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Markttrends

Elektromobilität und Exporte halten Chinas Automobilbranche auf Erfolgskurs. Die Ausfuhr von Autos trug 2023 erstmals mehr als die Hälfte zum Wachstum des Automobilabsatzes bei. 

Von Corinne Abele | Shanghai

Insgesamt bleibt Chinas Automobilbranche auch in schwierigen wirtschaftlichen Zeiten mit einem Absatzzuwachs von 12 Prozent 2023 auf Erfolgskurs. Zu verdanken hat sie dies vor allem dem Absatz von Fahrzeugen mit alternativem Antrieb (New Energy Vehicle - NEV) mit einem Plus von 37,9 Prozent sowie dem rasanten Exportanstieg. Unter der Bezeichnung NEV sind im wesentlichen reine batteriebetriebene, Plug-in-hybride und zu einem geringen Anteil auch Brennstoffzellenfahrzeuge subsumiert.

Exporte halten Autobranche auf Erfolgskurs

Die Nachfrage im Ausland wird immer wichtiger. Erstmals trug der Export über die Hälfte (57,9 Prozent) zum Wachstum von Chinas Automobilabsatz bei, so die Zahlen des chinesischen Verbands der Automobilbranche CAAM (Chinese Association of Automobile Manufacturers). CAAM rechnet für 2024 mit einem Absatzzuwachs von 30 Millionen auf rund 31 Millionen Fahrzeuge. Dabei sieht Fitch Ratings einen Anteil der Elektromobilität von 42 bis 45 Prozent bei Neuwagen voraus.

~60 %

der Produktion sowie es Absatzes von Elektrofahrzeugen weltweit stellt China. 

Viele chinesischen Konsumenten empfinden die Wirtschaftslage schlechter, als es die offiziellen Zahlen vermuten lassen. Bei zahlreichen Automodellen gab es 2023 mehrfach Preisreduzierungsrunden, denen sich kaum ein Hersteller und Vertriebspartner widersetzen konnte. Inzwischen antizipieren interessierte Neukunden sinkende Preise und haben gelernt, abzuwarten. Dies dürfte auch für 2024 gelten, denn der NEV-Kauf bleibt bis Ende 2025 von der Mehrwertsteuer befreit; danach wird sie bis Ende 2027 zur Hälfte fällig.

Kfz-Zulieferer in der (Preis-)Zange

Den Preisdruck im chinesischen Markt geben auch ausländische Hersteller an ihre Zulieferer weiter. So sehen sich auch deutsche Kfz-Zulieferer immer mehr in Konkurrenz zu günstigeren chinesischen Anbietern. Einige treiben daher verstärkt die Lokalisierung voran. Von ihr erhoffen sie sich eine stärkere Kostenkontrolle, größere Nähe zum Kunden, kürzere Lieferzeiten und eine größere Unabhängigkeit von Disruptionen im Welthandel.

Trotz deutlicher Zuwächse bei den insgesamt 24,6 Millionen Neuzulassungen 2023 bleibt der NEV-Anteil am Fahrzeugbestand von insgesamt knapp 336 Millionen Fahrzeugen bei 6,1 Prozent. Dabei ist das Durchschnittsalter der Bestandsfahrzeuge weiter auf über sechs Jahre angestiegen. Während die NEV-Produzenten deutlich an Marktanteilen gewinnen - ganz vorne der chinesische Hersteller BYD - verlieren die Anbieter von Fahrzeugen mit Verbrennungsmotoren. So hielt beispielsweise die Volkswagengruppe im 3. Quartal 2023 noch 14,7 Prozent am gesamten Pkw-Markt, aber nur 2,6 Prozent am NEV-Markt. 

Absatz von Pkw in China 2023 nach Herstellern in 1.000 Stück, Marktanteil sowie Veränderungsrate in Prozent

Hersteller

Absatz*)

Veränderung zu 2022

Marktanteil

BYD

2.706

50,0

12,5

FAW-VW

1.847

3,8

8,5

Geely

1.412

14,4

6,5

ChangAn

1.372

7,7

6,3

SAIC-VW

1.231

-1,0

5,7

GAC-Toyota

901

-7,3

4,2

SAIC-GM

870

-16,1

4,0

Chery

811

12,9

3,7

FAW-Toyota

802

0,3

3,7

GWM

760

0,2

3,5

* Einzelhandelsabsatz der Hersteller.Quelle: China Passenger Car Association (CPCA) 2024

Roadmap für emissionsarme Autobranche

Die chinesische Regierung ist sich bewusst, dass der Markt zwar die stark von Subventionen getriebene Anfangsphase überstanden hat, aber noch längst kein Selbstläufer ist. Nach wie vor ist die Anschaffung eines Elektroautos deutlich teurer als eines herkömmlichen Pkw. Am 7. Dezember 2023 veröffentlichten die China Society of Automotive Engineers (China CAE) und der China Automotive Technology and Research Center (CATARC) unter Leitung des Ministeriums für Industrie und Informationstechnologie MIIT (Ministry of Industry and Information Technology) die "Roadmap 1.0 für die umweltfreundliche und emissionsarme Entwicklung der Automobilindustrie". 

Diese betont eine weitere Förderung durch fiskalische und finanzielle Anreize sowie die Unterstützung von NEV-Pilot- und Demonstrationsprojekten. Angestrebt wird ein NEV-Anteil an den Neuwagenverkäufen (Pkw und Nfz) von 45 Prozent im Jahr 2025 und von 60 Prozent im Jahr 2030. 

China führt erstmals bei Autoexporten 

Angesichts von Überkapazitäten, zurückhaltend agierender Käufer im Inland und eines heftigen heimischen Preiskampfes setzen chinesische Autobauer wie SAIC, Chery, BYD und Geely verstärkt auf den Export. Aber auch ausländische Autobauer, die in China produzieren, tragen zu Chinas Kfz-Export bei. So dürfte der Anteil ausländischer Marken am Gesamtexport von Pkw sowie Liefer- und Leichtkraftwagen laut CAAM vom Januar 2024 bei rund 22 Prozent liegen. Gemäß CAAM exportierte das Land rund 4,9 Millionen Fahrzeuge und dürfte damit den bisherigen Kfz-Weltmeister Japan 2023 überholt haben. 

Um den europäischen Markt gegen Elektrofahrzeuge zu Billigpreisen aus China zu schützen, hat die Europäische Kommission im September 2023 eine Antisubventionsuntersuchung eingeleitet. Inspektoren überprüfen demnach BYD, Geely und SAIC in China. Rund 41,4 Prozent von Chinas NEV-Exporten gingen 2023 nach Europa. 

Gleichzeitig treiben chinesische Top-Firmen entlang der Wertschöpfungskette wie CATL, Gotion, BYD oder Chery den Aufbau von Werken und NEV-Clustern im Ausland voran. Damit verringern auch sie die Abhängigkeit von ihrem Heimatmarkt und bauen außerhalb Chinas Industriecluster auf, um einer sich abzeichnenden Fragmentierung der weltweiten Wirtschafts- und Handelsregionen zu begegnen. Den Spagat zwischen Produktions- sowie Absatzabhängigkeit und Innovationsinput zu meistern, ist auch für deutsche Autobauer und Kfz-Zulieferer eine gewaltige Aufgabe. So ist China für Volkswagen, Porsche oder Mercedes-Benz der größte Markt. Vor allem VW hat jedoch in den letzten Jahren kontinuierlich Marktanteile an seine Herausforderer im Elektromobilitätsbereich verloren.

Pilotprojekte bringen autonomes Fahren voran

Auch im Bereich autonomes Fahren möchte China an die Weltspitze. Schritt für Schritt wird dabei der regulatorische Rahmen abgesteckt. So hat noch im November 2023 das MIIT gemeinsam mit anderen Ministerien Richtlinien für die Beantragung und Durchführung von Pilotprojekten für den Einsatz von Fahrzeugen mit L3/L4-Funktionen erlassen. Ebenfalls Ende 2023 haben sowohl BMW für Shanghai als auch Mercedes für Beijing jeweils eine Lizenz für L3-Tests auf Schnellstraßen erhalten. In Shanghai ist BMW nach GM der zweite ausländische Hersteller, der eine entsprechende Genehmigung erhalten hat. 

(Stand: Januar 2024)

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