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Aserbaidschans Seefracht wächst, moderne Schiffstechnik gefragt

Aserbaidschans Schiffbau profitiert aus dem steigenden Seetransport und den Zukäufen der nationalen Reederei. Innovative maritime Technik bietet Chancen für ausländische Partner.

Von Uwe Strohbach | Baku

Aserbaidschans Häfen spielen eine zentrale Rolle bei der Verladung und dem Transport von Waren zwischen Asien und Europa. Laut DHL Freight, einem Unternehmen der DHL-Gruppe, wird die Seefracht in den kommenden Jahren der am schnellsten wachsende Verkehrsträger sein. Seeschiffe seien schon jetzt für rund 90 Prozent des globalen Warenverkehrs verantwortlich. 

Der Kaspi-Anrainer Aserbaidschan dürfte von dieser Entwicklung aufgrund seiner Lage am zentralen Ost-West-Transportkorridor besonders profitieren. Die Route führt von China durch Zentralasien, über das Kaspische Meer, weiter nach Aserbaidschan und Georgien und schließlich nach Europa. Sie stellt eine Alternative zum Transportweg über Russland dar. 

Seehafen in Baku soll ausgebaut werden

Das Südkaukasusland bereitet sich auf den weiter steigenden Warenumschlag vor. So entsteht aktuell für den multimodalen Warenumschlag ein regionaler Transport- und Logistikknotenpunkt am Kaspischen Meer. Hierzu zählen neue Freihandelszonen und moderne Logistikzentren. 

Diese sind meist direkt an Aserbaidschans größten Seehafen Baku angebunden. Dessen Ausbau soll die Kapazitäten für den Güterumschlag mittelfristig von 15 Millionen auf 25 Millionen Tonnen Güter erhöhen. Für 2025 wird im Hafen ein Umsatz von 9 Millionen Tonnen Fracht erwartet, ein Plus von 18 Prozent gegenüber 2024. 

Mit der steigenden Seefracht wächst die Nachfrage nach neuen Schiffen. Das Kaspiland baut demensprechend den Flottenbestand aus: Die Tragfähigkeit des in Aserbaidschan registrierten Schiffsgeschwaders stieg laut UNCTAD von 691.000 Tonnen im Jahr 2019 auf 764.000 Tonnen im Jahr 2023. Im Jahr 2024 soll sie 800.000 Tonnen überschritten haben.

ASCO: Hauptauftraggeber für neue Schiffe

Auch die staatliche Reederei ASCO (Azərbaycan Xəzər Dəniz Gəmiçiliyi) stockt ihren Schiffsbestand schrittweise auf. ASCO ist wichtigster Akteur im Bereich Frachttransport und -umschlag und entstand Ende 2013 durch die Fusion der staatlichen Handelsflotte und des Schiffsverbands der staatlichen Ölgesellschaft SOCAR. 

Die Reederei plant, 17 neue, kraftstoffsparende Schiffe bei der Werft Baku und bei ausländischen Schiffbauern und Reedereien zu beschaffen. Sie sollen bis 2027 mehr als 60 ältere und in der Regel kleinere Schiffe ersetzen. Die damit verbundenen Investitionen zielen darauf ab, die CO2-Emissionen der aserbaidschanischen Reederei um etwa 10 Prozent zu senken. Details zur geplanten Beschaffung hat ASCO bisher nicht bekanntgegeben.

Als nächsten Schritt plant ASCO den Kauf mehrerer Schiffe mit Methanol- und Elektroantrieb: sieben Methanol-Tanker, fünf Versorgungsschiffe, fünf Methanol-Passagierboote und vier Elektroschlepper. Zudem sollen acht bereits genutzte Schiffe auf Methanol umgerüstet werden. Ziel ist es, den CO2-Ausstoß zwischen 2027 und 2030 um weitere 10 Prozent zu senken.

ASCO will mit Hilfe internationaler Partner Emissionen reduzieren

Die Reederei ASCO hat ihre Ziele in einem Entwicklungsplan bis 2030 und einem Netto-Null-Emissionsplan bis 2050 festgelegt. Der Fokus liegt auf Schiffsmodernisierung, Ausbau des Ladungsgeschäfts und Reduzierung der CO2-Emissionen. Dabei plant ASCO, verstärkt mit internationalen Partnern zu kooperieren. Im Fokus stehen Innovationen zur Schiffsautomatisierung, Digitalisierung und Reduzierung von Treibhausgasemissionen.

Bedarf besteht unter anderem an: 

  • leistungsfähigen, emissionsarmen Antriebs- und Steuersystemen, 
  • modernen Navigationsausrüstungen (automatischen Schiffsidentifizierungssystemen, Systemen zur Routenverfolgung und Schiffsdatenschreibern),
  • digitalen Lösungen für die Übermittlung von Ladungsinformationen,  
  • Wetterradarsystemen und
  • intelligenter Software zur Überwachung des Energieverbrauchs von Schiffen.

Zwischen 2022 und 2024 hat ASCO 13 neue Schiffe bei der Schiffswerft Baku (Bakı Gəmiqayırma Zavodu) für eine Auslieferung 2026 bis 2028 in Auftrag gegeben. Es handelt sich um drei Tanker mit einer Zuladefähigkeit von jeweils 8.000 tdw (Tons Deadweight/Ladetonnen), zwei Massengutfrachter mit jeweils 9.800 tdw und eine RoPax-Fähre. Außerdem wurden drei Passagier- und vier Tauchboote bestellt, die im Bereich Offshore-Öl- und Gasförderung von SOCAR eingesetzt werden sollen. 

Eckdaten zum Transportaufkommen der ASCO-HandelsflotteAngaben für 2024
Schiffstyp 

Beförderungsmenge

Tanker (in 1.000 t)

4.200

Universale Trockenfrachtschiffe (in 1.000 t)

911

RoPax-Schiffe 

39.734 Kfz; 37.337 Eisenbahnwaggons

Quelle: ASCO 2025

Unternehmensporträt der Reederei ASCO

Zu ASCO gehören:

  • Handelsflotte: 21 Tanker, 13 Fähren, 14 Universal-Trockenfrachtschiffe, 2 RoRo- und RoPax-Fähren, 2 Schüttgutfrachter,
  • Serviceflotte für Öl-/Gasförderung: circa 200 Schiffe,
  • Werft Zığ für Neubau/Instandhaltung,
  • Werft Bibiheybət für Reparatur/Instandhaltung,
  • Maritime Bildungseinrichtungen: Hochschule, Berufsschule, Fortbildungszentrum,
  • ASCO Shipmanagement AFEZCO: u.a. vier Aframax-Öltanker (110.000 bis 138.000 tdw), Joint Venture mit SOCAR und
  • ASCO Engineering: Projektierung/FuE für Schiffbau und Wasserbauwerke.

Baku-Werft: Schlüsselunternehmen im aserbaidschanischen Schiffbau

Der Hauptakteur im aserbaidschanischen Schiffbau ist die 2013 im Industriepark Qaradağ eröffnete Werft Baku, mehrheitlich im Besitz von SOCAR. Bisher wurden dort zwölf Schiffe, darunter vier Öltanker, gebaut. In den letzten Jahren kamen zwei Kombifähren für Fracht und Personenverkehr hinzu, die zwischen kaspischen Häfen verkehren. Eine dritte RoPax-Fähre ist im Bau. Seit 2014 hat die Werft rund 200 Schiffe repariert. Ende Februar 2024 wurde bekannt, dass die Werft Schiffe für den Kaspi-Anrainer Kasachstan bauen will.

Aserbaidschans Werften wollen zudem mehr Service- und Reparaturaufträge für ausländische Reedereien übernehmen, darunter vor allem Aufträge der kasachischen und turkmenischen Schifffahrtsgesellschaften. Seit dem 1. Januar 2025 sind solche Dienstleistungen für ausländische Auftraggeber von der Umsatzsteuer befreit.

ASCO-Werften reparieren Schiffe und bauen Schlepper

Auch ASCO ist im Schiffbau aktiv. Die Werft Zığ in Baku (Stadtbezirk Surachani) bietet Instandsetzung, Reparatur und Wartung von Schiffen an. Sie baut seit 2024 kleine Schleppschiffe für die Offshore-Ölförderung. Bisher wurden fünf Schlepper fertiggestellt, ein weiterer befindet sich aktuell im Bau und vier sind geplant. Die ASCO-Werft Bibiheybət in Baku (Stadtbezirk Sabail) konzentriert sich ausschließlich auf Reparatur und Wartung.

 

ASCO-Werften reparieren nicht nur eigene SchiffeAnzahl der ausgeführten Reparaturen
 

2021

2022

2023

2024

Aserbaidschanische Schiffe

763

901

1.146

1.088 1)

Schiffe ausländischer Reedereien 2)

30

48

49

27

1 darunter Zığ: 899, Bibi-Heybat: 198; 2 vornehmlich aus Kasachstan und Turkmenistan.Quelle: Reederei ASCO 2025

 

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