Sie sind ein ausländisches Unternehmen, das in Deutschland investieren möchte?

Branchen | Botsuana | Bergbau und Rohstoffe

Botsuana positioniert sich als Lieferant kritischer Rohstoffe

In Botsuanas Bergbausektor wird rege investiert. Um die Wirtschaft zu diversifizieren, setzt die Regierung vermehrt auf Rohstoffförderung jenseits des Exportschlagers Diamanten. 

Von Jenny Tala | Johannesburg

Botsuana ist der attraktivste Bergbaustandort in Afrika. Zu diesem Ergebnis kommt das aktuelle Ranking des kanadischen Fraser-Instituts vom Mai 2024, für das weltweit rund 300 Branchenunternehmen befragt wurden. Insgesamt belegt Botsuana Platz 15 von 86 Ländern. Das ist eine Verschlechterung im Vergleich zum Vorjahr, als Botswana noch knapp unter den Top 10 gelandet war. Grund dafür ist vor allem die zunehmende Schwierigkeit für Unternehmen, qualifizierte Arbeitskräfte zu finden. Bestnoten gibt es für das Investitionsumfeld in Botsuana, in das Faktoren wie Regulierung, Steuern, Infrastruktur und politische Stabilität einfließen (Platz 4 weltweit). 

Führender Diamantenproduzent investiert in Minen

Der Bergbau ist der wichtigste Wirtschaftszweig Botsuanas. Die Branche hatte 2023 einen Anteil von 16,5 Prozent am Bruttoinlandsprodukt und beschäftigt mehr als 22.000 Menschen. Rund 90 Prozent der botsuanischen Ausfuhren entfallen auf Bergbauprodukte, insbesondere Diamanten (80 Prozent der Gesamtexporte).

Ende 2023 haben die Regierung und der Diamantenkonzern De Beers ihr 50:50-Joint-Venture Debswana verlängert. Das Unternehmen betreibt vier Minen im Land und steht für knapp ein Drittel der weltweiten Diamantenproduktion. Mit massiven Investitionen will Debswana dafür sorgen, dass Botsuana auch weiterhin an vorderster Front mitspielt: Durch die Umstellung auf Untertagebau soll die Laufzeit der Jwaneng-Mine nahe der Hauptstadt Gaborone bis 2033 verlängert werden. In der Orapa-Mine prüft Debswana eine Laufzeitverlängerung bis über 2050 hinaus.

Mehr Wertschöpfung vor Ort 

Die Regierung will den Anteil der lokalen Wertschöpfung erhöhen und hat deshalb mit De Beers ein neues Verkaufsabkommen bis 2033 abgeschlossen. Während bislang 75 Prozent der Produktion von Debswana direkt an De Beers verkauft wurden und nur 25 Prozent an die staatliche Okavango Diamond Co (ODC), erhält ODC nun 30 Prozent und ab dem letzten Jahr der Vertragslaufzeit 50 Prozent. 

Auch die staatliche Investitionsagentur für Mineralien MDCB (Minerals Development Company Botswana) macht sich für einen Ausbau der Wertschöpfungskette im Land stark. Sie will ein zweistufiges Lizenzgebührensystem einführen, bei dem Unternehmen, die Rohstoffe in Botsuana weiterverarbeiten, geringere Gebühren (Royalties) zahlen, als wenn die Rohmaterialien direkt exportiert werden.

Wichtige Bergbauprojekte in Botsuana
Projektname

Investitionssumme (Mio. US$)

ProjektstandAnmerkung / Projektträger
Jwaneng Mine "Cut 9" Project

1.500

im BauDebswana erweitert die Lebensdauer der Mine bis 2033 durch komplette Umstellung auf Untertagebau (Vertiefung von 650 m auf 830 m).
Karowe Underground Mine Expansion

683

DesignUnterirdische Erweiterung der Mine durch die Lucara Diamond Corporation (LUC) ab 2. Jahreshälfte 2024. Der derzeitige Tagebaubetrieb wird voraussichtlich Mitte 2026 eingestellt. Geplanter Beginn der Untertageproduktion ab 2026; volle Produktion ab Ende 2026.
K Hill Battery Manganese Project

281 

DesignGiyani Metals (Kanada) plant Produktion von Mangansulfat-Monohydrat innerhalb eines 438 km² großen Lizenzgebiets.
Quelle: MEED Projects, 2024; Recherchen von Germay Trade & Invest, 2024

Sanktionen gegen Russland erschweren das Geschäft

Botsuana ist der weltweit zweitgrößte Diamantenproduzent nach Russland. Zum 1. Januar 2024 trat das von der EU und den G7-Staaten verhängte Verbot russischer Diamantenimporte in Kraft. Seit dem 1. März 2024 verlangen die G7 zudem, dass alle Rohdiamanten mit einer Größe von mehr als einem Karat in Antwerpen auf ihre Herkunft überprüft werden. Das bringt erhebliche logistische und finanzielle Herausforderungen mit sich und sorgt für Unmut in der Branche. Der Chef der Botswana Chamber of Mines (BCM), Charles Siwawa, bezeichnet die Entscheidung der G7 gegenüber Germany Trade & Invest als "großen Fehler". Botsuana sei vor vollendete Tatsachen gestellt worden. Zudem verfüge das Land über ein gut etabliertes System zur Herkunftsbestimmung, das Teil des internationalen Kimberly-Abkommens zur Rückverfolgung von Diamanten ist. BCM-Chef Siwawa rechnet mit massiven Umsatzeinbrüchen durch die neuen Regelungen.  

Es ist nicht der erste externe Schock, der den exportabhängigen Sektor erschüttert: Im Jahr 2023 sorgte ein Nachfragerückgang nach Diamanten auf dem Weltmarkt für drastische Exporteinbrüche. Die Folge war ein Rückgang des jährlichen BIP-Wachstums von 5,5 auf 3,5 Prozent. 

Kritische Rohstoffe im Fokus

Um die Abhängigkeit von Diamanten zu reduzieren, will Botsuanas Regierung die Wirtschaft diversifizieren. Eine wichtige Rolle spielt dabei Kupfer, das im Westen des Landes im Kalahari-Kupfergürtel abgebaut wird. Kupfer ist das zweitwichtigste Bergbau-Exportprodukt des Landes und nimmt 9 Prozent der Gesamtausfuhren ein. 

MMG, ein staatliches chinesisches Bergbauunternehmen, erwarb Ende 2023 die Kupfer- und Silbermine Khoemacau für 1,9 Milliarden US-Dollar (US$). Durch zusätzliche Investitionen soll die Jahreskapazität auf 135.000 bis 155.000 Tonnen Kupfer mehr als verdoppelt werden. Der australische Konzern Sandfire pumpt 259 Millionen US$ in das Motheo-Kupferprojekt, das künftig 3,2 Millionen Tonnen Kupfer jährlich produzieren soll. Die Bergbaukammer BCM prüft aktuell den Bau einer Kupferraffinerie.

Mit Nickel und Mangan verfügt Botsuana über weitere der sogenannten kritischen Rohstoffe, die unter anderem für die Energiewende und die Batterieproduktion für Elektroautos benötigt werden. Das kanadische Unternehmen Giyani Metals erschließt Manganvorkommen in Kanye, Otse und Lobatse. Ziel ist die Herstellung hochreinen Mangansulfat-Monohydrats, eines Vorläufermaterials für Kathoden von Lithium-Ionen-Batterien. 

Geschäftschancen durch Batterieproduktion?

Da Botsuana kaum über eine eigene Industrie verfügt, werden fast alle Bergbauausrüstungen importiert. Der Löwenanteil stammt vom wichtigsten Handelspartner Südafrika. Aus Deutschland kamen 2023 Bergbaumaschinen im Wert von 1,5 Millionen US$. Bergbaukammer-CEO Siwawa sieht weitere Geschäftsmöglichkeiten für internationale Unternehmen in der Wartung und Reparatur von Maschinen sowie in der Produktion von Ausrüstung vor Ort.

Chancen könnten sich auch aus dem Aufbau einer regionalen Wertschöpfungskette für Batterien ergeben. Diese strebt insbesondere das Nachbarland Südafrika an, dessen exportorientierte Kfz-Industrie aufgrund des bevorstehenden Verbrenner-Verbots in der EU ihre Produktion auf Elektroautos umstellen muss. Das deutsche Unternehmen Kromberg & Schubert produziert Bordnetze und Spezialkabel in Botsuana. Abnehmer sind südafrikanische Automobilhersteller. Das günstige Investitionsumfeld in Botsuana in Verbindung mit der geographischen Nähe zu den Automobilzentren in Südafrika könnte dieses Modell auch für andere Zulieferer attraktiv machen.   

nach oben
Feedback
Anmeldung

Bitte melden Sie sich auf dieser Seite mit Ihren Zugangsdaten an. Sollten Sie noch kein Benutzerkonto haben, so gelangen Sie über den Button "Neuen Account erstellen" zur kostenlosen Registrierung.