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Chinas Baukonzerne: Internationalisierung mit wenig Wachstum

Fünf Großkonzerne prägen Chinas Auslandsbau. Trotz stagnierender Umsätze 2023 setzen die Staatsbetriebe weiter auf internationale Expansion. Ein mächtiger Verband unterstützt sie.

Von Marcus Hernig | Bonn

Chinas fünf größte Bauunternehmen erzielten 2023 mit Aktivitäten außerhalb ihres Heimatmarktes einen Umsatz von 58,8 Milliarden US-Dollar (US$), nur ein geringes Plus von 0,5 Prozent gegenüber 2022. Das zeigen Zahlen des Deloitte Global Construction Reports 2023. 

Die großen europäischen Konzerne bleiben eindeutig Spitzenreiter im internationalen Geschäft: So erwirtschafteten Chinas "Big Five" 2023 zusammen nur etwas mehr als die Hälfte des Umsatzes der führenden drei Auslandsbauunternehmen aus Europa: Vinci, ACS und Bouygues. Diese drei erreichten auf internationalen Märkten einen Umsatz von insgesamt 108 Milliarden US$. 

Chinas Konzerne bauen überwiegend im heimischen Markt

Die international erfolgreichsten chinesischen Bauunternehmen des Jahres 2023 sind:

  • China Communications Construction Group (CCCG) 
  • China State Construction Engineering Corporation (CSCEC)
  • China Railway Group (CRG)
  • China Railway Construction Group (CRCG)
  • Power Construction Corporation of China (Power China)

Am erfolgreichsten war CCCG mit 16,8 Milliarden US$, dicht gefolgt von CSCEC mit 16,3 Milliarden US$ Jahresumsatz auf Märkten außerhalb des Heimatlandes. Power China erlitt hingegen international einen Einbruch von 25 Prozent gegenüber 2022 und erzielte 2023 nur noch 8,3 Milliarden US$ Umsatz.

Chinas fünf umsatzstärkste Auslandsbauer 2023

Staatsunternehmen

Auslandsumsatz in Milliarden US$

Entwicklung 2022-2023 in Milliarden US$

Auslandsanteil am Gesamtumsatz in Prozent

Fitch-Rating

China Communication Construction Group (CCCG)

16,8

+2,1

15,7

A-

China State Construction Engineering Corporation (CSCEC)

16,3

+0,3

5,1

A-

China Railway Group (CRG)

8,8

+0,2

4,9

keine Angabe

China Railway Construction Corporation (CRCG)

8,5

+0,5

5,3

A+

Power Construction Corporation of China (Power China)

8,3

-2,8

9,7

A

Quelle: Deloitte Global Powers of Construction 2023; Fitch Ratings 2024; Recherchen von Germany Trade & Invest 2024

Für das Gesamtbild dieser großen Staatsunternehmen spielen die internationalen Zahlen nur eine geringe Rolle: Bei CSCEC, dem umsatzstärksten Bauunternehmen der Welt, machten sie 2023 trotz leichter Steigerungen gerade einmal 5,1 Prozent des Gesamtumsatzes aus. Selbst CCCG erreicht mit dem höchsten internationalen Anteil aller chinesischen Bauunternehmen gerade 15,7 Prozent. 

Im Vergleich dazu sind europäische Bauunternehmen weit internationaler aufgestellt als chinesische: ACS/Hochtief erwirtschaftete laut Deloitte 2023 rund 90 Prozent seines Umsatzes im Ausland. Vinci und Bouygues aus Frankreich lagen jeweils bei über 50 Prozent. 

Auswahl wichtiger Auslandsbauprojekte der Top 5 Baukonzerne Chinas

Konzern

Land

Projekt

Finanzierung

China Communications Construction Group (CCCG)

Niger

Straßenbau für Trans-Saharan Road Corridor; Laut African Development Bank (AfDB) Stand 2024 zu 97 Prozent vollendet.

Weltbank

Power China

Saudi-Arabien

Hochbaufundamente für NEOM-The Line; erste Testpfeiler mit über 100 Meter Tiefenbohrung nach Aussagen von Power China Anfang 2024 gesetzt, Fortsetzung des Engagement bis 2030. Deutsches Unternehmen Bauer ebenfalls beteiligt. 

Public Investment Fund of Saudi Arabia (PIF)

China State Construction Engineering Corp. (CSCEC)

Dubai

Island Project (1,2 Millionen US$) und Cavalli Tower (Kosten 241 Millionen US$), Vertrag 2023. Kling Architekten aus Deutschland als Bauberatung dabei.

Wasl Asset Management Group, DAMAC Properties 

China Railway Construction Group (CRCG)

Kirgisistan

Solarkraftwerk Issyk-Kul (1.000 MW); in Planung, Baustart 2026.

 

Build Own Operate (BOO)-Projekt: CRCG und China Power zu je 50 Prozent

China Railway Group (CRG)

Bangladesch

Straßen- und Eisenbahnbrücke Padma: Eisenbahnbereich noch in Bau, Abschluss erwartet Ende 2024.

China finanziert 85 Prozent (2,67 Milliarden US$), Bangladesch 15 Prozent (471 Millionen US$) 

Projekte in Bau oder in Planung 2024Quelle: Recherchen von Germany Trade & Invest 2024

Asien und Afrika sind Hauptmärkte außerhalb Chinas

Die Hauptmärkte von Chinas Bauriesen lagen 2023 in Asien, Afrika und im Nahen Osten. Laut Blackridge und World Construction Network lagen 48 Prozent aller Auslandsprojekte der fünf größten Baukonzerne Chinas in Asien, 24 Prozent in Afrika und 14 Prozent im Nahen Osten. Diese machen 86 Prozent aller internationalen Vorhaben aus. Diese regionalen Schwerpunkte zeigen sich in der Top-Ten-Liste der wichtigsten Partnerländer.

Top-Ten-Partnerländer nach Vertragsabschlüssen im chinesischen Auslandsbau, 2020-2022

Land

Wert der Vertragsabschlüsse in Milliarden US$

Zahl der Projekte

1. Nigeria

25

40

2. Ägypten

22

35

3. Pakistan

20

30

4. Algerien

18

30

5. Indonesien

15

25

5. Äthiopien

15

25

7. Kenia

12

20

8. Malaysia

12

15

9. Angola

10

18

10. Vietnam

8

18

Geschätzte Werte nach Studie von Mordor Intelligence 2023Quelle: mordorintelligence.com 2023; Recherchen von Germany Trade & Invest 2024

Heimische Wachstumsflaute verlangt mehr Internationalisierung 

Auf den heimischen Markt erreichten die chinesischen Staatskonzerne 2023 gegenüber dem Vorjahr kaum Umsatzsteigerungen. Gegenüber dem Vorjahr verzeichnete die Gesamtbilanz von CSCEC mit 4,9 Prozent bereits den höchsten Zuwachs aller. CRCG musste sogar ein Minus von 2,2 Prozent hinnehmen. Die Krise des chinesischen Immobilienmarktes und die Schwäche des Yuan gegenüber dem US-Dollar trugen wesentlich zu den schwachen Ergebnissen der Unternehmen bei. 

Ganz anders fallen dagegen die Zahlen 2023 für die Bauunternehmen Europas mit großen Auslandsmärkten aus: Vinci und Bouygues aus Frankreich verzeichneten laut Deloitte Umsatzzuwächse von 14,6 Prozent beziehungsweise 29,8 Prozent gegenüber dem Vorjahr. 

Mehr Internationalisierung soll daher trotz weitestgehend stagnierenden Auslandsgeschäfts 2023 die schwache Performance der Chinesen verbessern: CCCG zum Beispiel will nach Informationen von Deloitte bis 2035 den Anteil seiner Auslandsumsätze am Gesamtumsatz auf über 50 Prozent steigern.

Risikoprojekte im Ausland beeinträchtigen kaum

Entlang der neuen Seidenstraße (Belt and Road Initiative, BRI) bauen gerade die Tochterunternehmen der "Big Five" Projekte mit dem höchsten Risiko: Der Hafen Hambantota in Sri Lanka – oft als Paradebeispiel von BRI-Schuldenfallen angeführt – wurde von China Harbour Engineering Corporation errichtet. Das Unternehmen ist eine Tochterfirma von CCCG.

Auch teure Hochgeschwindigkeitszugprojekte (High Speed Rail, HSR) haben sich bisher noch nicht als rentabel erwiesen. Im Eisenbahnbau ist die China Railway Group (CRG) der führende Konzern: Zwei Drittel aller Inlandsverbindungen hat der Konzern umgesetzt. Dazu kommen HSR-Projekte im Rahmen der BRI wie die Jakarta-Bandung-Bahn in Indonesien.

Trotz solcher Risikoprojekte bewertet die US-amerikanische Rating-Agentur Fitch 2024 vier der großen Fünf zwischen A- und A+ mit geringem Kreditausfallrisiko. Die recht hohe Kreditwürdigkeit der staatlichen Infrastrukturbauer liegt nicht zuletzt daran, dass sie zur mächtigen Kommission des Staatsrats zur Kontrolle und Verwaltung von Staatsvermögen (State Owned Assets Supervision and Administration Commission, SASAC) gehören. Die SASAC verwaltet, kontrolliert und reguliert ihre Konzerne. Daher verzeichnen diese auch im Inland recht stabile Zahlen und sind von der aktuellen Immobilienkrise kaum betroffen.

CHINCA soll Auslandsbau nachhaltiger machen

Die China International Contractors Association (CHINCA) wurde 1988 gegründet. Auch sie trägt zur Steuerung der Staatsunternehmen bei: Sie vernetzt und entwickelt neue Standards für den Auslandsbau. Nach Information der Deutschen Gesellschaft für internationale Zusammenarbeit (GIZ) sind 99 Prozent aller chinesischen Bauunternehmen Mitglieder der CHINCA. Insgesamt verfügt die Organisation über 1.300 Mitgliedsunternehmen.

Die CHINCA berät chinesische Baufirmen im Ausland bei der Etablierung und Durchführung von Engineering-Procurement-Construction-Vorhaben (EPC) wie Public-private-Partnerships (PPP) oder Build-Operate-Transfer-Projekten (BOT). Diese Bauprojektformen werden gerade im Rahmen der BRI immer wichtiger. 

Seit 2021 spielen neue BRI-Verträge zum Bau von Kraftwerken mit Wasser, Wind und Sonne im Rahmen der BRI mit einem Zuwachs von 13,7 Prozent zwischen 2021 und 2022 eine immer größere Rolle. Im 1. Quartal 2024 fielen fast die Hälfte aller Energieprojekte der BRI in diesen Bereich. Die CHINCA übernimmt hier die Funktion einer Organisation zur Standardisierung nachhaltigen Bauens.

  1. Informationsaustausch: CHINCA erleichtert den Erfahrungsaustausch und die Kommunikation zwischen den chinesischen Unternehmen.
     
  2. Netzwerkbildung: Der Verband fördert die Bildung von Netzwerken unter den chinesischen Baufirmen. Dadurch können sie sich als Gruppe stärker positionieren und ihre Präsenz auf dem internationalen Markt stärken.
     
  3. Unterstützung bei Geschäftsanbahnung: CHINCA unterstützt chinesische Baufirmen bei der Identifizierung und Erschließung neuer Geschäftsmöglichkeiten im Ausland.
     
  4. Interessenvertretung: Der Verband setzt sich für die Interessen seiner Mitgliedsunternehmen bei Regierungen, internationalen Organisationen und anderen Akteuren ein.
     
  5. Weiterbildung: CHINCA engagiert sich dafür, die fachliche Expertise der chinesischen Baufirmen zu fördern, indem sie Schulungen, Workshops und andere Bildungsprogramme anbietet.

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