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Wirtschaftsumfeld | ASEAN | Außenhandel

Deutsche Exporte 2023 um 3,2 Prozent gewachsen

Die deutschen Ausfuhren in die ASEAN-Länder stiegen im Jahr 2023 um 1 Milliarde US-Dollar. Die Hälfte des Zuwachses entfällt auf Indonesien.

Von Frank Malerius | Jakarta

Deutschland hat 2023 laut Destatis Waren im Wert von 30,5 Milliarden US-Dollar (28,2 Milliarden Euro) in die zehn Länder des südostasiatischen Staatenbundes Association of Southeast Asian Nations (ASEAN) geliefert. Das entspricht einem Plus von 1 Milliarde US$ oder einer Steigerung von 3,2 Prozent gegenüber dem Vorjahr und ist der höchste Wert seit dem Vorcoronajahr 2019. Er liegt damit auch über dem Wachstum der deutschen Gesamtexporte 2023 von 0,8 Prozent.

Die ASEAN-Region hat 680 Millionen Einwohner und eine Wirtschaftskraft von fast 4 Billionen US$. Sie ist neben China und Indien eine der dynamischsten Wirtschaftsregionen der Welt und dürfte mit einem durchschnittlichen jährlichen Wachstum von mehr als 4 Prozent bereits in wenigen Jahren die deutsche Wirtschaftsleistung überflügeln.

Die Mitgliedstaaten sind sehr unterschiedlich: Neben der Hightechmetropole Singapur gehören zu ASEAN die Schwellenländer Malaysia, Thailand, Indonesien, Vietnam und die Philippinen sowie die Entwicklungsländer Laos, Kambodscha und Myanmar. Hinzu kommt das kleine wohlhabende Sultanat Brunei.

 

Die Region ASEAN ist trotz ihrer wirtschaftlichen Dynamik für deutsche Unternehmen ein vergleichsweise kleiner Absatzmarkt. Nicht einmal 2 Prozent der deutschen Exporte gehen dorthin. Grund dafür ist unter anderem die scharfe Konkurrenzsituation mit China, das in allen ASEAN-Ländern der wichtigste Warenlieferant geworden ist – zumeist mit großem Abstand. Allerdings werden aus der Volksrepublik auch viele Waren geliefert, die von deutschen Unternehmen dort gefertigt werden und damit Teil der chinesischen Exportstatistik sind.

Gemessen an der Wirtschaftsleistung liefert Deutschland allerdings mehr in die ASEAN als nach China. Mangels eigener technologischer Fertigkeiten gibt es in der Region einen großen Importbedarf, insbesondere an Investitionsgütern wie Maschinen. Und daran wird sich auch langfristig nichts substanziell ändern. 

Schwacher Exportmarkt Indonesien holt auf 

Knapp die Hälfte der deutschen Exportsteigerung in die ASEAN im Jahr 2023 entfällt auf Indonesien, das mehr als ein Drittel der Wirtschaftsleistung der Region ausmacht, aber dennoch ein vergleichsweise schwacher Zielmarkt ist: Nur 0,2 Prozent der deutschen Exporte gehen in den Archipel. Große Steigerungen gab es hier bei den deutschen Maschinen- und Kfz-Lieferungen. Die Gesamtlieferungen verzeichneten den höchsten Wert seit 2014.

Mehr deutsche Waren werden in die deutlich kleineren Volkswirtschaften Malaysia, Thailand und Vietnam geliefert. Mit Abstand wichtigster Absatzmarkt der Region bleibt allerdings die Handelsdrehscheibe Singapur, von der aus die Waren weiter in die Region verteilt werden. In all diesen Ländern gab es nur geringe Veränderungen der deutschen Exportwerte gegenüber 2022. 

Die chinesische Konkurrenz wächst

Die Handelsmacht Chinas in der Region ist erdrückend. Nach letztverfügbaren Zahlen von 2022 kommen knapp ein Viertel der ASEAN-Importe aus dem Reich der Mitte, aber nur 6 Prozent aus den 27 Ländern der EU. Der deutsche Lieferanteil liegt bei etwa 2 Prozent. Das Handelsdefizit der ASEAN mit China ist 2022 auf gigantische 141 Milliarden US$ angewachsen. Kompensiert wird es durch große Überschüsse mit den USA und der EU.

Der wachsende chinesische Warenstrom besteht längst nicht mehr nur aus Konsumartikeln oder einfachen Investitionsgütern, sondern zunehmend auch aus Hightech. In allen größeren Gütergruppen, mit Ausnahme von Automobilen, ist China als Lieferant führend. Zudem baut die Volksrepublik in allen Ländern der Region massiv die Infrastruktur aus, unterstützt von chinesischen Zulieferern und staatlicher Finanzierung. 

Deutsches Handelsbilanzdefizit sinkt wieder

Deutschland hat mit der ASEAN ein dauerhaftes Handelsdefizit. Aus der Region werden vor allem Bekleidung und Elektronik importiert, in kleinerem Umfang auch Rohstoffe und Vorprodukte. Die Hälfte dieser Einfuhren kommt aus Malaysia (vor allem Elektronik und Elektrotechnik) und Vietnam (insbesondere Bekleidung und Elektronik). Im Jahr 2022 erreichte das Handelsbilanzdefizit einen neuen Rekordwert von 30,5 Milliarden US$. Im Jahr 2023 ist das Defizit vor allem dank geringerer deutscher Einfuhren auf 26,3 Milliarden US$ gesunken.

Deutschland verzeichnete 2023 sein viertgrößtes bilaterales Handelsdefizit mit Vietnam (-10,9 Milliarden US$) und sein zehntgrößtes bilaterales Handelsdefizit mit Malaysia (-5,6 Milliarden US$). Unter den 22 größten bilateralen Handelsdefiziten Deutschlands finden sich sechs der zehn ASEAN-Länder.

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