Im Hochbau liegt der Schwerpunkt der algerischen Regierung auf dem Bau von Wohnraum und sozialer Infrastruktur.
Die rasant anwachsende Bevölkerung des flächenmäßig größten Landes des afrikanischen Kontinents braucht dringen Wohnraum. Seit Jahren unterstützt die Regierung das durch staatliche Wohnungsbauprogramme. Daneben braucht es Krankenhäuser, Schulen und Universitäten. Um die Wirtschaft zu stärken möchte man den Tourismus stärken, der im Vergleich zu den Nachbarn Marokko und Tunesien bisher vollkommen unterentwickelt ist.
Die unter dem Namen "Neue Städte" aufgesetzten Stadtentwicklungsprogramme kommen vorwärts, mit unterschiedlichen Geschwindigkeiten. Im Zuge der Budgeterhöhung 2023 sind für diese Projekte etwa 300 Millionen US$ vorgesehen. Neben diesen Megaprojekten gibt es mehrere weitere Programme zum staatlichen Wohnungsbau. Es können je nach Segment Wohnungen vom Staat gebaut und im Anschluss an Berechtigte vermietet (logement public locatif, LPL), von privaten Entwicklern staatlich gefördert für die Vermietung gebaut (logements promotionnell aidés, LPA), oder über einen Mietkauf über die Staatliche Agence nationale de l'amélioration et du développement du logement erworben werden (AADL). Hierfür sind im laufenden Jahr 2023 etwa 2,2 Milliarden US$ eingeplant.
Das Budget des zuständigen Ministeriums für Wohnungsbau, Stadtplanung und urbane Entwicklung explodierte förmlich von etwa 140 Millionen US$ im vergangenen Jahr auf insgesamt über 3 Milliarden US$ im Jahr 2023. Das führte auch zu Kritik, da der Wohnungsbau seit Jahren als Hort der Korruption gilt, die kaum aufgearbeitet wurde. Berichten zufolge sind Begünstigte mit der Qualität der Umsetzung nicht zufrieden, zudem kommt es zu langwierigen Verzögerungen bei der Zahlung von Zuschüssen, beispielsweise beim Mietkauf. Immerhin werden inzwischen deutlich mehr Wohnungen übergeben. Im Jahr 2022 sollen es etwa 400.000 gewesen sein, verteilt aufs ganze Land und alle Segmente.
Schnellere Umsetzung von Krankenhausprojekten
Als klassischer Rentierstaat muss Algerien auch die Gesundheitsversorgung der Bevölkerung möglichst gut sicherstellen. Zwar gab es hier seit den 1990er Jahren enorme Fortschritte, das Bevölkerungswachstum stellt jedoch eine Herausforderung auch diesbezüglich dar. Das Budget des Gesundheitsministeriums steigt dementsprechend mehr oder weniger kontinuierlich an, zuletzt für 2023 auf etwa 4,1 Milliarden US$, nach 3,6 Milliarden im Vorjahr. Neben neuen Projekten plant das Ministerium die Neubewertung laufender Projekte.
Zwischen etwa 2014 und 2022 waren eine Reihe von Projekten aufgrund des in diesem Zeitraum relativ niedrigen Ölpreises und in der Folge niedriger Staatseinnahmen auf Eis gelegt worden. Vereinzelt, wie im Wilaya Oran, gingen Kliniken in den Betrieb, die noch nicht fertiggestellt waren. Das soll sich nun ändern. Einerseits geht es um eine verbesserte Grundversorgung im ganzen Staatsgebiet. Zusätzlich entstehen in den Ballungszentren neue Gesundheitszentren in der Regel als Universitätskliniken (Centre hospitalier universitaire CHU). So soll das größte Universitätsklinikum des Landes, das CHU Mustapha Pacha in Algier, von Grund auf modernisiert werden. In Constantine soll zum bereits bestehendes ein weiteres CHU mit etwa 2.600 Betten entstehen.
Im November 2022 fiel zudem der Startschuss zum Bau des sogenannten Algerian-Qatari-German-Hospital in Algier mit 400 Betten im Rahmen eines Besuchs des Emirs von Katar. Während bei diesem Projekt die Estihmar-Holding den Hut aufhat, war die ebenfalls katarische Public Works Authority Ashgal am Bau eines Klinikums für Notfallmedizin in Zéralda im Westen der Hauptstadt Algier beteiligt.
Tourismus soll ausgebaut werden
Ebenfalls mit Unterstützung aus Katar soll der unterentwickelte Tourismussektor Algeriens entwickelt werden. Aktuell trägt er etwa 1 Prozent zum Bruttoinlandsprodukt und bietet etwa 130.000 Hotelbetten. Zum Vergleich: In Tunesien sind es mehr als doppelt so viele Betten, der Anteil am BIP beträgt mehr als 10 Prozent. Anfang 2023 meldete die katarische Retaj Hotels and Hospitality, 73 Hotel der staatlichen algerischen HTT zu übernehmen und auf internationales Niveau zu bringen.
Bereits seit Längerem baut Algerien die Stadioninfrastruktur aus. Neben der afrikanischen Nationenmeisterschaft im Fußball in 2023 fanden die Mittelmeerspiele 2022 in Oran statt. Für 2023 wurden vier weitere Stadienneubauten angekündigt, in Annaba, Constatine, Ouergla und Bechar.
Ausgewählte Großprojekte im Wohnungs- und Wirtschaftsbau AlgeriensVorhaben | Investitionssumme (in Millionen US$) | Projektstand | Projektträger |
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"Neue Stadt" Hassi Messaoud | 4.500 | Im Bau | Etablissement de la Ville Nouvelle de Hassi Messaoud |
Universitätskrankenhaus Algier | 625 | Im Bau | Ministerium für Gesundheit |
Einkaufszentrum in Constantine | 200 | Im Bau | Algerian Saudi Investement Company ASICOM |
Deutsch-katarisch-algerisches Krankenhaus | 100 | Vorstudie | Ministerium für Gesundheit |
Ministerium für Gesundheit | 26 | Vorstudie | Ministerium für Raumordnung, Umwelt und Tourismus |
Quelle: MEED Projects 2023
Weitere Informationen zu Projekten finden Sie in der GTAI-Datenbank "Entwicklungsprojekte".
Von Peter Schmitz
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Tunis