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Kuwait steht vor Engpässen in der Stromversorgung

Der Stromverbrauch steigt kräftig, aber die Kraftwerkskapazitäten stagnieren. Lange verzögerte Kraftwerksprojekte müssen jetzt zügig umgesetzt werden.

Von Robert Espey | Dubai

Die starken Verzögerungen bei geplanten Kraftwerksprojekten könnten während der Spitzenverbrauchszeiten in den kommenden Sommermonaten zu einer Krise der Stromversorgung führen. Mit kontrollierten Stromabschaltungen und ungeplanten Netzzusammenbrüchen ist zu rechnen. Bereits im Sommer 2023 gab es Probleme.

Stromimporte gegen drohende Versorgungslücke

Zur Abfederung der Versorgungsengpässe unterzeichnete Kuwait im Mai 2024 mit der GCC Interconnection Authority (Gulf Cooperation Council) einen Vertrag über die Bereitstellung einer Kapazität von insgesamt 500 Megawatt über das GCC-Verbundnetz. Die Vereinbarung gilt von Juni bis August 2024. Oman will 300 Megawatt zur Verfügung stellen, Katar 200 Megawatt.

Nach Angaben des Ministeriums für Strom, Wasser und erneuerbare Energien (MEW) summieren sich die derzeit installierten Kraftwerkskapazitäten auf etwa 20 Gigawatt. Davon entfallen 0,3 Prozent beziehungsweise 70 Megawatt auf Solar- und Windkraftanlagen, die sich im Shagaya Renewable Energy Complex befinden.

Die maximal verfügbaren Kraftwerkskapazitäten liegen im Sommer bei 17 bis 18 Gigawatt. Bei den teilweise sehr alten Kraftwerksanlagen treten nicht selten plötzliche Betriebsstörungen auf. Ausreichende Reservekapazitäten stehen jedoch nicht zur Verfügung. Auch in den Stromübertragungs- und -verteilnetzen gibt es Schwachstellen.

Die Kraftwerkskapazitäten sind seit 2021 nicht mehr gewachsen. Zugleich steigen jedoch der Stromverbrauch und die im Sommer erreichte Spitzenlast kontinuierlich an. Von 2019 bis 2023 erhöhte sich die Spitzenlast um insgesamt 22 Prozent auf 16,9 Gigawatt. Für den Sommer 2024 wird mit einem Wert um 17,5 Gigawatt gerechnet. Das MEW prognostiziert für 2027 eine Spitzenlast von 19 Gigawatt. Fast 21 Gigawatt sollen es 2030 sein.

Zusätzliche Kapazitäten erst ab 2027 erwartet

Eine deutliche Steigerung der Kraftwerkskapazitäten ist frühestens 2027 zu erwarten. Aktuell ist nur eine Erweiterung des größten Stromerzeugers des Landes, des Sabiya Kraftwerks, um 900 Megawatt im Bau. Die Fertigstellung sollte ursprünglich 2025 erfolgen, wird sich vermutlich aber bis 2027 verzögern.

Ein Konsortium aus Mitsubishi Power und dem lokalen Unternehmen Heavy Engineering Industries & Shipping (Heisco) arbeitet derzeit an der Modernisierung von acht 300-Megawatt-Dampfturbinen in Sabiya. Der Auftragswert beträgt 298 Millionen US-Dollar (US$).

Für ein weiteres Projekt in Sabiya liegen seit Juli 2022 Angebote von Heisco und der ebenfalls kuwaitischen Firma Al Zain United General Trading and Contracting vor: Die Umwandlung einer bestehenden Gasturbinenanlage in ein Gas- und Dampfturbinenkraftwerk soll eine zusätzliche Leistung von 250 Megawatt liefern. Das Vorhaben wird auf 450 Millionen US$ geschätzt.

Drei große konventionelle Kraftwerkprojekte in der Pipeline

Die Kraftwerksprojekte Az Zour North 2 & 3, Al Khiran und Al Nuwaiseeb stecken seit Jahren in der Planungsphase fest. Az Zour North 2 & 3 und Al Khiran sollen als öffentlich-private Partnerschaften umgesetzt werden. Zuständig ist die Kuwait Authority for Partnership Projects (KAPP). Für das Al Nuwaiseeb Projekt ist eine EPC-Ausschreibung (Engineering, Procurement, Construction) vorgesehen.

Der erneut revidierten, aber dennoch kaum realistischen Regierungsplanung zufolge soll Az Zour North 2 & 3 nun 2026 mit 1,8 Gigawatt in den Teilbetrieb gehen und im Folgejahr 2,7 Gigawatt erreichen. Die Ausschreibung läuft bis Ende Juni 2024. Folgende Unternehmen/Konsortien sind präqualifiziert: Nebras Power, Sumitomo, Abu Dhabi National Energy Company / A.H Al Sagar & Brothers / JERA, ACWA Power / Gulf Investment Corporation sowie China Power International / Malakoff International / Abdulaziz Al Ajlan Sons. 

Al Khiran soll ebenfalls bereits 2026 mit 1,2 Gigawatt ans Netz, für 2027 sind 1,8 Gigawatt vorgesehen. Die Präqualifizierungsbewerbungen liegen seit Juli 2023 vor. Für Al Nuwaiseeb sind 3,6 Gigawatt für 2027 anvisiert. Die Projektplanung macht jedoch weiterhin keine großen Fortschritte.

Wieder mehr Bewegung bei erneuerbaren Energien

Im März 2024 sorgte eine überraschende Ankündigung des MEW für Aufmerksamkeit, bis 2030 bei erneuerbaren Energien eine Kapazität von 22 Gigawatt anzuvisieren. Neben großen Solar- und Windkraftwerken sollen auch mit dem Stromnetz verbundene Fotovoltaikdachanlagen zur Erreichung des Ziels beitragen.

Die 2023 veröffentlichte MEW-Planung sieht bis 2028 lediglich die Errichtung von Solar- und Windkraftanlagen im Ad Dibdibah & Shagaya Renewable Energy Complex von 3,5 Gigawatt vor. Ferner weist die Planung eine Fotovoltaikleistung von 24 Megawatt auf Dächern eines Wasserspeichers aus.

Mit dem Aufbau des Ad Dibdibah & Shagaya Renewable Energy Complex wurde vor über einem Jahrzehnt begonnen. Betreiber des Energieparks sind das Kuwait Institute for Scientific Research und das MEW. Den Planungen zufolge müsste dort 2030 eine Kapazität von 4,5 Gigawatt installiert sein.

Es wurde aber bislang nur eine erste Phase mit 70 Megawatt realisiert. Jeweils 10 Megawatt entfallen auf ein Windkraftwerk und eine Fotovoltaikanlage, die 2017 in Betrieb gingen. Ein 50-Megawatt-Solarwärmekraftwerk (Concentrated Solar Power, CSP) arbeitet seit 2018.

Gemäß MEED Projects sind im Energiepark gegenwärtig die Phasen 2 und 3 in Planung. Private Investoren sollen sie als PPP-Projekte umsetzen. Phase 2 sieht ein 200-Megawatt-CSP-Kraftwerk vor. Informationen zum aktuellen Projektstand liegen nicht vor.

Bewegung gibt es bei den Planungen für die Phase 3. Hier soll für 1,5 Milliarden US$ eine Fotovoltaikanlage mit 1,1 Gigawatt gebaut werden. Die für das Projekt zuständige KAPP hat mit Ernst & Young einen Beratervertrag abgeschlossen. Als technischer Consultant ist DNV aus Norwegen engagiert, DLA Piper übernimmt die Rechtsberatung. Seit März 2024 liegen Bewerbungen interessierter Investoren für eine Präqualifikation vor.

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