Sie sind ein ausländisches Unternehmen, das in Deutschland investieren möchte?

Branche kompakt | Oman | Energiewirtschaft

Oman erwartet Boom bei erneuerbaren Energien

Der Ausbau erneuerbarer Energien kam bislang nur langsam voran. Die ambitionierten Pläne für grünen Wasserstoff würden Milliardeninvestitionen in Solar- und Windkraft erfordern.

Von Robert Espey | Oman

Ausblick der Energiewirtschaft in Oman

Bewertung:

 

  • Omans grüne Wasserstoffstrategie erfordert gewaltige Solar- und Windparks.
  • Entwicklung der Wasserstoffprojekte aber noch mit offenen Fragen.
  • Kapazität der Erneuerbaren soll im nationalen Stromnetz bis 2030 um über 4 Gigawatt steigen.

 

Anmerkung: Einschätzung des Autors für die kommenden zwölf Monate auf Grundlage von prognostiziertem Umsatz- und Produktionswachstum, Investitionen, Beschäftigungsstand, Auftragseingängen, Konjunkturindizes etc.; Einschätzungen sind subjektiv und ohne Gewähr; Stand: Mai 2024

  • Politische Ziele

    Oman strebt eine führende Rolle im grünen Wasserstoffsektor an. Der Anteil der Erneuerbaren an der allgemeinen Stromversorgung soll bis 2030 auf mindestens 30 Prozent steigen. 

    In Oman dürfte mittel- und langfristig der Strombedarf der zahlreichen geplanten grünen Wasserstoffprojekte den Markt für Solar- und Windenergie dominieren. Die aktuelle Wasserstoffstrategie des Sultanats sieht vor, bei grünem Wasserstoff bis 2030 eine Produktionskapazität von jährlich 1 Million bis 1,25 Millionen Tonnen zu erreichen. Laut staatlicher Planung sind dazu eine Elektrolyseleistung von 8 bis 10 Gigawatt sowie Solar- und Windkraftwerke mit einer Kapazität von 16 bis 20 Gigawatt erforderlich.

    Die jährliche Wasserstoffproduktion soll bis 2040 auf 3,5 Millionen bis 3,75 Millionen Tonnen steigen (Elektrolyse: 35 Gigawatt bis 40 Gigawatt; erneuerbare Energien: 65 bis 75 Gigawatt) und sich bis 2050 auf 7,5 Millionen bis 8,5 Millionen Tonnen (95 Gigawatt bis 100 Gigawatt; 175 Gigawatt bis 185 Gigawatt) erhöhen.

    Das Sultanat hat landesweit Flächen identifiziert, die eine jährliche Wasserstoffproduktion von 25 Millionen Tonnen ermöglichen sollen. Die notwendigen Solar- und Windkapazitäten werden mit 500 Gigawatt angegeben.

    Ob Oman die in der Wasserstoffstrategie gesteckten Ziele plangemäß realisieren kann, ist derzeit schwer prognostizierbar. Die abschließenden Investitionsentscheidungen (Final Investment Decisions) für die grünen Wasserstoffprojekte mit geplantem Produktionsstart bis 2030 werden frühestens 2026 erwartet.

    Die 2023 vorgelegte staatliche Planung für die Energieerzeugung zur Versorgung des nationalen Stromnetzes sieht bis 2029 einen Anstieg des Anteils erneuerbarer Energien von 4 Prozent (2023) auf 31 Prozent im Jahr 2029 vor. Für Solarstrom ist ein Anteil von 23 Prozent vorgesehen. Windenergie soll 6 Prozent beitragen und 2 Prozent ein WTE-Projekt (Waste to Energy). Die Bedeutung von mit Gas betriebenen Kraftwerken soll von 96 Prozent auf 69 Prozent schrumpfen.

     

     

    Von Robert Espey | Dubai

  • Markttrends

    Grüne Wasserstoffprojekte könnten bis 2030 Solar- und Windanlagen mit einer Leistung von über 30 Gigawatt erfordern. Im nationalen Stromnetz sollen mehr als 4 Gigawatt hinzukommen.

    Die größten geplanten Solar- und Windkraftprojekte sind Anlagen, die zur Energieversorgung grüner Wasserstoffprojekte errichtet werden sollen. Mittlerweile wurden in zwei Ausschreibungsrunden an insgesamt acht Wasserstoffprojekte Flächen für Wind- und Solarkraftwerke sowie für Anlagen zur Erzeugung von Wasserstoff und Ammoniak vergeben. 

    Für die Ausschreibungen ist Hydrogen Oman (Hydrom) zuständig. Die Organisation wurde 2022 als zentrale Institution für die Entwicklung und Steuerung der grünen Wasserstoffwirtschaft gegründet und gehört zur staatlichen Energy Development Oman.

    Bereits im März 2023 hat Hydrom mit sechs sogenannten "Legacy Projects" Vereinbarungen über Rahmenbedingungen (Commercial Term Sheets) geschlossen. Landzuteilungen waren aber in den Vereinbarungen nicht enthalten. Zwischenzeitlich haben vier der "Legacy Projects" Landzuteilungen im Rahmen der Ausschreibungen erhalten.

    Vergabe grüner Wasserstoffprojekte in Dhofar

    Die zweite Ausschreibungsrunde wurde Ende April 2024 mit Flächenzuteilungen in der südlichen Provinz Dhofar (Provinzhauptstadt: Salalah) an drei internationale Konsortien abgeschlossen: SalalaH2, EDF/J Power/Yamnah und Actis/Fortescue. Die Gesamtkapazität der Projekte beträgt 553.000 Tonnen jährlich.

    Am "SalalaH2"-Konsortium war zunächst das Unternehmen Linde beteiligt. Aktuell besteht das SalalaH2-Konsortium aus Samsung C&T, Marubeni, der emiratischen Dutco Group und der omanischen Staatsholding OQ. Die Planungen für das Wasserstoff-Ammoniak-Projekt in der Hafenstadt Salalah laufen seit 2021. Es ist eine jährliche Wasserstoffproduktion von 200.000 Tonnen geplant. Die Kapazität der Solar- und Windkraftanlagen soll 4 Gigawatt betragen.

    Das Actis-Fortescue Projekt sieht eine jährliche Wasserstofferzeugung von 200.000 Tonnen vor. Das im Vereinigten Königreich ansässige Unternehmen Actis betreibt derzeit weltweit Erneuerbare-Energien-Projekte mit einer Gesamtleistung von 13 Gigawatt und hat 5 Gigawatt im Bau oder in Planung. Fortescue ist eine australische Firma mit den Geschäftsbereichen Bergbau/Metalle und Energie.

    Electricité de France (EDF) will gemeinsam mit dem japanischen Partner J Power und dem britischen Investor Yamna in Oman jährlich 178.000 Tonnen Wasserstoff erzeugen. Wind- und Solaranlagen mit einer Leistung von 4,5 Gigawatt sollen installiert werden.

    Mehr als 30 Gigawatt

    neue Solar- und Windkraftkapazitäten könnten bis 2030 in Oman hinzukommen. 

    Projektflächen in der Provinz Al Wusta zugeteilt

    Im Juni 2023 hat Oman Flächen für fünf grüne Wasserstoffprojekte vergeben. Die Ausschreibung wurde im November 2022 veröffentlicht. Die Zuteilungen beziehen sich auf Flächen in der Provinz Al Wusta. Dort befindet sich die Wirtschaftssonderzone Duqm im Aufbau.

    Bei den  Wasserstoffvorhaben handelt es sich um die Projekte "Green Energy Oman", "Amnah", "Posco-Engie", "BP Duqm" und "Hyport Duqm". Die geplanten Wasserstoffkapazitäten der fünf Projekte summieren sich auf jährlich 750.000 Tonnen. Vorgesehen ist die Installation von Solar- und Windkraftanlagen mit einer Leistung von 18,5 Gigawatt.

    Oman: Geplante grüne Wasserstoffprojekte (Auswahl)Produktion in Tonnen pro Jahr

    Projektbezeichnung (Standort)

    Wasserstoffproduktion 

    Projektbetreiber

    Amnah Project (Al Wusta) 1)

    200.000

    Copenhagen Infrastructure Partners, Blue Power Partners, Al Khadra

    Posco-Engie Project (Al Wusta) 1)

    200.000

    Posco, Engie, Samsung, Korea East-West Power, Korea Southern Power, PTT Exploration and Production Company Limited

    BP Duqm Project: (Al Wusta) 1) 2)

    150.000

    BP Alternative Energie Investments

    Green Energy Oman (Al Wusta) 1) 2)

    150.000

    OQ, InterContinental Energy, EnerTech, Shell

    Hyport Duqm Project(Al Wusta) 1) 2)

    50.000

    DEME, OQ Alternative Energy 

    EDF/J Power/Yamnah Project (Dhofar) 1)

    178.000

    Electricité de France/J Power/ Yamnah 
    Actis-Fortescue Project (Dhofar) 1)

    200.000

    Actis/Fortescue

    SalalaH2 (Dhofar) 1) 2)

    175.000

    OQ, Marubeni, Samsung C&T, Dutco Group

    BP Dhofar Project (Dhofar) 2)

    150.000

    BP Alternative Energie Investments

    Green Hydrogen and Chemicals Project (Dhofar) 2)

    20.000

    ACME, Scatec

    Salalah Green Hydrogen and Ammonia Project (Dhofar)

    250.000

    Acwa Power/OQ/Air Products

    Sohar Port and Port of Rotterdam Project (Batinah North)

    k.A.

    Sohar Port and Free Zone, Port of Rotterdam

    1 Landzuteilung 2023/2024 erfolgt; 2 Commercial Term Sheets mit Hydrom im März 2023 unterzeichnet.Quelle: Hydrom 2024, MEED Projects 2024, Recherchen von Germany Trade & Invest 2024

    Das "Green Energy Oman"-Projekt könnte langfristig die größte Wasserstoffproduktion im Sultanat werden. Nach Abschluss der letzten Ausbaustufe will "Green Energy Oman" jährlich 1,8 Millionen Tonnen Wasserstoff erzeugen. Der Wasserstoff soll zur Exportproduktion von 10 Millionen Tonnen Ammoniak dienen. Die aktuelle Landzuteilung bezieht sich auf die erste Projektphase mit einer Kapazität von 150.000 Tonnen.

    Nationales Stromnetz setzt auf erneuerbare Energien

    Der Entwicklung erneuerbarer Energien verlief in Oman bislang schleppend. Die Ausbauziele wurden nicht erreicht. Für die Planung der Kraftwerkskapazitäten im nationalen Stromnetz ist die staatliche Nama Power and Water Procurement Company (NPWPC) zuständig. Die NPWPC legt jährlich 7-Jahrespläne vor. Der aktuelle Plan bezieht sich auf den Zeitraum 2023 bis 2029.

    Die 2018 für das nationale Stromnetz vorgelegte NPWPC-Planung sah bis 2025 installierte Solar- und Windkapazitäten von über 3 Gigawatt vor. Tatsächlich dürften es nur rund 1 Gigawatt werden. Derzeit (März 2024) sind es 549 Megawatt. Gemäß aktueller Planung ist bis 2029 ein Anstieg auf 4,7 Gigawatt vorgesehen.

    Erst 2022 ging das erste große Solarkraftwerks des Landes, Ibri 2 Solar, ans Netz. Die Anlage hat eine Leistung von 500 Megawatt. Damit ist der Anteil der Erneuerbaren an den gesamten Kraftwerkskapazitäten auf rund 6 Prozent gestiegen. Der erste große Windpark, die 49 Megawatt Harweel Windfarm, wurde 2019 in Betrieb genommen.

    Nach mehrjährigen Verzögerungen konnten 2023 die beiden Fotovoltaikprojekte Manah 1 und 2 mit jeweils 500 Megawatt vergeben werden. Manah 1 soll bereits 2025 ans Netz gehen.

     

    Oman: Geplante Projekte der erneuerbaren Energien (Auswahl; Stand: März 2024)Kapazität in Megawatt, Investitionssumme in Millionen US-Dollar

    Projekt (Standort: Provinz)

    Kapazität 

    Projektstand (geplante Fertigstellung) *)

    Investitionsvolumen

    Solar PV 2029 (k.A.)

    1.000

    ST (2029)

    800

    Mahout Wind (Al Wusta)

    400

    ST (2028)

    450

    Ibri III Solar PV (Ad Dhahirah)

    500

    PQ (2027)

    403

    MIS Solar PV 2027 (Al Wusta)

    500

    ST (2027)

    400

    Duqm Wind (Al Wusta)

    270

    ST (2027)

    300

    Dhofar II Wind (Dhofar)

    132

    ST (2027)

    140

    Jalan Bani bu Ali Wind (Sharqiyah)

    105

    ST (2027)

    125

    Sadah Wind (Dhofar)

    99

    ST (2028)

    120

    * ST = Studie, PQ = Präqualifizierung.Quelle: Nama Power and Water Procurement Company 2024, Authority for Public Services Regulation 2024, MEED Projects 2024, Recherchen von Germany Trade & Invest 2024

    Die im Bau befindlichen und geplanten Solar- und Windkraftprojekte sollen nicht nur den wachsenden Strombedarf decken, sondern auch bestehende Gaskraftwerke teilweise ersetzen. Die Planung geht davon aus, dass zwischen 2022 und 2029 die Stromerzeugung der konventionellen Kraftwerke um 13 Prozent sinkt.

    Im Hauptstromnetz, dem "Main Interconnected System" (MIS), und im Stromnetz der Duqm-Region sollen bis 2029 die Kapazitäten der Erneuerbaren von heute 0,5 auf 4,4 Gigawatt steigen. Ibri 2 sowie Manah 1 und 2 gehören zum MIS. Weitere Projekte mit einer Leistung von 1,8 Gigawatt könnten 2024/2025 vergeben werden. Davon entfallen 1 Gigawatt auf Fotovoltaik und 0,8 Gigawatt auf Wind.

    Die Duqm-Region ist seit November 2023 durch eine 400 Kilovolt-Leitung (North South Power Interconnection) mit dem MIS verbunden. Die Stromtrasse wird derzeit nach Süden verlängert und 2026 auch die Provinz Dhofar an das MIS anschließen. In Dhofar sollen 2027/2028 zwei Windkraftwerke mit 132 und 99 Megawatt in Betrieb gehen.

    Für den Bau einer WTE-Anlage in Barka wurde bereits 2018 eine Durchführbarkeitsstudie erstellt. Projektbetreiber ist die staatliche Oman Environmental Services Holding Company. Eine Kraftwerksleistung von 140 Megawatt ist geplant. Das für 2023 angekündigte Interessensbekundungsverfahren ist bislang nicht eingeleitet worden.

    Von Robert Espey | Dubai

  • Branchenstruktur

    Asiatische Firmen dominieren als Hauptauftragnehmer und Anlagenlieferanten. Westliche Ingenieurfirmen sind als Berater sehr gefragt. 

    Oman ist bei Planung und Bau mittlerer und großer Solar- und Windanlagen auf ausländische Unternehmen angewiesen. Nur ein Teil technologisch einfacher Komponenten und Materialien kann lokal beschafft werden. An dieser Situation wird sich zumindest mittelfristig wenig ändern.

    In Oman sind bislang ein 49 Megawatt Windprojekt und fünf Solarkraftwerke mit Leistungen zwischen 15 Megawatt und 500 Megawatt und einer Gesamtkapazität von 657 Megawatt fertiggestellt worden. Zwei 500 Megawatt Solaranlagen (Manah 1 und 2) werden derzeit gebaut.

    Chinesische Lieferanten- und Anlagenbauer dominieren

    An den im Bau befindlichen und fertiggestellten Solarkapazitäten von insgesamt 1.657 Megawatt haben drei Hauptauftragnehmer aus China und Indien einen Anteil von 98 Prozent. Es sind die Firmen Power China, China Energy Engineering sowie Indiens Sterling & Wilson.

    Solar- und Windprojekte in Oman: Projektentwickler, Hauptauftragnehmer und Consultants (Auswahl)

    Projekt (Jahr der Fertigstellung)

    Projektentwickler/Investoren

    Hauptauftragnehmer

    Consultants

    49 MW Harweel Wind (2019)

    Abu Dhabi Future Energy Company/Masdar (VAE), Rural Areas Electricity Company (Tanweer)

    TSK Group (Spanien), General Electric (USA)

    ILF Consulting Engineers (Deutschland)

    100 MW Amin Solar (2020) 1)

    Marubeni (Japan), Bahwan Engineering Company (Oman), Modern Channel Services (Oman), Oman Gas Company

    Sterling & Wilson (Indien)

    Worley (Australien), Enertis Solar (Spanien)

    25 MW Qabas Solar (2021) 2)

    Sohar Industrial Port Company

    Sterling & Wilson (Indien)

    k.A.

    500 MW Ibri 2 Solar (2022)

    Alternative Energy Projects (Kuwait), Acwa Power (Saudi-Arabien), Gulf Investment Corporation (Kuwait)

    Power China (China)

    Yahya Engineering (Oman), Capitals Environmental and Management Consulting (VAE), Fichtner (Deutschland)

    17 MW Sur Solar (2023) 3)

    Total Energie Developpement (Frankreich), Veolia (Frankreich)

    k.A.

    k.A.

    Poultry Meat Project: 15 MW Captive Solar Power (2023) 4)

    Al Namma Poultry Company (Oman)

    Global Chemicals & Maintenance System (Oman)

    Semac (Indien)

    500 MW Manah Solar I (2025) 

    EDF Renewables (Frankreich), Korea Western Power (Südkorea)

    China Energy Engineering (China)

    Fichtner (Deutschland), Worley (Austalien)

    500 MW Manah Solar II (2026)

    Sembcorp (Singapur), Jinko Power (China)

    China Energy Engineering (China)

    Fichtner (Deutschland), Synergy Consulting (USA)

    1 versorgt vor allem die Petroleum Development Company; 2 versorgt Industriezone im Hafen von Sohar; 3 versorgt Meerwasserentsalzungsanlage; 4 versorgt Fleischfabrik.Quelle: MEED Projects 2024, Recherchen von Germany Trade & Invest 2024

    Beobachter erwarten, dass im omanischen Solarsektor auch zukünftig die meisten Hauptbauaufträge an asiatische, insbesondere an chinesische Firmen gehen. Entsprechend begrenzt sind die Chancen deutscher und anderer westlicher Technologieanbieter als Unterauftragnehmer zum Zuge zu kommen.

    Omans bislang einzige Windkraftfarm wurde von Spaniens TSK und General Electric errichtet. Das US-Unternehmen lieferte 13 Windturbinen mit einer Leistung von jeweils 3,8 Megawatt. Die Windtürme haben eine Höhe von 85 Metern.

    Die bis 2030 erwarteten Aufträge für Windkraftwerke zur Versorgung des nationalen Stromnetzes und grüner Wasserstoffprojekte mit einer Gesamtleistung von geschätzten 10 Gigawatt dürften zum Großteil an chinesische Anbieter gehen. Nach Berechnungen der Marktforscher von Enerdata ist der Anteil chinesischer Windturbinenhersteller am weltweiten Auftragseingang 2022 auf 66 Prozent gestiegen, nur 46 Prozent waren es 2021. Westliche Anbieter kamen auf lediglich 22 Prozent (2021: 44 Prozent).

    Die Liste der größten Windturbinenhersteller nach Auftragseingang führten 2022 vier chinesische Windturbinenhersteller an, die Bestellungen von insgesamt 67,8 Gigawatt verbuchten. Auf Platz 5 lag die dänische Firma Vestas mit 11,2 Gigawatt (13,9 Gigawatt). Bei Siemens Gamesa schrumpfte der Auftragseingang 2022 um 39 Prozent auf 7,7 Gigawatt. Nordex/Acconia verzeichnete einen Rückgang um 21 Prozent auf 6,3 Gigawatt.

    Westliche Beratungsfirmen sind gefragt

    Gute Geschäftschancen haben westliche Beratungsfirmen. Die für die Ausschreibung und Vergabe von Kraftwerken für das nationale Stromnetz zuständige Nama Power and Water Procurement Company (NPWPC) lässt sich zumeist von europäischen oder nordamerikanischen Consultingfirmen beraten.

    Die NPWPC vergibt Kraftwerksvorhaben in der Regel auf PPP-Basis (Private Public Partnership) an Projektentwickler. Anfang 2024 hat die NPWPC ein ausländisches Beraterteam für die geplanten Ausschreibungen von wahrscheinlich fünf Windprojekten mit etwa 1 Gigawatt Gesamtleistung engagiert. Als Finanzberater ist KPMG dabei, für Rechtsfragen ist die internationale Wirtschaftskanzlei Dentons zuständig und für die technische Beratung das australische Unternehmen Worley.

    Das Stuttgarter Ingenieurbüro Fichtner war als Berater für das 2022 fertiggestellte 500 Megawatt Solarprojekt Ibri 2 tätig. Fichter wurde auch für die beiden jetzt im Bau befindlichen 500 Megawatt Solaranlagen Manah 1 und 2 engagiert.

    Lokales Angebot für Installation kleiner Solaranlagen

    In Oman gibt es eine große Zahl lokaler Unternehmen, die über eine Lizenz zum Bau von Fotovoltaikanlagen verfügen. Die aktuelle Liste mit den derzeit 76 zugelassenen Unternehmen (Solar PV Installer List; Stand: Dezember 2023) findet sich auf der Webseite des für den Wasser- und Stromsektor zuständigen Distribution Code Review Panel. In der Kategorie Beratungsfirmen für "Solar PV Design" gibt es keine Einträge.

    Die Verbreitung von Solardachanlagen ist in Oman noch relativ gering. Allerdings geht die NPWPC von einer Wachstumsbeschleunigung aus. Seit 2017 existiert die Möglichkeit zur Installation privater Fotovoltaikanlagen mit Netzanschluss. Das Programm ist unter der Bezeichnung "Sahim 1" bekannt. Der erzeugte Solarstrom dient primär zur Eigenversorgung. Überschüssige Strommengen können an die fünf staatlichen Stromverteilungsunternehmen verkauft werden.

    Mittlerweile gibt es "Sahim 2", das sich an private Investoren richtet, die auf fremden Gebäuden Solaranlagen mit Leistungen zwischen 3 und 14 Kilowatt errichten wollen. Ziel ist es, landesweit auf bis zu 30 Prozent des Gebäudebestandes Solaranlagen zu installieren. In einer ersten Phase sollten im Raum Muscat etwa 3.000 Gebäude als Standorte für "Sahim 2" gefunden werden. Die Investoren schließen mit der Muscat Electricity Distribution Company einen Stromabnahmevertrag.

    Nach Angaben der Authority for Public Services Regulation (APSR) gab es 2022 landesweit 120 kleine Fotovoltaikanlagen mit Anschluss an das öffentliche Stromnetz. Die Gesamtkapazität lag bei 15,7 Megawatt.

    In der Hauptstadtregion hatte die Muscat Electricity Distribution Company Stromabnahmeverträge mit 81 Anlagenbetreibern, die Gesamtleistung betrug 8,3 Megawatt. Die Anlagen waren vor allem auf öffentlichen und gewerblich genutzten Gebäuden installiert. Nur ein kleiner Teil entfiel auf Wohngebäude.

    Vorerst keine neuen konventionellen Kraftwerke

    In Oman gibt es derzeit keinen Markt für neue konventionelle Kraftwerke. Das vorerst letzte große konventionelle Kraftwerksprojekt war das vorrangig zur Versorgung der neuen Ölraffinerie in Duqm gebaute kombinierte Gas- und Dampfturbinenkraftwerk mit einer Leistung von 325 Megawatt (Fertigstellung: 2022). Das Kraftwerk liefert auch die Energie für eine angeschlossene Meerwasserentsalzungsanlage mit einer Tageskapazität von 36.000 Kubikmeter. Siemens hat die Gas- und Dampfturbinen geliefert und einen Wartungsvertrag mit einer Laufzeit von 25 Jahren erhalten.

    Von Robert Espey | Dubai

  • Marktorganisation und Rahmenbedingungen

    Kraftwerke werden von privaten Unternehmen betrieben. Weitere Privatisierungen sind im Stromsektor geplant. Investitionsentscheidungen stehen bei Wasserstoffprojekten noch aus.   

    Das Ministry of Energy and Minerals ist für den Stromsektor federführend ständig. Nahezu alle im Stromsektor aktiven staatlichen Unternehmen/Organisationen befinden sich unter dem Dach der 2004 gegründeten NAMA Holding, die zum Finanzministerium beziehungsweise zur Oman Investment Authority gehört.

    Private Kraftwerksbetreiber schließen Verträge mit staatlichem Monopolisten

    Die Stromerzeugung liegt in Händen privater Unternehmen/Konsortien. Das letzte staatliche Kraftwerk, die 324 Megawatt Anlage der Wadi Al Jizzi Power Company, wurde 2018 außer Betrieb genommen. Die privaten Kraftwerke schließen mit dem staatlichen Stromabnahmemonopolisten, der Nama Power & Water Procurement Company (NPWPC), langfristige Stromabnahmeverträge (Power Purchase Agreement/PPA).

    Aktuell bestehen PPA über eine Gesamtkapazität von rund 9 Gigawatt. Das größte, seit 2014 produzierende Kraftwerk ist die Phoenix Power Company in Sur mit einer Kapazität von 2 Gigawatt. Hauptinvestoren sind die japanischen Unternehmen Marubeni und Chubu Electric Power.

    Seit 2022 können die privaten Kraftwerksbetreiber freie Kapazitäten, die nicht durch langfristige Stromabnahmeverträge gebunden sind, auf dem Spot-Markt anbieten. Es wird angestrebt, den Anteil der Börse am gesamten Strommarkt kontinuierlich zu erhöhen.

    Weitere Privatisierungen in Vorbereitung

    Über eine Privatisierung der Stromübertragung und -verteilung wird seit zwei Jahrzehnten diskutiert. Eine erste große Privatisierungsmaßnahme wurde 2020 durchgeführt. Die Nama Holding reduzierte ihren Anteil an der Oman Electricity Transmission Company (OETC) auf 51 Prozent. Die State Grid International Development Singapore Private Limited, eine Tochter der Grid Corporation of China, übernahm 49 Prozent für 1 Milliarde US$.

    Als zweite große Privatisierung war der Verkauf von 70 Prozent der auch zur Nama Holding gehörenden Muscat Electricity Distribution Company (MEDC), die für die Stromverteilung in der Hauptstadt zuständig ist, vorgesehen. Damit hätte ein privater Investor die Kontrolle über die MEDC übernommen. Die restlichen 30 Prozent sollten später über die Börse (Muscat Stock Exchange) verkauft werden.

    Gespräche mit Investoren liefen seit 2020. Trotz des großen Interesses privater Investoren brach die Nama Holding den MEDC-Privatisierungsprozess im Herbst 2022 ab. Stattdessen wurde die MEDC mit drei weiteren regionalen Nama-Stromverteilungsunternehmen (Majan Electricity, Mazoon Electricity, Rural Area Electricity) zur Nama Electricity Distribution Company sowie zur Nama Electricity Supply Company fusioniert.

    Der Umstrukturierungsprozess war Mitte 2023 abgeschlossen. Die Maßnahmen werden als Vorbereitung einer zukünftigen Privatisierung bezeichnet. In der südlichen Privinz Dhofar exisiert weiterhin ein separates Verteilungs- und Versorgungsunternehmen (Dhofar Services).

    Stromsubventionen sollen weiter abgebaut werden

    Trotz gestiegener Tarife sind die Strompreise für private Haushalte und kleinere gewerbliche Verbraucher weiterhin stark subventioniert. Die Stromverteilungsunternehmen erhalten Ausgleichszahlungen zur Deckung der Differenz zwischen dem Stromeinstandspreis und dem subventionierten Abgabepreis. Die Stromsubventionen sollen bis Ende 2026 schrittweise auf null reduziert werden. Bereits seit 2017 gibt es für Stromkunden mit einem jährlichen Verbrauch von über 150 Megawatt/Stunden keine Subventionen mehr. Hier gilt der "Cost Reflective Tariff".

    Große internationale Resonanz auf Ausschreibungen

    Die Ausschreibungen für Kraftwerke zur Versorgung des nationalen Stromnetzes führt die Nama Power & Water Procurement Company (NPWPC) durch. Für die Planung der Kapazitäten ist die NPWPC ebenfalls zuständig. Dazu werden 7-Jahrespläne erstellt. Die Pläne bilden die Grundlage für die Ausschreibung neuer Kraftwerke. Die zumeist auf BOO- (Build, Own, Operate) oder BOT-Basis (Build Operate Transfer) ausgeschriebenen Solarkraftwerksprojekte haben bei internationalen Unternehmen große Resonanz gefunden. 

    Für das 2022 fertiggestellte 500 Megawatt Solarprojekt in Ibri gaben folgende Unternehmen/Konsortien Angebote ab: (1) Masdar (Vereinigte Arabische Emirare)/Jinko Power (China)/TotalEnergies (Frankreich), (2) Acwa Power (Saudi-Arabien)/Alternative Energy Projects (Kuwait)/Gulf Investment Corporation (Kuwait) und (3) Marubeni (Japan)/Oman Gas/Nebras Power (Katar)/Bahwan (Oman). Das BOO-Projekt ging an das von Acwa Power geführte Konsortium. Gebaut wurde die Anlage von der chinesischen Firma Power China. Während der Ausschreibungsphase war das Stuttgarter Ingenieurbüro Fichtner als Berater beteiligt.

    Um die Vergabe der gegenwärtig im Bau befindlichen 500 Megawatt Solarprojekte Manah 1 und 2 konkurrierten folgende Unternehmen: Electricite de France (EDF), SB Energy (Japan), Acwa Power, Jinko Power, Korea Western Power (Südkorea) und TotalEnergies. Die beiden Vorhaben sind BOT-Projekte.

    Den Zuschlag für Manah 1 hat ein Konsortium aus EDF und der Korean Western Power Company erhalten. Das Konsortium hat eine Projektgesellschaft, die Wadi Noor Solar Power Company, gegründet. Das Projekt wird von der Export-Import Bank of Korea (Korea Eximbank), der Bank Muscat und Societe Generale finanziert. Manah 2 ging an ein Konsortium aus Jinko Power und Sembcorp (Singapur). Sembcorp ist ein Tochter der Temasek Holding, die von der singapurischen Regierung kontrolliert wird.

    Derzeit läuft das Präqualifizierungsverfahren für das 500 Megawatt Fotovoltaikprojekt Ibri III. Die Investition wird auf 400 Millionen US$ geschätzt. Die Bewerbungsfrist für das BOO-Projekt lief bis März 2024. Welche Unternehmen sich beworben haben, ist noch nicht bekannt. Es dürfte aber wieder eine gute internationale Resonanz gegeben haben.

    Omans erste große Solaranlage, der 100 Megawatt Amin Solarpark, wurde 2018 von der staatlichen Petroleum Development Oman Company als BOO-Projekt  ausgeschrieben. Folgende Unternehmen legten Angebote vor: Acwa Power, EDF, Engie (Frankreich),  Marubeni sowie Masdar zusammen mit TotalEnergie. Den Zuschlag bekam Marubeni gemeinsam mit drei lokalen Partnern (Oman Gas, Bahwan, Modern Channel Services). Der Bauauftrag ging an Sterling & Wilson. Das indische Unternehmen hat auch eine 25 Megawatt Solaranlage im Hafen von Sohar errichtet.

    Bei grünen Wasserstoffprojekten noch Fragen offen

    In welchen Umfang die zur Realisierung der grünen Wasserstoffstrategie bis 2030 notwendigen Solar- und Windkraftkapazitäten von möglicherweise über 20 Gigawatt tatsächlich gebaut werden, ist derzeit schwer prognostizierbar. Obwohl einige Investoren mit der omanischen Regierung bereits Vereinbarungen über kommerzielle Rahmenbedingungen und/oder Landzuteilungen abgeschlossen haben, sind bis zu endgültigen Investitionsentscheidungen noch viele technische und wirtschaftliche Fragen zu klären. Das wichtigste ungelöste Problem sind die noch fehlenden Abnahmeverträge für grünen Wasserstoff (Offtake Agreements). 

    Die Landzuteilungen erfolgen für 47 Jahre. Es ist eine Pacht zu zahlen. Ferner sind produktionsabhängige Abgaben (Royalties) in Höhe von mindestens 5 Prozent des Ausstoßes zu entrichten. Zusätzlich fällt Körperschaftsteuer an. Der omanische Staat soll mit einem Anteil von 20 Prozent an jedem Projekt beteiligt sein. Für alle Wasserstoffprojekte soll eine gemeinsame Infrastruktur (Pipelines, Hafenanlagen etc.) geschaffen werden. Eine Abnahmeverpflichtung für eventuell nicht benötigten Solar- und Windstrom will der Staat nicht eingehen.

    Germany Trade & Invest stellt ausführliche Informationen zum Wirtschafts- und Steuerrecht sowie zu Einfuhrregelungen, Zöllen und nicht tarifären Handelshemmnissen zur Verfügung.

    Von Robert Espey | Dubai

  • Kontaktadressen

    Bezeichnung

    Anmerkungen

    Germany Trade & Invest

    Außenhandelsinformationen für die deutsche Exportwirtschaft

    Factsheets der Exportinitiative Energie

    Factsheets mit allgemeinen Energieinformationen zum Land

    Deutsch-Emiratische Industrie- und Handelskammer

    Anlaufstelle für deutsche Unternehmen (auch für Oman zuständig)

    Ministry of Energy and Minerals

    Für den Stromsektor federführendes Ministerium

    NAMA Holding

    Dachorganisation staatlicher Unternehmen/Organisationen im Strom- und Wassersektor (gehört zum Finanzministerium)

    NAMA Power and Water Procurement Company

    Zuständig für die Sektorplanung und Monopolstromabnehmer der privaten Kraftwerke

    Authority for Public Services Regulation

    Regulationsbehörde für den Strom- und Wassersektor

    Environment Authority

    Umweltbehörde (seit 2020)

    Distribution Code Review Panel

    Zulassungsbehörde für Produkte und Unternehmen im Stromsektor

    Hydrom (Hydrogen Oman)

    Zuständig für Planung und Steuerung des Wasserstoffsektors

    Oman Sustainability Week

    Fachmesse und Konferenz für Strom und Wasser (jährlich; nächster Termin: 11. Mai bis 15.Mai 2025)

     

nach oben
Feedback
Anmeldung

Bitte melden Sie sich auf dieser Seite mit Ihren Zugangsdaten an. Sollten Sie noch kein Benutzerkonto haben, so gelangen Sie über den Button "Neuen Account erstellen" zur kostenlosen Registrierung.