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Länder in Westafrika erschließen neue Eisenerzvorkommen

Guinea avanciert mit dem Megaprojekt Simandou zu einem Global Player. Liberia plant den Aufbau eines Eisenerzkorridors. Auch Kamerun und Kongo rücken in den Fokus.

Von Fausi Najjar | Berlin

Mehrere Länder in Westafrika positionieren sich derzeit als alternative Lieferanten für Eisenerz. Um die Erschließung der vielversprechenden Lagerstätten in Guinea, Liberia, Kamerun und der Republik Kongo liefern sich Unternehmen aus Nordamerika, China und Australien aktuell einen Wettlauf. Damit verbunden sind umfangreiche Investitionen in die notwendige Infrastruktur wie Eisenbahnstrecken und Häfen.

Simandou in Guinea liefert hochqualitatives Eisenerz

Mit der Lagerstätte Simandou im Südosten des Landes verfügt Guinea über schätzungsweise zwei Milliarden Tonnen Eisenerz. Bei Vollauslastung der vier Minen des Gebiets liegt die Förderung bei jährlich 120 Millionen Tonnen. Im Vergleich hierzu förderte Australien als mit Abstand größter Eisenerz-Produzent 2023 circa 960 Millionen Tonnen, Brasilien folgt auf Platz zwei mit 440 Millionen Tonnen. Mehr noch als wegen seiner potenziellen Fördermenge ist Simandou wegen der hohen Qualität des Eisenerzes von Bedeutung. Der hohe Reinheitsgrad erlaubt es, das Eisenerz statt in herkömmlichen Koksöfen auch in CO2-einsparender Direktreduktion zu verarbeiten. So baut der chinesische Stahlriese Baosteel in der Provinz Gouangdong ein Stahlwerk auf der Basis von Direktreduktion, das mit Eisenerz aus Simandou beliefert werden soll.

Rio Tinto an dem Großprojekt beteiligt

Die Simandou-Formation wird von zwei großen Konsortien erschlossen. Die Lizenzblöcke 1 und 2 entwickelt Winning Consortium Simandou (WCS). Dort ist Baosteel mittlerweile größter Anteilseigener. Der Wettbewerber Simfer baut das Eisenerz aus den beiden südlicher gelegenen Blöcken 3 und 4 ab. In diesem Konsortium ist das britisch-australische Bergbauunternehmen Rio Tinto mehrheitlich beteiligt. Um das Eisen transportieren und verschiffen zu können, ist eine rund 670 Kilometer lange Eisenbahnstrecke an den Atlantik zum im Bau befindlichen Hafen Morebaya vorgesehen. Mittlerweile gilt Ende 2025 als Termin für die ersten Lieferungen als gesichert.

Die komplexe Eigentümerstruktur, Rechtsstreitigkeiten und diverse Wechsel in der Staatsführung in Guinea haben die Entwicklung des Großprojektes immer wieder verzögert. Vor allem das Engagement Pekings war dann ausschlaggebend für die Umsetzung. China will sich mit dem Megaprojekt von Eisenerzlieferungen aus Australien unabhängiger zu machen. 

Alternativprojekt zu Simandou?

Auch die weiter südlich der Simandou-Vorkommen anschließende Nimba-Eisenerzformation gerät zunehmend ins Visier von Bergbaukonzernen, insbesondere vonseiten des US-amerikanischen Unternehmens Ivanhoe Atlantic. Ivanhoe hat die Mehrheit der Lizenzen für die Erschließung der Eisenerzlagerstätte Kon Kweni im Süden Guineas inne. Laut einem Unternehmensvertreter sind Genehmigungen für den Start der Erschließung in Arbeit, so dass 2025 mit der Umsetzung gerechnet werden könne, was möglicherweise optimistisch ist. 

Geplant ist der Transport des Eisenerzes über Liberia nach Buchanan oder einem noch zu errichtenden Hafen (Didia). Ivanhoe Atlantic beruft sich für das Vorhaben auf ein Abkommen zwischen Liberia und Guinea, das diesen Transportweg erlaube. Es gibt allerdings Zweifel, ob Guinea diesen Transportweg unterstützt. Immerhin zählt die die konkurrierende Strecke Simandou-Morebaya zu den wichtigsten Projekten der dortigen Regierung.

Liberty Corridor für Liberia geplant

Zusätzlich zum Nimba-Projekt hat Invanhoe angekündigt, auch in St. John (Liberia) mit dem Abbau von Eisenerzvorkommen zu beginnen, nachdem es von BHP die entsprechende Lizenz erworben hat. Das Unternehmen will die bestehende Bahnstrecke von Buchanan zum sogenannten Liberty Corridor ausbauen. Ziel ist es, eine multifunktionale Transportinfrastruktur nach dem Vorbild des Lobito-Korridors in Angola und der DR Kongo zu errichten, um weitere Bergbauinvestitionen für die Lieferung an westliche Abnehmer anzulocken.

Gegenwärtig betreibt Ivanhoe mit Unterstützung der US-Regierung in Guinea und Liberia kräftig Lobbyarbeit und mobilisiert neues Kapital. Unterrichteten Kreisen zufolge will der amerikanisch-kanadische Milliardär und Mehrheitseigner von Ivanhoe Robert Friedland mittels einer Erstemission an der Börse von Sydney umgerechnet 190 Millionen US$ für Projekte zum Abbau im Kon Kweni-Gebiet aufbringen. Weitere Abbaulizenzen für Eisenerz halten in der Nimba-Formation ArcelorMittal (in Liberia) und Nimba Alliance (in Guinea). 

Eisenerzabbau in Kamerun und Kongo

Ein weiteres herausragendes Projekt ist Bipindi-Grand Zambi im Süden Kameruns. Geplant ist, in den nächsten 40 Jahren etwa 160 Millionen Tonnen Eisenerz abzubauen. Das Unternehmen G-Stones Resources, das zum kamerunischen Kongolomerat Bocom gehört, betreibt den Abbau. Erste Exporte über den Tiefseehafen Kribi sind für Juni 2025 vorgesehen. Der chinesische Stahlkonzern Sinosteel entwickelt zudem die Eisenerzmine Kribi Lobé (10 Millionen Tonnen im Jahr). Hier laufen Meldungen zufolge erste Lieferungen Ende 2025 an.

Ein anderes bedeutendes Eisenerz-Vorhaben setzt sich aus den Lizenzengebieten Mbalam in Kamerun und Nabeba in der Republik Kongo zusammen. Geplant ist der Transport über eine im Bau befindliche Eisenbahnstrecke (510 Kilometer in Kamerun, 70 KIlometer in der Republik Kongo) zum Hafen Kribi. 

Die Projekte sind allerdings von Streitigkeiten gekennzeichnet. Das australische Bergbauunternehmen Sundance Resources erklärte im September 2022, Kamerun habe gegen einen internationalen Gerichtsbeschluss verstoßen, indem es ihm die Lizenz für Mbalam entzogen und an ein chinesisches Konsortium weitergegeben habe. Außerdem hat Sundance im Juli 2022 gegen die Republik Kongo bei der Internationalen Handelskammer (International Chamber of Commerce, ICC) eine Klage gegen die laut Sundance erfolgte Enteignung der Nabeba Mine eingereicht. Das Unternehmen hat sich mittlerweile mit der kongolesischen Regierung geeinigt. Die Rechtstreitigkeiten mit Kamerun sind nicht abgeschlossen. Pressemeldungen zufolge ist das Großprojekt aber in der Umsetzung.

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