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Gärten an der Bucht | © Getty/Buena Vista Images Singapore, Gardens By The Bay | © Getty/Buena Vista Images

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Klein, aber oho? – Chancen für die digitale Gesundheitswirtschaft

Exportinitative Gesundheitswirtschaft

„Asia is the place to be right now!“, so Wirtschaftsminister Habeck auf der Asien-Pazifik-Konferenz. Stimmt das für deutsche Anbieter von E-Health-Lösungen mit Blick auf Singapur?

Von Stefanie Zenk

Singapurs Bevölkerung altert rapide. Die Geburtenrate des wohlhabenden Stadtstaats gehört zu den niedrigsten weltweit, während die Lebenserwartung steigt. Der Anteil der über 65-Jährigen wird sich von etwa 13,1 Prozent im Jahr 2023 auf rund 26,8 Prozent im Jahr 2050 mehr als verdoppeln. Dann wird Singapur den UN-Status eines „super aged“- Landes erreicht haben.

Der Zuwachs chronischer Krankheiten und immer weniger Erwerbstätige zur Finanzierung der Alters- und Gesundheitsversorgung belasten das Gesundheitssystem schwer.

Die Demografie treibt Gesundheitsreformen und Digitalisierung

Singapurs Regierung reagiert mit der Fokussierung seiner Gesundheitspolitik und Initiativen auf die Belange der alternden Bevölkerung und die Digitalisierung.

Das Krankenversicherungssystem wurde ausgebaut und fokussiert sich auf die Sicherstellung der Lebensqualität durch bezahlbare Gesundheitsversorgung. 2023 wurde mit einem Aktionsplan für erfolgreiches Altern der Fokus auf präventive Medizin gelegt, um Behandlungskosten einzudämmen. Bis 2030 soll der Ausbau der Gesundheitsinfrastruktur abgeschlossen sein. Erhebliche Mittel sollen dabei in den Ausbau sogenannte Active Ageing Centers (Gemeinschaftszentren für aktives Altern) fließen. Mit einer öffentlichen Konsultation zum Gesundheitsinformationsgesetz wird zudem das Thema Datensicherheit und -genauigkeit aufgegriffen.

Der kleine Markt zeigt große E-Health-Perspektiven

Zwar ist Singapurs Gesundheitsmarkt verhältnismäßig klein. Der Stadtstaat belegt im asiatisch-pazifischen Raum Rang 11. Mit 4,6 Prozent des BIP (2023) liegt das Land unter dem globalen Median von 6,4 Prozent.

Die Gesundheitsausgaben stiegen jedoch in den letzten Jahren stetig. Zur Zeit liegen sie bei 24 Milliarden US-Dollar mit einem jährlichen Wachstum von 6,2 Prozent. 55 Prozent sind öffentliche Gesundheitsausgaben, 45 Prozent private. Ein Großteil des staatlichen Gesundheitsbudgets wird für die Programme zur Unterstützung der alternden Bevölkerung ausgegeben. Die Pro-Kopf-Gesundheitsausgaben sind mit 3.895 US$ (2023) in Singapur höher als in anderen Märkten der APAC-Region. Nur Japan gibt derzeit etwas mehr aus (3.945 US$).

Nach Aussage von Beobachtern führt eine effiziente Mittelverwendung zu qualitativ hochwertigen Dienstleistungen. Dem E-Health-Markt wird bis 2026 eine Verdoppelung von 413,3 Millionen Euro in 2023 auf ein Marktvolumen von 965,4 Millionen Euro vorhergesagt. Bis 2029 soll es weiter auf 1,2 Milliarden Euro in 2029 steigen.

Eine fortschrittliche digitale Gesundheitslandschaft eröffnet Chancen

Prävention und smarte Anwendungen gelten als Schlüssel zum Erfolg. Die Bevölkerung ist offen für digitale Gesundheitslösungen. Apps und Gesundheitsportale zur Prävention werden genutzt, KI-unterstützte Tests zur Früherkennung von Krankheiten wie Demenz getestet und die Telemedizin ausgebaut.

Letzterer wird ein besonders hohes Wachstum bescheinigt. Sie ist eine der wichtigsten Smart-Health-Initiativen Singapurs. Unternehmen können mit Lösungen zur Gesundheitsüberwachung, Früherkennung und Prävention von Krankheiten einen wichtigen Beitrag leisten.

Ebenfalls hohes Wachstum wird in den Bereichen elektronische Patientenakte, Smart Hospitals und Big Data gesehen.

Initiativen fördern Bedarfsorientierung und Markteinführung

Das Centre for Healthcare Assistive & Robotics Technology (CHART) dient als Plattform für den Austausch von Gesundheitsanwendern mit Industrie, Wissenschaft und Forschung zur Entwicklung und dem Testen von Assistenztechnologien und Robotik.

Seit 2018 bietet Singapur sog. regulatorische „Sandkästen“ (regulatory sandboxes). Dahinter verbirgt sich das Lizenzierungs- und Anpassungsprogramm (LEAP) des Gesundheitsministeriums. Es soll die Entwicklung und Umsetzung neuer Gesundheitsmodelle erleichtern, derzeit mit dem Fokus auf Telemedizin. Es bietet Unternehmen die Möglichkeit, ihre innovativen Lösungen in einer „kontrollierten“ Umgebung zu testen und auf die spezifischen Bedürfnisse des singapurischen Marktes anzupassen. Umgekehrt kann das Gesundheitsministerium als Partner des Programms rechtzeitig regulatorische Vorschriften anpassen, um die telemedizinische Versorgung zu befördern.

Ein zuverlässiges regulatorisches Umfeld auf dem Weg der Harmonisierung

Die regulatorischen Anforderungen an digitale Gesundheitslösungen sind gut strukturiert und richten sich nach internationalen Standards. Das schafft Sicherheit. Hersteller können ihre Zulassungen aus dem Ausland nutzen, um eine Zulassung in Singapur zu erhalten.

Die Health Sciences Authority (HSA) ist die Hauptregulierungsbehörde in Singapur, die für die Sicherheit, Qualität und Überwachung von Medizinprodukten und digitalen Gesundheitslösungen verantwortlich ist. Sie ist international engagiert im International Medical Device Regulators Forum (IMDRF).

Zudem arbeitet sie regional im ASEAN Medical Device Committee (AMDC) mit. Diese Gruppe arbeitet an der Umsetzung der ASEAN Medical Device Directive (AMDD), der Vereinbarung zwischen den zehn ASEAN-Mitgliedstaaten zur Harmonisierung des regulatorischen Rahmens für Medizinprodukte für die Region. Bislang haben von den zehn ASEAN-Mitgliedstaaten Singapur, Malaysia und Indonesien die Richtlinie vollständig umgesetzt.

Singapur dient als Tor zu den ASEAN Märkten

Der Stadtstaat punktet so als Vorreiter der Harmonisierung und dank seiner strategischen Lage als Tor in die ASEAN-Märkte. Das bestätigt Gernot Ringling, Geschäftsführer der Messe Düsseldorf Asia. Sie richtet die Fachmesse MEDICAL FAIR ASIA aus, die im September 2024 in Singapur stattfand und 2025 in Bangkok (Thailand) der Branche wieder ihre Tore öffnen wird: „Die alternde Bevölkerung und die wachsende Mittelschicht in Südostasien sind die Haupttreiber des Wachstums in der Gesundheitsbranche der Region, und Singapurs strategische Lage macht es zum idealen Tor für ausländische Unternehmen, die in diesen boomenden Markt eintreten möchten.“ Ein tieferer Blick in die Region kann sich also lohnen.

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