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Branchen | Bahrain | Energieversorgung & Stromerzeugung

Bahrain kommt bei erneuerbaren Energien nur langsam voran

Der Inselstaat wollte bis 2025 bei Erneuerbaren eine Kapazität von 280 Megawatt erreichen. Dieses Etappenziel dürfte deutlich verfehlt werden. Für 2035 sind 710 Megawatt geplant. 

Von Robert Espey | Dubai

Über die Nutzung erneuerbarer Energien wird in Bahrain seit Jahrzehnten diskutiert. Drei weit sichtbare Windturbinen sind in das 2008 in Manama eröffnete World Trade Center integriert. Aber der Schein trügt: Im kleinen Inselstaat spielt grüne Energie bislang keine große Rolle. Der 2017 veröffentlichte Aktionsplan für erneuerbare Energien sieht für 2025 einen Anteil von 5 Prozent an den Kraftwerkskapazitäten vor. Aktuell sind es eher 0,5 Prozent. Für 2035 werden 20 Prozent angestrebt.

Nach Angaben der Electricity & Water Authority (EWA) lag im Jahr 2023 die Gesamtkapazität der mit dem nationalen Stromnetz verbundenen Solar- und Windkraftanlagen bei lediglich 38 Megawatt. Die Statistik der International Renewable Energy Agency (Irena) weist für 2023 in Bahrain 57 Megawatt aus Fotovoltaik und 3 Megawatt aus Windkraft aus und gibt den Kapazitätsanteil der Erneuerbaren mit 0,6 Prozent an.

Energiewende mit Fragezeichen

Die EWA plant die Stilllegung alter konventioneller Kraftwerkskapazitäten, sobald ausreichend erneuerbare Energien zur Verfügung stehen. Nach Angaben der EWA sollen innerhalb der nächsten zwei Jahre einige alte Turbinen an den Kraftwerkstandorten Hidd und Riffa außer Betrieb gehen.

Zur Sicherung der Grundlast will die EWA aber auch ein neues konventionelles Kraftwerk bauen. Dabei dürfte es sich um ein weiteres Kraftwerk am Standort Ad Dur handeln. Seit 2011 gibt es Planungen für Ad Dur 3 und Ad Dur 4 mit einer Leistung von jeweils 1,2 Gigawatt. Ad Dur 1 ging 2012 mit 1,2 Gigawatt in den Vollbetrieb, Ad Dur 2 im Jahr 2021 mit 1,5 Gigawatt.

Erstes großes Solarprojekt lässt auf sich warten

Die EWA hatte 2017 das erste große Solarprojekt mit einer Leistung von 100 Megawatt auf Basis einer Public-private Partnership (PPP) ausgeschrieben. Die Fotovoltaikanlage soll auf dem Gelände der Mülldeponie in Askar entstehen. Anfang 2019 erhielt ein Konsortium aus dem saudi-arabischen Energieerzeuger ACWA Power, Japans Mitsui & Co und der lokalen Almoayyed Contracting Group den Zuschlag für das 50 Millionen US-Dollar (US$) teure BOO-Projekt (Build, Own, Operate).

Das Projekt wurde dann aber erneut ausgeschrieben. Informationen der Regierung vom September 2023 zufolge ist dieses Mal das türkische Unternehmen Goksin Construction der einzige Anbieter. Über den aktuellen Stand des Vergabeverfahrens ist nichts bekannt.

Im Februar 2024 schrieb die EWA den Bau einer 100-Megawatt-Fotovoltaikanlage in der Region Ad Dur aus. Das Vorhaben ist nicht als PPP-Projekt geplant, sondern soll als EPC-Auftrag (Engineering, Procurement, Construction) vergeben werden. Angebote haben TBEA Sunoasis aus China und die lokale Alpha Energy Generations Company vorgelegt.

Nach Regierungsangaben wurde im August 2023 mit dem lokalen Unternehmen Deft Contractors die Installation mehrerer Fotovoltaikanlagen in der Region Sakhir vereinbart. Dabei soll es sich um Freiflächen- und Dachinstallationen handeln. Der Auftragswert beträgt 120 Millionen US$. Ob das Projekt schon umgesetzt wird, ist nicht bekannt.

Solaranlagen für klimaneutralen Hafen

Der Betreiber des Hafens Khalifa Bin Salman Port, APM Terminals, lässt derzeit auf drei Lagerhallen Solarpaneele installieren und strebt für den Hafen bis 2040 Klimaneutralität an. APM Terminals ist eine Tochter des dänischen Logistikunternehmens A.P. Moller-Maersk. Der Hafen hat eine Containerkapazität von jährlich 1 Million Twenty-foot Equivalent Units (TEU).

Die 26.960 Solarpaneele werden auf einer Dachfläche von insgesamt 71.000 Quadratmetern montiert und sollen über eine Leistung von 11,4 Megawatt verfügen. Die Planung kalkuliert mit einer jährlichen Stromproduktion von bis zu 18,6 Gigawattstunden. Damit könnten die Solaranlagen den gesamten Strombedarf des Hafens decken, der mit 15,6 Gigawattstunden angegeben wird.

Der EPC-Auftrag für die Solaranlagen im Wert von 13 Millionen US$ ging im Herbst 2023 an das indische Unternehmen Bhageria Industries. Das Projekt soll bis Ende 2024 fertiggestellt werden. Zur weiteren Dekarbonisierung des Hafenbetriebs ist vorgesehen, ab 2026 die Fördertechnik schrittweise zu elektrifizieren. Dadurch soll der CO2-Ausstoß des Hafens um etwa ein Drittel sinken.

Alba hält sich bei Solarenergie zurück

Der größte Stromverbraucher des Landes, Aluminium Bahrain (Alba), lässt auf Parkdächern Solarpaneele mit einer Gesamtleistung von 6 Megawatt installieren. Den 6-Millionen-US$-Auftrag hierzu erhielt Anfang 2023 die saudi-arabische Advanced United Systems Company.

Zugleich baut Alba die Kapazität der unternehmenseigenen konventionellen Kraftwerke aus. Aktuell verfügt das Unternehmen über eine Kapazität von insgesamt 3,7 Gigawatt. Im Bau ist eine Erweiterung um 681 Megawatt für 817 Millionen US$. Der EPC-Auftrag ging an die chinesische SEPCOIII Electric Power Construction Corporation und Mitsubishi Power. Die Inbetriebnahme wird 2025 erwartet.

Alba produzierte 2023 rund 1,6 Millionen Tonnen Rohaluminium in insgesamt sechs Produktionslinien. Hauptanteilseigner des Unternehmens sind der bahrainische Staatsfonds Mumtalakat und die zu Aramco gehörende Saudi Basic Industries Corporation.

Absichtserklärung für Windkraftprojekt

Im Mai 2024 vereinbarte die nationale Ölgesellschaft Bapco mit der staatlichen Abu Dhabi Future Energy Company (Masdar) die Durchführung von Studien zur Errichtung von Nearshore- und Offshore-Windparks. Im Gespräch ist eine Gesamtkapazität von bis zu 2 Gigawatt. Die Realisierungschancen sind aktuell schwer einzuschätzen.

In allen Staaten des Golfkooperationsrats sind bislang nur zwei große Windkraftwerke in Betrieb: Dumat al-Jandal mit 400 Megawatt in Saudi-Arabien und Harweel mit 50 Megawatt in Oman. Diese Windkraftwerke sind Onshoreanlagen. An beiden Projekten ist Masdar beteiligt. 

Waste to Energy weiter in der Warteschleife

Neben der Mülldeponie in Askar sollen ein 25-Megawatt-Müllkraftwerk und eine Recyclinganlage entstehen. Die Planungen laufen seit mehr als 15 Jahren. Mehrere Ausschreibungen und Verhandlungen verliefen bislang ohne Ergebnis, darunter mit dem französischen Unternehmen Constructions Industrielles de la Méditerranée (CNIM). Im Frühjahr 2023 wurde ein neues Präqualifikationsverfahren abgeschlossen. Seitdem sind aber keine weiteren Aktivitäten erkennbar. Zuständig ist das Ministry of Municipalities Affairs & Urban Planning.

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