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Branchen | Kolumbien | Schiffsverkehr, Häfen

Maritime Wirtschaft in Kolumbien hat viel zu bieten

Der Ausbau von Häfen, Reparatur von Schiffen, Investitionen in Binnenschifffahrt – Kolumbiens maritime Wirtschaft birgt großes Absatzpotenzial. Deutsche Firmen sind optimistisch.

Von Janosch Siepen | Bogotá

Kolumbiens geografische Lage mit Zugang zu zwei Weltmeeren, 15.000 befahrbare Flusskilometer und wichtige Logistikzentren an der Karibikküste machen das Land zu einem interessanten Markt für die maritime Wirtschaft. In vielen Gebieten bieten sich Geschäftschancen für deutsche Firmen.

Große Nachfrage in Kolumbiens Reparatur- und Wartungsindustrie

Der Großteil des kommerziellen Schiffbaus in Kolumbien konzentriert sich auf das Reparatur- und Wartungsgeschäft. Allerdings kommen die Kapazitäten nicht mit der Nachfrage mit. Branchenkenner berichten von wartenden Schiffen vor der Karibikküste des Landes. Kolumbien erfreut sich einer wachsenden Beliebtheit unter Reedern, auch wegen der im Vergleich zu Mexiko deutlich günstigeren Preise für Reparaturen. Dies zieht einen steigenden Bedarf an Wartungshallen und entsprechender Technik für Werften nach sich. Absatzchancen bestehen unter anderem bei 

  • Flachstahl 
  • technischen Dienstleistungen für Antriebssysteme, Motoren und Navigationssysteme
  • Schweißmaschinen
  • Ersatzteilen im Werftsektor, darunter für den Bau, die Reparatur und Wartung von Booten

Das Unternehmen Schottel aus Spay am Rhein hat dies erkannt und eröffnete im März 2025 bei Cartagena eine Werkstatt für Antriebssysteme. Kostenpunkt: 5,5 Millionen US-Dollar (US$). "Dieser strategische Schritt zielt darauf ab, die Nähe zu den lateinamerikanischen Kunden zu erhöhen, die Vor-Ort-Dienstleistungen auszubauen und das Potenzial dieses Marktes weiter auszuschöpfen", sagte Stefan Kaul, CEO von Schottel, im November 2024 gegenüber Medien. In Gesprächen mit Germany Trade & Invest nannte Schottel Vorteile wie die Nähe zum Panamakanal und die moderne Hafeninfrastruktur in Cartagena als wichtige Argumente für den Standort.

14.04.2025 Branchen | Kolumbien | Verteidigungswirtschaft
Großprojekte der kolumbianischen Marine bieten Geschäftschancen

Kolumbiens Marine setzt seit Jahrzehnten auf deutsche Technik. Modernisierungspläne machen den Markt für deutsche Firmen interessant. Doch es bestehen Hürden.

Offshoreindustrie dürfte Schub bekommen

Auch im Offshorebereich wird sich in den kommenden Jahren einiges bewegen. Kolumbien schreibt derzeit die ersten Offshorewindparks aus, diverse europäische Firmen sind beteiligt. Die Regierung möchte Projekte mit einer Gesamtleistung von mindestens 1 Gigawatt vergeben. Projekte ab einer Größe von 200 Megawatt werden berücksichtigt. Eine Entscheidung über die erfolgreichen Gebote soll spätestens am 15. August 2025 veröffentlicht werden.

Zudem besteht seit der 2024 erfolgten Entdeckung des Gasfeldes Sirius, des größten Fundes in Kolumbiens seit 45 Jahren, besonderes Interesse daran, Offshorefelder vor Kolumbiens Karibikküste zu erschließen. Sowohl Offshorewind als auch -gas erfordern Investitionen in maritime Technik, wie beispielsweise Serviceschiffe (CSOV und SOV).

Hafen- und Flussinfrastruktur wird modernisiert

Unterdessen sind Projekte zur Modernisierung von Häfen und Wasserwegen bereits im Gange. So soll der Hafen Antioquia an der Bucht von Urabá (770 Millionen US$) 2025 in Betrieb gehen. Er wird künftig der Hafen mit der größten Frachtlagerkapazität des Landes sein.

Hafen- und Flussprojekte in Kolumbien
Projektname

Investitionssumme (in Millionen US-Dollar)

ProjektstandProjektträger/Anmerkungen
Puerto Internacional Las Américas (PILA)

15.505

VormachbarkeitsphaseZergratran; Bau von Hafen an Pazifik- und Karibikküste sowie Tunnel
Puerto Antioquia

770

Im Bau, Betriebsbeginn 2025Sociedad Puerto Bahía Colombia de Urabá (PIO, CMA CGM); Hafen in der Nähe wichtiger Produktionszentren des Landes
Modernisierung des Canal del Dique (Phase 2)

723

Bau beginnt in der zweiten Jahreshälfte 2026Ecosistemas del Dique (Sacyr); ausreichende Tiefe der Wasserstraße zwischen Cartagena und dem Río Magdalena soll gewährleistet werden
Schiffbarmachung des Río Madgalena

375

Baggerarbeiten zwischen Bocas de Ceniza und Barrancabermeja im GangeCormagdalena, Panamerican Dredging & Engineering; Arbeiten an wichtigstem Transportfluss des Landes
Puerto Pisisí in Turbo, Antioquia

350

Bauentscheidung steht ausSociedad Portuaria de Turbo Pisisí, Hyundai Engineering & Construction; Plan eines automatisierten Mehrzweckhafens
Ausbau des Industriehafens Aguadulce

332

Vorbereitungen der Pilotphase, Betrieb ab 2026Sociedad Puerto Industrial Aguadulce (ICTSI, PSA International); Kapazität soll um 50 Prozent erhöht werden, um die Infrastruktur des wichtigen Hafens von Buenaventura zu verbessern
Puerto Internacional Darién

310

MachbarkeitsphaseSociedad Promotora de Infraestructura de Antioquia (Grupo Elemental, Pátria Investimentos); Mehrzweckhafen am Golf von Urabá in Antioquia
Puerto Carbonero Río Córdoba

137

Bauentscheidung steht ausColombian Natural Resources (American Consolidated Natural Resources); Investitionen in Hafentinfrastruktur (u.a. Einrichtung eines Förderbands) sowie Ausbaggerarbeiten
Puerto Solo in Buenaventura

119

Bauentscheidung steht ausSociedad Portuaria Energética Multipropósito y Contenedores Puerto Solo Buenaventura (SeaOne); Mehrzweckhafen auf 150 Hektar zum möglichen Export von Propan und Butan
Puerto de Aguas Profundas de Barranquilla "Puerto Futuro" (Phase 1)

114

MachbarkeitsphaseAlcaldía de Barranquilla; Tiefwasserhafen an der Mündung des Río Magdalena 
Quelle: BNamericas 2025

Infrastruktur für Flussgemeinden bietet Absatzchancen

Um die Versorgung der Bevölkerung in abgelegenen Regionen zu verbessern, arbeitet die Staatswerft Cotecmar an verschiedenen Projekten, darunter einem schwimmenden Krankenhaus, das Gemeinden an Flüssen in Kolumbiens Pazifikregion versorgen soll. Das 39 Meter lange Boot verfügt über OP-Räume, einen Hubschrauberlandeplatz und ein klinisches Labor. Anfang 2025 begann Cotecmar zudem mit dem Bau von Schiffen für 60 Personen, die den Río Sinú befahren sollen. Auch Anlegestellen sind vorgesehen.

Auch der wachsende Tourismus bietet Potenzial. Im Jahr 2025 sollen die landesweit ersten zwei Flusskreuzfahrtschiffe auf dem Río Magdalena in Betrieb gehen. Gebaut werden sie vom kalifornischen Unternehmen AmaWaterways.

Standortvorteile machen Kolumbien attraktiv

Kolumbien zählt landesweit 54 Werften. Die wichtigsten davon sind die Staatswerft Cotecmar und die private Werft Astivik. Zentrum der Schiffbauindustrie des Landes ist der Bundesstaat Bolívar, und dort vor allem Cartagena. Die Millionenstadt profitiert von einer ausgezeichneten geografischen Lage. Von Cartagena aus benötigt man per Schiff lediglich drei Tage nach Florida und fünf Tage zur Ostküste der USA. Gleichzeitig ist die Stadt nur knapp 500 Kilometer vom Panamakanal entfernt. 

Cartagena beherbergt einen der wichtigsten Häfen Lateinamerikas und den dritteffizientesten Hafen der Welt, so der Container Port Performance Index der Weltbank. Die Stadt ist ein wichtiger Umschlagshafen der Region, insbesondere für Reedereien wie Hamburg Süd, Maersk und CMA-CGM. Der Hafen kann Schiffe der Neopanamax-Klasse empfangen und der Dique-Kanal verbindet die Stadt mit dem wichtigsten Fluss des Landes, dem Río Magdalena.

SWOT-Analyse maritime Wirtschaft Kolumbien

S

Stärken Strengths

  • Zugang zu zwei Weltmeeren und Panamakanal
  • Günstige Preise für Reparatur und Wartung von Schiffen
  • Hafen Cartagena zählt zu den effizientesten Häfen weltweit
  • Gut qualifizierte Fachkräfte
W

Schwächen Weaknesses

  • Unzureichende Reparatur- und Wartungskapazitäten
  • Importabhängigkeit bei Spezialtechnologie
  • Starker Preisdruck im lokalen Markt
  • Mängel bei der Hafeninfrastruktur an der Pazifikküste
O

Chancen Opportunities

  • Zahlreiche Hafenmodernisierungsprojekte und Ausbau der Flussinfrastruktur
  • Große Nachfrage nach Reparatur und Wartung in den Häfen an der Karibik
  • Lokale Steuervorteile in Cartagena
  • Wachsende Tourismusbranche
T

Risiken Threats

  • Konkurrenz durch andere Karibikhäfen
  • Korruption im Land
  • Prekäre Sicherheitssituation durch bewaffnete Gruppen
  • Schwierige Genehmigungsverfahren bei Offshoreprojekten

Deutsche Unternehmen mit positivem Blick

Deutschland hat in Kolumbiens Schifffahrt eine starke Präsenz, zum Beispiel nutzen Schubboote und Schlepper deutsche Technik. Vertreter deutscher Firmen bezeichnen die Marktlage in der maritimen Wirtschaft Kolumbiens als gut. Allerdings herrsche, gerade bei kleinen Werften, ein starker Preisdruck. Großes Potenzial bestünde, da Schiffe in Kolumbien oft sehr alt seien. So bestehe etwa ein Bedarf an Getriebemodernisierungen. Ein Branchenkenner rät:

"Man darf nicht nur in den Markt hineinverkaufen. Lokale Partner, Wartung und Service sind sehr wichtig."

Auch Flexibilität und Schnelligkeit spielen eine große Rolle. Das Personal in Kolumbien habe ein gutes Gespür für das Geschäft und eine hohe Arbeitsmoral.

Branche profitiert von Fördermaßnahmen

Fördermaßnahmen machen die Branche zusätzlich attraktiv. Anreize bietet das 2017 gestartete Programm Proastilleros. Dieses sieht Nullzölle für die Einfuhr von Rohstoffen und Produkten für den Werftsektor vor. Kolumbien ist außerdem vom sogenannten Jones Act (Schiffsverkehr zwischen US-Häfen nur durch US-Schiffe erlaubt) ausgenommen und hat dadurch Vorteile bei der Reparatur und Wartung von Schiffen, die in den USA registriert sind. Im wichtigsten Logistikzentrum des Landes Cartagena herrschen lokale Steuervorteile, die Unternehmen anziehen sollen. 

Kontaktadressen
NameAnmerkung
Armada NacionalKolumbianische Marine
CotecmarKolumbianische Staatswerft
AstivikWichtige Privatwerft in Kolumbien
Cámara Fedemetal (ANDI)Werftkammer des Unternehmerverbands ANDI
Cámara Marítima y Portuaría (ANDI)See- und Hafenkammer des Unternehmerverbands ANDI
Clúster Marítimo de CartagenaMaritimcluster der Handelskammer von Cartagena
Invest in CartagenaInvestitionsförderungsagentur von Cartagena und Bolívar
Grupo Puerto de CartagenaHafenbetreiber in Cartagena
ProColombiaKolumbianische Investitionsförderungsagentur

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