfristige Planung mit zeitlichen und finanziellen Reserven entscheidend, um zum Geschäftserfolg zu kommen, genauso wie lokale oder zumindest im Markt erfahrene Partner. Die Korruptionsprozesse der vergangenen Jahre zeigten, dass recht kurzfristig etablierte algerische Unternehmen mehr oder weniger aus dem Spiel genommen werden können. 

    Stand: April 2023

    Von Peter Schmitz | Tunis

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