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Aserbaidschan sucht Partner für die Arzneimittelproduktion
Aserbaidschans Arzneimittelimporte boomen. Die Regierung will diesem Trend entgegenwirken. Ausländische Partner für eine lokale Fertigung sind willkommen.
17.03.2022
Von Uwe Strohbach | Baku
Aserbaidschans Einfuhren von pharmazeutischen Erzeugnissen ziehen kräftig an. Die großen Wachstumsschübe in den Jahren 2020 und 2021 sind der Bekämpfung der Coronapandemie geschuldet.
Auch in den Jahren 2022 und 2023 erwarten Marktkenner eine lebhafte Nachfrage nach ausländischen Präparaten. Im Import von und Großhandel mit pharmazeutischen Produkten dominieren die Unternehmen Avromed Company, AzeriMed und Zeytun Pharmaceutical.
Aserbaidschan wirbt um die Ansiedlung von Arzneimittelherstellern, um dem Importboom entgegenzusteuern. Seit 2021 ringt die Agentur für die Entwicklung von Wirtschaftszonen (İqtisadi Zonaların İnkişafı Agentliyi) um neue Produktionsstandorte in den öffentlich geförderten Industriezonen. Dabei sollen vor allem ausländische Investoren gewonnen werden.
Industriepark Pirallahi sucht Investoren für Gesundheitsprodukte
Produzenten pharmazeutischer Erzeugnisse und medizinischer Verbrauchsartikel sollen vorrangig im Industriepark Pirallahi angesiedelt werden. Das im Jahr 2016 eröffnete Gewerbegebiet wurde vorwiegend für den Bedarf der Pharmabranche und artverwandter Sektoren errichtet. Der Industriepark lockt ebenso wie andere öffentlich geförderte Gewerbeparks mit steuerlichen und Zollpräferenzen. Die sich hier ansiedelnden Investoren zahlen für einen Zeitraum von sieben Jahren keine Gewinn-, Grund- und Vermögensteuer. Zudem sind sie von Zöllen und der Mehrwertsteuer für importierte Ausrüstungen befreit.
Bei der Gewinnung neuer ausländischer Investoren für den Standort Pirallahi kann die Agentur für die Entwicklung von Wirtschaftszonen auf erste Erfolge verweisen. Kapitalanleger, darunter aus der Türkei und Indien, haben ihr Interesse an einer Ansiedelung bekundet. Einige setzen bereits geplante Projekte um.
Unternehmen | Produkte | realisierte Investitionen (Mio. US$)/Anmerkung |
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R-Pharm LLC, Tochter der russischen Firmengruppe R-Pharm | onkologische, kardiologische, hämatologische, Antivirus- und andere Präparate, geplante Gesamtkapazität: 250 Mio. Einheiten/Jahr; Arzneimittel gegen Diabetis (Diabeton/Gliclazid) in Kooperation mit dem Unternehmen Servier, Frankreich (Vereinbarung: 1 Mio. Packungen/Jahr) | mehr als 20 (Inbetriebnahme erster Kapazitäten 2019, Ausbau auf bis zu 5 Produktionslinien avisiert) |
Einwegspritzen (Kapazität: 150 Mio. St./Jahr), seit 2021 auch PCR-Covid-19-Tests (6 Mio. St./Jahr), Sortimentserweiterung geplant (Katheter, Insulinspritzen) | 7 | |
Holding Demirören, Türkei (Partner: Azerbaijani Investment Company, Aserbaidschan) | verschiedene Arzneimittel | keine (Projektfrühphase; Absichtserklärung: 40 Mio. US$ für 2 Projektphasen, Phase 1: 2022 bis 2024) |
Zu den neuen Akteuren in der aserbaidschanischen Arzneimittelproduktion zählt das 2019 gegründete Unternehmen Parla Pharmaceuticals. Es produziert gegenwärtig Antimykotika, Alpha-Rezeptorenblocker und Antibiotika (Nitroimidazole). Der Pharmaproduzent hegt ambitionierte Expansionspläne. Dabei hat er sowohl den Absatz pharmazeutischer Erzeugnisse im Inland als auch Exporte unter dem Label "Made in Azerbaijan" im Visier. Parla
Pharmaceuticals will künftig komplexe Moleküle zur Behandlung von urologischen, endokrinologischen, hämatologischen, onkologischen und anderen Erkrankungen nach westlichen Standard produzieren. Nach Angaben des Geschäftsführers Arash Nosrati Heravi soll die Anzahl der hergestellten Präparate innerhalb der nächsten etwa fünf Jahre auf bis zu 400 ausgeweitet werden.
Die aserbaidschanische Regierung hat in den vergangenen Jahren bereits mehrere Vorstöße für die beschleunigte Entwicklung einer eigenen Pharmaindustrie unternommen. Die im Jahr 2018 auf den Weg gebrachte Ausbauinitiative sollte die jährliche Produktion von bisher weniger als 1 Million US-Dollar (US$) auf 88 Millionen US$ bis 2021 hochschnellen lassen. In der Realität verharrt der Ausstoß bis heute auf einem geringen Niveau von etwa 4 bis 6 Millionen US$ (2020 und 2021).
Hinter den mangelnden Produktionserfolgen stehen vor allem angekündigte Vorhaben im Gewerbegebiet Pirallahi. Diese wurden bislang nur zum Teil oder gar nicht realisiert. An diesem Standort wurden bisher nur geschätzte 25 Millionen US$ in Pharmazieprojekte investiert. Angekündigt waren hingegen über 100 Millionen US$.
Außenhandelsinformationen für die deutsche Exportwirtschaft | |
Anlaufstelle für deutsche Unternehmen | |
Gesellschaft (Fonds) für Export-und Investitionsförderung in Aserbaidschan AZPROMO | One-Stop-Shop für ausländische Investoren (untersteht dem Ministerium für Wirtschaft) |
zentrale Behörde für die Gesundheitswirtschaft (Durchführung von Ausschreibungen) | |
Zentrum für Analytische Expertise von Arzneimitteln des Ministeriums für Gesundheitswesen | Aufsichtsbehörde für den Arzneimittelmarkt, Registrierung von pharmazeutischen Erzeugnissen (Produktion, Import und Vertrieb) |
Tarifrat Aserbaidschans | Übersicht über mehr als 13.000 Arzneimittel (Warenbezeichnung, Darreichungsform, Mengenangabe pro Packung, Groß- und Einzelhandelspreise, Herstellerland) unter der Rubrik Arzneimittel |
Medinex - Aserbaidschanische Internationale Messe für medizinische Innovationen, Baku Expo Center | Fachmesse für Gesundheitswirtschaft, nächster Jahrgang: 3. bis 5. November 2022 |
Azerbaijan Healthcare - Gesundheit und Medizintourismus | Fachmesse für Gesundheitswirtschaft und Medizintourismus, nächster Jahrgang: 21. bis 22. Oktober 2022 |